Verkehrsmuseum Schwanheim: Barfuß nicht reingekommen! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 28.02.2005, 18:25 (vor 7151 Tagen)

Achtung: Bevor jemand aufgrund der Überschrift "pinakothekverdächtige" Zustände vermutet, bitte erst lesen:

Samstag, 26.2.2004, früher Morgen. Mein Thermometer zeigt -2°C, die Straßen sind eisfrei. Ich wollte nach Frankfurt, mit dem Zug. Eine erste Bewährungsprobe hatte ich zu bestehen, als ich mit dem Fahrrad barfuß zum etwa 1 Kilometer entfernten Bahnhof radelte. Ein öffentliches Thermometer auf dem Dach zeigte sogar -4°C an. Ich spürte die Kälte in den Zehen, als ich am Bahnhof ankam. Aber der Zug kam bald und fuhr pünktlich um 6.13 Uhr ab. Dieses sollte der "härteste" Test an diesem Tag gewesen sein, ich wußte es aber nicht. Ich möchte an dieser Stelle auch nicht verschweigen, daß ich Schuhe (Flipflops) im Rucksack hatte, diese aber nie benötigte.

Im Zug nach Basel keine Probleme mit dem Schaffner, in Basel zum bereits am Nachbargleis warteten ICE rübergesäckelt, kaum Reaktionen in diesem Zug, die übliche Paßkontrolle im Zug, der Zöllner fragte mich lediglich ob ich öfter so reise, was ich bejahte. Am Frankfurter Hauptbahnhof einige große Glotzaugen, irgendwo das Wort "barfuß!", aber eigentlich weniger Reaktionen, als ich in "Mainhattan" vermutet hatte. Zum Fahrkartenautomaten gegangen, Tageskarte für den FVV besorgt, dann zur Tramhaltestelle, wo kurze Zeit später eine Tramkomposition der Linie 12 ankam und auch mich verschlang. Über den Main, durch Büroviertel und schließlich durch den verschneiten Wald fuhr die Straßenbahn (früher verkehrte hier die "Waldbahn") bis zur Endhaltestelle in Schwanheim. Hier befindet sich noch heute der "Waldbahnhof", ein putziges Gebäude (in Neu-Isenburg befindet ich ein ähnlicher "Waldbahnhof"), das noch Kleinbahnromantik ausstrahlt. Die Bahnsteige waren leider relativ stark gesplittet, jedoch kam mir der Splitt dort (und auch anderswo in Frankfurt) weniger unangenehm unter den nackten Füßen vor als der in der Schweiz. Und hier befindet sich auch das Frankfurter Verkehrsmuseum http://www.vgf-ffm.de/frankfurt_verkehrsmuseum.html, und da wollte ich rein, barfuß.

Wer vor hat, nun auch das Museum zu besuchen, der beachte bitte die Öffnungszeiten. Und wer zur Öffnungszeit dort erscheint, der verlasse sich bitte nicht darauf, daß das Museum tatsächlich offen ist. Es hätte eigentlich offen sein sollen, aber ich kam nicht rein. nicht wegen barfuß, sondern weil sich die Tür nicht aufziehen ließ. Hatte der Museumsfritze etwa verschlafen? Ich wollte ihm noch eine Chance geben und schlenderte barfuß durch den Ortskern von Schwanheim. Auch hier vergleichsweise wenig Reaktionen auf meine nackten Füße, vermutlich waren auch die Schwanheimer noch ziemlich verschlafen. In einer Bäckerei, wo ich eine Tasse Kaffee zu mir nahm (man gönnt sich ja sonst nichts), gab es doch einige Reaktionen, aber nur interessierte und positive von ältern Damen. Sie wunderten, daß barfuß bei nicht übermäßig sommerlichen Temperaturen überhaupt möglich sei. Leute, die zu so etwas "Ihhhhhh" sagen, trifft man wohl nicht am Samstagvormittag in einer Schwanheimer Bäckerei.

Ich ging wieder zurück zum Museum, aber es war immer noch zu. Das einzige, was zu erfahren war, war, daß das Museum in andere Hände geraten sei, aber eine Nichtöffnung zur Öffnungszeit hätte es noch nie gegeben (Beim Verkehrshaus Luzern oder beim Technorama in Winterthur hätte man NIEMALS während der Öffnungszeiten vor verschlossenen Türen gestanden). Also bestieg ich das nächste Tram in Richtung Frankfurter Innenstadt. Eine alte Frau stieg auch zu, schüttelte mit dem Kopf und sagte: "Barfuß." Während die Bahn auf separatem Gleiskörper durch den Stadtwald rollte (die Waldwege wären vermutlich nur für "überechte" Barfüßer stundenlang schmerzfrei ohne Schuhe begehbar gewesen), ging die Frau immer unruhig auf und ab. An einer späteren Haltestelle stieg eine andere alte, weniger zerstreut wirkende Frau (diese mit Pelzmütze) in die Bahn. Beide waren wohl miteinander verabredet, erstere deutete in meine Richtung, dann setzten sie sich und unterhielten sich über wer weiß nicht was. Vermutlich dürfte das Thema fürs Kaffeekränzchen auch klar sein. Als beide gemeinsam die Bahn verließen, schienen sie meine Anwesenheit schon wieder verdrängt zu haben. Vielleicht ist barfüßiges Straßenbahnfahren in Frankfurt doch nicht so unüblich.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

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