Februarpresse, die zweite (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Stammposter, Friday, 04.03.2005, 19:55 (vor 7147 Tagen)

Hallo zusammen,
hier kommt der zweite Teil der Februarpresse:

--
Schlammschlacht
Der spanische Künstler Santiago Sierra schickt die Besucher der Kestnergesellschaft Hannover mitten in den braunen Sumpf [...]
Mehr noch als vom Anschauen lebt Santiago Sierras Kunst vom Hörensagen. Was hat er bislang nicht schon alles getan? Asylbewerber in Kartons gesteckt, Kubanern für ein paar Devisen einen Strich auf den Rücken tätowiert. Nur hat kaum jemand den in Mexiko lebenden Spanier die Aktionen tatsächlich ausführen sehen. [...]
Jetzt ist zum ersten Mal eine Installation des 38-Jährigen in Deutschland zu erleben, und sie ist sinnlicher als alle anderen: Sie riecht und glitscht, klebt und gluckert, lässt die Besucher versinken und bleibt an ihnen haften. Sierra hat das Erdgeschoss der Kestnergesellschaft mit Schlamm gefüllt. Bis weit über die Knöchel taucht man barfuß oder in Gummistiefeln in den Matsch. Wer sich aus der dunklen Masse befreit hat, riecht ein wenig modrig und schleppt die Schlammreste durchs Haus, quer durch den White Cube im zweiten Stock. Dort haben andere Besucher schon ihre Spuren auf dem weißen Teppich hinterlassen - nicht zuletzt Kinder.
Das gab bereits Ärger: Die lieben Kleinen dürfen jetzt nicht mehr ohne Begleitung in die Ausstellung, und ohnehin darf sich nur mehr jeweils ein Besucher im Schlamm bewegen. Im übrigen erinnert das Ganze an die Moor-Aktionen von Joseph Beuys oder die "Mud Circles" von Richard Long.
Doch geht es hier nicht um Lehm als den alten Stoff der Künstler und Götter, auch nicht um das Verhältnis von Natur und Kunst. Es ist nicht irgendeine Erde, die ins Museum einbricht, sondern Schlamm, der eigentlich aus dem Maschsee kommen sollte, wäre das nicht mit Gesundheitsrisiken verbunden gewesen. Jener See liefert diesmal die dunkle Erzählung zum Sierra-Werk. Das Binnengewässer wurde von 1934 bis 1936 in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen angelegt. Auf Maschinen wurde verzichtet, um mehr Erwerbslose zum Stundenlohn von 64 Pfennig einzustellen. Das NS-Regime erhoffte sich damit "Erziehung durch Arbeit".
Das Ausstellungsplakat zeigt die Maschsee-Arbeiter von damals; der interessante Katalog würdigt ausführlich ihre Geschichte. Sierra betont, ihm gehe es um Ausbeutung durch Arbeit als überzeitliches Phänomen. Heikel wird das erst, weil er ausgerechnet ein Stück NS-Historie als stellvertretend für Arbeitsmarktpolitik im Allgemeinen nimmt. Heikel wird es erst recht, weil die Kuratorin Hilke Wagner ihren Künstler nicht vor haltlosen NS-Parallelen bewahrt, sondern sich im Gegenteil noch bei der Agentur für Arbeit um Ein-Euro-Jobber für den Matschtransport bemühte. Die Sachbearbeiterin lehnte ab mit der Begründung, Schlammschleppen für die Kunst diene nicht der Wiedereingliederung ins Arbeitsleben. Damit ersparte sie der Kestnergesellschaft eine Blamage - und bewies nebenbei, wie abstrus ein Vergleich aktueller Politik mit der Blut-und-Boden-Arbeitsideologie des Dritten Reichs ist. [...]
Weiteres unter www.kestner.org
[Tagesspiegel, 17. 02. 2005]

--
Die Kuh als Fußballtor Kurzfilm-Wettbewerb zur WM 2006 Von Arno Orzessek
611 Filmemachern aus 75 Ländern hatten Beiträge zum Kurzfilmwettbewerb "Shoot goals! Shoot movies!" eingesandt, der zum kulturellen Rahmenprogramm der WM 2006 gehört. 45 Kurzfilme aus 29 Ländern wurden ausgewählt und im Rahmen der Berlinale vorgestellt. Die Filme sollen in den zwölf Stadien während der WM gezeigt werden. [...]
Der Kurzfilm-Wettbewerb nun, dessen Sieger heute im Haus der Kulturen der Welt im Rahmen der Berlinale vorgestellt wurden, hat die Erwartungen, die man realistischer Weise haben konnte, erfüllt - wenn nicht sogar übertroffen.
Es gab 611 Einsendungen - darunter allein 76 aus dem Fußballnirwana Indien -, und aus den fünfundvierzig besten hat Thomas Struck die Kompilation "Shoot goals! Shoot movies!" zusammengeschnitten.
Es sind kleine Komödien darunter, wie das Treffen von zwei Kindern im Film von Magnus Holmgren. Sie haben sich auf einer Wiese zum Fußballspielen verabredet und tun dann ausschließlich das, was sie von den Profis im Fernsehen gelernt haben: Foul spielen, Nachtreten, Trikotzupfen, Elfmeterschinden, ins Gesicht spucken. Dann gehen sie beschwingt nach Hause.
Es überwiegen jedoch die anrührenden, manchmal melancholischen Filme. [...]
Das kaum eine Minute lange Werk des Inders Sainath Choudhury, das letzte im Reigen, bringt dann Kino und Kicken am nächsten zusammen.
Da steht ein ärmlich bekleideter Junge barfuß im Schlamm, legt sich den Ball wie zum Elfmeter zurecht, hält inne, scheint zu beten, legt den Ball noch einmal in eine andere Pfütze...
... und dann, dann schießt er natürlich.
Es ist ein eindringliches Vorspiel, ein bei aller Inszenierung ungekünstelter Moment, in dem die Kamera Erwartung und Spannung, Konzentration und Ungewissheit gleichermaßen einfängt. Die Überraschung kommt mit dem Umschnitt: Es ist eine Kuh, eine heilige indische Kuh, auf die der Junge gezielt hat. Nun trägt sie den Abdruck des Balls wie ein Brandzeichen in der Seite und senkt erbost ihre Hörner gegen den flüchtenden Schützen.
Fußball ist einer der größten, vielleicht sogar schönsten Bedeutungsgeneratoren der Welt: Das mag die Botschaft von "Shoot goals! Shoot movies!" sein. [...]
[DeutschlandRadio, 17. 02. 2005]

--
Visa-Sitten in der Südsee
Oder warum Gastgeschenke für den Häuptling auf den Fidschi-Inseln wichtiger sind als Einreisepapiere [...]
Kaum wage ich nach Deutschland zu berichten, daß sowohl Wasser wie Luft warm sind, und daß eine hohe Luftfeuchtigkeit eine üppig wuchernde Vegetation hervorbringt. Man braucht kein Visum. Wohl aber Gastgeschenke, die ein Vorausboot dem Häuptling überbringt - Dosenbier, nehme ich an, Cola und Soft-Drinks et cetera. Der Häuptling gebietet über anmutig muskulöse Einwohner (rund 1000 auf der ganzen Insel), bei denen Männer wie Frauen blitzende weiße Zähne und feurig funkelnde schwarze Augen haben. Die Menschen sind so schön, daß man Gauguin sein möchte. Statt dessen hat man eine Digital-Kamera.
Auf der Insel darf man keine Hüte tragen und keine Sonnenbrillen - andere Länder, andere Sitten. Dafür tanzen die Antipoden ein "Firewalking". Das heißt: Junge Männer bringen mit einem Holzfeuer Steine zum Glühen. Und laufen dann - bloßfüßig - über die heißen Steine. Um diese Feuerprobe zu bestehen, dürfen die jungen kräftigen Männer 14 Tage vorher keiner Frau beiwohnen und 14 Tage keine Kokosmilch trinken. Letzteres stelle ich mir besonders schwer vor. Da wir etwas "spontaner" anreisten, weiß ich nicht, ob sie die nötige Vorbereitungszeit hatten. Egal. Sie bestanden die Feuerprobe mit nackten Füßen. Dann sangen sie. Und dann sangen die Frauen. Vielleicht, weil sie froh waren, daß die Männer wieder Kokosmilch trinken durften. [...]
Hellmuth Karasek schreibt jeden Sonntag in der Berliner Morgenpost
[Berliner Morgenpost, 20. 02. 2005]

