Hallo zusammen,

nicht dass ihr denkt, ich will dies Forum dazu nutzen, meine Gedichtesammlung zu veröffentlichen, aber ich muss einfach noch mal ein Gedicht bringen. Dieses allerdings weniger, weil es mich so angesprochen hat, wie das von Jorge Louis Borges, sondern, weil es eine schöne Hintergrundgeschichte hat.

Meine Frau, die Lehrerin an einer Grundschule ist, findet meine Barfüßigkeit in der Öffentlich nach wie vor schwierig, aber die inneren Widerstände bröckeln konstant. Vielleicht tauche ich doch schon in diesem Jahr barfüßig bei ihr in der Schule auf, mal sehen ...
Jedenfalls musste sie heute für eine Kollegin einspringen, die gerade ein Gedicht mit ihrer Klasse beim Wickel hat. Als sie nach hause kam, gab sie es mir zu lesen mit dem Kommentar: "Du sagst jetzt, das ist kein Zufall." Stimmt, an Zufälle glaube ich schon lange nicht mehr, aber das ist ein ganz anderes Thema. Hier das Gedicht:

Über die Erde sollst du barfuss gehen.
Zieh die Schuhe aus, Schuhe machen dich blind.
Du kannst doch den Weg mit den Zehen sehen.
Auch das Wasser und den Wind.

Sollst mit deinen Sohlen die Steine berühren,
mit ganz nackter Haut.
Dann wirst du bald spüren, dass dir die Erde vertraut.

Spür das nasse Gras unter deinen Füßen
und den trockenen Staub.
Lass dir vom Moos die Sohlen streicheln und küssen
und fühl das Knistern im Laub.

Steig hinein, steig hinein in den Bach
und lauf aufwärts dem Wasser entgegen.
Halt dein Gesicht unter den Wasserfall.
Und dann sollst du dich in die Sonne legen.

Leg deine Wange an die Erde, riech ihren Duft und spür,
wie aufsteigt aus ihr eine ganz große Ruh.
Und dann ist die Erde ganz nah bei dir
und du weißt:
Du bist ein Teil von allem und gehörst dazu.

Martin Auer

Grüße aus Hamburg,

Bernhard

http://www.bernhardheitsch.de