ein verzerrender Zeitungsartikel (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Sunday, 12.12.2004, 18:06 (vor 7230 Tagen)

Hi zusammen,

anläßlich unseres Düsseldorfer Barfußtreffens (Michael aus Zofingen wird einen Bericht schreiben) wurde uns ein Zeitungsartikel überreicht. Die Grammatik ist furchtbar, aber ich muß ihn halt so abschreiben, wie er in der Zeitung steht. Da heißt es:

"Keine Schuhe, knappes Hösli

Der Mann in Benrath erregte teilnahmsvolles Aufsehen. Gestern nachmittag saß er da, barfüßig und -beinig und und kam jenen, die dick eingemummelt an ihm vorbei eilten, schrecklich arm vor. Per Notruf wurde der Polizei denn auch eine "hilflose Person" gemeldet und wenig später standen, Sankt- Martin- mäßig zur Mantelteilung bereit, zwei Beamte vor dem Halbnackten. Der irritiert war. Und sich als Schweizer Bürger vorstellte. Wobei er nicht nur Eidgenosse, sondern auch Vereinsmitglied sei. Im Verband der Barfußgänger. Darunter versteht man hierzulande in erster Linie Pferde ohne Hufeisen. Der Schweizer dagegen erwies sich den Düsseldorfer Polizisten gegenüber als äußerst beschlagen und erläuterte beredt die strengen Satzungen seiner bloßfüßigen Gemeinschaft. Die ihm vorschrieb, auf jegliche "Bein- und Fußbekleidung" zu verzichten. Dem Mann blieb also gar nichts anderes übrig, als untenrum nackig in Benrath auf die Bahn zu warten. Mit der wollte er zur Christophstraße. Weil dort der "Fachkongreß der Barfußläufer" tagte.
Die Polizisten waren vermutlich amüsiert. Aber überzeugt. Ließen den Rütli- Schwur- Nachfahren im kurzen Hösli weiter frieren. Wir aber haben mit dem Tagungslokal telefoniert. Und festgestellt: Der Schweizer hatte die Polizei schlicht angelogen. Ganz unverfroren. sg"

Rheinische Post, 11.12.2004, Lokalteil Düsseldorf, Rubrik "Total lokal", S. B1

Armes Deutschland, bei *dem* Journalismus

Bernd (Wiesbaden), Stammposter, Sunday, 12.12.2004, 20:21 (vor 7230 Tagen) @ Markus U.

Hi zusammen,
anläßlich unseres Düsseldorfer Barfußtreffens (Michael aus Zofingen wird einen Bericht schreiben) wurde uns ein Zeitungsartikel überreicht. Die Grammatik ist furchtbar, aber ich muß ihn halt so abschreiben, wie er in der Zeitung steht. Da heißt es:
"Keine Schuhe, knappes Hösli
Der Mann in Benrath erregte teilnahmsvolles Aufsehen. Gestern nachmittag saß er da, barfüßig und -beinig und und kam jenen, die dick eingemummelt an ihm vorbei eilten, schrecklich arm vor. Per Notruf wurde der Polizei denn auch eine "hilflose Person" gemeldet und wenig später standen, Sankt- Martin- mäßig zur Mantelteilung bereit, zwei Beamte vor dem Halbnackten. Der irritiert war. Und sich als Schweizer Bürger vorstellte. Wobei er nicht nur Eidgenosse, sondern auch Vereinsmitglied sei. Im Verband der Barfußgänger. Darunter versteht man hierzulande in erster Linie Pferde ohne Hufeisen. Der Schweizer dagegen erwies sich den Düsseldorfer Polizisten gegenüber als äußerst beschlagen und erläuterte beredt die strengen Satzungen seiner bloßfüßigen Gemeinschaft. Die ihm vorschrieb, auf jegliche "Bein- und Fußbekleidung" zu verzichten. Dem Mann blieb also gar nichts anderes übrig, als untenrum nackig in Benrath auf die Bahn zu warten. Mit der wollte er zur Christophstraße. Weil dort der "Fachkongreß der Barfußläufer" tagte.
Die Polizisten waren vermutlich amüsiert. Aber überzeugt. Ließen den Rütli- Schwur- Nachfahren im kurzen Hösli weiter frieren. Wir aber haben mit dem Tagungslokal telefoniert. Und festgestellt: Der Schweizer hatte die Polizei schlicht angelogen. Ganz unverfroren. sg"
Rheinische Post, 11.12.2004, Lokalteil Düsseldorf, Rubrik "Total lokal", S. B1

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Schlimm genug, dass "Journalisten" der (neuen) deutschen Grammatik nicht mächtig sind, noch schlimmer, dass der Textentwurf scheinbar nicht durch die Hände eines Korrektors geriet!
Abgesehen vom grottenschlechten Telegramm-Stil in alter Rechtschreibung wirkt dieses Geschreibsel auf mich äußerst beleidigend für alle Barfüßer, da Michael aus Zofingen als Idiot hingestellt wird, der einfach nicht in diese Welt gehört. Steht solch eine polarisierte, verletzende Darstellung wirklich im Dienst der neutralen, reflektierten Berichterstattung? Muss ich womöglich damit rechnen, im nächsten Sommer beim barfüßigen Einkauf von einem Amateur-Schreibling als Perverser dargestellt zu werden, nur weil ich keine Schuhe an den Füßen habe? Wohin soll das führen...? Und was ist das für eine Zeitung, die einen Bericht über einen Mann mit nackten Füßen und kurzen Hosen verfasst? Wann erscheint ein Bericht über nordrhein-westfälische Männer mit eingewachsenen Zehennägeln und Käsefüßen??

Grüße von einem ziemlich verwunderten

BERND

Armes Deutschland, bei *dem* Journalismus

Marco N., Stammposter, Sunday, 12.12.2004, 23:37 (vor 7230 Tagen) @ Bernd (Wiesbaden)

Schlimm genug, dass "Journalisten" der (neuen) deutschen Grammatik nicht mächtig sind, noch schlimmer, dass der Textentwurf scheinbar nicht durch die Hände eines Korrektors geriet!

Nun ja, ich sehe da zweimal ein unkorrektes ß ("äußerst" und "Fachkongress"), aber ansonsten sehe ich so auf Anhieb nichts, dass (sic!) gegen die neue Rechtschreibung verstößt.
Nebenbei bemerkt gibt es Zeitungen bzw. Verlage, die sich komplett weigern, die neue Rechtschreibung anzuwenden (z.B. FAZ). Woher will man wissen, ob dies nicht bei jener Regionalzeitung ebenso der Fall ist?

In dem zitierten Artikel werden die indirekte Rede bzw. Relativsätze verwendet, ohne dass hundertprozentig klar ist, welches von beiden gemeint ist. Das muss man nicht mögen, aber ich finde dies als Stilmittel akzeptabel. Wäre ja auch langweilig, wenn alle Artikel auf die gleiche Art und Weise geschrieben wären.

Abgesehen vom grottenschlechten Telegramm-Stil in alter Rechtschreibung wirkt dieses Geschreibsel auf mich äußerst beleidigend für alle Barfüßer, da Michael aus Zofingen als Idiot hingestellt wird, der einfach nicht in diese Welt gehört.

Tut mir leid, aber ganz so negativ kann ich das da nicht herauslesen. Wenn man das so interpretieren möchte, dann kann man das wohl; das ist dann aber Ansichtssache.

Steht solch eine polarisierte, verletzende Darstellung wirklich im Dienst der neutralen, reflektierten Berichterstattung? Muss ich womöglich damit rechnen, im nächsten Sommer beim barfüßigen Einkauf von einem Amateur-Schreibling als Perverser dargestellt zu werden, nur weil ich keine Schuhe an den Füßen habe? Wohin soll das führen...? Und was ist das für eine Zeitung, die einen Bericht über einen Mann mit nackten Füßen und kurzen Hosen verfasst?

Dass es eher ungewöhnlich ist, im Dezember mit kurzen Hosen und barfuß herumzulaufen, dürfte wohl selbst hier im Forum kaum auf Widerspruch stoßen. Warum also sollte das nicht für einen kleinen "Füll-Artikel" in einer Regionalzeitung gut sein? Über Leute, die bei dieser Witterung Winterstiefel tragen, braucht man keine Worte zu verlieren - die sind dann im Sommer dran.

Armes Deutschland, bei *dem* Journalismus

Bernd (Wiesbaden), Stammposter, Monday, 13.12.2004, 22:35 (vor 7229 Tagen) @ Marco N.

Nebenbei bemerkt gibt es Zeitungen bzw. Verlage, die sich komplett weigern, die neue Rechtschreibung anzuwenden (z.B. FAZ). Woher will man wissen, ob dies nicht bei jener Regionalzeitung ebenso der Fall ist?
In dem zitierten Artikel werden die indirekte Rede bzw. Relativsätze verwendet, ohne dass hundertprozentig klar ist, welches von beiden gemeint ist. Das muss man nicht mögen, aber ich finde dies als Stilmittel akzeptabel. Wäre ja auch langweilig, wenn alle Artikel auf die gleiche Art und Weise geschrieben wären.

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Ich denke, aus dem Kontext geht auf jeden Fall klar hervor, ob es sich um direkte oder indirekte Rede handelt, nur bin ich der Meinung, dass ein Journalist dem "guten Stil" verpflichtet sein sollte. Unter einem "guten Stil" subsumiere ich unter anderem eine der Kommunikationsplattform angemessene Ausdrucksweise, welche diese kurzen, abgehackten Sätze im Telegramm-Stil gleichsam ausschließt. Ich finde es ziemlich sonderbar, dass sich die FAZ gegen die Rechtschreibreform wehrt, aber was will man erwarten von einem Blatt, das sich selbst "Mitte rechts" einordnet... Wer im Alten verharrt, muss sich nicht mit Neuem auseinandersetzen...
Natürlich stimme ich Dir zu, wenn Du schreibst, dass ein barfüßiger Mann mit kurzen Hosen im Monat Dezember mal für einen Lückenfüller herhalten muss, aber trotzdem hat der Beitrag für mich doch etwas sehr Herablassendes. Nichtsdestotrotz kommt es selbstverständlich sehr darauf an, mit welcher Grundeinstellung man an einen solchen Artikel herangeht, sowohl als Leser als auch als Verfasser.

Lieben Gruß

BERND

Auch Negativ-Propaganda steigert Erfolg!

Jörg (2) ⌂, Stammposter, Sunday, 12.12.2004, 21:32 (vor 7230 Tagen) @ Markus U.

[image] [image]

Also,
ich kann die hier und schon früher vorkommende Medienschelte nicht verstehen. Teilt der Schreiber Eure Meinung, ist der Artikel gut, ist er anderer Meinung ist der Artikel schlecht. Solcher Umgang mit Journalisten (davon gibt es gewiss gute und schlechte!) ist mindestens so unprofessionell wie der besagte Artikel.
Besser: ein freundlicher Brief a.d. redaktion, dass man es begrüßt, dass dieses Thema mal behandelt wurde. Ergänzend zu den besprochenen Ereignissen sei aber auf die unstreitig sinnvolle neue Tendenz zur Fussgesundheit hinzuweisen usw....

Es gibt da einen alten Leitsatz für PR-Mitabeiter: Eine schlechte Presse ist immer eine Chance für eine gute Presse.

Will zweierlei heißen:
1) hat die Zeitung einen Verriss gemacht, kann man umso leichter die Redaktion zu einem neuen bericht aus ganz anderer Perspektive bewegen;
2) hat ein Blatt das thema verrissen, findest du bei der Presse-Konkurrenz viel eher Kollegen, die sich mehr Mühe mit dem Thema geben.

Also, cool down, und Strategie statt böser Briefe!

Gruss
J2 (seit 25 Jahren Journalist!)

[image] Wie durchsichtig darf ein damenstrumpf sein?

Auch Negativ-Propaganda steigert Erfolg!

Lothar, Stammposter, Sunday, 12.12.2004, 23:41 (vor 7230 Tagen) @ Jörg (2)

Danke für den Hinweis. Da ich die Aufgabe übernommen habe, die Redaktion anzuschreiben, werde ich die Tips berücksichtigen.

Die "Medienschelte" in diesem Fall hat nichts damit zu tun, ob der Autor in unserem Sinne oder gegen uns geschrieben hat sondern damit, dass hier eine mit minimalstem Aufwand durchgeführte Recherche zu einer falschen Schlussfolgerung geführt hat und dadurch die betroffene Person einer Lüge bezichtigt wurde, so dass der zu- oder abgeneigte Leser zu der ebenfalls falschen Schlussfolgerung kommen muss, dass das stattgefundene Treffen eben nicht statt gefunden hat und nur der Phantasie des Betroffenen, sozusagen als Ausrede für sein Erscheinungsbild, entsprungen ist,um die Polizisten wieder loszuwerden.

Deutschlehrer fordern Schüler dazu auf, Zeitung zu lesen um Fehler in deutscher Grammatik und Rechtschreibung auszumerzen. Würde ein Schüler solch eine Arbeit abliefern hätte dies wahrscheinlich eine schlechte Note zur Folge.

Bedauerlicherweise werden sich auch in dem von mir geschriebenen Text einige Fehler finden lassen; aber ich bin auch kein Journalist der hier eine gewisse Vorbildfunktion haben sollte und bei dem man annehmen sollte, dass seine Texte den Regeln der deutschen Sprache entsprechen.

Lothar

Auch Negativ-Propaganda steigert Erfolg!

Marco N., Stammposter, Sunday, 12.12.2004, 23:51 (vor 7230 Tagen) @ Lothar

Deutschlehrer fordern Schüler dazu auf, Zeitung zu lesen um Fehler in deutscher Grammatik und Rechtschreibung auszumerzen.

Das kann insofern schlecht funktionieren, als dass/daß es ja Zeitungen gibt, die nach wie vor komplett in der alten Rechtschreibung gedruckt werden. (zum Beispiel Der Spiegel, die Frankfurter Allgemeine Zeitung etc.)

Auch Negativ-Propaganda steigert Erfolg!

Jörg (2), Stammposter, Monday, 13.12.2004, 13:14 (vor 7229 Tagen) @ Marco N.

[image] [image]

Hallo,

nicht zuletzt wegen dem Internet sind die Printmedien in einer Dauerkrise. Die Zeiten, in denen noch Könner das Redaktionsgeschehen bestimmten, sind längst vorbei. Die Presse streckt sich - wie viele andere Branchen - nach der zu kurzen Decke.

Das alles ist schon trauig genug. Aber mal ehrlich, wenn der Artikel barfussfreundlich ausgefallen wäre, würde doch hier keiner über schlechtes Deutsch und an den Haaren herbeigezogene Rechtsstandpunkte im Text wettern, oder?

Aus meiner Sicht hat da jemand ein ungewöhnliches Ereignis zum Anlass für einen Text genommen, der sich selbst nicht ganz ernst nimmt. Ich denke, Michael aus Zofingen sieht die Sache auch nicht tierisch ernst.

Mir wäre jedenfalls die Lebenszeit zu schade, um da jetzt wie von Furien gehetzt mein Mütchen an der Zeitungsredaktion zu kühlen.

Viel ärgerlicher finde ich, dass dieses Forum schon so lange besteht und es einen Kern enger "Mitarbeiter" gibt, und dann wird von hier aus keine kontinuierliche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Wenn diese statt dessen nur aus mehr oder weniger empörten Briefen Einzelner an Redaktionen bestünde, wäre es recht schade und ein wenig dürftig.

Grüße

J2

ein Zeitungsartikel

Ralf RSK, Stammposter, Sunday, 12.12.2004, 22:03 (vor 7230 Tagen) @ Markus U.

Hi,

also, ich finde den Artikel witzig, und auch recht pfiffig geschrieben. Er war ja schließlich nicht für den Spiegel oder die FAZ bestimmt, sondern für eine regionale Tageszeitung. Ich kann auch nichts Abwertendes herauslesen, tut mir leid. Bin gespannt, die Geschichte hier demnächst "von der anderen Seite" erzählt zu bekommen.

Gruß, Ralf

ein Zeitungsartikel

Markus U., Stammposter, Monday, 13.12.2004, 01:08 (vor 7230 Tagen) @ Ralf RSK

Hi,
also, ich finde den Artikel witzig, und auch recht pfiffig geschrieben. Er war ja schließlich nicht für den Spiegel oder die FAZ bestimmt, sondern für eine regionale Tageszeitung. Ich kann auch nichts Abwertendes herauslesen, tut mir leid. Bin gespannt, die Geschichte hier demnächst "von der anderen Seite" erzählt zu bekommen.
Gruß, Ralf

Hi Ralf!

Ich finde den Artikel, den ich, da ich kein Leser der "Rheinischen Post" bin, rein zufällig zur Kenntnis genommen habe (er wurde uns von einer Bedienung im Café überreicht), formal schlecht geschrieben, weil Nebensätze darin vom Hauptsatz abgetrennt worden sind und manche Sätze nicht vollständig sind, inhaltlich beleidigend und sachlich falsch. Der "wahre Kern" der Geschichte besteht darin, daß Michael aus Zofingen in Benrath von der Polizei kontrolliert worden ist. Von einem Verein der Barfußläufer, der einen Fachkongreß abgehalten habe, weiß ich hingegen nichts, und auch nichts von einer Satzung, die den "Verzicht auf jegliche Bein- und Fußbekleidung" vorschreibt (sonst würde ich ja ständig gegen diese verstoßen). Zudem ist Michael aus Zofingen bekanntlich (noch) kein Schweizer Staatsbürger, sondern ein Deutscher, der in der Schweiz lebt. So ein Quatsch wie in dem von mir zitierten Zeitungsartikel kann nur durch schlechte Recherche zustande gekommen. Der Schreiberling des besagten Artikels hat schließlich nicht mit Michael gesprochen, sondern anscheinend mit der Polizei, und wer weiß, was die Polizisten ihm erzählt haben und er selber noch hinzugedichtet hat. Der höhnische Grundton des Artikels ist unverkennbar, und er steht auch in keinem Verhältnisse zu dem veranlassenden Ereignisse (Kontrolle einer für die Jahreszeit ungewöhnlich gekleideten Person durch die Polizei). Grundsätzlich ist nichts gegen mediale Berichterstattung über ein Barfußtreffen einzuwenden, wenn sie mit Wissen und Willen der Beteiligten und mit der nötigen Emphase geschieht, wie das bei dem 1. Hammer Barfußtreffen von Booker der Fall war, aber so wie im vorliegenden Falle geht es wirklich nicht; das sollte einer im hiesigen Raume bekannten Regionalzeitung, die sich selbst als "Zeitung für Politik und christliche Kultur" versteht, unwürdig sein.

Barfuß,
Markus U.

ein Zeitungsartikel

Ralf RSK, Stammposter, Monday, 13.12.2004, 10:32 (vor 7229 Tagen) @ Markus U.

Hallo,

wie gesagt, der Artikel hat mich zumindest neugierig gemacht, die "wahre Geschichte" demnächst hier zu lesen. Dass da ziemlicher Quatsch drin steht, war mir schon klar. Aber das ist halt das "Stille Post-Prinzip": M.a.Z. erzählt etwas dem Polizisten -> der schreibt auf der Wache etwas ins Diensttagebuch -> der Leiter der Wache gibt das an die Pressestelle weiter -> die Pressestelle macht aus dieser und vielen anderen Meldungen den Polizeibericht -> die/der Redakteur/in macht aus der Meldung im Polizeibericht einen Artikel. Da wird dann schon mal aus einem Barfußtreffen ein Barfußkongress. Über den Schreibstil kann man sich streiten, aber das ist ja letztlich auch Geschmackssache - ich mache z. B. tendenziell (tendentiell?) zu lange Sätze.

Du musst auch nicht glauben, dass hier jemand ordentlich Recherche betrieben hat. Vielleicht hat man hier aus einer Meldung aus dem täglichen Polizeibericht schnell noch etwas zusammengeschrieben, weil noch ein "ulkiger" Artikel fehlte. Und dass so etwas dann unkorrigiert in Druck geht, ist in der Regionalpresse mittlerweile gang und gäbe, die Redakteure schreiben sozusagen gleich in's Layout. Die Leute, die früher noch zwischen Schreiber und Druck standen, sind alle eingespart worden.

Wenn ihr euren Unmut anbringen wollt, empfehle ich, im Impressum den Chefredakteur herauszusuchen und diesem eine mail, ggf. ergänzt um einen Leserbrief, zu schreiben. Meiner Erfahrung nach hat man schon innerhalb weniger Stunden eine Antwort.

Viele Grüße, Ralf

ein Zeitungsartikel

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 14.12.2004, 06:53 (vor 7228 Tagen) @ Markus U.

Hallo Markus,

eines vorweg: Als Du den Zeitungsartikel ins Forum brachtest, schriebst Du lediglich, daß ich vom Treffen berichten werde, nicht aber, daß sich der Zeitungsartikel auf mich bezog. Trotzdem haben andere Forumsteilnehmer gleich daraus interpretiert, daß ich der besagte "Verbrecher" war. Ich werde mal berichten, wie es wirklich war:

Ich war mit der Straßenbahn nach Benrath gefahren und wanderte barfuß Richtung Schloß. Im Park fand ich eine Bank, die gerade noch von der Sonne beschienen war und im Gegensatz zu den meisten anderen Bänken trocken. Dort setzte ich mich hin, um was zu verzehren. Das ist nicht verboten und wurde auch Zeit, da ich zuletzt zu Hause was gegessen hatte. Eine etwa dreißigjährige Frau kam vorbei und fragte, ob sie mir helfen könnte, was ich verneinte. Ich sagte nur, daß barfußlaufen gesund sei und ich nicht der einzige sei, der es an diesem Wochenende in Düsseldorf praktiziere. Daß ich verfroren aussah, mag wohl stimmen. Bei mir (und eigentlcih bei jedem) ist es so, daß man, wenn man bei kaltem Wetter in Bewegung war und sich dann hinsetzt, etwas zittert, nur fällt das unter einem Pelz weniger auf. Auch würde man da die Gänsehaut nicht sehen.

