Ostersamstag 2005: Nach einem herrlichen Karfreitag sollte dieser Tag weniger beständig werden. Also rauf aufs Rad, mein erstes Ziel war ein riesiges Einkaufszentrum, der Gäupark in Egerkingen, etwa 15 km von Zofingen entfernt. Ich wollte nicht etwa einkaufen, sondern mir nur eine Ausstellung ansehen, lebende Amphibien und Nagetiere. Für Schuhe, Jacke und lange Hosen war bei Morgentemperaturen von 12°C kein Platz.

Es war schwierig, in dem autofahrerorientierten Einkaufszentrum überhaupt einen Ständer fürs Velo zu finden, aber der war wenigstens direkt am Eingang. Drinnen war eine Hektik, wen interessiert da schon, ob und was man unter den Füßen hat. So blieben zumindest die Blicke der Erwachsenen weitgehend aus. Lediglich einige Kinder an den Terrarien wechselten ab und zu die Augen von den Tieren auf meine Füße und dann in mein Gesicht. Für die meisten Leute war der Sommer noch nicht vorhanden: Einige Jugendliche, die die Hosenbeine hochgekrempelt hatten, ein paar Frauen mit Spaghettiträger-Oberbekleidung (aber sehr fettem Schuhwerk), eine junge Frau in Flipflops (dafür ansonsten recht bedeckt), ein paar Rentner in kurzen Hosen und Sandalen, "selbstverständlich" mit Socken. Einmal hörte ich ein Kind sagen: "Barfuß!" Im Grunde genommen haben mich auch nur die Frösche, Kröten, Molche, Hamster, Meerschweinchen, Mäuse, Ratten, Hörnchen und Kaninchen interessiert.

Als ich das Zentrum wieder verließ, blickte der Mann der den Verkehr mir etwas grimmig nach. Würde er die Polizei zur Hilfe rufen, damit die mich einsperren? Er tat es nicht, oder ist es mir nur gelungen, den Häschern zu entkommen. Ich radelte jedenfalls nach Aarwangen, wo ich am Aareufer was zu Essen einnahm und meine Füße im Fluß kühlte. Der befürchtete Wetterumschlag bleib aus, so daß ich weiter radelte, erst nach Langenthal, dann nach Huttwil. In beiden Städten gab es doch einige Leute, die schon relativ sommerlich gekleidet waren, aber "ganz" barfuß war keiner.

Ich radelte zum Biotop in Ettiswil, dort konnte ich einige der im Gäupark gesehenen Tiere auch in freier Wildbahn beobachten. Das Biotop wurde gerade umgebaut, so daß größere Flächen nackter Erde freigelegt waren, teilweise sehr schlammig. Dort war ich barfuß sicher sehr gut aufgehoben, oder passen nackte Füße nicht zu nackter Erde? Ich wurde zwar von Leuten beobachtet, aber keinen störte meine Erscheinung. Auch war keiner überrascht, daß sich einfach so mit dem Rad weiterfuhr. Auf weiten Umwegen radelte ich zurück nach Zofingen. In Aarburg tuschelten Kinder miteinander: "Habt ihr gesehen? Der Mann ist barfuß auf dem Velo." In einem Garten, bereits auf Zofinger Stadtgebiet, spielten Kinder barfuß (jedoch in ansonsten sehr bedeckter Kleidung) im Garten, wer hätte das gedacht. Später setzte Regen ein, der am Ostersonntag anhielt.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen