Mein Barfuß-Paris-Bericht (Hobby? Barfuß! 2)

Nicole ⌂ @, Wednesday, 06.04.2005, 12:05 (vor 7115 Tagen)

So, hier kommt nun mein Paris-Bericht:

Durch die Hobby-Barfuß-Reisetipps wusste ich ja schon, dass Paris eine barfußfreundliche Stadt ist und ich kann das voll bestätigen. Es war großartig!

Wir kamen Samstag spätabends mit unserem Australier in Paris an. Unser Hotel war ein "Formule 1" in St. Denis, einem Vorort nördlich der Péripherique. (Eine Stunde vor unserer Ankunft war der Papst gestorben.)

Am Sonntag fuhren wir auf Wunsch unseres Freundes Jason erst mal raus zum alten Flughafen Le Bourget. Dort ist heute ein riesiges Luft- und Raumfahrtmuseum. (Wer dazu mehr Informationen möchte, kann mich anmailen unter barfi1@gmx.de.)

Als wir uns auf den Weg machten und Jason meine nackten Füße sah (er kennt das ja schon von unserem Trier-Ausflug), sagte er "Hello, Shoeless One!" Damit hatte ich meinen Spitznamen "Shoeless" weg und kann mich damit zu dem Baseballspieler Joe Jackson gesellen, der den gleichen Spitznamen hatte J

Wir fuhren mit dem Bus raus. Er war voll mit Afrikanern im feinsten Sonntagsstaat, die auf dem Weg zur Kirche waren. Interessant, mal selbst derjenige zu sein, der die Minderheit darstellt - wir drei waren bis auf den Fahrer die einzigen hellhäutigen Leute im Bus. Einige bemerkten meine nackten Füße. Die Männer guckten wieder weg, aber die Frauen lächelten mir verständnisvoll zu, ein bisschen verschwörerisch, als wollten sie sagen "Ja, ich weiß, wie gut das tut".

Es war schon angenehm warm und toll sonnig, die Straßen ganz sauber, so dass ich auf dem Weg ins Museum keine Probleme hatte. Das Museum selbst war dann ganz große Klasse. Überall glatte, saubere Böden. Das Airfield, auf dem auch zwei Arianes stehen, ist eh eine glatte Betonpiste. Die Halle mit den zwei Concordes ist asphaltiert, und da dort nur gegangen und nicht gefahren wird, ist der Asphalt glatt wie ein Kinderpopo ;-) Concorde und Jumbo kenne ich zwar schon vom Technikmuseum Sinsheim/Speyer, aber es war interessant, mal barfuß drin gewesen zu sein.

(Übrigens: mein Rechtschreibprogramm meckert über "barfuß" und will mir "barfuss" andrehen. Ich dachte, das "ss" macht man nur bei kurzen Vokalen, also "Kuss" oder "Fass"? Kann mir da jemand helfen? Diese neue Rechtschreibung ist mir suspekt J)

Was ich beim Herumlaufen sehr schnell merkte, war, dass ich mich sehr zentriert fühlte. Wir geben über die Fuß-Chakren ja Stress an die Erde ab und nehmen Kraft auf. Durch die Schuhe versperren wir uns mit der Erde eine sehr wertvolle Kraftquelle. Aber ich will euch nicht mit Esoterik nerven *lach*

Nach drei Stunden Luftfahrt machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Ich bin nie dazu gekommen, Montmartre und Sacre Coeur zu sehen, also machten wir das zuerst. Wir liefen auf's Geratewohl durch die Stadt, ließen uns durch das orientalische Viertel treiben und orientierten uns grob am Stadtplan. Ich fand es nach meinen Erlebnissen in Deutschland als sehr wohltuend, dass kaum jemand Notiz von meinen nackten Füßen nahm. Am ehesten fiel es noch Kindern auf.

Im unmittelbaren Umfeld der Kirche Sacre Coeur liegt viel Glas herum, darunter auch diese kleinen, gemeinen, sehr spitzen Splitter. Offenbar wird dort doch ziemlich viel Alkohol verputzt. Für diesen Fall hatte ich ein paar Flip-Flops in der Tasche. Wir gingen über die Terrassen wieder runter (ich fühlte mich wie in dem "Amélie"-Film), ab dort konnte ich wieder barfuß gehen. Es gab einige erstaunte Blicke von Touristen, sonst nichts.

Jason wollte gern Notre Dame sehen, aber als wir dort ankamen, war großes Tohuwabohu: es sollte eine Sonder-Messe für den Papst geben. Vor der Kirche drängte sich eine riesige Menschenmenge, Radio- und Fernsehteams bauten ihre Anlagen auf, die Polizei begann schon, den Vorhof abzusperren. Es war bereits 17 Uhr, ich war seit neun Uhr morgens barfuß und die Wege mit den winzigen spitzen Kieselsteinchen vor der Kirche begannen mir zuzusetzen. Für diesen Bereich zog ich wieder meine Flips an.