Ich verließ den Schloßpark, ging "links" am Schloß vorbei, als plötzlich von hinten(!) ein Polizeifahrzeug über die für "normale" Autofahrer gesperrten Wege fuhr. Wie üblcih mußte ich den Ausweis vorzeigen, sie fragten, wo ich herkam, wo ich hin wollte, warum ich das tue. Den Beamten fiel auf, daß ich einen DEUTSCHEN Reisepaß hatte, worauf ich antwortete, daß ich in der Schweiz "nur" arbeite und wohne. Auch der "Doktor" im Reisepaß fiel auf, worauf man mich fragte, ob ich Arzt wäre, worauf ich ihm sagte, daß ich Chemiker sei. Ich erzählte ihnen, daß ich mich mit anderen Barfüßern vor Scottis Inn in der Christofstraße treffen würde. Man fragte, ob das ein Verein sei, worauf ich nur sagen konnte, daß es eine Internetseite gibt, es aber kein eingetragener Verein sei. Als ich gefragt wurde, wo ich übernachte, zeigte ich die Bestätigung der Zimmerreservation von Scottis Inn. Ich bekam noch mit, daß ein Polizist, den anderen fragte, ob er dort anrufen sollte, was der aber für nicht nötig hielt. Da man ansonsten bei mir nichts verdächtiges fand und ich zwar etwas außergewöhnliches, jedoch nichts verbotenes tat, wünschten sie mir noch viel Spaß bei dem Treffen.

Vermutlich hat die Polizei der Zeitung mitgeteit: Ein aus der Schweiz angereister Mann wurde barfuß und in kurzen Hosen aufgrund besorgter Anrufe von Passanten aufgegriffen. Er wollte sich mit Gleichgesinnten in der Christofstraße in Scottis Inn treffen. Vermutlich hat die Journalistin bei Scottis angerufen, lange bevor ich überhaupt dort erschien (ich meldete ich mich erst ca. 5 h später dort, etwa um 20 Uhr). Und ich hatte lediglich ein Zimmer reserviert. Und bei der Zimmerreservation hatte ich natürlich nichts von "barfuß" erzählt, vielmehr meine Geschäftsadresse angegeben. Die Wahrscheinlichkeit, daß man einen, der dort übernachten will, ablehnt, ist geringer, wenn man eine Geschäftsadresse angibt (mit "Dr." vor dem Namen) als wenn man das Wort "barfuß" erwähnt. Somit wußte man an der Rezeption nichts vom Barfußtreffen während des Anrufs, zumindest nicht von mir.

Prinzipiell habe ich nichts gegen solche Artikel, unglücklich bin ich bloß über den letzten Satz, daß ich die Polizei angelogen hätte. Bei einer allfälligen späteren Polizeikontrolle könnte mir sowas zum Verhängsnis werden, wenn der Polizist den Zeitungsartikel gelesen hätte. Aber die meisten Polizisten wissen, daß die Presse manches dazudichtet.

Über weitere Erlebnisse während des Treffens werde ich noch berichten, wenn ich dazu komme. Eines vorweg: Die Polizei wird darin keine Nebenrolle spielen.

Mit freundlichen Grüßen

Michael aus Zofingen (wieder am Arbeitsplatz mit Krawatte, langen Hosen, geschlossenen Schuhen und Socken, jedoch ohne Erkältung, Frostbeulen usw., aber noch übermüdet)

ein Zeitungsartikel

Peter (BI), Stammposter, Tuesday, 14.12.2004, 20:07 (vor 7228 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo "Verbrecher"!

Ja genau....Du bist erkannt! Aber für mich auf eine freundliche Art und Weise.
Immer die Lümmel mit dem "Tatütata", wenn jemand barfuss läuft. Aber wenn echte "Gefahr im Vollzug ist", sehen alle weg.
Die Grünbehelmten haben Dich bestimmt nicht an die Presse verpfiffen. Warum auch....gibt doch keine Sternchen. Nur ihr antiquiertes Funkpotenzial eröffnet der Presse (illegal) immer, mithören zu können. Da sind oft Nachrichtenspechte eher am Tatort, als die Polizei.

Gruss
Wünsche Dir zu Weihnachten eine "Antipolizeicreme" (lol)
Peter

Mitvierzigerin, alleinstehend, rauchend, frustriert

Barpfotenbaer, Stammposter, Monday, 13.12.2004, 09:16 (vor 7229 Tagen) @ Markus U.

