Ökologischer Fußabdruck (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Thursday, 30.12.2004, 11:11 (vor 7200 Tagen) @ hans

Hallo hans!

"so gut die Idee im Prinzip ist, hat die Berechnung des ö-Fußabdrucks einige Haken - wie z.B. daß man in der Auswahl seine Wohnung nur mit fossilen Energieträgern beheizen kann (wobei natürlich Fernwärme auch aus einem Holz-Heizkraftwerk kommen könnte, ist aber nicht so verbreitet!). Auch damit wird der "Latsch" gleich so groß, daß man nur resignieren oder als Einsiedler irgendwo in der Wildnis weiterleben kann."

Ich selber bemühe mich auch, einigermaßen ökologisch zu leben. Das beste ist wohl immer, wenn man mit Resourcen sparsam umgeht. Es ist besser, eine Wohnung nicht so stark aufzuheizen als eine Wohnung mit billigem Energieträger stark aufzuheizen. Beim Berechnen, was das günstigste ist, bin ich immer skeptisch, weil vielfach Äpfel mit Birnen verglichen werden. Es ist genauso wie die Frage: "Was ist billiger, Auto fahren oder Bahn fahren?" Auch diese Frage kann man nicht einfach pauschal beantworten. Wer selber ein altes, sparsames Auto besitzt, in einer Gegend lebt, die schlecht vom öffentlichen Verkehr erschlossen ist, manchmal plötzlich losfahren will/muß und auch immer mit mehreren Personen oder viel Gepäck unterwegs ist, der wird sicher jammern, wie teuer Bahnfahren ist, wenn das Auto kaputt ist und er plötzlich die Bahn benutzen muß. Wer dagegen als Nicht-Autobesitzer in einer Stadt (Parkplatznot, Staugefahr) wohnt, die gut vom öffentlichen Verkehr erschlossen ist, und nicht das Verlangen hat, zu "Unzeiten" unterwegs zu sein, der würde sicher sagen, daß die Bahn billiger ist als sich ein Auto anzuschaffen.

Um wieder on-topic zu werden: Ist Barfußlaufen ökologisch günstiger als Schuhe tragen? Aus dem hohlen Bauch betrachtet, würde ich sagen: JA! Aber berechnen könnte ich das nicht. Und auch hier ist die Gefahr groß, daß man Äpfel mit Birnen vergleicht. Ich werde mal einige Argumente bringen, aber längst nicht alle.

Wer häufig barfuß läuft, spart an Schuhen, er selber muß dafür weniger Geld ausgeben. Schuhmacher und Schuhfabriken haben weniger Arbeit, es gibt mehr Arbeitslose, auch unter den Zulieferern. Dafür müssen aber auch weniger Tiere geschlachtet werden. Wie weit will man mit ökologischen Dingen noch gehen? Ein einziger Barfüßer macht sowieso den Kohl nicht fett. Wenn aber von heute auf morgen 10 % aller bisherigen Schuhträger auf barfuß "umsatteln", was leider nie eintreten wird, dann würde man schon was spüren, dieses aber nicht von heute auf morgen.

Wer barfuß läuft, ist weniger krank. Den Krankenkassen würde es besser gehen, aber den Pensionkassen ginge es schlechter, weil die Leute älter werden. Invalidenkassen ginge es besser. Aber die Arbeitslosenkassen? Durch gesünderes Leben sind die Leute leistungsfähiger und werden weniger leicht entlassen. Anderdererseits wären mehr Leute in medizinischen Berufen arbeitslos. Und wie hoch wäre wohl die Anzahl derjenigen Leute, die arbeitslos werden, WEIL sie barfuß laufen und somit fürs Unternehmen nicht mehr tragbar.

Wenn jemand mit tieferer Zimmertemperatur leben kann, weil er barfuß läuft, dann ist es ökologisch ok. Wenn er aber extra die Heizung höher dreht, DAMIT er sich auch im Winter in der Wohnung leichter gekleidet aufhalten kann, dann ist es nicht mehr gut. Und wie sieht es mit den Lebensmittel aus, die man mehr essen muß, um den Körper warm zu halten? Wird durch "Aufheizen der Umwelt" infolge Barfüßigkeit und/oder zu leichte Kleidung nicht auch wertvolle Energie verschwendet?

Wenn jemand bisher als Schuhträger ohne Auto auskam oder bei kurzen Entfernungen oft das Fahrrad benutzte, als Barfüßer jedoch für jede Kleinigkeit das Auto benutzen "muß", nur damit er keine Schuhe tragen muß, geht es zu weit. Eigentlich müßte ich auch jedem Menschen Energieverschwendung vorwerfen, der mit dem Auto, der Bahn oder auch nur mit dem Fahrrad zu einem Barfüßertreffen fährt, wenn er mit Schuhen nicht auch ähnlich viel Sprit oder analoge Energie verbraucht hätte (Ich tue das aber nicht).

Das sind nur wenige Dinge bzl. Ökologie beim Barfußlaufen. Schlußendlich muß das jeder selber entscheiden.

Wie sieht es bei mir aus? Die Heizung drehe ich nie auf in meiner Wohnung, ein Auto besitze ich nicht. Zweifellos könnte man mir vorwerfen, daß ich mit meiner Körperwärme unnötig die Umwelt aufheize anstatt mich zu isolieren (und den Hitzetod zu sterben). Seitdem ich barfuß laufe, sind meine Wanderstrecken kürzer geworden, da ich mit Schuhen doch schneller bin. Im Winter fahre ich auch weniger Fahrrad, dafür wandere ich mehr, was damit zusammenhängt, daß ich auf dem Fahrrad wegen Kälte eher Schuhe benötige (Lieber barfuß wandern als beschuht radeln).

Eines ist sicher: Es wäre mir nicht im Traum eingefallen, einfach nur so nach Köln oder Düsseldorf zu fahren, freut sich die Bahn.

Wer wirklich total ökologisch sein will und in diesen Breitengraden lebt, dem empfehle ich, auf jegliche Kleidung zu verzichten, sich ein dickes Fell wachsen zu lassen, Chlorophyllzellen in die Haut einzubauen, weitab von jeder Polizeistation eine Höhle aufzusuchen, im Winter Winterschlaf zu halten und nur bei "angenehmen" Temperaturen sich draußen aufzuhalten. Lebenserwartung: 15-17 Jahre. Back to the roots!

Viel Spaß dabei wünscht
Michael aus Zofingen


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