Novemberpresse, die erste (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Stammposter, Wednesday, 01.12.2004, 18:27 (vor 7241 Tagen)

Hallo zusammen,
es wird Zeit für die Novemberpresse:

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Pinneberg
Kinder lernen, wieder barfuß zu laufen
Wedel - Vorbei sind die Zeiten, in denen alle Kinder unbeschwert ihre Welt mit allen Sinnen erkunden konnten, barfuß über Wiesen strolchen, klettern, kraxeln, toben, rennen. Immer mehr Jungen und Mädchen haben Defizite - aber die Wedeler Albert-Schweitzer-Grundschule will ihnen helfen. Deshalb wurde jetzt ein Psychomotorik-Raum eingerichtet. Hier sind die Anforderungen der "harten" Umwelt nachgebildet, und die Steppkes haben die Möglichkeit, sich an Sprossenwand und im Kriechtunnel zu bewähren und sicherer mit ihren Bewegungen zu werden.
Rund 100 000 Euro hat die Stadt investiert, ein großer Batzen für die Inneneinrichtung kam von der Stadtsparkasse und den Eltern [...] zu der neuen Einrichtung, die hauptsächlich Kindern aus der ersten und zweiten Klasse zugute kommen wird.
Sie sollen dort Rückstände in der Bewegungs- und Wahrnehmungsentwicklung aufholen können, das Körpergefühl differenzieren und ihre Grob-, Fein- und Graphomotorik, also die Fähigkeit zum Schreiben verbessern. Außerdem geht es darum, das Selbstbewußtsein zu stärken und Kommunikationsfähigkeiten zu erweitern
[Hamburger Abendblatt, 02. 11. 2004]

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Mittendrin in Mittelerde zum Kaffee mit Aragorn [...]
Mittendrin in Mittelerde stimmt irgend etwas ganz und gar nicht. Des Rätsels Lösung: "RingCon". Ein Kürzel, das für "Lord of the Rings-Convention", die weltweit größten Zusammenkunft von Fans der J. R. R. Tolkiens Fantasy-Triologie, steht.
Von Freitag bis Sonntag trafen sich die Auenland-Sympathisanten zum dritten Mal in Bonn. Drei Tage lang war das Bad Godesberger Maritim-Hotel Top-Tummelplatz für 4000 "Tolcineasten" aus 28 Nationen. [...]
"Barfußlaufen auf eigene Gefahr" verkündet ein Schild an einer Säule. Weit und breit kein pelziger Barfuß in Sicht. Dafür Elben-Maiden allüberall. Märchenhafte Kleider in Pannesamt, pastellfarbenem Taft und duftiger Spitze, schimmernde Stirnspangen, wallende Umhänge, endlose Schleppen.
Bloß ein riesiges Kostümfest? "Mir geht es vor allem darum, Gleichgesinnte zu treffen", sagt Daniela Bolscho. Die 34-jährige Sozialpädagogin ist aus Berlin nach Bonn gekommen und freut sich im dunkelblauen Elbenkleid auf Autogrammstunden, Mittelerde-Party und Live-Musik. "Ein bisschen verrückt sein muss man schon sein", räumt sie ein.[...]
[Aachener Zeitung,, 02. 11. 2004]

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Ruhrtals Kendoka zweimal Vize
Witten. Zwei Tage traditionelle japanische Fechtkunst: In der Husemannhalle wurden die Einzel- und Mannschaftsmeister Nordrhein-Westfalens im Kendo ermittelt. [...]
Wenn über 70 Kämpfer aus 14 Teams in den dunklen, traditionellen Kampfanzügen (Hakama und Gi) barfuß und schreiend in der ehrwürdigen Husemannhalle kämpfen, bietet sich dem Zuschauer schon ein beeindruckendes und außergewöhnliches Bild: Die Leichtigkeit des Florett-Fechtens oder die Ästhetik des Säbel-Fechtens findet man beim Kendo nicht. Vielmehr ist es die Eleganz und Komplexität, die die traditionelle japanische Fechtkunst auszeichnet. Der Begriff Kendo setzt sich aus Ken (Schwert) und Do (Weg) zusammen. Das Schwert der Kendoka, das Shinai, ist heute eine Schwert-Attrappe aus Bambus, etwas mehr als ein halbes Kilogramm schwer. Das Shinai besteht aus vier, mit Lederriemen zusammengehaltenen Bambus-Stäben.
Im Kampf geht es darum, den Gegner mit Treffern in den fünf Trefferflächen "kampfunfähig" zu machen. Verletzungen gibt es im Kendo aber kaum - höchstens blaue Flecken. "Bambus federt die Wucht der Schläge" [...] Und die Kämpfer sind natürlich mit einer Rüstung (ab ca. 300 Euro) geschützt, die aus einem Kopfschutz (Men), Bauchpanzer (Do), Handschutz (Kote) und einem Tiefschutz (Tare) besteht. Trefferflächen sind der Kopf, die Handgelenke und die Rumpfseiten. Dazu ist ein Stich zur Kehle (Tsuki) erlaubt.
"Kendo ist das Nonplusultra der Körperbeherrschung" [...] "Es geht darum, den Körper mit dem Geist und der Situation in Einklang zu bringen" [...]
[WAZ, 04. 11. 2004]

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Barfuß hören
Klangvoll filmen: Thomas Riedelsmeiers poetischer Dokumentarfilm "Touch the Sound" huldigt der Perkussionistin Evelyn Glennie [...]
Man sieht, was man hört. Das ist die große Stärke dieses Film und seine unvermeidliche Schwäche. Schlägt die Perkussionistin Evelyn Glennie den riesigen Gong, dann weicht die Kamera von den Schallwellen getragen zurück, fahren Autos über die Metallschwellen der Brücke, dann rattern die Räder im Rhythmus. Du hörst, was du siehst.
Regisseur Thomas Riedelsheimer filmt in seinem dokumentarischen Gedicht Touch the Sound die weltberühmte klassische Solokünstlerin, begleitet sie ein Jahr auf abgelegenen Pfaden in Japan, Kalifornien, New York, Deutschland und ihrer Heimat Schottland. Evelyn Glennie wechselt die Haarfarbe von Blond zu Braun zu Rot, sie trommelt, raschelt, streichelt Metallröhren und klopft auf Holz, und doch bleiben diese Bilder und Klänge oft weniger im Kopf als das nervöse Aufflattern von Tauben, das platzende Aufschlagen von Wassertropfen, der knatternde Wind in Fahnen. Wie ein Ohrenzoom ziehen sich diese Geräusche ins Bewusstsein, wie in den besten Momenten beim Lesen fängt man zu hören an, fokussieren die Ohren ein Blatt, einen Stein. [...]
Welch eine Fügung, dass dieser Film um eine junge Frau kreist, die zu achtzig Prozent schwerhörig ist (eine Tatsache, die erst zur Mitte des Films kurz zum Thema wird), dass sie mit dem Körper hört, barfuß spielt, um die Schwingungen zu spüren, die Dinge berühren muss, um sie mitzuhören. Touch the Sound ist wörtlich und bildlich zu nehmen, jedes Material hat seinen Klang in sich, trägt ihn unter der Oberfläche. Man muss ihn nur hervorholen.
[Die Zeit, 04. 11. 2004]

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Füße stampfen im Matsch
Tolles Gefühl für Aktive / 40 Kinder bauen Lehmhaus fertig
Beim Herbstferienprojekt der Magnusgemeinde unter dem Motto: "Es darf so richtig gematscht, geschmiert und zugepackt werden", durften statt der ursprünglich geplanten 15 Teilnehmer fast 40 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren am Montag und Dienstag von zehn bis zwölf Uhr ihr Talent beim Lehmtreten, Lehmbrote formen und Mauern auf die Probe stellen.
Das Ziel des zweitägigen Projektes [...] war die Fertigstellung des in den Sommerferien begonnen Lehmhauses. [...]Erst danach begannen die Kinder, den angelieferten Lehm von der Hochheimer Höhe in Schubkarren abzufahren. Nun wurde das Material in große Kübel mit warmem Wasser und Stroh gefüllt. Mit entsetzten Blicken schauten sich die Kinder gegenseitig an, als sie hörten, dass sie barfüßig in den Matsch steigen sollten. Doch dank des warmen Wassers wurde es den zahlreichen Lehmstampfern nicht kalt. Auf die Frage, wie sich der Lehm anfühlt, antwortete die elfjährige Franziska: "Sehr ungewohnt, aber es macht Spaß, wenn da nicht das piksende Stroh wäre, das an den Füssen kribbelt." Mit der Zeit nahm der Wunsch nach einem warmen Plätzchen immer mehr zu und ebenso der Hunger der Teilnehmer. Zum Wärmen brannte ein großes Lagerfeuer, auf dem Wasser erhitzt wurde, was für die kalten Füße genau das Richtige war. [...]
[Rhein Main Presse, 04. 11. 2004 ]

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Ein Fußpfad für Behinderte [...]
Gutes tun und damit vielleicht sogar einen Preis gewinnen will ein Dutzend Schüler des Karl-Schiller-Berufskollegs [...]
Ein ungewöhnliches Projekt haben sich die Schülerinnen und Schüler des Karl-Schiller-Berufskollegs vorgenommen: Sie legen auf dem Schulhof der Maria-Montessori-Schule für geistig Behinderte in Brühl-Heide einen Fußerfahrungspfad an.
Damit haben sie die Berechtigung, an einem Wettbewerb der Otto-Benecke-Stiftung teilzunehmen. "Superteams - Quizspiel und Aktionen für Toleranz" nennt sich das Ganze [...] Doch erst mal wird weiter am Fußerfahrungspfad gearbeitet - einem kleinen Weg, auf dem man barfuß die verschiedenen Bodenarten ertasten kann. Gerodet haben die Jungen und Mädchen schon, auch den Wegverlauf ausgekoffert, jetzt gehen sie daran, die Oberfläche neu herzustellen.
Ein Schüler hatte die Idee, etwas für die Behindertenschule zu tun, erzählen die Lehrerinnen [...] Auch wenn dabei mancher freie Nachmittag draufgeht. Ob es Spaß macht? "Naja", zögert der eine, "macht Arbeit Spaß?" Doch seine Mitschülerin fährt ihm in die Parade: "Klar macht es Spaß!"
[Kölner Stadt-Anzeiger, 05. 11. 2004]

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"Villa Buff" - ein Luft- und Sonnenbad
Das Monstergebäude am Hang des Herisauer Nieschbergs und dessen wechselvolle Geschichte
Herisau. Manch ein Spaziergänger, der sich zum Nieschberg in eines der schönen Herisauer Naherholungsgebiete begibt, staunt und interessiert sich vielleicht für die Geschichte eines Hauses [...]
Die jüngere Geschichte des imposanten Gebäudes ist schnell erzählt. Seit 1972 ist in diesem ehemaligen herrschaftlichen Haus eines der Rehabilitationszentren von "Best Hope" ansässig, das die Drogensucht zu bekämpfen versucht und eigentlich jenen Zweck verfolgt, das auch der Erbauer dieses Hauses, der Textilkaufmann Ernst Buff, vergeblich zu erreichen versuchte: nämlich Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen. [...]
"Lebe dich sorgenfrei"
Ernst Buff nahm auch gleichgesinnte Kurgäste in sein Haus auf und versuchte, diese für seine Ideale zu gewinnen. Er verfasste eine Schrift "Lebe dich sorgenfrei" und gründete schliesslich unter dem Namen "Lebe Dich sorgenfrei" eine Genossenschaft. Buff erstellte am Abhang unter der Villa ein Licht-, Luft- und Sonnenbad, das sich anfangs eines grossen Zuspruchs erfreute. Der Besitzer selber bewegte sich dabei immer barfuss im Freien, was ihm den unschönen - aber heute noch geläufigen Übernamen "Baarefödle Buff" eintrug. Er wollte damit die Forderungen erfüllen, welche die Hygiene mit ihren Ansprüchen an Licht, Luft und Rohkosternährung stellt. [...] Dann geriet der Betrieb wohl auch des vielen schlechten Wetters wegen ins Wanken und wurde schliesslich stillgelegt. Wesentlich mitbestimmend bei dieser Entwicklung - so Albert Kläger - mag auch noch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914-1918 gewesen sein. So wurde denn die Anlage abgebrochen und ein Stück seltsamer Herisauer Geschichte war vorbei [...]
[St. Galler Tagblatt, 06. 11. 2004]