... um mal mit ein paar provokativen Worten einzuleiten. :->>

Der Autor dieses Artikels schreibt doch nicht über eine Sache, die er skuril findet, sondern eine Sache, die er verabscheut. Geradezu haßerfüllt wird da der "Halbnackte" verspottet. Kein Wort darüber, daß diese "hilflose Person" in Wahrheit ein promovierter Chemiker ist. Und ich wette, diese Information hatte er von der Polizei bekommen!
Und ich glaube, daß er, daß "sg", wahrscheinlich eine "sie" ist. Denn Männern wäre so ein Ereignis normalerweise lange nicht so emotional aufgestoßen. Ein Mann hätte nüchterner berichtet. Im Sinne von "Es gibt nichts, das es nicht gibt: Barfüßler machen den Weihnachtsmarkt unsicher" usw. Allenfalls humorvoll und verwundert.
Dort schreibt aber jemand, der sich dadurch fast persönlich angegriffen fühlt, wahrscheinlich beim Blick in den Spiegel, mit den Füßen angefangen, vollkommen unzufrieden ist. Ich denke, da schreibt jemand, der sich schon lange nicht mehr traut, seine oder eher ihre Füße zu zeigen, weil sie früher das nicht machen konnte/wollte, was dieser vermeintliche "Rütli-Schwur-Nachfahre" nun macht. Dabei würde sie das so gerne -- endlich auch mal wieder im kurzen Röckli barfuß laufen, so wie in verlorenen Kindertagen ...

Aber getreu dem Motto "Wenn ich es nicht haben darf, soll er es auch nicht bekommen", macht sie ihn auf diese Weise nieder.

Ich kann mich in meiner Einschätzung auch täuschen, aber seit ich meinen Barfußtick habe, bin ich auch schon gelegentlich solchen Nebelkrähen begegnet.

teilweise Bestätigung

Lothar, Stammposter, Monday, 13.12.2004, 17:04 (vor 7229 Tagen) @ Barpfotenbaer

Und ich glaube, daß er, daß "sg", wahrscheinlich eine "sie" ist.

richtig geraten; Die Redakteurin heißt Goetken Stenzel und ist gebürtige Türkin. Und für jemanden, der Türkisch als Muttersprache hat ist das Deutsch sogar ausgesprochen gut; dafür sprechen die angewandten sprachlichen Stilmittel.

...trotzdem...

Bernd (Wiesbaden), Stammposter, Monday, 13.12.2004, 22:23 (vor 7229 Tagen) @ Lothar

Und ich glaube, daß er, daß "sg", wahrscheinlich eine "sie" ist.

richtig geraten; Die Redakteurin heißt Goetken Stenzel und ist gebürtige Türkin. Und für jemanden, der Türkisch als Muttersprache hat ist das Deutsch sogar ausgesprochen gut; dafür sprechen die angewandten sprachlichen Stilmittel.

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Eine türkische Schreiberin? Okay, aber was ändert dies an der Tatsache, dass dieser Beitrag schlichtweg disqualifizierend für diese Autorin ist? Einfach zum Kotzen...

...trotzdem...

Xanadu, Stammposter, Tuesday, 14.12.2004, 20:40 (vor 7228 Tagen) @ Bernd (Wiesbaden)

Und ich glaube, daß er, daß "sg", wahrscheinlich eine "sie" ist.

richtig geraten; Die Redakteurin heißt Goetken Stenzel und ist gebürtige Türkin. Und für jemanden, der Türkisch als Muttersprache hat ist das Deutsch sogar ausgesprochen gut; dafür sprechen die angewandten sprachlichen Stilmittel.

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Eine türkische Schreiberin? Okay, aber was ändert dies an der Tatsache, dass dieser Beitrag schlichtweg disqualifizierend für diese Autorin ist? Einfach zum Kotzen...

Richtig, vielleicht steht ja demnächst über Barfüsser was von
"unwertem Leben" in diesen Blättern.

Ciao von Xanadu Jürgen

PS: In welcher Zeitung war das gestanden, oder hab ich im Forum was überlesen ;-))

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