Barfüßiger Palmsonntag (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 21.03.2005, 12:54 (vor 7131 Tagen)

(Palm-)Sonntag, 20.3.2005, 7.15 Uhr: Das Rauschen der Birs bei Münchenstein weckte mich wie schon am Tag zuvor. Als ich aus dem Schlafsack kroch, merkte ich, daß es wegen Wolken nicht so stark abgekühlt war. Aber eine Jacke mußte ich überziehen, da ein starker Ostwind wehte. Ich rollte die Sachen zusammen und radelte los, selbstverständlich barfuß. Als erstes radelte ich über Pratteln Richtung Rheinfelden (CH), meistens über "offizielle" Radwege. Die Jacke benötigte ich ab der Brücke über die Frenke nicht mehr für den Rest des Tages. Den Rhein überquerte ich auf dem Kraftwerkübergang. Daß ich gerade diesen Übergang wählte hatte 2 Gründe. Die Tage des alten Kraftwerks sind gezählt, es wird durch einen Neubau ersetzt. Zum anderen ist dieser Fluß- und Grenzübergang unbezöllnert. Zöllner gehören zu den Leuten, denen ich nicht gerne begegne, nicht nur barfuß und in kurzen Hosen, sondern auch in Dienstkleidung.

Auf deutschem Ufer gelangte ich nach Bad Säckingen. Es war gegen 10 Uhr, als ich mein Rad durch die Altstadt vorbei am Friedolinsmünster vorbeischob. Da es immer noch bewölkt und windig war, schauten mich einige wegen meiner Aufmachung an. Mühsam war es, das Rad mit Gepäck die gesplittete Treppe zum Uferweg hinunterzutragen. Vor einem Mauerturm der Ufermauer stellte ich mein Velo ab, um was zu verzehren. Dabei mußte ich feststellen, daß enorm viele Scherben auf der Rasenfläche lagen. Aber ich hatte Glück. Kurz vor Laufenburg (D) brach die Sonne durch. In letzterer Stadt mußte ich das Rad an Marktständen vorbeischieben, hier fiel ich kaum auf. Das gleiche traf zu, als ich das Rad durch Hauenstein schob, hier war die Ortsdurchfahrt wegen eines Marktes für den Durchgangsverkehr gesperrt.

Gegen 12 Uhr erreichte ich die schöne Stadt Waldshut. Was Georg bereits getan hat, ich aber noch nicht, obwohl ich längst nicht soweit davon entfernt wohne, konnte ich nun nachholen, nämlich barfuß durch die Stadt gehen. Das Pflaster der Altstadt ist wirklich barfußfreundlich. Im Gegensatz zu Georg war ich aber nicht in Begleitung von Leuten, die in der Stadt selbst einen "Sicherheitsabstand" bevorzugten, dafür mußte ich das Rad schieben. Hinter Waldshut überquerte ich den bezöllnerten Rheinübergang in die Schweiz. Schräg hinter einem Auto fahrend, kam ich so unbehelligt in meine jetzige Heimat. Am Klingnauer Stausee fuhren etliche Leute auf Rädern oder Roler Blades, keiner ohne Schuhe außer mir. Etwas mühsam war es, die eiserne Treppe auf einen Beobachtungsturm zu steigen. Ein Mädchen, das oben auf der hölzernen Plattform stand, fragte mich: "Wieso haben Sie denn keine Schuhe an?" Worauf ich antwortete: "Weil Barfußlaufen gesund ist, auch wenn nicht jeder Schritt Spaß macht!" Letzteres traf für die pieksige Treppe zu, die Plattform war das Gegenteil.

In der Sonne und jetzt meist mit Rückenwind (anders als am Rhein) kam ich an Schloß Böttstein vorbei. Dieses war mal im September 1989 Ziel eines Betriebsausfluges ebenso wie das Kernkraftwerk Beznau und eine Ölmühle in der Nähe, heute Museum. Warum ich das jetzt erwähne? Der Müller lief grundsätzlich barfuß, im Sommer wie im Winter. Zumindest hat er es erzählt. Damals konnte ich mir das nur so erklären, daß er wohl kaum aus seiner Mühle rauskam. Heute würde ich das selbstverständlich glauben. Ob er noch lebt? An der Mündung eines Baches in die Aare machte ich eine längere Pause und genoß die Sonne. Kinder wateten barfuß durch den Bach.

Später aber zogen wieder Wolken auf, so daß ich weiterradelte. In Stilli sah ich eine barfüßige Frau im Garten. Ich erreichte die Stadt Brugg und folgte dem Aareufer. Einige der Leute, die mir entgegen kamen, waren recht sommerlich gekleidet, trugen aber Schuhe (was bei dem schottrigen Untergrund auch sinnvoll ist, ich hatte ja mein Rad als Schuhersatz. Es folgte Aarau und das Stauwehr Schönenwerd, wo ein Mädchen auf einer Kiesinsel barfuß lief. Ich radelte über Olten zurück nach Hause. Je mehr ich mich dem "Zofinger Twing" nähere, desto häufiger hörte ich nun lästernde Bemerkungen. Lebe ich denn in einer Spießergegend, wo doch ansonsten alles gut ging? Oder steckt der "korrupte" Polizeifeldweibel dahinter? Sicher ist, daß ich NICHT vor meiner Wohnung von irgendwelchen Schergen abgeführt wurde. Glück gehabt!

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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