Wanderung am Beetzsee (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Friday, 25.03.2005, 22:29 (vor 7126 Tagen)

Hallo

Nachdem ich auf meinen letzten Wanderungen immer kaum jemandem begegnet bin, erwartete ich, das heute am Karfreitag, mehr Reaktionen kommen müssten. Das geschah auch, wobei die meisten Leute allerdings nichts sagten.
Das Wetter hätte sonniger sein können, ab und zu kam sie zwar durch, aber im wesentlichen war es trüb, bei etwa 18 Grad.
Ich erreichte kurz nach 12:30 Uhr das Dorf Lünow, wo ich mein Auto auf dem Feldweg nach Weseram an der Stelle abstellte, wo ihn einst die Eisenbahnstrecke von Nauen nach Brandenburg-Altstadt kreuzte. Die Trasse dieser Bahnlinie, deren Gleise 1945 nach Rußland abtransportiert wurden, wollte ich ein Stück entlang wandern. In Richtung Osten dürfte das allerdings barfuß für meinen Geschmack nahezu unmöglich sein, da hier ein Schotterweg angelegt wurde, wie er in Brandenburg eigentlich völlig unüblich ist. Glücklicherweise wollte ich aber ohnehin in die andere Richtung. Ich folgte also der Trasse, überquerte bald auf der alten Eisenbahnbrücke den Beetzsee und hatte kurz darauf eine nette kleine Unterhaltung mit zwei Frauen mittleren Alters. "Sie sind wohl ein ganz besonderer Gesundheitsfreak", meinte die eine, was ich dann auch bestätigte, obwohl es eigentlich gar nicht stimmt. Ich gehe ja nicht barfuß, weil es gesund ist, sondern einfach nur weil es mir Spaß macht. Sie fragte mich dann noch ob ich im Wasser war, was ich mit einem Hinweis auf die noch viel zu niedrigen Wassertemperaturen verneinte. Schließlich erzählte sie mir noch, dass sie gestern auf ihrem Grundstück auch barfuß war und im Sommer gerne barfuß läuft. Vermutlich aber nur im eigenen Garten.
In Ketzür gab es keine Reaktionen auf meine Füße. Hier konnte ich der alten Bahntrasse nicht exakt folgen, sondern ging parallel zu ihr durch eine Schrebergartenkolonie, an deren Ende der Weg schließlich sehr matschig durch einen Graben hindurchführt. Da lagen zwar auch ein paar Steine und ein Brett im Morast, aber wozu ist man schließlich barfuß, wenn man da nicht mitten durchgeht?
Auf der alten Eisenbahnstrecke erreichte ich dann Butzow, wo ich die Trasse verließ und durch den Ort ging. Eine alte Frau fragte mich dort, ob es nicht barfuß zu kalt wäre, was ich mit Hinweis auf die 18 Grad verneinte. Ich war froh, dass mir diese Frage nicht auf einem meiner Barfuß-im-Schnee-Versuche gestellt wurde. Da hätte ich dann lügen müssen, denn da war es mir eigentlich viel zu kalt.
Die alte Bahnstrecke lief sich übrigens ganz angenehm. Vom Eisenbahnschotter ist nur noch gelegentlich etwas zu erahnen, auch mal hier und da eine alte Holzschwelle. Vielfach war allerdings Split auf dem Weg, der aber durchaus noch akzeptabel war und notfalls konnte man überall auf Rasen ausweichen.
Hinter Butzow bestieg ich dann den 59 Meter hohen Hasselberg, ging oben ein Stück durch Wald und dann am Waldrand entlang auf einem Feld in Richtung Radewege, wo ich wieder die Straße, die hier direkt am Seeufer verläuft, erreichte. Als dann ein paar Häuser zwischen Straße und Ufer standen, verlockte mich eine herrlich zu begehende Wiese zwischen den Häusern und dem rechts liegenden See die Straße zu verlassen und direkt am Seeufer weiter zu wandern. Das war allerdings ein Fehler. Dort, wo die Häuserzeile endet, macht das Ufer einen Bogen nach links und zwischen dem Gartenzaun und dem schilfbestandenen Sumpfgebiet befand sich nur noch ein schmaler Streifen von kniehoch stehendem und liegendem alten Schilf, Stroh, Steinen und Dreck, wo ich mir meine rechte Fußsohle aufschürfte und von den ersten diesjährigen Brennnesseln begrüßt wurde. Da ging es nicht weiter, ich musste zurück zur Straße.
Der Straße folgend überquerte ich erneut den Beetzsee, wo eine Gruppe Jugendlicher auf Fahrrädern an mir vorbei fuhr. Ich hörte noch, als sie sich entfernten, wie einer fragte: "Aus welchem Film ist denn der gewesen?", worauf einige lachten. Die wissen halt nicht, was ihnen entgeht.
Ich bog dann nach links auf einen Feldweg, der zunächst an Spargelfeldern entlang und später durch Wald zum Lindenhof führt. Diesen Ort ließ ich links liegen und erreichte dann auf angenehmer Betonstraße die Landstraße nach Lünow. Ich folgte ihr ein kleines Stück nach rechts, um dann nach links in einen Feldweg einzubiegen, der mich nach Weseram führte. Auf dem ersten Teil dieses Weges wurden meine Sohlen extrem schwarz, was sich aber bald wieder abnützte.
In Weseram wird die Straße, auf die der Feldweg mündet, gerade erneuert und asphaltiert. Zunächst ging es über Kies, dann über den neuen Asphalt, auf dem jede Menge Splitt herum lag. Das war nicht so schön. Vor erreichen der Hauptstraße bog ich dann links ab, auf den Weg nach Lünow, auf dem ich schließlich nach einer Weile mein Auto erreichte. Dieser Weg ist durchgehend asphaltiert, allerdings nur auf zwei schmalen Spuren, die ähnlich wie die beiden Spuren eines Feldweges aussehen. Dazwischen lag Splitt, der aber glücklicherweise kaum auf den angenehmen glatten Asphalt geriet.
Kurz vor 17:30 Uhr endete meine, abgesehen von der Schürfwunde am rechten Fuß, wunderschöne 17-Kilometer-Wanderung. Zum Schluss schien die Sonne allerdings gar nicht mehr, wodurch es doch etwas kühler wurde. Bis hinter Weseram konnte ich im T-Shirt wandern, doch dann wurde mir kalt und ich musste mir einen Pullover überziehen. Lange Jeans trug ich auch, ich bin halt kein Zofinger.

Viele Grüße und heile Füße

Ulrich


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