Wanderung in Rudow (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Wednesday, 06.04.2005, 22:50 (vor 7114 Tagen)

Hallo

Heute war ich mal wieder wandern. Ich bemühte mich in der Umgebung des Flughafens Schönefeld noch Spuren der 1952 in diesem Bereich stillgelegten Neukölln-Mittenwalder-Eisenbahn zu finden. Zunächst suchte ich bei Selchow das Gelände des ehemaligen Bahnhofs auf, wo noch ein kurzes Stück der alten Trasse begehbar ist. Ich folgte dieser Trasse, wanderte dann noch über verschiedene Beton- und Feldwege, bis ich wieder bei meinem Auto ankam. Weiter nördlich ist die alte Bahntrasse unter dem Flughafengelände verschwunden.
Ich fuhr dann zum Dörferblick an der äußersten Südwestecke von Berlin-Rudow. Dabei handelt es sich um einen 86 Meter hohen künstlichen Berg, der vermutlich als Trümmerberg oder Müllkippe entstand. Ich ließ mein Auto auf dem Wanderparkplatz stehen und bestieg ihn von der flachen Ostseite her. Die Aussicht von oben ist ganz nett, der Boden besteht aber im wesentlichen aus Splitt und Glasscherben. :-( Trotz des Vorhandenseins verschiedener Leute gab es aber noch keine Reaktionen auf meine Barfüssigkeit. Ich stieg dann nach Norden hin ab, um dem Weg, der einst an der Mauer entlang führte zu folgen, landete aber in einer Sackgasse, da dieser Weg nun durch einen Zaun versperrt ist. Ich musste daher nach Süden ausweichen, und erreichte bald den Feldweg, der Schönefeld mit Groß Ziethen verbindet. Vorbei an vielen Pferden und Schafen, die sich offenbar gut vertragen, erreichte ich das Rudower Fließ, dem ich dann bis Rudow folgte.
Obwohl ich bereits von zahlreichen Spaziergängern und Radfahrern gesehen wurde, gab es erst jetzt eine Reaktion. Unterhalb der Rodelbahn am Geflügelsteig begegnete ich einer älteren Frau mit Hund, die mich plötzlich ansprach: "Das soll ja sehr gesund sein!" Ich sagte daraufhin: "Das ist es auch.", und sie ging weiter. Plötzlich rief sie mir noch hinterher: "Ist das nicht zu kalt? Wir hatten in der Nacht Bodenfrost!" An den Bodenfrost glaube ich zwar nicht so recht, aber darüber wollte ich mich nicht streiten. Ich erklärte ihr daraufhin, dass es mir egal sei, wie kalt es in der Nacht war, entscheidend ist die augenblickliche Temperatur und die war gut genug. Die Sonne hatte den Boden dort angenehm warm werden lassen. Sie äußerte dann noch die Befürchtung, dass der Boden in der Tiefe noch gefroren sein könnte. Bei der Wärme in der letzten Zeit eine recht abwegige Vermutung. Ich sagte ihr noch, dass es nur auf die Oberflächentemperatur ankäme, dann beendeten wir aber das sehr freundliche Gespräch, da ihr Hund mich nicht mehr zu mögen schien.
Zwischen der Stadtgrenze und der Groß-Ziethener Chaussee verläuft das Rudower Fließ übrigens durch ein sehr hübschen Park, wo teilweise der Weg auf Holzbrücken durch Sumpfgebiete führt. Diese Brücken waren sehr angenehm zu begehen, eine war sogar vorher nass gesprengt worden, warum auch immer. Das war ein Genuss.
Von der Groß-Ziethener Chaussee an folgte ich dann wieder der Trasse der Neukölln-Mittenwalder-Eisenbahn. Stellenweise sind dort noch Schwellen vorhanden und Reste von Andreaskreuzen. Am ehemaligen Bahnübergang Bildhauerweg liegt noch das Gleis im Asphalt und vom Zwickauer Damm ab ist das Gleis noch komplett vorhanden. An der Wutzkyallee befindet sich dann der Güterbahn Rudow-Nord, wo noch gelegentlich Güterzüge hinkommen.
Auf dem Rückweg kam mir eine Frau auf der alten Bahntrasse entgegen, die zunächst sehr verwundert schaute, dann lächelte ich sie an, sie lächelte zurück und sagte kurz: "Ist gesund!" Ein kurzes "Ja" meinerseits beendete dieses Gespräch.
Zwischen der Groß-Ziethener Chaussee und der Waßmannsdorfer Chaussee lag einst der Bahnhof Rudow. Dort ist das Bahngelände zur Gewerbeflächen geworden, aber einige Bauten des alten Bahnhofs scheinen noch zu existieren. Auf dem Weg entlang der Trasse überholten mich dann kurz vor der Stadtgrenze drei Jugendliche auf Fahrrädern. Einer fragte mich: "Ist das angenehm hier barfuß zu laufen?" Leider erwischte er mich dabei an einer der unangenehmsten Stellen meiner heutigen Wanderung. Ich antwortete daher: "Ja, mit ein bisschen Übung durchaus." Ein anderer meinte dann noch: "Boa, tut das nicht weh?" Ich sagte: "Nein, mit etwas Übung geht das." Das Gespräch war dann beendet, und ich bedauerte, dass ich zu oft die nötige Übung erwähnte. Das hat vermutlich nicht sonderlich zur Nachahmung motiviert. Das Dumme war nur, dass es an dieser Stelle eben doch recht unangenehm war.
Von der Stadtgrenze aus ging es dann auf dem ehemaligen Mauerstreifen auf sehr glattem Beton zurück zum Dörferblick und zu meinem Auto. Etwa 15 Kilometer, die ich barfuß erwanderte lagen hinter mir.

Viele Grüße

Ulrich


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion