wie vergesse ich meine schuhe (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Saturday, 23.04.2005, 10:41 (vor 7097 Tagen) @ Andi35

Hallo Andi und Markus

Markus:
Ich erteile anderen nur solche Ratschläge, die von meiner eigenen Erfahrung abgedeckt sind. Ich bin von Anfang an bewußt ganz ohne Schuhe aus dem Hause gegangen, weil es mir mit dem Barfußlaufen ernst war; andernfalls hätte ich es "vergessen" können, ohne auch nur einen einzigen Schritt barfuß getan zu haben. ........

Ulrich:
Wer mit Schuhen das Haus verlässt und dann "vergisst" sie sich auszuziehen, kann es ja beim nächsten mal tun. Ich glaube aber nicht, dass einer der wirklich barfuß gehen will, so etwas vergisst. Er wird daran denken und sich dann vielleicht gegen das Barfußlaufen entscheiden, vielleicht weil es noch an Mut fehlt. Hinterher wird er sich vielleicht auch darüber ärgern. Das ist dann zwar schade, aber auch nicht schlimm, da es immer wieder Gelegenheiten gibt. Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass Schuhe in der Reserve einem Barfußanfänger eine zusätzliche Sicherheit geben können, die ihm den Mut zum Barfußlaufen vergrößert.

Andi:
Bei mir war es so, und das höre ich auch immer wieder von Anderen, dass sie sich nicht trauen, barfuß zu gehen und Schuhe lassen sie dann nicht so unsicher mit leeren Händen wirken und sie fürchten dann keine so negativen Reaktionen, da sie ja nicht "so verrückt sind" und gar keine Schuhe dabei haben, sondern sie auszogen, weil ihnen gerade mal danach war, was man ja ab und an mal so sieht, ganz ohne aber doch eher selten!

Ulrich:
Ich selbst habe allerdings noch nie meine Schuhe in der Hand getragen. Einesteils weil ich gerne meine Hände frei habe und andererseits, weil ich das auch irgendwie komisch fände. Wenn ich zufällig irgendwo jemanden barfuß laufen sehe, hat der oder diejenige nur selten Schuhe in der Hand. In der Regel sieht man keine Schuhe. Ich möchte außerdem stets den Eindruck erwecken, dass mir das Barfußlaufen nichts ausmacht und ich es gewöhnt bin. Mit Schuhen in der Hand verrät man meiner Ansicht nach, dass man normalerweise nicht barfuß geht, sondern nur im Moment, vielleicht weil die Schuhe drücken und man Blasen hat. Wer aber bewußt und gerne barfuß geht, der braucht keine Schuhe in der Hand zu tragen, der kann sie auch vernünftig verstauen z. B. im Rucksack, im Auto oder zu Hause.

Markus:
Wenn ich jemanden sehe, der seine Schuhe in der Hand trägt, dann ist das in meinen Augen kein Barfüßer, sondern eine Person mit Schuhen an nicht vorgesehener Stelle. Wenn jemand seine Schuhe in der Tasche trägt, so daß ich sie nicht sehen kann, dann bin ich zwar gutgläubig, aber darauf kommt es letztlich nicht an: Wer Schuhe bei sich hat, ist nicht wirklich barfuß und macht sich nur selber etwas vor; allein die objektiven Tatsachen zählen. Schuhe in der Tasche oder im Rucksack sind letztlich eine Art Selbstbetrug.

Ulrich:
Barfuß bedeutet nackte Füße haben! Ob man dabei die Schuhe in der Hand, in einer Tasche, im Auto, zu Hause oder sonst wo hat, ist völlig egal. Ich sehe auch keinen rechtn Unterschied, ob man nun seine Schuhe in einer Tasche trägt oder im Auto lässt. Wenn das Auto nicht all zu weit weg ist, ist die Zugriffsmöglichkeit auf die Schuhe ja auch gegeben. Ist man denn schon "echt" barfuß, wenn man nur zehn Meter von seinem Auto, in welchem man seine Schuhe gelassen hat, entfernt ist? Oder müssen es hundert Meter sein? Oder reicht erst ein Kilometer? Wo will man da die Grenze setzen? Die Konsequenz müsste sein, dass man auch im Auto keine Schuhe hat. Letzten Endes kann man aber auch, wenn es nicht weit ist, rasch nach Hause gehen und sich seine Schuhe holen. Auch diese zugriffsmöglichkeit ist oft gegeben, so dass man eigentlich nicht "echt" barfuß sein kann, sofern man überhaupt Schuhe besitzt. Nur wer gar keine Schuhe hat, wäre demnach "echt barfuß". Ich glaube man kann alles übertreiben.
Wer dagegen einen Verband um den Fuß hat oder ein Pflaster unter der Sohle trägt, ist nicht richtig barfuß, weil nicht die komplette Fußsohle den Boden berühren kann. Außerdem möchte ich nicht mit Pflaster oder Verband weiter barfuß gehen, da mir das schon sehr peinlich wäre. Ich möchte schließlich zeigen, dass mir das Barfußlaufen Spaß und Freude bereitet, und nicht Mitleid oder Verständnislosigkeit ernten. Warum sollte jemand mit einem Verband um den Fuß barfuß laufen, wie bei der schweizer 100-km-Wanderung? Das kann kein Genuß sein und schreckt daher eher ab.

Andi:
Er ist ja dennoch tatsächlich barfuß und allein die Lust daran und das Umsetzen in die Tat, wie auch immer, ist schon ein Schritt in diese Richtung! Genau darum solltest Du auch gerade Barfüßer, egal, ob mit oder ohne Schuhen, die sie in der Hand tragen, nicht kritisch sehen, denn sie sind Leute, die es uns gleich tun, es auch gerne tun, also jederzeit willkommen und gerne gesehen, zumindest bei mir!

Ulrich:
Bei mir auch. Dem schließe ich mich an.

Andi:
... ich meinte damit, dass er ... unbeobachtet den Mut aufbringen könnte, die Schuhe und eventuell Socken auszuziehen!
Es wäre dann vielleicht besser für ihn, da er vielleicht auch auf der Straße, wo Leute aus dem Fenster schauen könnten etc., Probleme damit hätte. Natürlich meinte ich, dass er danach die Schuhe mit nimmt, denn nur dann hat er sie ja auch als "Beruhigung" und "Mutstütze" immer dabei, bis er eben vielleicht mal sicherer wird oder ist!

Ulrich:
Genauso habe ich es in meiner Anfangszeit auch gemacht. Gerade wenn man den ganzen Tag über unterwegs ist, erscheint es dem Anfänger vielleicht auch morgens noch zu kühl zum Barfußlaufen. Im Laufe des Tages möchte man dann seine Schuhe ausziehen. Da man aber noch Hemmungen hat, möchte man dabei nicht beobachtet werden, sondern irgendwo verschwinden und dann gleich als scheinbar geübter Barfüßer ohne sichtbare Schuhe wieder auftauchen. Mir ging es jedenfalls so. Noch peinlicher wäre es mir allerdings beim Anziehen der Schuhe gesehen zu werden, da Außenstehende dann meinen könnten: "Siehste, ohne Schuhe gehts halt doch nicht!"

Andi:
Ich halte es auch für besser, wenn man einen heiteren und lebensfrohen Eindruck hinterlässt!
So können die Mitmenschen davon ausgehen, dass es ihm Spaß macht und er wird darum vermutlich mehr Sympathie ernten!

Markus:
Ein entschlossener Gesichtsausdruck signalisiert: Komm mir bloß nicht zu nahe! Auch diese Botschaft kommt an und wird wahrgenommen, ohne daß es Worte bedarf!

Andi:
Da gebe ich Dir im Grunde Recht, aber ich denke, eine freundliche Miene, wenn es sich nicht gerade um die oben genannten Typen handelt, ist immer besser und vermutlich deutet man dann seine Barfüßigkeit auch positiver!

Ulrich:
Wer mit entschlossenem, grimmigem Gesichtsausdruck durch die Gegend läuft, um auf diese Art Reaktionen zu verhindern, wirkt aber kaum als Sympathieträger und wirbt auch nicht für die Barfüßigkeit. Die Leute sollten sehen, das es einem Spaß und Freude bereitet. Wenn jemand grimmig und schlecht gelaunt wirkend barfuß geht, muss doch der Verdacht aufkommen, dass er wegen seiner Barfüßigkeit schlecht gelaunt ist und eigentlich gar nicht barfuß gehen will. Vielleicht vermutet man Schmerzen an den Füßen. Auf jeden Fall verlockt ein solcher Barfüßer wohl kaum zur Nachahmung.

Markus:

Mir selbst hat es bei meinen ersten größeren Spaziergängen durch die Stadt geholfen, mich mit erfahrenen Barfüßern zu verabreden und gemeinsam zu laufen (macht sowieso mehr Spaß als alleine). Später habe ich dann auch alleine getraut.

Ulrich:
Das ist natürlich auch eine Möglichkeit, die mir allerdings nicht zur Verfügung stand. Ich war fast immer allein unterwegs und da sind Schuhe in der Reserve eine schöne Absicherung.
Hinzu kommt noch, ob ich mich wirklich als Anfänger trauen würde mich mit irgendwelchen "Profi-Barfüßern" zu verabreden, die ich nicht kenne. Abgesehen von der Frage, ob man sich verstehen wird kommt noch die eigene Unsicherheit dazu, ob man überhaupt mithalten kann. Man verabredet sich vielleicht für irgendeinen Termin eine Woche später, man weiß nicht wie das Wetter wird, vielleicht wird es kühl und sieht nach Regen aus. Will da der Anfänger immernoch barfuß gehen? Wird er sich trauen? Er wird vielleicht vermuten, dass der Profi unerschrocken barfuß auftritt und das vom Anfänger auch erwartet. Es entstehen neue Hemmungen, die natürlich sofort verschwinden, sobald man gemeinsam unterwegs ist, aber bis dahin? Geht man alleine los, ist man sein eigener Herr, kann selbst entscheiden, ob man barfuß gehen will oder nicht und fühlt sich niemandem gegenüber zum Durchhalten verpflichtet.

Viele Grüße

Ulrich


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