Barfuß in Karlsruhe (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Wednesday, 15.12.2004, 15:05 (vor 7227 Tagen)

Montag, 13.12.2004: Es war 2.10 Uhr in der Nacht und ich war mit der S-Bahn auf dem Karlsruher Hauptbahnhof angekommen. Eigentlich wollte ich mir einen Platz im Bahnhof aufzusuchen, wo ich mich hinsetzen kann, etwa um einen Brief zu schreiben oder auch nur vor mich hin zu dösen. Ich ging durch die Empfangshalle, in der keine Fahrgäste mehr waren, sondern nur Bahnbedienstete, die offensichtlich darauf warteten, daß der Bahnhof schnell geräumt wurde. Ein "Rotdeckel" sagte nur: "Nein!" , als er mich sah. Wieso? Ich war barfuß , und auch die übrige Kleidung war für die Jahreszeit eher unüblich. Ich MUSSTE so sein. Erstens, weil ich nichts anderes dabei hatte. Und zweitens, weil die Läden geschlossen waren, um mir was kaufen zu können. Hier konnte ich nicht bleiben. Meiner Meinung nach werden Bahnhöfe immer ungemütlicher. Früher, als Umsteigezeiten von 2 Stunden und mehr die Regel waren, gab es genügend Sitzplätze, wo man warten konnte. Heute, wo die Umsteigezeiten eher kurz sind, scheinen diese Sitzgelegenheiten nicht mehr nötig zu sein. Leute, die tatsächlich mal warten müssen, sind die Minderheit, und der kann man stehen zumuten. Das scheint wohl die Philosophie der Deutschen Bahn zu sein. Der wahre Grund wird wohl sein, daß man Pennern und Frauen mit aufgedunsenen Gesichtern das Leben schwer machen will. Und ich als Barfüßer mußte nun auch darunter leiden. Also hinaus in die kalte Nacht. Scheinbar zufällig ging ich an der Straßenbahnhaltestelle am Bahnhofsvorplatz vorbei. Lange verweilen konnte ich dort nicht, weil ich mich noch in der "Schußlinie" der Bahnbediensteten befand. Die könnten "ganz zufällig" zum Handy greifen und "richtige" Polizisten auf mich hetzen. Also nichts wie weg vom Bahnhofsvorplatz!

Barfuß schritt ich westwärts, bog jedoch bald ich eine Seitenstraße ab, wo die Wahrscheinlichkeit größer war, daß mich kein zufällig vorbeifahrender Autofahrer sieht und verpfeift. Und wenn ein Auto kam, dann hatte ich das Glück, daß ich an parkierten Autos vorbei ging, so daß der Autofahrer lediglich mein Oberteil sehen konnte, nicht aber meine nackten Füße. Obwohl ich wirklich nichts verbotenes tat, so wollte ich mitten in der Nacht jeglichen Kontakt mit den "Bullen" vermeiden. Schließlich erreichte ich einen Fußweg, dann einen Fußweg, der jedoch unangenehm zu begehen war. Ich versuchte ins Gras auszuweichen, was ein Knirschen verursachte. Vermutlich handelte es sich um Eiskristalle. Dann hörte ich komische Geräusche von irgendwelchen Tieren, als ich eine lange Fußgängerbrücke überquerte, die ein eingezäuntes Gelände überspannte. Vielleicht handelte es sich um den Zoo. Etwa bis 3 Uhr ging ich noch durch verschiedene verkehrsberuhigte Straßen, dann fand ich eine Bank neben einem Kinderspielplatz, wo ich mich hinsetzte. Zufällig entdeckte ich eine Zeitung, die jemand auf dem Erdboden liegen gelassen hatte, ferner trockenes Laub. Ein Teil der Zeitung diente als Sitzunterlage, ein anderer Teil als Fußunterlage. Die Füße hüllte ich in Laub und deckte sie noch mit weiterem Papier ab. An Schlaf war so nicht zu denken, aber wenigstens gelang es mir zu verhindern, daß ich an den Füßen fror. Limitierender Faktor war nun meine dünne Sommerjacke, unter der ich lediglich ein kurzärmeliges T-Shirt trug. Hier würde mich wohl keiner finden, wer geht hier schon durch mitten in der Nacht!

Etwa eine Stunde hielt ich es so aus, dann machte ich mich wieder auf den Weg. Ich kam an einem Fahrkartenautomaten vorbei, wo ich mir eine 24-Stunden-Karte im Stadtbereich Karlsruhe löste. Als ich den Hauptbahnhof erreichte, rollte auch gerade eine Straßenbahn ein - meine Bahn! Es war die Linie 2 nach Rappenwörth. Daß diese Linie gemäß "the best of" auf beim Winterbarfußtreffen in Karlsruhe benutzt wurde und auch die letzte Hamburger Tramlinie die 2 war, war mir in diesem Augenblick so was von egal. Hauptsache ins Warme! Das moderne Fahrzeug war eher überheizt, so daß ich es für sinnvoller hielt, die Jacke auszuziehen. Wozu soll die Heizung im Tram erst die Jacke aufwärmen und dann mich, wenn sie auch beides gleichzeitig kann? Nur wenige Fahrgäste waren im ersten Tram, niemand bemerkte meine Barfüßigkeit, wer rechnet zu so früher Stunde schon mit so was. Eigentlich fahre ich gerne mit der Straßenbahn, aber ein Bett wäre mir sicher lieber gewesen. Sehen konnte man ja auch nicht viel in der Dunkelheit und bei dem Nebel, der sich den ganzen Tag nicht auflockerte. Also blieb ich sitzen, bis das Tram nach Rappenwörth, zur anderen Endhaltestelle in Wolfartsweier und wieder zum Marktplatz gefahren war, dann stieg ich aus. Alle Leute, die draußen standen, waren fassungslos (obwohl ich natürlich die Jacke wieder übergezogen hatte).

Mit dem nächsten Tram ging es weiter. Es war ein älterer Triebwagen der Linie 5 Richtung Rheinhafen. Als ich die Endhaltestelle erreicht hatte, blieben etliche Fahrgäste drinnen. Dann rollte der Zug vorbei an abgestellten Fahrzeugen und Hallen und hielt wieder, jetzt stiegen etliche Leute aus, offensichtlich handelte es sich um Betriebsangestellte. Hoffentlich geht es gut! Das Tram fuhr weiter bis zu einem Gebäude, dann stieg auch der Fahrer aus! Würde ich nun hier sitzen bleiben? Würde er mich allein zurücklassen und ich müßte mich barfuß vom Depot entfernen. Der Fahrer stieg wieder ein und fuhr weiter, aus dem Depot heraus wieder zur nächsten offiziellen Haltestelle. Glück gehabt! Mit demselben Tram fuhr ich noch einmal zur anderen Endhaltestelle in Rintheim bis zurück zum Marktplatz, wo ich wieder ausstieg.

Während ich auf die S-Bahn in Richtung Blankenloch wartete, fragte eine Frau, ob alles in Ordnung sei, was ich bejahte. Ich fuhr bis zur Stadtgrenze, dann wartete ich auf den Zug in Gegenrichtung. Viele Schulkinder, die meine Barfüßigkeit nicht registrierten, benutzten die S-Bahn, die im Grunde genommen nur eine "bessere Straßenbahn" ist und teilweise auf Eisenbahn-, im Stadtbereich jedoch oft auf Straßenbahnschienen verkehrt, nicht Fisch und nicht Fleisch, aber trotzdem faszinierend. Wegen eines Zwischenfalles mußte mein Zug sogar umgeleitet werden. An der Messehalle stieg ich wieder aus, wobei ich bemerkte, daß ich diesmal wirklich was verbotenes getan hatte: Ich hatte die Tarifgrenze überschritten. Die Haltestelle war sehr zugig, die Bahnsteige waren kalt, die benachbarten Grasflächen mit Rauhreif bedeckt. Wegen der Panne mußte ich auch besonders lange auf den Gegenzug warten. In der Innenstadt wechselte ich in eine S-Bahn nach Grötzingen, hier hatte ich keine Probleme mit meinen Füßen, als ich auf den Gegenzug wartete. Ein Fahrgast fragte mich, ob ich aus finanziellen Gründen keine Schuhe trage, was ich verneinte. "Dann ist es ja gut! Ansonsten müßte man was dagegen tun. Schon fingen ältere Fahrgäste an, sich darüber zu unterhalten, daß früher auch im Winter Schulkinder kurze Hosen trugen, allerdings nicht barfuß waren, sondern Schuhe und überlange, kratzige Wollstrümpfe.

Im Stadtzentrum wechselte ich in die "berühmte" Linie 3. Ich fuhr bis zur Endhaltestelle im Westen, die jedoch keine Wendeschleife, sondern ein Wendedreieck besitzt. Als meine Bahn ihren Endpunkt erreicht hatte, entdeckte ich im anderen Ast noch ein weiteres Tram, dieses wollte ich erreichen. Also stürmte ich über den Bahnsteig der Bahn entgegen. Der Fahrer schaute etwas komisch, wie ich barfuß dort längs lief. Dann setzte sich das Tram in Bewegung. An einer Haltestelle sagte der Fahrer durch den Lautsprecher: "Kleinen Moment, es geht gleich weiter!" Kurze Zeit später hielt ein Polizeifahrzeug neben der Haltestelle. Zwei Beamte stiegen ins Tram, gingen zielstrebig auf mich zu und forderten mich auf mitzukommen, was ich auch tat. In der "Bullenschleuder" wurde ich zur Wache gefahren in der Weststadt. Wieder die üblichen Formalitäten, dann durfte ich entweder noch etwas in der warmen Wache bleiben oder mit der Straßenbahn weiterfahren, wobei ich letzteres vorzog. Auch hier fanden die Polizisten die Idee eines Barfußtreffens ganz lustig.

Als nächstes benutzte ich die reizvolle Linie in die Waldstadt, auch hier wimmelte es von Schulkindern, die mich aber nicht registrierten. Lediglich eine Frau fragte, ob ich gerade streike, was ich so beantwortete: "Nein, ich habe offiziell bei meinem Arbeitgeber freigenommen." Noch einmal benutzte ich die ab Durlach neue Linie nach Wolfartsweier, ich wollte sie mal im hellen benutzen. Und zu guter Letzt noch einmal nach Rappenwörth und zurück zum Hauptbahnhof. Ich hatte noch etwa 30 Minuten Zeit bis zur Abfahrt meines Zuges kurz nach 15 Uhr. Während ich wartete, mußte ich abermals den Ausweis vorweisen, diesmal den Bahnpolizisten. Auch meine Fahrkarte wollten sie sehen. Dann kam auch noch eine Frau von der Bahnhofsmission vorbei und fragte, ob ich Kleidung benötigte, was ich verneinte.

Als ich die Treppe zum Bahnsteig hinaufstieg, gab es erstaunte Blicke, nicht aber im Zug selbst. Mit dem Interregioexpreß fuhr ich bis Offenburg, wo ich in einen Regionalexpreß nach Basel umsteigen mußte. Beim Umsteigen hörte ich etliche sagen: "Nein! Das gibt es doch nicht!" In Basel stand mein Anschlußzug nach Zofingen bereits. Hier gab es kaum erstaunte Blicke, weder am Bahnhof, noch im Zug. Auch als ich in Zofingen den Zug verließ gegen 19.30 Uhr, gab es keine Bemerkungen. Das Thermometer zeigte -1°C an, als ich mich aufs Fahrrad schwang und auch noch den letzten Kilometer überstand. Dann war ich zu Hause, total müde. Halali! Die Jagd war zu Ende, der Täter entkommen. Mich kriegt keiner mehr, denn am nächsten Tag werde ich zur Arbeit fahren und einen "normalen" Menschen vortäuschen, mit Krawatte, hellem Hemd, langen Hosen und geschlossenen Schuhen, mit Socken!

Mit rückblickenden Grüßen

Michael aus Zofingen

Barfuß in Karlsruhe

Lothar, Stammposter, Wednesday, 15.12.2004, 17:07 (vor 7227 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael,

anscheinend ist es die Kombination der kurzen Hose mit barfuss, die die Polizeit auf dich zieht.

In einigen Ländern ist es tatsächlich verboten in kurzen Hosen rumzulaufen; ich habe mal gelesen, dass selbst ganz kleine Jungs bei 40 Grad Hitze lange Hosen tragen müssen. Ich weiß aber nicht mehr wo das war.

Lothar

Barfuß in Karlsruhe

Georg, Stammposter, Wednesday, 15.12.2004, 18:36 (vor 7227 Tagen) @ Lothar

Hallo Michael,
anscheinend ist es die Kombination der kurzen Hose mit barfuss, die die Polizeit auf dich zieht.

Bei den Presse - Suchmaschinenabfragen zu den Stichworten "barfuß" etc. gibt es tatsächlich immer wieder Berichte, in denen zum Ausdruck kommt, dass geistig verwirrte Menschen bei Nacht oder in der kalten Jahreszeit irgendwo barfuß "aufgegriffen" worden seien. Das scheint irgendwie ein beliebtes Pressemotiv zu sein.
Kein Wunder, wenn das auch im Bewusstsein von Bürgern und Polizisten seine Spuren hinterlässt.
Georg

Warum reagiert die Polizei auf kurze Hosen und barfuß?

Booker ⌂, Stammposter, Thursday, 16.12.2004, 00:00 (vor 7227 Tagen) @ Lothar

Hallo,

anscheinend ist es die Kombination der kurzen Hose mit barfuss, die die Polizeit auf dich zieht.

+++ Ein Erklärungsversuch.....
u.a. ist es eine Aufgabe der Polizei Gefahren für Leib und Leben abzuwenden!

Wenn nun jemand im Dezember bei Temeperaturen um den Gefrierpunkt mit kurzen Hosen und barfuß durch die Stadt rennt, ist es nur zu verständlich dass die Polizei, wenn sie davon erfährt, der Sache Aufmerksamkeit schenkt. Dies geschieht in der Regel in der Form, dass die betreffende Person zunächst überprüft wird um festzustellen um wen es sich eigentlich handelt. Desweiteren wird ermittelt warum die betreffende Person im Winter in kurzen Hosen und barfuß herumläuft, um auszuschliessen dass diese Person dies gegen ihren Willen macht.

Weiterhin soll festgestellt werden ob evtl. eine Straftat vorliegt. Es ist in der heutigen Zeit nicht selten, dass Personen überfallen und ausgeraubt werden. Wenn dies alles ausgeschlossen wurde, kann jeder seines Weges ziehen, auch in kurzen Hosen und barfuß bei Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Es ist nun mal die Aufgabe der Polizei in solchen doch sehr ungewöhnlichen Situationen angemessen zu reagieren. Das hat nichts damit zu tun, dass die Polizei solche Menschen für Abgängige einer Irrenanstalt hält, sondern vielmehr um den Nothilfegedanken. Ausserdem ist die Polizei nach dem Polizeigesetz dazu verpflichtet so handeln.

Man muß aus der Sicht eines Polizisten zunächst davon ausgehen, dass der betreffenden Person etwas zugestoßen sein könnte. Es ist nunmal wirklich ein sehr seltenes Bild einen barfüßigen Menschen noch dazu in kurzen Hosen im Dezember anzutreffen.

Seht dass nicht so negativ. Es kann ja wirklich auch mal ein anderer Grund vorliegen warum jemand im Winter barfuß läuft. Die betroffenen Personen wären dann sicherlich dankbar, wenn ihnen geholfen würde.

Schönen Abend

Booker

[image] Barfuß im Winter......

Nur mal so 'ne Frage eines Laien

FrankX, Stammposter, Thursday, 16.12.2004, 08:28 (vor 7226 Tagen) @ Booker

Hallo Booker,

Würde eine Person, welche tatsächlich Hilfe benötigt, sich nicht von sich aus an die Polizei oder Passanten wenden? Ich würde dies tun tun. Man kann also davon ausgehen, dass wenn jemand fröhlich barfuss (im Winter) durch die Stadt läuft, dies freiwillig tut.