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Kneippen in Venedig
ITALIEN. Venedig ist immer eine Reise wert. Auch dann, wenn die Stadt überschwemmt ist, so wie am vergangenen, langen Wochenende [...]
Erste Reaktion: Der Kurzurlaub fällt sprichwörtlich ins Wasser.
Doch schnell wird klar: "Aqua alta" (Hochwasser; so lautet auch der Titel eines Venedig-Krimis von Donna Leon) kann der Lagunenstadt, seinen Einwohnern und seinen Touristen nichts anhaben. Weil die Stadt immer wieder überflutet wird, geht hier bei Aqua alta alles fast seinen gewohnten Gang.
Es wird professionell gewischt, gepumpt, getrocknet. Die Einheimischen tragen robuste grüne Wattstiefel.
Wer es den Venezianern gleichtun will, muss Glück und Geld haben. Stiefel sind an Tagen wie diesen Mangelware und außerdem überteuert: 49 Euro pro Paar. Findige Geschäftsleute verkaufen an den Anlegestellen der Wassertaxis "Wegwerfstiefel", die aussehen wie bunte Müllsäcke in Gelb und Rot. Viele Touristen stülpen sich einfach Plastiksackerl über die Schuhe und schlittern durch Venedig. [...]
Bleibt nur eine Alternative: Schuhe und Socken ausziehen und barfuß so weit gehen, bis die hölzernen, erhöhten Bürgersteigen erreicht sind, die die Behörden bei Hochwasser an berühmten Plätzen und in einigen Gassen aufstellen lassen.
Fast Badetemperatur
Weil es heuer für Anfang November ungewöhnlich warm ist, spricht nichts gegen eine ausgedehnte Kneipp-Tour. Auch mit hochgekrempelten Hosen und den Schuhen im Rucksack lässt sich Venedig erwandern. Das angenehm temperierte Salzwasser (zirka 18 Grad) umspült die Zehen und Gleichgesinnte lächeln einander an: Vor dem Dogenpalast fährt ein Kanu, man trinkt Capuccino im "Wasserstehen" und hat viel zu lachen.
Zum "Sight-Seeing" kommt das "Passanten-Seeing": Am Markusplatz schlurft eine Gruppe japanischer Touristen in viel zu großen Gummistiefeln durch das Wasser und fotografiert, als ob nichts wäre. Vor dem feinen Hotel Danieli steht ein Italiener mit hohen Stiefeln und liest im Wasser seine Zeitung. Ungeübte Touristen hüpfen verschreckt durch das Wasser. Der eine probiert es auf den Zehenspitzen, der andere auf den Fersen, wieder ein anderer im zackigen Dreisprung. Jene, die ihre Füße schon "gebadet" haben, belustigen sich an den vergeblichen Versuchen der anderen, im überschwemmten Venedig trocken zu bleiben. Nach wenigen Minuten ist aber jedem klar, dass das heute nicht gelingen kann.
Erreicht man dann eine nicht überflutete Nebenstraße, werden die Füße gesäubert und schnell in die Schuhe gesteckt. Der Kneippeffekt ist spürbar: Die Zehen kribbeln. [...]
[Oberösterreichische Nachrichten, 06. 11. 2004]

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Barfuß statt Schuh-Gefängnis
MELSUNGEN. Früher liefen Kinder, aus Mangel an Geld und Schuhwerk, sommers wie winters barfuß und verkühlten sich die Zehen. Heute ist das Problem ein anderes: Kinderfüße fristen häufig ein eingepferchtes Dasein in Schuh-Gefängnissen. Untersuchungen belegen, dass Kinderschuhe überwiegend zu klein, zu eng, zu steif, zu schwer, luftundurchlässig und eher selten zu groß sind. Das beste Mittel dagegen: "So oft wie möglich barfuß laufen," lautete der Ratschlag, den die Orthopäden Dr. Matthias Buch und Dr. Gerd Rauch am Donnerstagabend in der Melsunger Stadthalle an die Eltern weitergaben.
Anlass der Informationsveranstaltung war das hessenweite Pilotprojekt "Kinderfüße auf dem Prüfstand", das kürzlich unter der Schirmherrschaft der hessischen Sozialministerin Silke Lautenschläger gestartet wurde. Neben der Melsunger Betriebskrankenkasse (BKK) B. Braun engagieren sich 18 weitere hessische Kassen für die Fußgesundheit bei Kindern. Mit am Strang ziehen Orthopäden, Podologen (Fachleute für Fußgesundheit und -pflege), Orthopädietechniker und Sportmediziner.
Weil das Barfußlaufen eine gesunde Gegenmaßnahme gegen eingepferchte Kinderfüße ist, probierten dies 100 Mädchen und Jungen aus Melsunger Kindergärten am Donnerstagnachmittag im katholischen Gemeindesaal auch gleich in der Praxis aus: Sie zogen Schuhe und Strümpfe aus und testeten, wie es sich unter der Fußsohle anfühlt, wenn man über Erbsen oder Tannenzapfen läuft, in Watte oder durchs raschelnde Laub schreitet. Und die Kinder gaben ihre Füße zum Vermessen her: Während Erzieherinnen und Eltern zusahen, nahmen Orthopäden und Podologen die Kinderschuhe in Augenschein und prüften mit Innenschuh- und Fußmessgeräten, wie der jeweilige Schuh am Kinderfuß saß.
Bei der Elterninformation am Abend referierten die Orthopäden Dr. Matthias Buch und Dr. Gerd Rauch und der Podologe Andreas Flinner in der Stadthalle über Fußbeschaffenheit, Fußhygiene, Fehlstellungen und deren Behandlung, über Nagelschneiden und Schuhkauf.
"Es sind viele kleine Einflüsse wie zu wenig Bewegung, Übergewicht, enges Schuhwerk, die zur Verschiebung der Balance führen", erklärten die Orthopäden. Kinderfüße seien verformbar, sie reagierten auf Druck relativ schmerzunempfindlich, da das Nervensystem noch nicht voll entwickelt sei. Erst mit 16 Jahren hätten Füße ihre Entwicklung abgeschlossen [...]
[Hessische Allgemeine , 07. 11. 2004]

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FORUM / Matto H. Barfuss über sein Leben als Künstler und als Artenschützer
Geparden-Mann als Zweibeiner
Amüsanter Abend - Stadthausbesucher werden mit einem Gurren begrüßt
Ein Künstler, der die Akademie links liegen ließ. Ein Fotograf, der mit Geparden lebte. Ein junger Mann, der den Artenschutz in den Schulen Sambias lehrt. Die Besucher des Stadthaus-Forum erlebten einen Matto H. Barfuss, der mit viel Selbstironie recht amüsant plauderte. [...]
Gelbes Sacco, gelbes Hemd, schwarze Bundfaltenhosen, das raubtiergefleckte Stirnband als Markenzeichen, ein sympathisches Lächeln - und ein freundliches Gurren in Gepardenmanier. Der Auftritt des 34-jährigen Matto H. Barfuss passte eigentlich gar nicht so recht zu dem "sturen, eigensinnigen Menschen", der schon als Kind zum Verdruss seiner Mutter mehr Stunden mit dem Hobbymalen von Zootieren verbrachte als auf der Schulbank [...]
Ausschlaggebend für seine Liebe zu Afrika war schließlich die nette Geschichte, dass die Mutter sich beim Kunstlehrer beschwerte, ihr Junge male so viel - und gar nicht gut. Der Pädagoge jedoch war begeistert und riet dem 14-Jährigen: Geh nach Afrika.
Zunächst aber ging Matthias Huber als 19-Jähriger barfuß über die Alpen und hieß nach der Aktion nur noch Matto - "der Verrückte" - Barfuss, wie er den Namen Matto frei übersetzt. Die Zerstörung seiner Füße sollte die Erosion darstellen. Er wollte die Umweltpolitiker der Alpenregionen provozieren, "aber der Schock war nicht nachhaltig genug".
Eingeschlagen wie eine Bombe haben indes seine Bücher und Bildbände über die 17 Wochen, in denen Barfuss in der Serengeti auf allen Vieren von einer Gepardin und ihren Jungen akzeptiert wurde. [...]
[Südwest Presse, 10. 11. 2004]

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Belesene Füße
Georg

Novemberpresse, die erste

Tiziana, Stammposter, Wednesday, 01.12.2004, 18:52 (vor 7241 Tagen) @ Georg

Zunächst aber ging Matthias Huber als 19-Jähriger barfuß über die Alpen und hieß nach der Aktion nur noch Matto - "der Verrückte" - Barfuss, wie er den Namen Matto frei übersetzt. <

Wie "frei" übersetzt?
"Matto" ist das italienische Wort für "verrückt", die Übersetzung ist absolut zutreffend.
Entschuldigt bitte den Off-Topic-Beitrag, der sich wohl aus meiner Berufsschädigung ergeben hat!

Ciao
Tiziana
(die von anno dazumal ein sommerlich sonniges Venedig ohne Hochwasser durchflaniert hat).

