Barfußfreundlicher Weihnachtsmarkt? (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 06.12.2004, 12:44 (vor 7236 Tagen)

Samstag, 4. Dezember 2004. Es war dunkel geworden, und ich war schon etwa 8,5 Stunden unterwegs, bei Nebel, einer Temperatur von maximal +5°C. Als ich die Altstadt von Zofingen vor mir liegen sah, kam mir auch schon ein lieblicher Geruch entgegen. Es war Weihnachtsmarkt! Sollte ich den kürzesten Weg durch die Altstadt nehmen oder die Stadt weiträumig umgehen? Eigentlich hatte ich mir vorgenommen die "Premiere", nämlich einen Weihnachtsmarkt barfuß zu besuchen, in Düsseldorf zu begehen. Sollte ich aber auf den barfüßigen Besuch des Zofinger Weihnachtsmarktes, der nur an diesem Wochenende statt fand, wirklich verzichten? Gedanken waren das! Das ganze Denken ging aber wesentlich schneller als ich es aufschreiben kann. Und noch schneller waren immer noch lehmverschmierten nackten Füße. Denn als ich zu Ende gedacht hatte, befand ich mich bereits mitten im Treiben. Dabei stellte ich fest, daß nicht nur Kinder, sondern sogar der Weihnachtsmann, der beim "Löwentor" stand und die Kinderherzen erfreute in der Lage sind, "große Glotzaugen" zu bekommen. Nach ziemlich langem Wandern auf Asphalt war es wirklich eine Wohltat, die kühlen Pflastersteine unter meinen nackten Füßen zu spüren. Im Gedränge fiel meine Barfüßigkeit gar nicht mal auf. Man sieht eigentlich nur die Köpfe und Schultern der anderen Personen. Eine dunkelblaue Jacke ist sicher nicht außergewöhnlich. Auch wenn mehr Leute mit Handschuhen und/oder Mütze unterwegs waren, so galt man noch nicht gleich als Exot, wenn man ohne dergleichen unterwegs war. Was unterhalb lag, konnte man wohl kaum sehen, zumindest nicht als Erwachsener. Bei kleinen Kindern sah es aber anders aus. wenn sie statt blauen, schwarzen, grauen oder was auch immer "Textilsäulen" plötzlich ein behaartes Beinpaar erspähten und ganz unten nichts als Füße, dann gab es doch irgendwelche Bemerkungen, was manche Eltern mit "Oh Gott!" quittierten. (Vermutlich haben diese Eltern ihre Kompetenzen überschritten, wenn sie derartige "Beförderungen" vornehmen). Wenn gerade irgendwo eine Lücke in der Menschenmenge (keine "häßliche mit kk") vorhanden war, dann konnten auch Erwachsene "nacktfüßige Tatsachen" beobachten. Wobei ich zugebe, daß ich manche Lücke bewußt aufsuchte, was sollte mir schon geschehen.

Prompt begegneten mir zwei Arbeitkollegen, keine "bösen Sieche", dafür aber ziemlich angetrunken. Zuerst sahen sie nichts, aber als ich weiter war, sagte einer von denen "Uhuuuuuuuuuuuuuuuu!" In der Oberstadt begegnete mir noch die Sekretärin unseres Personalchefs, die jedoch im Gegensatz zu ihrem Vorgesetzten vernünftig ist und nicht gleich alle Wahr-, Halb- und Unwahrheiten ausplaudert. Zeitweilig verließ ich auch das Getümmel und barfüßerte durch Seitenstraßen der Altstadt, wenn ich das Verlangen hatte, schneller als im Schleichschritt voranzukommen. Auf dem Kirchplatz rief ein Junge immer wieder: "Der Mann!" Schließlich fragte die Mutter: "Was ist mit dem?" Dem Jungen fehlten die Worte. Darauf die Mutter: "Der läuft barfuß! Wenn du willst, kannst du das auch machen!" Ob die Mutter ihre Meinung geändert hätte, wenn der Knabe plötzlich Schuhe und Strümpfe ausgezogen hätte?" Oder sagte die Mutter das nur, weil der Junge vielleicht nicht einmal im Sommer gerne barfuß läuft?

Vor der Kustorei kamen mir zwei sehr alte Frauen entgegen. Als ich schon weiter war, hörte ich, wie eine sagte: "Der junge Mann ist arm. Der muß bei dieser Temperatur barfuß laufen und frieren!" Ich hörte nicht mehr, was die andere sagte. Am erstauntesten waren die Blicke, wenn ich plötzlich aus einer dunklen Seitengasse auf eine hell beleuchtete Straße hüpfte. Erstauen erregte ich auch, als Tannenzweige im Wege lagen und ich "nicht absolut versehentlich" direkt darauf trat. "Au! Das tut weh!" hörte ich jemanden rufen. Tat es nicht! Es waren halt Tannen, keine Fichten!

Im großen und ganzen gab es auf dem Weihnachtsmarkt keinerlei "richtig böse" Bemerkungen. Lag es daran, daß bald Weihnachten ist. Oder ist der Besuch von Weihnachtsmärkten nichts für solche Leute, die mit konstanter Bosheit über Leute herfallen, die anders sind als sie selber? Um 18 Uhr setzte das schöne Geläut der Stadtkirche ein. Nun war es nicht mehr weit bis nach Hause

Etwas Statistik:
Auf dem Zofinger Weihnachtsmarkt war ich der einzige, der barfuß lief (oder täusche ich mich da?). Dabei ist Zofingen eine Kleinstadt von ca. 10000 Einwohnern. Düsseldorf dürfte etwa 750000 Einwohner haben. Also müßten dort ca. 75 Barfüßer gleichzeitig über den Weihnachtsmarkt bummeln, wenn es an Barfußfreundlichkeit mit Zofingen mithalten will. Nächstes Wochenende weiß ich mehr darüber!

Mit freundlichen Grüßen

Michael aus Zofingen


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