Allerletzte (?) Barfusswanderungen 2004 (Hobby? Barfuß! 2)

Walter ⌂ @, Wednesday, 15.12.2004, 18:35 (vor 7227 Tagen)

13. Dezember 2004, typische Inversionslage: Im Tal bitter kalt, auf den Bergen warm, genau richtig für meinen winterlichen Besuch in der Calandahütte SAC. In Haldenstein liegt um 9.00 Uhr noch Rauhreif auf dem Boden, so belasse ich die Sandalen an den Füssen. Schon kaum 100 m höher hört der der Rauhreif auf und es wird spürbar wärmer. Also Sandalen an den Rucksack gehängt, Windjacke und Sweatshirt ausgezogen und barfuss weiter. Der Blick weitet sich, die Fernsicht ausgezeichnet. Höher oben kann ich den Weg verlassen und auf dürrem und von der Sonne erwärmtem Gras (trotz gefrorenem Boden) weiter aufwärtssteigen. An schattigen Stellen zeigen sich erste Schneeflecken und schliesslich sieht es ganz nach einer geschlossenen Schneedecke aus. Der oberflächlich gefrorene Schnee, durch den man fieserweise einbricht, ist nicht gerade der Hit! Doch bald wird es wieder besser und Schneeflecken wechseln mit trockenen Stellen ab. Bei der Hütte angekommen ist es frühlingshaft warm und absolut windstill. Dies verlockt, nur in Shorts einige Sonnenstrahlen für die kommende kalte Zeit zu tanken! Beim Abstieg läuft es umgekehrt: Sukzessive werden mehr Schichten übergezogen, die Sandalen bleiben allerdings am Rucksack hängen!
Am Tag darauf steige ich um 6.04 in den IC nach Zürich und fahre via Olten - Langenthal - Willisau ins Enziwiggertal. Rauhreif bedeckt Wiesen und Bäume, es ist bitter kalt. Nach einer gut dreistündigen Zug- und Postautofahrt bin ich nicht eben gut aufgewärmt und gehe beschuht (bzw. besandalt) in höchstmöglichem Tempo der Enziwigger entlang dem Napf zu. Kaum habe ich aber einige Meter auf dem steil ansteigenden Fussweg zurückgelegt, sind wir, nämlich die Umgebungsluft und ich selber, genügend aufgewärmt, um zur barfüssigen Wanderung überzugehen. Der Napf bietet erwartungsgemäss eine überwältigende Rundsicht von den Hochalpen bis zur Dampffahne des KKW Leibstadt, das Mittelland ist selbstverständlich unter einer Nebeldecke. Der weitere Weg Richtung Bramboden führt weitgehend über Kreten, die zwischen tiefeingeschnittenen Töbeln liegen. Immer wieder begegne ich Wanderern, bei denen ich mit meine nackten Füssen Bewunderung errege. Ich kann ihnen sagen, dass Barfusslaufen Gewohnheitssache und keine Heldentat sei. Auf jeden Fall ergeben sich mehrere nette Gespräche. Bramboden besteht im Wesentlichen aus einer Kirche, einem Pfarrhaus, einem Hotel und einem Depot der landwirtschaftlichen Genossenschaft. Das hübsche Kirchlein aus den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts enthält einen Bilderzyklus über den heiligen Antonius, der Friedhof geschmackvoll geschnitzte Grab"steine" (aus Holz!). Als die Abfahrtszeit des Postautos heranrückt, stelle ich fest, dass ich bis 7.00 morgens hätte bestellen müssen. So fährt halt kein Bus nach Hasle. Mir bleibt nichts anderes übrig, als nochmals anderthalb Stunden unter die Füsse zu nehmen, von gut 1000 m Höhe in ein Tal (800 m) hinunter, wieder auf 1000 m hinauf und dann endgültig nach Schüpfheim hinunter. Diesen Weg lege ich der Geschwindigkeit zuliebe beschuht zurück, was nicht verhindert, dass ich auf dem letzten Stück einen Abhang hinter auf dem oberflächlich aufgetauten Boden ausrutsche , Hals über Kopf runterfliege und ziemlich verschmutzt zum Stillstand komme. Im noblen IC von Bern nach Zürich und im noch nobleren EC Nr.9, der von Dortmund kam und von Zürich nach Churweiterfuhr, war ich dadurch leicht fehl am Platz, aber aufgeregt hat sich keiner!

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