Frage an barfüßige Väter (Hobby? Barfuß! 2)

Bernhard aus HH @, Friday, 17.12.2004, 10:48 (vor 7225 Tagen) @ Mercator

Hallo Mercator,
meine Kinder liegen im Alter zwischen 0,5 und knapp 12 Jahren. So unterschiedlich die Kinder sind, so verschieden gehen sie mit meiner Barfüßigkeit um.

Meine Große geht ganz sicher ihren eigenen Weg, was Stil, Auftreten oder Umgang mit Menschen angeht. Sie trägt ihre Ideen nicht opponierend vor sich her, sondern geht ganz selbstverständlich die Wege, die sie für richtig hält und kann dabei andere so lassen, wie sie sind. Solche Menschen haben wenig Probleme mit den Macken anderer, so lange diese damit niemandem schaden. Zu meiner großen Freude hat sie sich schon dafür interessiert, wie und wann sie beginnen müsste, wenn sie barfuß laufen möchte.

Meine Zweite (10) will nicht gerne auffallen. Sie versucht unauffällig im Strom mit zu schwimmen. Bei solch einem Typ Mensch ist es eigentlich egal, was man falsch macht ;-)) es ist ganz vieles peinlich. So gesehen hat sie erstaunlich wenig Probleme mit meiner Barfüßigkeit. Als ich sie neulich barfuß in der Schule abholte, rief ein Junge aus einem Pulk sich lustig machender Jugendlicher heraus "... kannst du dir keine Schuhe leisten, oder was?" Ich rief zurück "Manche sparen an den Schuhen, andere am guten Ton. Abe wenn du wissen willst, warum ich das mache, sage ich es dir gerne." Das brachte die Gruppe augenblicklich zum Schweigen, was meine Tochter schon ein wenig beeindruckt hat, wie mir schien.

Nummer Drei (kurz vor 6) bringe ich morgens barfuß in die Vorschule. Das war ihr kurze Zeit unangenehm, inzwischen gibt sie ganz lässig entspannte Antworten, wenn sie angesprochen wird. Das macht mir immer Spaß, denn sie ist ein total quirlig kommunikativer Typ. Antworten spielen sich selten in einem Satz ab.

Nummer Vier (4) ist ein so ausgeglichener, in sich ruhender Typ, ich glaube, die könnte ich auch auf Händen gehend in den Kindergarten bringen und sie würde nicht aus der Ruhe geraten. Wenn ich ihr bald das Barfußgehen schmackhaft machen kann, lässt sich da sicher viel Geld für Schuhe sparen.

Vielleicht ist ein wichtiger Faktor auch, dass alle meine Kinder Erfahrungen mit Anderssein haben, weil sie über Schule und Kindergarten intensiven Kontakt zu schwer behinderten Kindern haben. Wer in seinem Alltag mit Kindern spielt, die wegen Glasknochen nicht berührt werden dürfen, oder die außer dem Kopf nichts mehr bewegen können, der nimmt Barfüßigkeit vielleicht auch schneller für normal.

Nummer Fünf ist mit 1/2 Jahr noch eine natürliche Barfußträgerin.

Das allergrößte Problem hatte ich mit meiner Frau. Das war zwar nicht deine Frage, aber ich muss es kurz erwähnen. Gestern habe ich ihre Schulklasse (sie ist Lehrerin) ins Theater begleitet. Wenn ich da barfuß gekommen wäre, hätte sie mich rausgeschmissen. In solchen Fällen passe ich mich (noch?) brav an. Wir sind allerdings schon große Stücke weiter. Dabei waren die Kinder eine große Hilfe. Sie konnten alle Mamas Aufregung nicht verstehen. Besonders die Große hat hier mit einigen Bemerkungen viel für mich getan. Das wirkt viel besser, als wenn ich sage "...hättest du lieber einen Psychopaten oder einen Alkoholiker als Mann?" Zu so was habe ich mich leider hinreißen lassen, obwohl ich ganz genau weiß, dass Worte zu überhaupt nichts führen, schon gar nicht solche. Einfach machen, den Respekt vor dem anderen behalten, sich kompromissfähig zeigen, ohne dabei den eigenen Weg zu verlassen. Aber sich bei alledem die Probleme der anderen nicht zum eigenen Problem machen. So klappt es bei mir am besten. Das geht bei den Kindern allerdings schneller, als bei meiner Frau. Vielleicht, weil die Kinder noch direkter spüren können, dass ich mit einer sicheren Überzeugung barfuß laufe, ohne provozieren zu wollen. Die Echtheit dabei kommt bei ihnen direkt an, da erübrigt sich manche kritische Erwachsenenfrage.

Nun bin ich vom kritischen pubertären Alter mit meinen Kinder noch weg, bis dahin aber wird meine Barfüßigkeit so selbstverständlich sein, dass ich keine Probleme damit haben werde, sollten meine Töchter Probleme damit bekommen. Ich hege eher die Hoffnung, dass ich dann nicht mehr der einzige Barfüßer hier in der Familie bin. Überzeugtes Vorleben scheint mir auch in vielen anderen Bereichen die beste Erziehung, warum sollte das bei der Barfüßigkeit nicht auch fruchten?

Viele Grüße aus Hamburg,

Bernhard


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