Das heißt aber auch nicht, dass die Schüler generell barfuss im Unterricht sind und im Umkehrschluss heißt es eigentlich auch, dass die Schüler nicht barfuss zur Schule kommen dürfen, weil man sonst den Schmutzeffekt der Schuhe durch die Füsse im Klassenzimmer hätte.

Als ich in die Grundschule ging, gab es dort auch so eine Regelung.
Straßenschuhe mussten in einem Regal vor dem Klassenzimmer und Jacken mussten, wie es hieß aus hygienischen Gründen an einem Haken vor dem Klassenzimmer gehängt werden.

Die Klassenzimmer durften ebenfalls nur in Hausschuhen, mit Socken oder barfuss betreten werden.

Das Problem dabei war, dass sowohl die Schuhregale als auch die Kleiderhaken jedem zugänglich waren, d. h. allen Schülern aber auch Personen die von außen in das Schulgebäude gelangen konnten, da die Haupttüre während des Unterrichts ja immer offen war.

Deshalb durfte man dann nach Schulschluss auf die Suche nach seinen Sachen gehen. Im günstigsten Fall fand man sie dann z. B. auf irgendeiner Toilette oder zwei Etagen höher oder in der Pausenhalle wieder, im schlimmsten Fall waren die Sachen auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Es, kam auch umgekehrt vor dass die Hausschuhe verschwunden waren, wenn man in der Schule ankam und sich umziehen wollte. Oder man fand irgendwelche Gegenstände wie z. B. Holzmockele, Steine, Lehm oder sogar Erbrochenes in den Schuhen.

Es gab dann einige, die Z.B. die Hausschuhe immer mit nach Hause nahmen und wieder mitbrachten, was aber dazu führte, das sie manchmal vergessen wurden oder Eltern, die dann die Kinder brachten und die Straßenschuhe und Jacken mit nach Hause nahmen und beim Abholen wieder mitbrachten.

Ein Mitschüler und eine Mitschülerin kamen daraufhin bei halbwegs erträglichen Temperaturen immer barfuss zur Schule, was aber dann wieder den Schmutzeffekt in der Klasse hatte, der eigentlich vermieden werden sollte.
Eine besorgte Lehrerin, die wir aber nur zweimal die Woche zwei Stunden hatten sagte dem Mädchen einmal, dass sie Ihre Straßenschuhe anziehen solle, wenn sie die Hausschuhe vergessen habe und sie keine Bestrafung befürchten brauche (das Betreten des Klassenzimmers mit Straßenschuhen wurde bestraft) weil es barfuss doch zu kalt sei.
Dass sie barfuss zur Schule gekommen sein könnte und draußen weder Haus-noch Straßenschuhe standen gab es für diese Lehrerin anscheinend nicht.

Ein besonders großes Problem war das bei Kindern, die so was wie das Feindbild des Restes der Klasse abgaben oder sich ältere Mitschüler oder Geschwisterkinder irgendwie zum Feind gemacht hatten.

Ich hatte als Kind mit barfuss überhaupt nichts am Hut und war froh wegen meiner Knick-Senk-Spreizfüsse ein ärztliches Attest zu haben, das es mir ermöglichte während des Unterrichts die Straßenschuhe wie auch die Lehrer anlassen zu dürfen weil gemäß der damaligen Medizin Einlagen immer getragen werden müssen und Hausschuhe zu diesem Zweck nicht geeignet sind.

Wäre man konsequent müssten sich auch die Lehrer der Schuhe entledigen; aber das war nicht der Fall.

Lothar