Und schon ist es Sommer... (Hobby? Barfuß! 2)

Ralf (RHU), Stammposter, Sunday, 03.04.2005, 18:32 (vor 7117 Tagen)

Hallo Barfüßer.

Am Samstag war es dann so weit. Einfach nur super Barfußwetter und da hielt mich nichts mehr von der ersten diesjährigen Barfußwanderung ab.
Ich habe den kleinen Rucksack aus dem dunkel des Schranks gezerrt, ein paar Utensilien hineingesteckt und los ging es.

Im Wald lief ich wieder erst einmal durch die Senke, welche selbst im Sommer immer etwas feuchte ist. Durch den vielen Regen war diese aber extrem matschig und die Füße hatten nach kurzer Zeit wieder ihr Offroad-Aussehen. :-)
So ging es dann nach einiger Zeit kurz über eine Straße und in das große Waldstück.
Auf dem Laub, welches von der Sonne beschienen wurde, war es richtig kuschelig warm. Aber an eigen Stellen quoll Wasser bei jedem Schritt aus dem vollgesaugten Waldboden, oder der Boden war merklich feucht. Wo aber sie Sonne bereis den Boden erwärmen konnte, war dieser auch ohne Laub einfach schön warm. Der zuvor an den Füßen klebende Matsch trocknete bereits wieder und fiel allmählich von ihnen ab.
Man könnte fast denken, es währe bereits Sommer. Da die Bäume aber noch nicht ihr grünes Blätterdach hatten und noch immer kahl wahren, kann es noch nicht Sommer sein. Aber das wird schon mit den Blättern, denn die Temperaturen passen ja bereits für Sommer...

Nach einiger Zeit kam ich wieder an den grob geschotterten Weg. Wie ich schon vermutete hatte, hatten die Regenfälle die Schottersteine wieder einmal freigelegt. Ob ich je über diesen Steinbruch barfuß laufen kann bin ich mir nicht sicher. Ich stecke ja schon so einiges ein, aber das ist wirklich eine Nummer zu groß für mich.
So, jetzt kommt die "Schotterüberbrückungsvorrichtung" zum Einsatz. Zwei alte Sandalen die nur zu diesem Zweck im dunkeln Verlies des Rucksacks sein Leben fristen um dann, wenn sie einmal Tageslicht sehen, der Zerstörungswut des Schotters ausgesetzt werden. :-)))
Es gibt da auch einen parallelverlaufenden Trampelpfad, welcher aber völlig zugewuchert ist. Ich werde da mal bei Gelegenheit schauen, ob man den Weg nicht doch wieder begehbar machen kann.

Nach dem ich diese kurze aber nervige Strecke hinter mir hatte und die Schuhe wieder in ihr dunkles Verlies gesperrt waren, ging es auf einen schöneren Weg weiter.
Ein verschlungener ziemlich ausgetretener Weg, welcher nur maximal 1 Meter breit ist. Ich sage immer zu so einem Weg Hexenweg. Ich weiß nicht wie ich auf den Namen komme, aber irgendwie finde ich den Namen für einen so schmalen, ausgetretenen und überhaupt nicht geraden Weg einfach passend.
Auf ihn traf ich wieder die zwei Jogger. Man begegnet sich öfters hier und grüßt sich mit einem "Hallo". Am Ende des Verschlungenen Wegs sind von den dort stehenden Tannen viele alte Tannennadeln auf dem Weg. Diese sind immer schön weich und trocken zu belaufen.

Dann ging es am Waldrand einer Lichtung entlag. Der Boden ist hier immer schön warm. Ein Abschnitt des Weges ist sehr staubig durch den lehmig und sandigen Boden, welcher an einigen Stellen bei trockenem Wetter die Konsistenz von Mehl hat. Man sieht dann auch richtig gut meine Tapsen auf dem Weg. :-)
In der Lichtung hört man den schallenden Ruf der Greifvögel über der Lichtung, die Vögel im Wald und wen man Glück hat sieht man auch einige Rehe am gegenüberliegenden Waldrand der Lichtung. So auf dem warmen, teils staubigen Boden barfuß dahinschlendernd und den Geräuschen lauschend, kann man den Alltag einmal vergessen und trüben Gedanken ziehen lassen. Es ist auch ein sehr starkes Gefühl von Freiheit, was ich nicht mehr missen möchte.
Auf dem letzten Stück zu meinem Ziel ist der Weg mit grobem Sand bedeckt, welcher fantastisch die Füße massiert.
Auf dem Weg kommt mir dann eine Frau mit Hund entgegen. Sie sah mich schon von weitem den Weg entlag schlendern. Als wir dann aneinander vorbeikamen, grüßte ich sie. Sie grüßte zurück und meinte freundlich mit einem kurzen Blick auf meine Füße: "Schon barfuß?". Ich erwiderte überzeugt: "Ja, sicher!".
Am Ziel, ein kleiner Teich, angekommen, machte ich einige Zeit Rast und beobachtete die Enten auf dem Teich.

Auf dem Rückweg traf ich dann noch den Reiter, welchen ich auch im letzten Sommer hier öfters gesehen habe. Er lächelte, nickte und grüßte mich von seinem Ross.
Kurz bevor ich am Ende wieder aus dem Wald kam, sah ich von weitern die neue Nachbarin, welche mich noch nicht im Wald barfuß gesehen hat. Ich lief also meinen Weg entlag und sie bog einige Meter vor mir auf den selben Weg ein.
Hat sie mich gesehen? Nein, noch nicht. Aber jetzt!
Sie guckt sich nach mir um. Erst einmal, dann zwei, drei, vier und fünfmal. Ich dachte mir, wenn die mit dem Umsehen so weiter macht, bekommt sie noch ein HWS-Syndrom und ich bin auch noch daran schuld, dass sie sich den Hals verrenkt hat. Wenn ich sie von weitem gegrüßt hätte, hätte sie vermutlich so ruckartig und weit herumgesehen und knack, zack währ der Kopf abgewesen. Ein Mensch ist halt keine Eule! ;-)
Daher tat ich es lieber nicht. Sie lief dann noch ein Stück vor mir auf dem Weg, guckte noch zwei mal zurück und dann trennten sich unsere Wege.
Ich glaube, sie wird aber die Begegnung mit einem Barfüßer im Wald überleben. ;-)

Nach einigen Stunden wieder zu Hause angekommen, hatte ich ein wenig Muskelkater in den Waden, welche scheinbar über den Winter etwas eingerostet sind. Die Wege sind halt ein wenig hügelig und nicht flach wie eine Scheibe. Da muss man sich halt etwas mehr anstrengen als auf flachem Gelände. Aber es hat wiedereinmal riesigen Spaß gemacht.
Also, bei mir ist die Welt noch in Ordnung und es werden sicherlich noch weitere Barfußwanderungen und andere Barfußaktivitäten folgen...

Ich wünsche uns allen noch so ein paar schöne Tage und einen schönen langen Sommer.
Ralf (RHU)

Und schon ist es Sommer...

Marina ⌂, Sunday, 03.04.2005, 19:39 (vor 7117 Tagen) @ Ralf (RHU)

Durch den vielen Regen war diese aber extrem matschig und die Füße hatten nach kurzer Zeit wieder ihr Offroad-Aussehen. :-)

Ich stelle es mir ein schönes gefühl vor, wenn die nackte Haut der Füße von Schlamm massiert wird und dieser zwischen die zehen drängt.

Aber an eigen Stellen quoll Wasser bei jedem Schritt aus dem vollgesaugten Waldboden, oder der Boden war merklich feucht.

Bei meinem ersten barfüßigen Stadtbummel lief ich über Grünflächen, welche morgens noch feucht waren. Es macht Spaß, das Wasser unter den nackten Fußsohlen zu spüren.

So, jetzt kommt die "Schotterüberbrückungsvorrichtung" zum Einsatz. Zwei alte Sandalen die nur zu diesem Zweck im dunkeln Verlies des Rucksacks sein Leben fristen um dann, wenn sie einmal Tageslicht sehen, der Zerstörungswut des Schotters ausgesetzt werden. :-)))

so was hab ich natürlich nicht, da ich keine schuhe mitnehmen will (ich will dann schon "richtig" barfuß sein) und da es nervig ist, dauernd gepäck mitzuschleppen. damit kann ich dann allerdings nur noch sehr eingeschränkt schotter überbrücken, wobei in stadtgebieten nicht so viel schotter ist.

Ein verschlungener ziemlich ausgetretener Weg, welcher nur maximal 1 Meter breit ist. Ich sage immer zu so einem Weg Hexenweg. [*]aber irgendwie finde ich den Namen für einen so schmalen, ausgetretenen und überhaupt nicht geraden Weg einfach passend.

[*]Ich weiß nicht wie ich auf den Namen komme,

vielleicht weil hexen mittendrin im wald wohnen?!

Nach einigen Stunden wieder zu Hause angekommen, hatte ich ein wenig Muskelkater in den Waden,

ich hatte nach meinem ersten stadtausflug auch einen, allerdings direkt in den füßen.

Die Wege sind halt ein wenig hügelig und nicht flach wie eine Scheibe. Da muss man sich halt etwas mehr anstrengen als auf flachem Gelände.

nun, auch bei flachen strecken kriegt man offensichtlich muskelkater, denn stadtgebiete sind bekanntlich flach *lach*

Ich wünsche uns allen noch so ein paar schöne Tage und einen schönen langen Sommer.

danke dafür und danke für deinen ausführlichen bericht.

[image] Ich besitze nun auch ein (We)blog.

Und schon ist es Sommer...