Wenn der Barfüsser hingegen blutüberströmt irgendwo sitzt, kann man davon ausgehen, dass er die Schuhe nicht freiwillig hergegeben hat und wie ein Tier um sie gekämpft hat :)

Gruss,

FrankX

Nur mal so 'ne Frage eines Laien

Booker, Stammposter, Thursday, 16.12.2004, 11:29 (vor 7226 Tagen) @ FrankX

Hallo FrankX,

Würde eine Person, welche tatsächlich Hilfe benötigt, sich nicht von sich aus an die Polizei oder Passanten wenden?

+++ Nicht unbedingt! Da ich selber Polizist bin und aus Erfahrung spreche kann ich sagen das es nichts gibt, was es nicht gibt ;-)

Ich würde dies tun tun.

+++ Schön.

Man kann also davon ausgehen, dass wenn jemand fröhlich barfuss (im Winter) durch die Stadt läuft, dies freiwillig tut.

+++ Das mag ja durchaus der Fall sein. Nichts desto Trotz ist es eben absolut außergewöhnlich. Und um eben in Erfahrung zu bringen ob bei der Person alles in bester Ordnunug ist, wird sie eben von der Polizei überprüft. So ist das nun mal. Ich finde daran aber nichts schlimmes. Ihr erwartet immer dass alle um Euch herum tolerant sind.....wie sieht es denn mit Eurer eigenen Sicht der Dinge aus. Ihr könnt doch nicht allen Ernstes davon ausgehen, dass jeder Mensch der einen anderen im Winter barfuß und mit kurzen Hosen antrifft, dieses Bild als völlig normal sieht!! Es ist nunmal ungewöhnlich im Winter einen barfüßigen Menschen in kurzen Hosen anzutreffen, oder sehe ich das falsch?! Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ist es eben kalt ;-)Michael hat meine volle Hochachtung! Bei diesen Temperaturen......

Wenn der Barfüsser hingegen blutüberströmt irgendwo sitzt, kann man davon ausgehen, dass er die Schuhe nicht freiwillig hergegeben hat und wie ein Tier um sie gekämpft hat :)

+++ Schöne Phantasie hast Du ;-) Das ist eine Variante von vielen, warum jemand "blutüberströmt" und ohne Schuhe, in kurzen Hosen irgendwo rumsitzt.

Gruss,
FrankX

Gruss,

Booker

Nur mal so 'ne Frage eines Laien

Lothar, Stammposter, Thursday, 16.12.2004, 21:21 (vor 7226 Tagen) @ FrankX

Hallo Booker,
Würde eine Person, welche tatsächlich Hilfe benötigt, sich nicht von sich aus an die Polizei oder Passanten wenden? Ich würde dies tun.

Aus eigener Erfahrung muss ich sagen, dass ich nachdem in London mal einem Straßenräuber zum Opfer gefallen bin, danach alles andere als normal und vor allen Dingen völlig falsch reagiert habe. Hinterher habe ich mich dann gefragt, wie ich vorher so dämlich sein konnte, das ich die Situation regelrecht provoziert habe und wie ich so schlecht vorbereitet sein konnte, dass ich zwar ein Handy in der Hand hatte, aber die Notrufnummer in England nicht wusste und auch nicht mehr wusste wie ich zur Notruffunktion meines Handys gelangen konnte. Und dann habe ich versucht per Bus und zu Fuss zur nächsten Polizeistation zu gelangen anstatt einen Pasanten nach der Notrufnummer zu fragen. Also nach so einem Schockerlebnis ist alles mögliche drin z.B. schämt man sich und wendet sich aus lauter Scham nicht an irgendjemanden oder man hat dann vor jedem Menschen Angst oder der Schock führt dazu, dass man selbst die naheliegendsten Dinge nicht mehr tut oder man hat vielleicht selber was zu verbergen; alles möglich.

Lothar

Nur mal so 'ne Frage eines Laien

Andi35 @, Stammposter, Friday, 17.12.2004, 04:08 (vor 7225 Tagen) @ Lothar

Hallo Lothar!

Du hast absolut Recht, wenn eine Person unter Schock steht, reagiert sie nicht selten ganz anders, als sie das normal tun würde!
Auch in Momenten der Verzweiflung weiß man ja oft schon nicht mehr, was man in bestimmten Situationen am besten als erstes machen würde, oder was gleich, also von vornherein das Beste wäre!
Was Booker schrieb ist darum absolut zutreffend!