Wir fuhren zum Eiffelturm, den ich übrigens auch vorher nie bestiegen habe, immer nur angeguckt. Daher kam mir Jasons Wunsch sehr recht. Da mein Lebensgefährte Fotograf ist, liefen wir nicht direkt von der Metrostation zum Tower, sondern ein einem großen Bogen außen herum bis zum Eingang der Tuilerien, damit Norbert entsprechende Fotomotive bekam.

Auf dem Weg kamen wir an einem libanesischen Imbiss vorbei, der kleine, köstlich gefüllte Pastetchen zum Mitnehmen hatte. (Ich liebe libanesisches Essen!!!!) Der Verkäufer sah verblüfft auf meine nackten Füße und fragte, ob ich das aus einem bestimmten Grund mache. Ich erklärte ihm, dass es gesund sei, die Wirbelsäule entspanne und mir einfach Spaß mache. Er fand es faszinierend und verabschiedete mich sehr höflich und herzlich.

In den Tuilerien hatte ich das gleiche Problem wie vor Notre Dame: ein Kieselweg mit sehr kleinen, spitzen Steinchen. Inzwischen spürte ich meine Fußsohlen schon ganz schön und zog bis zum Eiffelturm hinüber die Flips an.

Dann kam das aller-allerbeste Erlebnis: barfuß auf den Eiffelturm! Wir wählten die Treppe, erstens wegen des Preises und, wie Jason sagte, "the lift is for wussies". Ich hatte befürchtet, die Treppenstufen könnten aus Gittern bestehen, aber es sind geschlossene Metallstufen mit einer Reliefprägung, damit sie nicht rutschig werden. Zu Fuß kann man nur bis zur zweiten Plattform, aber das ist hoch genug und die Aussicht auf Paris war bombastisch, vor allem, als langsam die Dämmerung kam und die Stadt zu leuchten begann. Es war sehr romantisch ;-)

Der Boden ist zwar glatt auf den Plattformen, aber die Oberfläche ist etwas rau gehalten, damit es bei Regen nicht rutschig wird. Meine Fußsohlen waren zu diesem Zeitpunkt schon sehr empfindlich, sie brannten und prickelten bei jedem Schritt. Aber das musste ich jetzt durchziehen, es war einfach zu schön!

Interessanterweise nahm überhaupt niemand Notiz von meinen Füßen, auch nicht die Leute, die uns beim Herabsteigen entgegenkamen. Das empfand ich als eine Wohltat, ich wünschte, das wäre hier auch so.

Im Hotel wusch ich mir die rabenschwarzen Füße gründlich und cremte sie mit Melkfett ein. Sie brannten aber immer noch und waren sehr heiß - ich wünschte mir, ich hätte vorher eine von diesen kühlenden Fußcremes gekauft.

Am Montagmorgen war das Wetter total umgeschlagen: kalt und ein scharfer Wind, der einem den Regen ins Gesicht peitschte. Der Boden war mir schlicht zu kalt, ich hatte innerhalb weniger Minuten Eisfüße. Also zog ich mir die Turnschuhe an, aber die Fußsohlen wurden schnell heiß. Als wir in Notre Dame ankamen, wo jetzt Ruhe herrschte, zog ich sie wieder aus.

Der Boden in der Kirche war herrlich kühl und tat meinen geplagten Fußsohlen sehr gut J Als Frau und Naturreligiöse habe ich mit dem Christentum zwar meine Probleme, aber die Kirche war schon ein Erlebnis, vor allem die prächtigen Glasfenster, von denen konnte ich mich kaum trennen.

Den Rest des Tages verbrachte ich aber doch in Schuhen, weil ich merkte, dass der vorige Tag erst mal genug für meine Füße war. Außerdem habe ich ja leider das frauentypische Problem, dass ich schnell kalte Füße habe, und der Montag war wettermäßig einfach nicht das Wahre.

Zusammenfassend kann ich sagen: Paris ist eine absolut barfußfreundliche Stadt, die Straßen sind sauber und ganz problemlos. Nur einmal habe ich mich etwas geekelt, als ich versehentlich in Spucke getreten bin. (Ich verstehe diese Angewohnheit nicht, dass man immer auf die Straße rotzen muss, was soll das?)

Ich wollte keine Fremdenergie mit mir rumtragen (Blut und Spucke sind mit das stärkste an magischer Energie, was man unterwegs von sich hinterlassen kann). Deshalb habe ich zugesehen, dass ich den Fuß schnell auf Gras gründlich abgewischte. Davon abgesehen, hatte ich auch Glück und erwischte keinen Hundehaufen - obwohl Hundekacke von einer glatten Fußsohle ja schneller abgeht als von einer gerillten Schuhsohle, aber trotzdem... *grins*

Wer noch was wissen will, einfach mailen! Ansonsten: einen schönen Tag für alle und füßige Grüße!

Nicole

[image] Mein Barfuß-Blog


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