Ralf (RHU), Stammposter, Monday, 04.04.2005, 19:37 (vor 7116 Tagen) @ Marina

Hallo Marina.

so was hab ich natürlich nicht, da ich keine schuhe mitnehmen will (ich will dann schon "richtig" barfuß sein) und da es nervig ist, dauernd gepäck mitzuschleppen. damit kann ich dann allerdings nur noch sehr eingeschränkt schotter überbrücken, wobei in stadtgebieten nicht so viel schotter ist.

Da muss ich dir völlig Recht geben, aber ich lebe nicht in der Stadt. Der Wald ist bei mir in Sichtweite und ich habe festgestellt, dass es mir dort auch am meisten Spaß macht. Vielleicht, weil man dort für alle Sinne etwas geboten bekommt und wunderbar entspannen kann.

Leider sind aber manche schönen Wege im Wald nur über Schotterpisten zu erreichen. Mit Schotter meine ich die Sorte, welche man normalerweise für Bahngleise verwendet.
Wenn man auf so einen Weg trifft, rechts und links wegen zum Beispiel Brombeerhecken kein durchkommen ist, dann ist dies halt ein Kompromiss, denn ich zähneknirschend hinnehme.
Wenn der Boden aber feucht ist und viele Baume ihre Blätter und Äste fallen lassen, verschwindet dieser hässliche Schotter soweit, dass man auch barfuß darüber laufen kann. :-)
Wenn der Weg aber ein Gefälle hat und der nächste Regen kommt, wird der Schotter wieder freigespült... :-(

Ich habe aber am Sonntag einen etwas großzügigen Umweg um den Schotterweg gefunden. Es hat sogar jemand die Brombeerhecken entfernt, leider aber die Heckenschnipsel auf dem Weg liegengelassen.
Ich hoffe, mich hat keiner beim Freiräumen des Wegs gesehen.
Zuvor hatte ich im Wald noch eine alte Glasflasche gefunden, welche ich wegen der Waldbrandgefahr mitnahm. So, in der einen Hand die Flache, in er anderen ein Stock zum frei Kratzen und barfuß in etwas gebückter Haltung, habe ich den Weg erst einmal freigelegt. Das muss echt komisch ausgesehen haben. :-)))
Wenn jetzt noch viele Reiter den Weg nutzen ist alles in bester Ordnung. Und dann kann ich auch immer nahtlos zum Teich barfuß laufen. *jubel*

ich hatte nach meinem ersten stadtausflug auch einen, allerdings direkt in den füßen.

Das kommt mir sehr bekannt vor.
Am Anfang hatte ich auch dieses Muskelkater-Problem in den Füßen. Mit der Zeit wird das schon besser.

danke dafür und danke für deinen ausführlichen bericht.

Danke für die Blumen. :-)

Schöne Grüße aus SüdHessen.
Ralf (RHU)

Und schon ist es Sommer...

Marina ⌂, Tuesday, 05.04.2005, 14:34 (vor 7115 Tagen) @ Ralf (RHU)

Zuvor hatte ich im Wald noch eine alte Glasflasche gefunden, welche ich wegen der Waldbrandgefahr mitnahm.

eine gLasflasche wegen der waldbrandgefahrt?! verstehe ich nicht ganz.

[image] meine Berichte in gebloggter Form

Und schon ist es Sommer...

Ralf (RHU), Stammposter, Tuesday, 05.04.2005, 19:55 (vor 7115 Tagen) @ Marina

Hallo Marina.

eine gLasflasche wegen der waldbrandgefahrt?! verstehe ich nicht ganz.

Zugegeben, nur allein das Vorhandensein einer Glasfalsche kann noch keinen Brand auslösen.
Da müssen schon noch einige dumme Zufälle auf einander treffen.
Generell können beim zersplittern einer Glasfalsche definitiv Glasstücke entstehen, welche die Sonnenstrahlen genug bündeln können. Dann muss nur noch der Winkel zur Sonne und der Abstand zu einigen trockene Blätter stimmen...
An der Stelle, an der ich sie fand, stand ich knöcheltief in alten Blättern. Das ist schön kuschelig warm und weich. :-)
Ob eine nicht zersplitterte Glasflache die Sonne genug bündeln kann, bin ich mir nicht sicher. Ausschließen möchte ich es aber auch nicht.
Und selbst wenn die heile Flache nicht genug die Sonne bündeln kann, es läst sich eine unversehrte Flasche einfacher aus dem Wald entsorgen. Wenn sie erst zerbrochen ist wird es nur noch komplizierter. Und selbst wenn man über alte Glasscherben barfuß laufen kann, möchte ich es nicht permanent drauf anlegen. Glas gehört halt nicht in den Wald.
Wenn der Wald erst abgebrannt ist, hilft auch nicht mehr die Fasche oder die Splitter zu entfernen. Außerdem währe ich auch sehr traurig, wenn ich nicht mehr in dem schönen Wald barfuß laufen kann.

Glasscherbenfreie Barfußzeit wünscht
Ralf (RHU)

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