--
Prozess könnte Betrieb verteuern
Erholungsgebiet Münsterseen bietet großes Freizeitvergnügen
Creglingen/Münster Das Erholungsgebiet Münsterseen bietet seinen Besuchern vielfältige Möglichkeiten zu Spiel, Spaß und Erholung. Grundsätzlich besteht es aus mehreren Grundelementen: Es locken neben dem Jugendzeltplatz für angemeldete Gruppen der Badesee mit Sonnenterrassen und Kneipp-Anlage; dazu der Barfuß- und Erlebnispfad, der sich durch Wald und Wiese am Herrgottsbach aufwärts durch das Tal und entlang der angrenzenden Hügel zieht und lehrpfadartig über die Biosphären Wald und Bachlauf aufklärt; sowie der Wasserspielplatz.
Letzterer war im vergangenen Jahr Schauplatz eines Unfalls und besteht seinerseits wieder aus mehreren Elementen. Da gibt es den kleinem und kindertauglich flachen künstlich angelegten Teich, über den man an einem Seil entlang mit einem "Piratenfloß" schippern kann; da gibt es die eigentlichen Wasserspielplatzanlage mit künstlichen Bächlein, Staumöglichkeiten, Balancier- und Spielgeräten; und es gibt den kurzen "Fühlpfad", der sich um den Piratenteich zieht. Den Fühlpfad am Teich entlang kann man mit geschlossenen Augen erkunden: ein Seil erlaubt den mit den Füßen tastenden Blindgang. Dass Besucher den Piratenteich-Grund mit blanken Füßen unter Wasser ertasten, ist nicht Teil des Konzeptes der Anlage: der Fühlpfad verläuft durchgängig am Ufer des kleinen Teichs entlang.
Beworben wird das Gesamtareal als Ausflugs- und Freizeitziel für die ganze Familie. Das gilt auch für den Wasserspielplatz. Im Gegensatz zu Spielplatzanlagen für Kinder, die zumeist klare Altersbegrenzungen zur Nutzung der Spielgeräte nennen, sind weder beim Wasserspielplatz noch beim Badesee oder Barfußpfad Altersgrenzen vorgesehen. Der nun vor dem Landgericht verhandelte Unfall ereignete sich im "Piratenteich" [...]
Ob die Stadt trotz des Hinweises ihrer Verkehrssicherungspflicht speziell beim Anlageelement "Piratenteich" nachgekommen ist, wird nun der Prozess klären. Der Ausgang des Verfahrens könnte auch für andere Betreiber von Wasserspielplätzen Folgen haben: Wenn der Hinweis "Benutzung auf eigene Gefahr" nicht ausreichen sollte, um Betreiber vor Schadenersatzforderungen nach Unfällen zu schützen, dürfte der Betrieb derartiger Anlagen künftig mit höheren Kosten verbunden sein, als bei den jeweiligen Planungen kalkuliert wurde.
[Fränkische Nachrichten, 21. 02. 2005]
Das dürfte sogar das Ende solcher schöner Anlagen sein, denn nichts fürchten kommunale Träger mehr als Kosten für ständige Überwachung und die Gefahr von Schadensersatzansprüchen.

--
Garvin Krug dominiert beide Strecken
LEICHTATHLETIK: 39 Starter bei den Kreismeisterschaften im Wald- und Crosslauf
Warburg (als). Das Wetter in den letzten Tagen machte es für die Läuferinnen und Läufer bei den Kreiscrossmeisterschaften des FLVW Sportkreis Warburg am gestrigen Sonntag anspruchsvoll und es bestand "Spikespflicht". Die matschige Strecke verlangte von den Crossläufern großen Krafteinsatz, besonders an den Steigungen. [...]
Mit Hartmut Böhle begrüßte die ausrichtende DJK St. Laurentius Warburg nicht nur einen alten Bekannten, sondern auch einen großen Ausdauerathleten. Der Arolser war im letzten Jahr mit 60 Mitstreitern im Zuge der Olympischen Spiele nach Athen gelaufen, wobei Böhle die ganze Strecke barfuß lief. Für die große Runde brauchte der M65er 16:35 Minuten. [...]
[Warburger Zeitung, 21. 02. 2005]

--
Barfuß gehen [...]
Hören wir es nicht unsere Mütter noch sagen: Bloß keine kalten Füße, Kind. Zieh' warme Socken an. Erkälte dich nicht. So ganz verstanden habe ich das früher schon nicht. Wie konnte es sonst sein, daß dieser bärtige, glückliche Einsiedler in unserem Stadtteil bei Wind, Wetter und Winter barfuß und sichtlich unerkältet durch die Straßen marschierte?
Zugegeben, ganz geheuer war uns seine Erscheinung nicht, schien er doch nicht nur von auffallender Optik, sondern auch Liebhaber von rohen Eiern, die er während seiner Rundgänge zu sich nahm.
Dennoch: Auch ich liebe seit eh und je das Barfußgehen - am Strand wie im Haus. Sehr zum Unverständnis einiger Familienmitglieder. Und siehe da: Kürzlich habe ich durch den Fernsehauftritt einer bekannten Sandalenherstellerin Rückendeckung bekommen. Die kam nämlich unbestrumpft in ihren neuesten Sandalenkreationen ins Studio. Hübsche nackte Füße im Februar. Sogleich darauf angesprochen, antwortete sie der Moderatorin: Das Barfußgehen stärke erwiesenermaßen das Immunsystem, man müsse es nur lange genug betreiben.
Sie sei schon seit Jahren nicht erkältet gewesen, habe auch immer warme Füße. Na endlich sagt's mal jemand. Ich werde weiterhin sockenfrei durchs Haus laufen. Und meine Kräfte stärken. Auch ohne rohe Eier. [...]
[Hamburger Abendblatt , 23. 02. 2005]
... und die Sandalenherstellerin wird weiterhin unter "barfuß" nackte Füße in Sandalen verstehen, weil anderes schlecht für’s Geschäft wäre!

--
Basel: Farbig
Nicht nur der FCB macht Basel zur bunten Stadt: Hier herrscht Multikulti.
Basel ist wohl weltoffener als jede andere Stadt der Deutschschweiz: Die
ausländischen Einflüsse am Dreiländereck, an der Grenze zu Deutschland und Frankreich, sind allgegenwärtig und verleihen der Rheinmetropole ein weltmännisches Flair. Nur schon das Kulturangebot kann international mithalten: Basel ist die Stadt mit der höchsten Museumsdichte der Welt.
Wer die Stadt nur vom Vorbeifahren mit dem Zug kennt, erlebt sie vielleicht als ein graues Loch, geprägt von Chemiefabriken. Aber nicht bloss die pfeifenden und trommelnden Fasnächtler sorgen für Farbtupfer. Ein Rundgang durch die malerische, uralte Innenstadt beim meist guten Basler Wetter zeigt das.
Zu Fuss oder barfuss
Angekommen am Hauptbahnhof, warten die Basler «Drämmli» darauf, Besucher in jede beliebige Richtung zu chauffieren. Wir entscheiden uns, in die autofreie Innenstadt zu fahren und am belebten Barfüsserplatz auszusteigen. Vom «Barfi» aus gelangt man bequem zu Fuss - wer möchte, auch barfuss - zu Theatern, Museen, Imbissbuden und zum faszinierenden Tinguely-Brunnen. Vom Marktplatz aus mit seinem prächtigen, roten Rathaus, erklimmt man die engen Gässlein hinauf zum imposanten Basler Münster. Hier fühlt man sich ins tiefe Mittelalter zurückversetzt. Wegen des schweren Erdbebens von 1356 stehen heute nur noch zwei von fünf Türmen. Einen davon sollte man wegen der unglaublichen Aussicht unbedingt besteigen. [...]
[Zisch, 24. 02. 2005]
Ich habe es schon ausprobiert - vor dieser netten Einladung - und kann bestätigen: Basels Innenstadt ist barfußfreundlich.

