Ruhe vor dem Sturm? (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 18.04.2005, 10:34 (vor 7102 Tagen)

Samstag, 16. 4. 2005: Eine typische Föhnwetterlage über der Schweiz. Und wie üblich befand sich die Stadt Zofingen im "neutralen" Wetterbereich. Man profitiert weder von der Sonne und den hohen Temperaturen in den Föhntälern, noch leidet man unter den Starkniederschlägen der Alpensüdseite. Mit anderen Worten: bewölkt und mäßig warm. Also kein Grund, sich allzu winterlich anzuziehen. Schuhe? Nein danke!

Gegen 9.30 Uhr radelte ich los, Richtung Süden. Ich erreichte das malerische Städtchen Willisau http://www.willisau.ch/. Ich wurde zwar von einigen Leuten angestarrt, als ich durch das eine Stadttor die Altstadt fuhr und aus dem anderen wieder raus, aber ich weiß nicht, ob das an meiner Barfüßigkeit alleine lag. An den kurzen Hosen dürfte es auch nicht liegen, immerhin waren etliche Radfahrer so unterwegs (aber ohne Ausnahme mit Schuhen und fast alle mit langärmeliger Oberbekleidung). Oder mein Fahrstil? Kaum war ich wieder außerhalb, da schien sich niemand mehr an meiner Aufmachung zu stören.

Ich verweilte eine Zeit am Ufer der E n z i w i g g e r, dann radelte ich weiter, zurück durchs historische Städtchen nach Großwangen, einem Dorf in dem zumindest bei Kindern das Barfußlaufen kein Fremdwort ist. Diesmal waren aber alle Kinder fett beschuht, einige lästerten sogar über mich. Über Dagmersellen, Zofingen und Olten radelte ich ans Ufer der Aare in der Gegend von Winznau. hier war es angenehm, barfuß zu laufen. Nach einiger Zeit radelte ich weiter, durch Aarau durch, dann weiter am Ufer der Suhre.

Viel hat sich hier verändert. Da eine Brücke über die Aare gebaut werden soll, mußte eine asphaltierte Zufahrstraße zur Brückenbaustelle durch das Naturschutzgebiet verlegt werden, schnurgerade und sehr glatter Asphalt. Ideal zum Barfußlaufen, aber auch zum Radfahren. Sollte ich hier nun fahren? Oder das Rad schieben und so den nagelneuen Asphalt unter den Füßen zu spüren. Ich entschied mich fürs Fahren. Auf einem Weg ohne Fahrzeugverkehr, auf dem das Radfahren nicht einmal verboten ist, ein Rad schieben? Da käme ich mir doch vor wie ein "Blödmann", fast wie wenn ich Sandalen in Kombination mit Socken, kurzer Hose, Pelzmütze und Krawatte getragen hätte.

Ich radelte die Aare entlang bis nach Aarau, ich wollte in die Altstadt und war auch schon drin, kurz vor dem Stadttor. Da bemerkte ich, wie 50 Meter vor mir ein Polizeifahrzeug aus einer Seitenstraße in "meine" Straße einbog. Kurz entschlossen bog ich nach links ab. Da ich mich in einer schmalen Einbahnstraße befand, konnte mir die Polizei nicht folgen. Nun befand ich mich inmitten der Altstadt, überall große Glotzaugen, ein Kind rief: "Der Mann ist ja blutt!" (was natürlich nicht stimmte). Wieder sah ich das Polizeifahrzeug, also durch eine Gasse, die für Autos zu schmal war (und für Radfahrer erlaubt). So gelang es mir, unbehelligt zur Aare zu fahren, dann weiter nach Schönenwerd zum Stauwehr. Da sah ich, wie auf einer anderen Straße wieder ein Polizeifahrzeug näher kam. Zufällig? Oder wegen mir? Das werde ich wohl nie erfahren. Ich jedenfalls tat das, was ich in solchen Situation immer getan hätte: nach links abbiegen und die Aare auf einem Steg zu überqueren, über den kein Auto paßt. Wieder einmal den Häschern entkommen, hä, hä, hä, hä, hä!

Nun bemühte ich mich, auf nicht direktem Weg zunächst nach Olten zu gelangen. Zwischen Olten und Aarburg überholte mich langsam ein Auto mit Zürcher Kennzeichen, der Beifahrer sah auf mich und meine nackten Füße. Dann raste das Auto davon, um auf die nächste Auffahrt abzubiegen. Als ich vorbeikam, sah ich, daß der Beifahrer sein Ohr am Handy hatte. Ob er mich bei der Polizei verpfeifen wollte? Soll er doch! Hinter Aarburg benutzte ich nämlich Quartierstraßen. Der Himmel vor mir wurde dunkel, Regen lag in der Luft. Aber ich kam noch trocken durch, auch begegnete ich keinem Polizeifahrzeug. Etwa 10 Minuten, nachdem ich zu Hause war, gab es ein Gewitter - und am nächsten Morgen lag eine dünne Schneedecke in der Landschaft.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

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