Liebe Grüße von Andi!

Warum reagiert die Polizei auf kurze Hosen und barfuß?

der Joe, Stammposter, Thursday, 16.12.2004, 09:19 (vor 7226 Tagen) @ Booker

Hallo Booker,

danke für die Erklärung.
Dabei kommt mir der Gedanke, dass, falls die Aufgaben der schweizer Polizei entsprechend sind, diese sie etwas nachhaltiger nachhaltiger zu verfolgen scheinen.
Oder sie in der sicheren Schweiz nichts Wichtigeres zu tun haben ;-)

Grüße vom
JOE

Warum reagiert die Polizei auf kurze Hosen und barfuß?

FrankX, Stammposter, Thursday, 16.12.2004, 09:40 (vor 7226 Tagen) @ der Joe

Hallo Joe,

Da hast Du sicher was missverstanden. In der Schweiz musste Michael NIE auf die Wache im Gegensatz zu Deutschland :) In Deutschland gibt es wohl zuviele Polizisten. In meinem Heimatkanton kommt 1 Polizist auf ca. 900 Einwohner, in Deutschland dürften es mehr sein.

FrankX

Oder sie in der sicheren Schweiz nichts Wichtigeres zu tun haben ;-)
Grüße vom
JOE

Warum reagiert die Polizei auf kurze Hosen und barfuß?

Booker, Stammposter, Thursday, 16.12.2004, 11:55 (vor 7226 Tagen) @ FrankX

Hallo,

In der Schweiz musste Michael NIE auf die Wache im Gegensatz zu Deutschland :)

+++ In Deutschland gibt es eben andere Gesetze!!

In Deutschland gibt es wohl zuviele Polizisten.

+++ Wohl eher nicht.

In meinem Heimatkanton kommt 1 Polizist auf ca. 900 Einwohner, in Deutschland dürften es mehr sein.

+++ Stimmt auch nicht. Allein in NRW gibt es 18 069 300 Einwohner und ca. 41 000 Polizisten. Davon sind max. 18 000 im Streifendienst tätig.
Somit kommt 1 Polizist auf ca. 1000 Einwohner, allein nur in NRW!

Booker

Hallo Booker

FrankX, Stammposter, Thursday, 16.12.2004, 12:52 (vor 7226 Tagen) @ Booker

Hallo Booker,

Ich hoffe Du fühltest Dich nicht persönlich angegriffen. Ich habe nichts gegen die Polizei und finde gut, dass es sie gibt. Ein guter Bekannter ist auch Polizist und ich finde seine Arbeit recht interessant. Ich habe mich auch schon ihm zuliebe bei der Polizei beworben, leider haben die aber Alterslimiten (32 bei der Kantonspolizei) und da war ich mit meinen 35 zu alt. (Eigentlich ein Blödsinn: 1. Fühle ich mich nicht so alt 2. Sie haben Mühe genügend Leute zu finden)

Ich meinte nur, dass es ein bisschen ein Verhältnisblösinn ist, jemanden auf die Wache mitzunehmen, nur um seine Personalien zu überprüfen. Das wäre auch vor Ort gegangen, da Michael sich ausweisen konnte.

Ich wurde überigens im Winter, als ich barfuss war, auch schon von der Stadtpolizei angehalten und kontrolliert. Ich hatte nicht mal meine Identitätskarte oder ähnliche Papiere bei mir und konnte, nach Angabe meines Wohnortes, weiter.

Ausschlaggebend für eine Kontrolle ist wohl, dass jemand wie Michael nicht der Norm entspricht und desshalb kontrolliert wird.

Ich sage immer: "In einer Welt voller Verrückter würde jeder Nomale als Verrückt erscheinen."

Gruss,

Frank

Aufklärung

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Thursday, 16.12.2004, 13:57 (vor 7226 Tagen) @ FrankX

Hallo Frank!

"Ich meinte nur, dass es ein bisschen ein Verhältnisblösinn ist, jemanden auf die Wache mitzunehmen, nur um seine Personalien zu überprüfen. Das wäre auch vor Ort gegangen, da Michael sich ausweisen konnte."

