Anreise zum Düsseldorfer Winterbarfußtreffen 2004 (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 14.12.2004, 14:00 (vor 7228 Tagen)

Mein erstes Winterbarfußtreffen überhaupt stand bevor. Von Freitag, den 10.12. bis Sonntag, den 12.12.2004 sollte es in Düsseldorf stattfinden. Der Wetterbericht sagte für diese Zeit für diesen Ort sonniges Wetter und milde Tagestemperaturen voraus, und die Nächte wollte ich ja auch schließlich nicht irgendwo im Schlafsack verbringen. Fahrkarte und Übernachtung waren reserviert, viel Gepäck wollte ich auch nicht mitnehmen. Sollte ich auf der Anreise Schuhe tragen, um sicher zu gehen, daß mich die Polizei nicht daran hindert, pünktlich vor Ort zu sein? Nein, denn sonst bestünde die Gefahr, daß meine Füße verweichlichen und ich die anschließende "Tortur" nicht durchstehen würde. Und Schuhe für Notfälle mitnehmen? Im Rucksack war kein Platz, meinen Riesenrucksack wollte ich nicht mitnehmen. Und die Schuhe an den Rucksack binden? Dann würde ich nicht nur vielen Schuhträgern, sondern auch einigen Barfußläufern Anlaß zu dem Spruch geben: "Der ist nicht ganz ECHT!" Mir genügt es, wenn die Schuhträger so über mich denken. Auch wollte ich auf Kleidungsstücke verzichten, die mit barfuß unvereinbar sind, etwa Handschuhe Mütze, Wintermantel usw. Eine Sommerjacke und darunter ein T-Shirt sollten reichen, und auch die Hose war nicht die allerlängste. Eine Todsünde war lediglich, daß ich ein T-Shirt trug, daß einen VERALTETEN Schriftzug der Firma trug, für die ich arbeite.

Da die Übergangszeit in Basel knapp war, entschied ich mich, bereits einen Zug eher in Zofingen loszufahren, gegen 8 Uhr morgens. Auf dem Weg zum Bahnhof mit dem Fahrrad bei Nebel und -2°C begegnete ich nur wenigen Leuten, einige waren erstaunt. Von den Leuten auf dem Bahnhof gab es nur eine Frage: "Ist es nicht ein bißchen kalt?". Auch beim Umsteigen in Olten schien man meine Barfüßigkeit nicht allzu sehr zu bemerken. Da ich in Basel recht viel Zeit zum Umsteigen hatte, ging ich noch mal über den Bahnhofsvorplatz, hier gab es schon mehr große Glotzaugen, auch konnte man verfolgen, wie sich die Köpfe der Fahrgäste in den vorbeifahrenden Straßenbahnen nacheinander nach unten bewegten, wie von Geisterhand gesteuert. An einer Rolltreppe übergaben Leute Werbemuster für eine Fertigsuppe an die Leute, die die Treppe benutzten. Bei mir sagte der Übergeber: "Das gibt war für die Füße".

Im ICE bis Köln gab es keine Probleme mit Schaffnern, Zöllnern usw. Die Leute, die an meinem Sitzplatz vorbeigingen, merkten nur selten was. Wenn ich aber durch den Gang zur Toilette ging, dann hörte man doch einige Kommentare, meistens von Kindern, etwa: "Der läuft ja barfuß!" Ich hörte aber auch: "Der will sicher nach Australien fliegen und hat keine Lust, lediglich für die Fahrt zum Flughafen Winterkleidung mitnehmen." In Graben-Neudorf besiegte die Sonne den Nebel, draußen lag Rauhreif, auch waren einige Pfützen vereist. Und ich saß barfuß im warmem Zug. In Köln mußte ich in den Intercity nach Düsseldorf wechseln. Ich brauchte aber nur zum Zug am selben Bahnsteig gegenüber rennen (die Umsteigezeit war knapp), da hörte ich: "Ein Flitzer!"

Im Düsseldorfer Hauptbahnhof war ein ziemliches Kommen und Gehen, und ich suchte einen Fahrkartenautomaten, da ich mir eine Tageskarte besorgen wollte. Es gab viele Reaktionen, meistens erstaunte, selten böse. Die Nähe von "Grünröcken mit weißen Mützen" suchte ich allerdings nicht. Ich fand den Automaten, auch die richtigen Tasten erstaunlich schnell. Meine erste Fahrt sollte mit der Straßenbahnlinie 707 erfolgen, der Linie, die auch an meinem Quartier "Scottis Inn" vorbeifahren würde. Zuvor mußte ich noch an einigen Weihnachtsbuden vorbeigehen, was zu überraschten Blicken führte. Ich mußte einige Zeit warten, es fuhren vorher noch andere Linien vorbei. Als ich das Tram bestieg und mich hinsetzte, sagte einer: "Sommer!" Als ich auch noch die Jacke auszog, sagte er: "Hochsommer!" Ulkigerweise fuhr die Bahn noch an einem Plakat vorbei, auf dem stand: Mantel oder Malidiven? Da ich keinen Mantel trug, war für mich von nun ab Düsseldorf die Hauptstadt der Malidiven. Das Tram hielt auch an der Christofstraße, direkt vor meinem Quartier. Aber fürs Einchecken hielt ich es noch zu früh, also fuhr ich bis zur Endstation "Universität".

Dort fand ich Wege vor, die ideal zum Barfußlaufen waren. Die Leute, denen ich dort begegnete, schienen wenig erstaunt zu sein. Vielleicht hielt man mich für einen "ewigen Studenten" oder einen zerstreuten Professor. Einige Wege bestanden aus rotem Sand, der angenehm kühl war. Nur wenige Steine lagen dazwischen. Wer gerne schwarze Fußsohlen hat, der sollte diesen Weg tunlichst meiden, hier werden sie "kommunistisch". Ich umrundete den botanischen Garten und ging an einem Kanal weiter. Auch hier keine Bemerkungen von Joggern oder Radfahren. Lediglich eine alte Frau sagte: "Barfuß? Das ist gesund!" Durch eine Wohnstraße und über eine Treppe gelangte ich zur Haltestelle "Werstener Dorfstraße". Da es hier schattig war, waren die Platten kalt und das Gras noch mit Rauhreif bedeckt. Mit der Linie 701 fuhr ich nach Benrath zum Depot und wanderte zu Schloß. Der Schloßplatz war nicht allzu angenehm barfuß begehbar, auf dem Wasser befand sich Eis. Ich aber ging hinter das Schloß. Zum Fotografieren der noch sonnenbeschienen Rückseite ging ich über den Rasen bis zu einem anderen Teich. Ein Mann rief: "Vorsicht! Das Eis trägt noch nicht!" Hatte ich auch gar nicht vor. Als ich mich bereits wieder auf dem Rückweg befand, erfolgte die "selbstverständliche" Polizeikontrolle, die ich hier index.php?id=994244062 beschrieben habe.

Mit verschiedenen Bahnen gelangte ich nach Eller. Am S-Bahnhof verließ ich die Stadtbahn, um dann durch den Ortskern zur Endstelle von Stadt- und Straßenbahn zu gehen. Die üblichen erstaunten Blicke, ein Mädchen fragte die Mutter: "Darf man hier barfuß laufen?" Einem Autofahrer hielt an und fragte, ob alles in Ordnung sei. Er konnte sich nicht vorstellen, ob alles in Ordnung sei. Mit der Straßenbahn fuhr ich bis zur Endstation in Rath, dann mußte ich zur S-Bahnstation, die ich im Dunkeln nicht sofort fand. Mit der S-Bahn fuhr ich zum Hauptbahnhof. Auf dem Weg zur Straßenbahn mußte ich wieder an den "Grünröcken" vorbei, sie drehten sich lediglich nach mir um. Mit dem Tram fuhr ich diesmal nach Unterrath und mit der S-Bahn zurück. Wieder die "Grünröcke", die sich die Köpfe verrenkten. Vor der Modellbahnanlage lungerten junge Leute, teilweise betrunken und/oder "verhascht". Wenn die so weiter machen, werden die Krankenkassenprämien noch teurer. Trotzdem habe ich aber den Eindruck, als ob die Allgemeinheit es für normaler hält, daß Jugendliche durch Saufen und Drögeln ihre Gesundheit ruinieren als daß andere durch Barfußlaufen etwas für ihre Gesundheit tun. Verkehrte Welt! Und nur deswegen, weil die Barfüßer eine Minderheit sind. Die Jugendlichen kreischten, fragten nach Hose und Schuhen. Ein Mädchen unter diesen sprach: "Ich würde auch so gerne einen Minirock tragen, aber mir ist es im Winter zu kalt." "Alles eine Sache der Gewöhnung!" Es war mittlerweile 19.40 Uhr, jetzt mußte ich aber zur Linie 707, die mich zu Scottis Inn bringen sollte, wo der "offizielle Teil" des Barfußtreffens beginnen sollte.

Mit freundlichen Grüßen

Michael aus Zofingen

Anreise zum Düsseldorfer Winterbarfußtreffen 2004

Andi35 @, Stammposter, Wednesday, 15.12.2004, 03:36 (vor 7227 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael!

Vielen Dank für Deinen Bericht, ich habe nun den "Pilotteil" gelesen, jetzt geht es gleich zu Teil 1 bis 3! ;-DD
Ja, diese Jugendlichen sind wirklich Pack, zum großen Teil ist da aber auch das Elternhaus Schuld, aber eben nicht immer. Aber ich sehe mit diesem Pack auch schwer schwarz, unsere Rentenkassen sind so schon leer und Die füllen sie nicht gerade und Andere, wie ich, die arbeiten wollen, bekommen keine Chance heutzutage! Das Krankensysthem belasten sie, wie Du ganz recht schriebst, auch noch!
Du hast Recht, die Welt ist aber tooootaaaal verkehrt!

Liebe Grüße nach Zofingen von Andi! ;-)

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