Novemberpresse, die erste

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Thursday, 02.12.2004, 06:46 (vor 7240 Tagen) @ Georg

"Pinneberg

Kinder lernen, wieder barfuß zu laufen
Wedel - Vorbei sind die Zeiten, in denen alle Kinder unbeschwert ihre Welt mit allen Sinnen erkunden konnten, barfuß über Wiesen strolchen, klettern, kraxeln, toben, rennen. Immer mehr Jungen und Mädchen haben Defizite - aber die Wedeler Albert-Schweitzer-Grundschule will ihnen helfen. Deshalb wurde jetzt ein Psychomotorik-Raum eingerichtet. Hier sind die Anforderungen der "harten" Umwelt nachgebildet, und die Steppkes haben die Möglichkeit, sich an Sprossenwand und im Kriechtunnel zu bewähren und sicherer mit ihren Bewegungen zu werden.
Rund 100 000 Euro hat die Stadt investiert, ein großer Batzen für die Inneneinrichtung kam von der Stadtsparkasse und den Eltern [...] zu der neuen Einrichtung, die hauptsächlich Kindern aus der ersten und zweiten Klasse zugute kommen wird.
Sie sollen dort Rückstände in der Bewegungs- und Wahrnehmungsentwicklung aufholen können, das Körpergefühl differenzieren und ihre Grob-, Fein- und Graphomotorik, also die Fähigkeit zum Schreiben verbessern. Außerdem geht es darum, das Selbstbewußtsein zu stärken und Kommunikationsfähigkeiten zu erweitern
[Hamburger Abendblatt, 02. 11. 2004]"

Ich ging früher in Pinneberg aufs Gymnasium, und Wedel liegt gut 10 km südlich von Pinneberg und grenzt direkt an Hamburg. Eigentlich wurde im Raum Pinneberg immer mit Geld nur so rumgeaast. So auch hier: Wozu muß eine Stadt rund 100 000 Euro investieren, um die "Anforderungen der harten Umwelt nachzubilden". Könnte man nicht einfach die Kinder barfuß direkt in die harte Umwelt schicken? Und die Erwachsenen sollten mit gutem Beispiel vorangehen. Oder ist die Umwelt selbst zu hart? Warum muß alles immer auf Umwegen und übers Geld gehen?

Der falsche Umgang mit Geld war allerdings kein Grund, meine norddeutsche Heimat zu verlassen und mich in der Schweiz niederzulassen. Ich bereue den Schritt auch nicht, obwohl ich mir dadurch einen "Todfeind" eingehandelt habe, der möglicherweise die Schweiz in einer weniger guten Erinnerung hat als ich und seinen Haß auf dieses relativ barfußfreundliche Land mit unfairen Mitteln direkt auf mich projiziert. Aber solchen Leuten ist nicht zu helfen, sie lassen sich nicht mehr umpolen. Einfacher wäre es, Markus U. zum Tragen von kurzen Hosen zu überreden als einen verbohrten Schweizfeind zu überzeugen, daß man nicht alle Schweizer bzw. in der Schweiz lebenden Personen über einen Kamm scheren darf. Es würde mir ja auch nicht im Traum einfallen, einen Forumsteilnehmer zu attackiieren, nur weil er Postbote ist und mir mal irgendein Postbote eine unangenehme Post (Steuerrechnung, Absage auf eine Bewerbung usw.) übergeben hat? Die Post tut nur ihre Pflicht. Oder habe ich jemals einen Forumsteilnehmer persönlich angegriffen, nur weil er Polizist ist? Ich könnte ja auch generell gegen die Polizei wettern, nur weil ich häufiger kontrolliert wurde, weil ich barfuß unterwegs war. Die Polizisten taten auch nur ihre Pflicht. Daß ich bei Kontrollen nicht gerade hocherfreut bin, speziell dann, wenn ich daduch in zeitliche Bedrängnis komme, versteht sich wohl von selbst. Daß ich solche Begegnungen hier erwähne, ist sicher auch wichtig. Man lernt nämlich daraus, daß man, wenn man speziell bei relativ tiefen Temperaturen barfuß unterwegs ist, nicht auf die allerletzte Minute zum Bahnhof, Flughafen usw. gehen soll, sondern Zeit für Kontrollen einplanen muß.

Mit freundlichen Grüßen

Michael aus Zofingen

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