Vor Ort wäre vielleicht ungünstiger gewesen für die Allgemeinheit. Wenn ein Tram etwa 3 Minuten an einer Haltestelle wartet, bis die Polizei eintrifft, und die Polizisten ihr Auto so hinstellen, daß auch noch der Autoverkehr behindert wird (wenn ein "normaler" Autofahrer sein Auto so abgestellt hätte, hätten dieselben Polizisten diesen verzeigt), dann ist wohl das wichtigste, daß die anderen Fahrgäste nicht noch mehr Verspätung erleiden müssen und andererseits auch der Autoverkehr wieder ungehindert rollen kann. Dieses ist wohl am besten zu bewerkstelligen, wenn man den "Delinquenten" mit dem Polizeifahrzeug mitnimmt, die Wache war keine 500 Meter entfernt. Im anderen Fall war die Wache direkt oberhalb der U-Bahn-Station.

"Ich sage immer: "In einer Welt voller Verrückter würde jeder Normale als Verrückt erscheinen.""

Das ist wahr! Und was "normal" und was "verrückt" ist, das ist Definitionssache. Entweder ist entscheidend, was die Mehrheit macht, oder was eine mächtige Person (Diktator, Mann mit Geld, Vorgesetzter) befiehlt. Und es ändert von Ort zu Ort. Zum Glück gibt es auch Orte, an denen der Barfüßer stärker vertreten ist als der Schuhträger, also ist dort letztere verückt. Aber soll ich deswegen die Barfüßigkeit auf Orte beschränken, wo es "normal" ist? Nein!

Gruss,
Frank

Warum reagiert die Polizei auf kurze Hosen und barfuß?

Ralf RSK, Stammposter, Thursday, 16.12.2004, 15:26 (vor 7226 Tagen) @ Booker

Hi,

das ist gut, dass du das hier mal schreibst. Ich habe viel mit Menschen zu tun, die schon mal in Zustände der Verwirrtheit und Relitätsferne kommen. Da kommt es schon mal vor, dass jemand unzureichend bekleidet im Winter "auf Tour" geht. Wenn er Glück hat, wird er gefunden und zurückgebracht, wenn er Pech hat, verläuft er sich im Wald, findet nicht zurück und erfriert. Das ist kein ausgedachtes Beispiel, sondern Realität. Es kann auch Ausdruck eines funktionierenden Gemeinwesens sein, wenn solche Leute wahrgenommen werden und wenn schon nicht unmittelbar geholfen, dann doch wenigstens die Polizei informiert wird.

Gruß, Ralf

Warum reagiert die Polizei auf kurze Hosen und barfuß?

Andi35 @, Stammposter, Friday, 17.12.2004, 03:47 (vor 7225 Tagen) @ Booker

Hallo Booker!

Besser hätte man es garnicht schreiben können, ich stimme Dir voll und ganz zu!

Liebe Grüße von Andi!

Michaels Berichte

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Thursday, 16.12.2004, 00:28 (vor 7227 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael

Vielen Dank für deine stets großartigen Berichte. Insbesondere möchte ich Dir dafür danken, dass Du immer so detailliert die Wege beschreibst, dass man sie auf Landkarten bzw. Stadtplänen nachvollziehen kann. Inzwischen liegt bereits seit Wochen eine Generalkarte der Schweiz (westlicher Teil) 1:100.000 neben meinem PC und die Berichte aus Köln und Düsseldorf konnte ich auf meinen Stadtplänen nachvollziehen. Ich besitze Pläne von jeder deutschen Stadt in der Straßenbahnen fahren und von vielen weiteren Städten. Mir wurde nur nicht ganz klar, wie Du am ersten Tag in Düsseldorf von Benrath nach Eller kamst, aber das ist wohl auch nicht so wichtig.
Ärgere Dich nicht zu sehr über die Polizei, das sind auch nur Menschen, die sich wie die meisten Leute über dich wundern. Ich bin da ähnlich, ich BEwundere Dich, und zwar dafür wie abgehärtet Du bist.

Viele Grüße

Ulrich

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