Ostermontag im Wald (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Wednesday, 30.03.2005, 09:32 (vor 7122 Tagen)

Ostermontag 2005: Nach einem verregneten Sonntag (und einer verregneten Nacht) sollte dieser Tag auch nicht allzu beständig werden. Mit Schauern mußte gerechnet werden. Was liegt da näher, als barfuß durch nicht allzu weit von Zofingen entfernte Wälder zu wandern. Eine Anreise ohne Hilfe von Fahrzeugen wollte ich mir aber auch nicht antun, denn als Fußgänger, egal ob barfuß oder fett beschuht, lang oder kurz behost, mit oder ohne Mütze ist man mehr den üblen Machenschaften f e i g e r Spießer hinter den Gardinen und einiger weniger Polizisten ausgeliefert, soweit sie es partout auf einen abgesehen haben. Also rauf aufs Rad, da bin ich schneller aus der "Schußlinie". Mein Ziel war ein Waldstück zwischen Vordemwald (die Gemeinde heißt wirklich so) und St. Urban. Für Schuhe, Jacke und lange Hosen war bei Morgentemperaturen von 12°C kein Platz.

An einem Baum stellte ich mein Rad ab und ging los. Der Boden kam mir anfangs kalt vor, fast zu kalt. Ich spürte jeden Ast. Etwa 100 Meter vor mir kreuzte ein Wesen meinen Weg, blieb kurz stehen und hoppelte fröhlich weiter. Das war sicher der Osterhase, der sicher freute, daß er nun endlich nach einem arbeitsreichen Sonntag Feierabend hatte und nun das schöne Wetter genießen durfte, ohne schweren Korb, und selbstverständlich barfuß.

Allmählich kam ich besser voran, oder lag es an den Wegen. Erst folgte ein matschiger Weg am Waldrand, dann einer über mal trockenes, mal nasses Laub, dann ein Matschweg bergauf, wo die Baumfäller gewütet haben. Oben überall Schlammlöcher. hier brachte es Spaß da durchzustapfen, wobei ich aber einschränkend sagen muß, daß es manchmal nicht ganz ungefährlich ist. Manchmal verbirgt sich doch ein zugespitztes Stück Holz, ein Brett mit Nagel, eine kaputte Glasflasche oder auch nur ein scharfkantiger Stein im Matsch. Ich hatte aber Glück: Als einzige negative Überraschung trat ich auf eine im Matsch liegende Brombeerranke. Da der Schlamm aber kühl war, merkte ich die Schmerzen nicht so stark.

An diesem Ort lag auch ein vom Sturm umgewehter Baum, die Wurzel samt Erde befand sich noch am Stamm. Ich war neugierig, ob es möglich war, sich mit Fingern und Zehen in den Boden festzukrallen und so den Wurzelteller zu erklimmen. Es klappte nicht. Was ich auch anstellte, die Erde rieselte nach unten und im freigelegten feinen Wurzelwerk fanden meine Zehen auch keinen Halt. Wenn ich vor Jahren jemanden so beobachtet hätte, dann hätte ich mich gewundert, wieso der sich nicht die Zehen bricht. Aber es ging tatsächlich ohne Schmerzen vonstatten. Der menschliche Fuß scheint tatsächlich deutlich belastbarer zu sein als sich der dauerbeschuhte Laie vorzustellen kann. Schließlich gelang es mir doch, den Wurzelteller zu erklimmen, allerdings seitlich über Äste. Und was fand ich oben? Froschlaich! Vermutlich wurde er von Vögeln dorthin verschleppt. Oder war der Baum erst vor kurzer Zeit umgestürzt und hat den Laich in einem Tümpel neben dem Baum gleich mit in die Höhe gerissen? Ob der Laich bereits abgestorben war, konnte ich nicht erkennen, also beförderte ich ihn in eine tiefe Pfütze. Lieber toten Laich an einen sichereren Ort bringen als noch lebenden dem sicheren Tod in der Sonne aussetzen. Bevor ich den Platz verließ, stapfte ich noch genüßlich durch alle Pfützen. Wenn hier eine versteckte Kamera gewesen wäre und man die Aufnahmen meinem "Erzfeind" von der Kantonspolizei zugespielt hätte, der hätte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Todesstrafe in der Schweiz wieder einzuführen.

Wieder folgte der Laubweg, dann der Wiesenweg. Ich benutzte auch einen sehr matschigen Waldweg, teilweise versank ich bis zu 20 cm im Schlamm. Sauberes Wasser war nirgendwo in der Nähe, so daß ich mit "Schlammstiefeln" weitermarschieren mußte. Das hatte den Vorteil, daß allfällige Barfußgegner meine Barfüßigkeit nicht auf Anhieb erkannten. Da ich andererseits nicht allzu streng mit Definitionen bin, fühlte ich mich durch diese "Schlammschuhe" weder "unbarfuß", noch "unecht" barfuß. (Dann wäre ein Mensch mit schwarzen Fußsohlen auch nicht richtig barfuß) . Teilweise erstarrte der Schlamm zu einer Merki-Kruste, was mich auch nicht störte.

Es folgten noch einige schöne Passagen. Ich kam auch auf Wege, die ich nicht kannte, so daß ich am Ende mein Fahrrad nicht so einfach finden konnte (wäre ja nicht das erste Mal). Schließlich fand ich es doch und radelte los, immer noch mit Schlamm an den Füßen, die Sohlen waren jedoch durch lange Graspassagen wieder "weiß" geworden. Eine Straßenbahn hätte ich mit derart vermohrten Füßen (oder Schuhen) nicht betreten, aber es war ja ein Fahrrad, MEIN Fahrrad. Trotzdem radelte ich als erstes zur Aare, um dort den gröbsten "Mohr" abzuwaschen, das Wasser kam mir gar nicht mal kalt vor.

Auf Umwegen radelte ich zurück nach Zofingen. In Aarburg tuschelten Kinder, die ich am Samstag schon gesehen hatte, miteinander: "Habt ihr gesehen? Der Mann ist immer noch barfuß." Das stimmte übrigens nicht. Ich war nicht "schon wieder" barfuß, sondern "immer noch". Schließlich befanden sich zwischen beiden Tagen keine Arbeitstage, also lag doch kein Grund vor, zwischenzeitlich Schuhe anzuziehen, nicht mal im Bett. In einem Garten, bereits auf Zofinger Stadtgebiet, spielten Kinder barfuß (jedoch in ansonsten sehr bedeckter Kleidung) im Garten, dieselben wie 2 Tage zuvor. Ob die ebenso wie ich die ganze Zeit schuhlos waren? Ich fürchte nein! Aber besser als nie barfuß.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion