Einfach barfuß! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 24.01.2005, 12:24 (vor 7187 Tagen)

Sonntag, 23.1.2005. Über Nacht war Schnee gefallen, die Temperatur lag knapp über dem Gefrierpunkt am frühen Morgen. Dann aber wurde es trocken, die Sonne brach durch. Mich reizte es wie auch andere, die verschneiten Wälder aufzusuchen. Dazu kann man etwa den Rodelschlitten mitnehmen. Man kann aber auch ohne zusätzliche Gerätschaften die Natur genießen, etwa dick vermummt in fetten Winterstiefeln. Oder einfach barfuß! Da aber die heutige Welt kompliziert ist, ist für einfache Dinge kein Platz mehr. Somit überrascht es auch nicht, daß ich an diesem Tag der einzige blieb, der das einfache zu schätzen wußte. Als der 12.30-Uhr-Omnibus an meiner Wohnung vorbeifuhr, machte ich mich auf den Weg. Um meine Füße nicht zu überfordern, bemühte ich mich zuerst, möglichst dort zu gehen, wo die Hausbesitzer/meister den Schnee weggeschoben hatte. Als ich jedoch mich einer Familie mit 2 kleinen Kindern, die mit Schlitten auf dem Trottoir unterwegs waren, vorbeikam, schritt ich extra durch den Schnee, weil ich neugierig auf die Reaktion war. Die Eltern sahen mich schon von weitem und lächelten. Haarscharf ging ich an den Kinderschlitten vorbei, worauf ein Kind fragte: "Läuft der barfuß?" "Ja!" war die zweifellos nicht völlig verkehrte Antwort. "Wieso läuft der barfuß?" "Weil es ihm Spaß macht!"

Über Asphaltstraßen erreichte ich die Zofinger Altstadt. Es waren nur wenige Leute hier, und böse Kommentare erntete ich nicht. Auch blickte kaum jemand auf den Boden. Die Leute hatten wohl andere Gedanken im Kopf. Ich wanderte die Bottenwiler Straße hoch, dann in Richtung Heiternplatz. Nun hatte ich keine Möglichkeit mehr, zwischen Schnee und Asphalt zu wechseln, sondern nur zwischen lockerem und festgetretenem Schnee. In den breiten Spuren der Kinderschlitten läßt sich übrigens ausgezeichnet barfuß laufen. Nichts klebt an den Füßen, die Oberseite bleibt trocken und wird von der Sonne erwärmt. Kinder, die dort rodelten, glaubten ihren Augen kaum, aber auch hier keine bösen Bemerkungen. Zweimal umrundete ich das Lindengeviert des Heiternplatzes, dann begab ich mich in den Wald.

Wann und wie bringt es am meisten Spaß, einen geschotterten Waldweg zu benutzen? Na klar! bei einer dünnen, festgetretenen Schneedecke und Temperaturen knapp über 0°C, selbstverständlich barfuß. Man zerschneidet sich nicht die Fußsohlen am Schotter und man holt sich keine Blasen durch Tragen von fettem Schuhwerk. So kam ich recht gut voran. Die meisten Leute, die mir entgegenkamen, grüßten freundlich. Nach einiger Zeit hörte ich Frauenstimmen aus einem Seitenweg, dem Klang nach gehörten sie Frauen, die sich einen Barfüßer nicht kommentarlos vorbeiziehen lassen. Ich wartete vor der Einmündung (sehen konnte ich nichts, weil Büsche die Sicht versperrten), bis ich sie aufgrund der Lautstärke etwa 10 Meter von mir entfernt vermutete, dann schritt ich weiter. Dann vernahm ich eine Stimme: "NEIN!" Ohne mich umzusehen oder die Geschwindigkeit zu reduzieren, sagte ich: "DOCH!" Oh Wunder! Mir ist es tatsächlich ohne viel Worte gelungen, eine Gruppe von 4 äußerst gesprächigen Frauen zum Schweigen zu bringen! Wenigstens habe ich aber für Gesprächsstoff bei deren nächsten Kaffeekränzchen gesorgt!

Der Weg, den ich benutzte, hatte nur einen Nachteil: Er führte dorthin, wo ich nicht hin wollte. Also benutzte ich einen mir unbekannten Weg, der an der Kunzenhöhle vorbeiführt. Dort waren zwei Frauen und ein etwa zehnjähriges Mädchen unterwegs. Der offizielle Weg endete dort, ich versuchte, zwischen den Bäumen bergauf zu gehen. Unter dem lockeren Schnee lag Laub, der Boden darunter war matschig. Meine Füße fanden nicht den richtigen Halt. Auch konnte ich mich nicht mit den Zehen im Boden festklammern. Das Mädchen lachte schadenfroh, als ich mich abmühte. Aber es gelang mir. Oben wollte ich erst nach links abbiegen. Als aber ein Zaun ein Weitergehen verhinderte, kehrte ich um. Mittlerweile waren auch die Frauen den Hang hochgekommen. Das Mädchen kam auch gerade hoch, vermutlich nicht ohne Sturz, denn die Hose war total verdreckt, auf meiner Hose hätte derart viel Dreck keinen Platz gehabt! Die Frauen gingen auf der anderen Seite wieder hinunter, in Richtung eines anderen Weges. Eine Frau kam ohne Schwierigkeiten hinunter, die andere rutschte ab, konnte sich aber an einem Ast festhalten. Nachdem sie weitergegangen war, mußte ich hinterher. Auch ich rutschte aus, beim Festhalten an einem Zweig brach letzterer, ich rutschte weiter und konnte mich dann festhalten. Genau wie die Frau blieb ich aber auf den Füßen. Erst jetzt sah sie, was ich an hatte. Sie rief nur der anderen Frau zu: "Barfuß im Schnee! Stark!" Vielleicht hätte sie es nicht gesagt, wenn sie mitbekommen hätte, daß ich mir dabei an Dornen Schnittwunden zugefügt hatte. Die Schmerzen davon spürte ich aber nicht.

Als ich die Asphaltstraße erreichte, fühlte ich, daß ich Klumpfüße bekommen hatte, das Gehen fiel mir schwerer. Ich ging wieder in Richtung Zofingen. Eine Frau fragte mich, ob das nicht zu kalt sei. An der Vogelvoliere ging ich vorbei, auf dem benachbarten Spielplatz spielten Kinder - große Glotzaugen, auch seitens der Eltern. Ich ging nach Oftringen, wo eine alte Frau sagte: "Oh! Das gibt es doch nicht! Brrrrrrrrrrrr!". Durch das längere Gehen auf Schnee waren meine Füße empfindlicher geworden, ich spürte den rauhen Asphalt mehr als sonst. jedes Mal war ich froh, wenn mal glätterer Asphalt kam. Kurz vor dem Bahnhof Aarburg-Oftringen überquerte ich die Kantonsstraße auf einer Fußgängerbrücke parallel zur Bahnüberführung, dort lag Schnee auf dem "grünen Teppich" der Brücke, was mir angenehm vorkam. Weniger angenehm war der Weg zur Wog. Wegen einer Baustelle lag viel "Mist" auf der Straße, auch Scherben. Hier begegnete ich einem Arbeitskollegen, der gar nicht überrascht zu sein schien.

An der Wog setzte ich mich auf eine Bank. Eine Frau sprach mich an und fragte, ob ich aus Überzeugung barfuß unterwegs sei. Das bejahte ich, wobei ich die Betonung auf Gesundheit legte, nicht etwa aus religiösen Gründen. Der Rückweg ging wie üblich über die sonst matschige Wiese, diesmal aber war es weniger angenehm, weil teilweise "Eisschollen" darauf lagen. Dann durch ein Wohnquartier, eine Industriestraße (in der Unterführung unter der Bahn lagen immer noch Scherben) und durch die Zofinger Altstadt. In der Stadt selbst gab es nur wenige erstaunte Blicke, ebenso am Bahnhof. Danach begegneten mir 3 weibliche Teenager. Ein Mädchen rief: "Da!" Kicher, kicher. "Das gibt's doch nicht!" Kicher, kicher. "Entschuldigen Sie, ist es nicht ein kleines bißchen zu kalt?" Ich verneinte. "SCHEISSE!" rief eine laut, worauf ich antwortete: "Keine Sorgen, ich passe schon auf, wo ich hintrete!" Kicher, kicher.

Dann hielt noch ein Autofahrer an und fragte, ob er mich mitnehmen könne, ich müßte doch frieren. Ich verneinte. Auf einem Stück Weg war bereits Glatteis, aber ich spürte keinerlei Kälte, wohl aber die Rutschgefahr. Anders als in Düsseldorf verjagte mich aber keiner von der Eisfläche. Gerade als der 18.30-Uhr-Omnibus vor meiner Wohnung vorbeifuhr, war auch ich zu Hause, etwas erschöpft, aber zufrieden - und einfach barfuß!

Mit freundlichen Grüßen

Michael aus Zofingen

Vereiste Wege nichts für mich

Lothar, Stammposter, Monday, 24.01.2005, 17:28 (vor 7187 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Als es neulich so schön kalt und sonnig war, bin ich auf einem Weg entlanggelaufen, wo bei Sonnenschein viele Sparziergänger mit Kinderwägen oder/und Hunden unterwegs sind. Normalerweise liegt der Weg auch in diesen kurzen Wintertagen in der Sonne, wenn sie scheint.

An einer etwa fünfzig Meter langen Stelle steht von der mittäglichen Sonneneinstrahlungsseite her aber eine Hecke im Weg. Während auf der restliche Weg aufgetaut und abgetrocknet war, war dieses Stück also noch vereist als ich dort entlang lief und ich empfand es als sehr unangenehm auf darauf laufen und beim Rückweg empfand ich es sogar als schmerzend.

Meine Bewunderung gilt euch, denen es offensichtlich auch nichts ausmacht längere Zeit auf solchen Untergründen zu laufen.

Lothar

Einfach barfuß! ohne Polizei???

hans, Stammposter, Monday, 24.01.2005, 22:59 (vor 7186 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hi, Michael,
mal Hand auf's Herz, bist Du'n Yeti oder'n Mensch? ;-)

Neid, Neid, ich schaff's nur ein paar Minuten, ist aber trotzdem schön!

Und die Polente, die in der braven Eidgenossenschaft sonst nichts zu tun hat, als Dich zu kontrollieren, bleibt bei dem Wetter wohl lieber in der warmen Wache?
Mit schalkhaften Füßen,
hans

Einfach(?) barfuß! ;-)

Vesa Local, Tuesday, 25.01.2005, 08:34 (vor 7186 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hi, Michael-aZ!

Ich bin ja nun wirklich nicht sooo kälteempfindlich aber auf Deinen Wegen hätte ich wahrscheinlich keine Chance!
Respekt!! :-)))

Grüße
Vesa Local

Einfach(?) barfuß! ;-)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 25.01.2005, 17:14 (vor 7186 Tagen) @ Vesa Local

Hallo Vesa Local,

barfuß an sich ist immer einfach!
Aber bei allzu tiefer Temperatur oder allzu fiesem Untergrund ist es deutlich weniger einfach, auf Schuhe zu verzichten.

Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen

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