Winterbarfußtreffen 2004 in Düsseldorf, 1. Tag (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 14.12.2004, 15:29 (vor 7228 Tagen)

Nachdem das, was hier index.php?id=994244070 nachzulesen ist, war ich gegen 20 Uhr mit dem Tram bei Scottis Inn angekommen. Ich wollte mich anmelden, da kam mir Markus U. entgegen. Obwohl wir uns vorher nie gesehen haben, erkannten wir uns doch. Er führte mich zur "Rezeption", was in Wirklichkeit nur die Theke der Bar war. Das Zimmer lag in einem Anbau über den Hof, nicht unbedingt leicht zu finden, wenn man es nicht weiß (nun weiß ich es). Das Zimmer wies selbstverständlich auch nicht die Standards auf, die ich bei Geschäftsreisen gewöhnt bin (und entsprechend(?) teurer sind), aber für mich sollte es ja auch nur ein "besserer Schlafsack" sein. Ich hatte nicht den Eindruck, als ob meine Aufmachung bei den Bardamen störte. Allerdings pfiffen einige der vielen teils betrunkenen Gäste, speziell als ich mich bückte, während ich etwas aus dem Rucksack holte. Wir tranken noch etwas und warteten auf Lothar, der gegen 21 Uhr kam.

Gemeinsam begaben wir und zur Straßenbahn, mit der wir in die Altstadt fuhren. Im Tram fielen mir noch nicht sonderlich auf, wohl aber, als wir durch die Altstadt wandelten. Überall erstaunte Blicke und die unterschiedlichsten Kommentare. Ohne daß es abgesprochen war, ergab sich folgende "Marschordnung". Vorne schritten Markus und ich, er die Kommentare meistens mit einem lauten Lachen zu quittierend, während ich mehr grinste. Wir beide gingen vergleichsweise schnell, Markus mehr stolzierend, ich dagegen mehr in "Wanderhaltung". Lothar hatte manchmal etwas Mühe, mitzukommen, aber wir verloren ihn nie. Das hatte auch einen Vorteil: Er bekam noch einige Sprüche/Kommentare mit, die man weiter vorne nicht mehr mitbekommen würde. Ordentliche Fragen wie "Ist es nicht zu kalt" wurden auch ordentlich und (meist) wahrheitsgemäß beantwortet. Manche (aber nicht alle) glaubten, was wir sagten, wir konnten sie überzeugen, daß barfuß gesund sei. Allerdings konnte wir sie nicht derart überzeugen, daß sie mitten auf dem Weihnachtsmarkt ihre fetten Schuhe ausgezogen hätten. Lothar und Markus waren der Meinung, daß sie vorher noch nie so viele Reaktionen ausgelöst hatten wie gerade jetzt. Sicher tat die Tatsache, daß ich meine Barfüßigkeit deutlich gegen oben verlängert hatte, erheblich dazu bei. Als erstes sehen die Leute, daß einer "keine" (habe ich mehrfach gehört, genauso Begriffe wie Unterhose oder Badehose, was ebenfalls nicht zutraf) Hose an hatte, erst dann fiel der Blick auf meine Füße. Und dann entdeckte man, daß ich nicht der einzige "Trottel" war, der das Leben auf freiem Fuß dem Schuhgefängnis vorzog, sondern gleich drei an der Zahl war. "Es kommen sicher noch mehr", war ebenfalls zu hören. "Jesus" fiel auch häufiger oder "Welche Sekte mag das wohl sein?" Wenn einer fragte, ob das eine Wette sei, wichen wir beim Antworten manchmal ein klein wenig von der Wahrheit ab.

So gingen wir zum Restaurant "Schlüssel", wo wir was essen wollten. Mit den Kellnern gab es keinerlei Probleme, von den Gästen gab es einige Kommentare, aber eigentlich keine bösartigen. Wir hielten uns ziemlich lange im Schlüssel auf, irgendwann aber kam der Gedanke, daß man vielleicht mal zur Straßenbahn müsse. Gesagt, getan! Aber nicht auf dem schnellsten Weg, sondern dort, wo man gesehen wird. Die Kommentare nahmen zu, vielleicht deswegen, weil so spät die "vernünftigen" Leute weniger in der Stadt anzutreffen sind und die Leute, die noch da sind, meist nicht mehr so nüchtern sind. Da wir es selber auch nicht waren, nahmen wir auch die bösesten Worte wie "schwule Säcke" oder "Tunten" nicht mehr so übel. Lediglich Markus hatte manchmal das Verlangen, in Besitz eines Zaubertranks zu sein, um den Lästerern einen Kinnschieber zu verpassen, so daß der Bösewicht barfuß durch die Luft fliegt, während Schuhe und Socken am Boden bleiben. Da Markus aber anders als Asterix ("die spinnen, die Schuhträger") nicht über den Zaubertrank verfügt und nicht einmal ich als Chemiker über die Rezeptur verfüge, wurde niemand "aus den Socken gehauen". Wir kamen auch noch an einer Eisbahn vorbei. Mir gelang es, eine Seitentür zu öffnen und wir gingen barfuß auf die Eisfläche. Kälte spürte ich keine, oder war ich nur besoffen? Lange dauerte das Vergnügen aber nicht. Nicht etwa, weil es doch zu kalt wurde oder weil wir ausrutschten, sondern weil die Eisbahn noch von einem jener hirnlosen Aufpasser bewacht wurde. Hatte der Kerl etwa Angst, daß wir mit "heißen" Füßen das Eis zum Schmelzen bringen und er seinen "hochqualifizierten" Job verliert? Der "Blödmann" fing an zu schimpfen, so daß wir es vorzogen, das Weite zu suchen.

An der Straßenbahnhaltestelle trennten sich unsere Wege. Während ich zurück zu Scottis Inn mußte, mußten Markus und Lothar nach Ratingen. Am Folgetag um 8.30 Uhr sollten wir uns wieder treffen. Während das Tram nach Ratingen bald ankam, mußte ich noch etwas warten. Dieses fuhr auch nur "offiziell" bis zum Karolingerplatz und danach ins Depot. Als das Tram den Karolingerplatz verließ, merkte ich, daß es in die "falsche" Richtung fuhr. Also stieg ich an der nächsten Haltestelle aus. Aufgrund der etwas komplizierten Gleisanlage in dem Bereich schlug ich anfangs sogar den falschen Weg ein, aber dank eines öffentlichen Stadtplans fand ich den weg doch. Obwohl der Weg nicht übermäßig bequem war, schaffte ich es ohne Schuhe nach "Hause". Als ich mein Zimmer aufsuchte, verließen einige Bargäste den Inn, um zum Auto zu gelangen. Einer rief: "Das gibt's doch nicht! der läuft barfuß!" Als seine Begleiterin dumm guckte, sagte er laut: "Ja, barfuß! BAR-FUSS!" Ich aber betrat das Zimmer. Anders als etwa in einem Schweizer Hotel prüfte ich genau, ob die Zimmertür auch wirklich abgeschlossen war, wer weiß, was sich da draußen rumtreibt. Ich war müde, sogar zu müde zum Waschen. Sofort schlief ich ein.

Mit freundlichen Grüßen

Michael aus Zofingen


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