--
Bahamas [...]
25. Februar 2005 Mögen im Tourismus wie im wirklichen Leben die Ansichten über viele Dinge weit auseinandergehen, so braucht man doch über das Paradies nicht zu streiten. Als Vorstellung ist das Paradies in allen Prospekten und Köpfen, es ist übergeografisch, vielleicht sogar übermenschlich. Der Begriff steht für den unerschütterlichen Glauben an das Schöne in einer Welt, die längst bis in die letzten Winkel hinein erobert und erforscht scheint.
Das Urbild vom Paradies indes trägt die Sehnsucht nach dem Unerreichbaren in sich. Doch es gibt keine unerreichbaren Orte mehr auf der Welt, und erst recht keine Trauminseln. Ist man endlich angekommen, liegt die Enttäuschung meist schon im Sand und winkt mit einem bunten Drink, aus dem Obstscheiben und Papiersonnenschirme aufragen. Womöglich beginnt man sich dann zu fragen, warum man in ein Paradies reisen soll, wenn es doch nur aus der Künstlichkeit seiner touristischen Zurichtung besteht, die allein dazu dient, die Abwesenheit von dem, was eigentlich das Leben ausmacht, zu verbergen.
Chiffre für das Paradies
Als "stylish, unspoiled and accessible" bezeichnet sich das "Four Seasons Resort Great Exuma at Emerald Bay" auf der Bahamas-Insel Great Exuma. Die Broschüre zeigt eine junge Frau im weißen bodenlangen Kleid, barfuß an der Wasserlinie. Über ihrem Kopf wölben sich Palmenkronen. Die Inszenierung des Bilds dient als Chiffre für das Paradies. Es zeigt, daß die alten Klischees nichts von ihrer Wirkung verloren haben. Man sieht das Foto und weiß: Dorthin möchte ich. Sofort. [...]
[Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. 02. 2005]

--
Schuhting Star
» Nike lanciert einen «Minimalschuh» und konkurrenziert damit den Schweizer Barfussschuh MBT [...]
Barfuss zu Weltrekord und Olympiasieg im Marathon. Dies schaffte 1960 in Rom der Äthiopier Abebe Bikila. Und mehr als 20 Jahre später sorgte die erst 17-jährige Südafrikanerin Zola Budd für Aufsehen, als sie 1984 über 5000 Meter Weltrekord lief ebenfalls barfuss.
Seither ist es ruhiger geworden um das Barfusslaufen. Stattdessen trichterten uns Sportschuhhersteller wie Adidas, Nike oder Reebok jahrelang ein, wie gesund es sei, in gut gedämpften und gestützten Schuhen zu laufen. Sie erfanden Luftkissen, Gels, Torsions- und Antitorsionssysteme alle mit dem Ziel, den Fuss vor Schlägen zu schützen und zu stützen.
Nur: Diese Entwicklung hat laut Xaver Kälin von der Praxisklinik Rennbahn in Muttenz über das Ziel hinausgeschossen: «Die wenigsten Fussprobleme sind auf mangelhafte Dämpfung zurückzuführen», kritisiert der Biomechaniker, «sondern auf Stabilitätsmängel.»
Seit ein paar Jahren erlebt das Barfusslaufen nun eine Renaissance. Besser gesagt: das Quasi-Barfusslaufen in Schuhen. Losgetreten wurde der Trend Ende der Neunzigerjahre von der Thurgauer Firma Swiss Masai AG und einem völlig neuartigen Schuhkonzept, dem MBT (Masai Barfuss Technologie). Vorbild für den unförmigen Schuh mit der runden Sohle waren die Masai ein barfuss laufendes Volk in Ostafrika. Rund 1,2 Millionen Paar Schuhe hat die Roggwiler Firma laut MBT-Erfinder Karl Müller bislang verkauft ein Ende des Booms ist nicht in Sicht.
Nun bringt auch der Sportartikelgigant Nike einen Barfussschuh auf den Markt, den Nike Free. Dieser sieht nicht nur völlig anders aus als der MBT, er fühlt sich beim Tragen auch komplett anders an: Während man beim MBT mit dem Mittelfuss auftritt und abrollt, vermittelt der Free das Gefühl, man laufe vor allem auf Vorderfuss und Zehen.
So unterschiedlich die beiden Barfusskonzepte sind, sie haben auch Gemeinsamkeiten: Sowohl der MBT als auch der Nike Free destabilisieren den Fuss, zumindest teilweise. «Beide zielen darauf ab», sagt Xaver Kälin, «dass man muskulär mehr arbeiten muss.» Zudem existieren für beide Schuhe wissenschaftliche Untersuchungen, die belegen, dass das Tragen der Schuhe die Muskeln stärken und die Gelenke entlasten kann. [...]
[SonntagsZeitung, 27. 02. 2005]
Und wie gut die Muskelstärkung erst mal mit dem barfüßigsten aller Barfußkonzepte funktionieren würde - aber daran lässt sich (altes Thema) ja nichts verdienen ...

--
Belesene Füße
Georg


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion