Klima und Kleidung: an Andi, Markus und Ulrich (Hobby? Barfuß! 2)

Pedro, Stammposter, Sunday, 28.11.2004, 22:52 (vor 7299 Tagen)

Hallo Ihr drei!

Kleidernormen haben sehr viel mit Klima zu tun. In den tropischen Regenwäldern ist Kleidung lästig. Sie ist ständig nass durch Regen und Luftfeuchtigkeit. Und das Risiko eines Sonnenbrandes ist unter dem Dach von Blättern und Wolken auch nicht so groß. Dementsprechend sind Waldvölker sehr spärlich bekleidet oder ganz nackt (und natürlich barfuß). In der Wüste hingegen ist das wichtigste der Sonnenschutz. Deshalb haben sich dort dünne, helle, weite und lange Kleidungsstücke mit Kopfbedeckung durchgesetzt sowie Sandalen wegen des heißen Sandes (geschlossene Schuhe und Socken sind unpraktisch, weil man den Sand nicht so einfach herausschütteln kann). Was praktisch ist, wurde in den jeweiligen Gegenden auch zur Anstandsnorm.

Da das Christentum aus dem Vorderen Orient stammt, haben sich für christliche Gottesdienste Relikte der orientalischen Kleidernorm erhalten. Am stärksten sind diese Relikte bei denjenigen Kirchen, die räumlich dem Vorderen Orient am nächsten sind, also z.B. bei den Byzantinischen Kirchen (daher das von Markus erwähnte Kurze-Hosen-Verbot in der Göttlichen Liturgie). In der Katholischen Kirche, dem Vorderen Orient räumlich weiter entfernt, wird das schon liberaler gesehen, besonders in den feucht-heißen Regionen wie z.B. Brasilien (ein Hoch auf Brasilien!). Sehr liberal sind viele Protestantische Kirchen, ebenso die uralten Thomaskirchen in Südwestindien.

So sehr ich es für richtig finde, dass ich mich bei einer Reise in den Vorderen Orient an die dortigen Kleidernormen halte, so unsinnig finde ich es, sie auf Mitteleuropa zu übertragen. Ich finde kurze Hosen durchaus "schicklich" und freue mich schon auf den ersten warmen Frühlingstag, an dem ich meine lästigen Beingefängnisse wieder ausziehen kann. Aber erst kommt natürliche das Ablegen der Fußgefängnisse, denn meine Temperaturgrenze für barfuß liegt doch noch deutlich unter meiner Temperaturgrenze für kurze Hosen.

Es grüßt Euch
Pedro

Klima und Kleidung: an Andi, Markus und Ulrich

Andi35 @, Stammposter, Monday, 29.11.2004, 10:52 (vor 7299 Tagen) @ Pedro

Hallo Pedro! ;-)

So Mancher mag jetzt vielleicht enttäuscht von mir sein, aber die Religionen und Kirchen haben mich nie sonderlich interessiert und jeder sollte das anziehen, was ihm Spaß macht!
Ich freue mich wie Du, wieder auf die warmen Tage, wenn man wieder mehr und länger barfuß draußen sein kann, und natürlch auch "Bein" und "Fuß" sieht und selbst wieder zeigen kann! ;-) Man ist einfach Hormonell viel besser drauf, da die Sonneneinwirkung dabei die wichtigste Rolle spielt!
Naja, der nächste Sommer und davor das auch schon barfußfreundliche Frühjahr (hoffentlich) kommen bestimmt! ;-)
Bis es soweit ist, werde ich den Winter und die Kälte (:-((( ) dafür nutzen, meine Kälteempfindlichkeit mehr und mehr herunter zu setzen! ;-)

Liebe Grüße von Andi!

Klima und Kleidung: an Andi, Markus und Ulrich

Pedro, Stammposter, Monday, 29.11.2004, 14:52 (vor 7299 Tagen) @ Andi35

Hallo Andi!

Hallo Pedro! ;-)
So Mancher mag jetzt vielleicht enttäuscht von mir sein, aber die Religionen und Kirchen haben mich nie sonderlich interessiert

Der Absatz über Kleiderordnungen in Kirchen war meine Antwort auf die enstprechenden Ausführungen von Markus U. Bin also nicht enttäuscht, wenn Du dazu nicht Stellung nimmst.

und jeder sollte das anziehen, was ihm Spaß macht!
Ich freue mich wie Du, wieder auf die warmen Tage, wenn man wieder mehr und länger barfuß draußen sein kann, und natürlch auch "Bein" und "Fuß" sieht und selbst wieder zeigen kann! ;-) Man ist einfach Hormonell viel besser drauf, da die Sonneneinwirkung dabei die wichtigste Rolle spielt!
Naja, der nächste Sommer und davor das auch schon barfußfreundliche Frühjahr (hoffentlich) kommen bestimmt! ;-)

ganz bestimmt!

Bis es soweit ist, werde ich den Winter und die Kälte (:-((( ) dafür nutzen, meine Kälteempfindlichkeit mehr und mehr herunter zu setzen! ;-)
Liebe Grüße von Andi!

Ebenfalls liebe Grüße und viel Spaß beim Kältetraining (auf so was verzichte ich lieber)

Pedro

Klima und Kleidung: an Andi, Markus und Ulrich

Andi35 @, Stammposter, Monday, 29.11.2004, 23:23 (vor 7298 Tagen) @ Pedro

Hallo Pedro!

Versuche es doch einfach mal, bist Du denn nicht neugierig geworden nach all den vielen Berichten? ;-)
Ich weiß, es ist nicht gerade das tolle Sommerfeeling und Anfangs auch nicht gerade wirklich schön, aber es kann nicht schaden, es mal zu versuchen! ;-)
Auch wenn nicht, Hauptsache ist, dass Du uns auch im Winter hier im Forum erhalten bleibst, unsere Bitte hat gefruchtet, das ist schön! 0:-)

Liebe Grüße von Andi!

barfuß im Schnee

Pedro, Stammposter, Tuesday, 30.11.2004, 08:22 (vor 7298 Tagen) @ Andi35

Hallo Pedro!
Versuche es doch einfach mal, bist Du denn nicht neugierig geworden nach all den vielen Berichten? ;-)
Ich weiß, es ist nicht gerade das tolle Sommerfeeling und Anfangs auch nicht gerade wirklich schön, aber es kann nicht schaden, es mal zu versuchen! ;-)
Auch wenn nicht, Hauptsache ist, dass Du uns auch im Winter hier im Forum erhalten bleibst, unsere Bitte hat gefruchtet, das ist schön! 0:-)
Liebe Grüße von Andi!

Hallo Andi,
angeregt durch entsprechende Forumsberichte bin ich schon im letzten Winter ein paarmal kurz im Garten barfuß durch den Schnee gelaufen. Es mag ja gesund sein, und ich war auch ein bißchen stolz auf mich - aber schön war es nicht. Die Menschen sind halt verschieden.
Gruß
Pedro

barfuß im Schnee

Georg, Stammposter, Tuesday, 30.11.2004, 13:45 (vor 7298 Tagen) @ Pedro

Hallo Andi,
angeregt durch entsprechende Forumsberichte bin ich schon im letzten Winter ein paarmal kurz im Garten barfuß durch den Schnee gelaufen. Es mag ja gesund sein, und ich war auch ein bißchen stolz auf mich - aber schön war es nicht. Die Menschen sind halt verschieden.
Gruß
Pedro

Hallo Pedro,
ich misch' mich mal ein:
Am Anfang wirkt der Schnee kalt und es ist barfuß unangenehm. Die Durchblutung muss erst auf Touren kommen, das dauert 5 bis 10 Minuten, die muss man schlicht durchhalten.
Erst danach kann sich das "schöne" Gefühl einstellen (muss aber nicht ...).
Wichtig: Schnee- und Außentemperatur sollten nahe am Gefrierpunkt sein, am besten etwas darüber.
Serfuß
Georg

barfuß im Schnee

Pedro, Stammposter, Tuesday, 30.11.2004, 21:21 (vor 7298 Tagen) @ Georg

Hallo Andi,
angeregt durch entsprechende Forumsberichte bin ich schon im letzten Winter ein paarmal kurz im Garten barfuß durch den Schnee gelaufen. Es mag ja gesund sein, und ich war auch ein bißchen stolz auf mich - aber schön war es nicht. Die Menschen sind halt verschieden.
Gruß
Pedro

Hallo Pedro,
ich misch' mich mal ein:
Am Anfang wirkt der Schnee kalt und es ist barfuß unangenehm. Die Durchblutung muss erst auf Touren kommen, das dauert 5 bis 10 Minuten, die muss man schlicht durchhalten.
Erst danach kann sich das "schöne" Gefühl einstellen (muss aber nicht ...).
Wichtig: Schnee- und Außentemperatur sollten nahe am Gefrierpunkt sein, am besten etwas darüber.
Serfuß
Georg

Hallo Andi und Georg!

Danke für Euren Ansporn. Aber ich bin ein hoffnungsloser Fall. 5 bis 10 Minuten jämmerlich an die Zehen frieren, um dann - vielleicht - einen Wärmeschub zu kriegen? Nix für mich.

Das Barfußlaufen im Winter reizt mich auch gar nicht. Gut, ein schöner Sonnentag auf frisch gefallenem weißen Schnee ist schon etwas Schönes. Aber so insgesamt vermisse ich nicht das Barfußlaufen an sich, sondern den ganzen Sommer mit allem, was dazugehört, eben auch dem Barfußlaufen.

Viele Grüße
Pedro

barfuß im Schnee

Georg @, Stammposter, Tuesday, 30.11.2004, 21:28 (vor 7298 Tagen) @ Pedro

Hallo Andi und Georg!
Danke für Euren Ansporn. Aber ich bin ein hoffnungsloser Fall [...] Das Barfußlaufen im Winter reizt mich auch gar nicht [...] Aber so insgesamt vermisse ich nicht das Barfußlaufen an sich, sondern den ganzen Sommer mit allem, was dazugehört, eben auch dem Barfußlaufen.
Viele Grüße
Pedro

Hallo Pedro,
das ist ein für mich gut nachvollziehbarer Standpunkt, den ich dir überhaupt nicht ausreden möchte!
Serfuß
Georg

barfuß im Schnee

Andi35 @, Stammposter, Tuesday, 30.11.2004, 16:59 (vor 7298 Tagen) @ Pedro

Hallo Andi,
angeregt durch entsprechende Forumsberichte bin ich schon im letzten Winter ein paarmal kurz im Garten barfuß durch den Schnee gelaufen. Es mag ja gesund sein, und ich war auch ein bißchen stolz auf mich - aber schön war es nicht. Die Menschen sind halt verschieden.
Gruß
Pedro

Hallo Pedro!

Ja, Du hast Recht, die Menschen sind verschieden und jeder hat ein anderes Kälteempfinden, aber vielleicht versuchst Du ja mal wieder, es so zu machen, wie Georg es Dir geschrieben hat. Vielleicht erlebst Du ja doch noch einen "Wärmeschub", den ich leider allerdings auch noch nicht hatte, aber beim ersten Schnee mal Tests machen werde!
Ich werde mir da mal Georgs Erfahrungen zu Herzen nehmen, also es bei Temperaturen leicht über dem Gefrierpunkt versuchen!
Aber es soll ja Spaß machen, kann Dich ja niemand zu etwas zwingen! ;-)
VERDAMMT NOCHMAL, WANN TUST DU´S ENDLICH!!!!! ;-DDDD

Dir einen lieben Gruß von Andi! ;-)

Klima und Kleidung: an Andi, Markus und Ulrich

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Monday, 29.11.2004, 23:34 (vor 7298 Tagen) @ Pedro

Hallo Pedro

Eigentlich halte ich nicht viel von Kleiderordnungen, denn gäbe es eine allgemeingültige Kleiderordnung würde sie sicher in erster Linie Schuhe vorschreiben. Trotzdem vielen Dank für deine Ausführungen zur Herkunft der Kleiderordnungen in christlichen Kirchen und auch für den Hinweis, dass Du "kurze Hosen durchaus ‚schicklich’" findest.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten sie schicklich finden. Wenn Markus U. da eine andere Meinung vertritt, dann ist das seine Sache. Ich bin mir sicher, dass er mit dieser Ansicht ziemlich alleine dasteht, aber wir leben Gott sei Dank in einem Land der Meinungsfreiheit. Ich hatte mich nur deshalb an ihn gewandt, weil ich nicht recht glauben wollte, was ich da las, dass nackte Arme und Beine unanständig wären! Ich wollte genau wissen, ob ich etwas missverstanden habe oder er es wirklich so meint. Jetzt weiß ich es und mache mir meine eigenen Gedanken. Wenn er im Sommer mit langen Hosen herumlaufen will, soll er es tun. Mir wäre das zu warm, aber ebenso wie ich nicht möchte, dass jemand meine nackten Füße kritisiert oder behauptet ich würde in Kinderkleidung herumlaufen, möchte ich auch niemand anderes kritisieren. Lange Hosen sind schließlich selbst im Sommer durchaus üblicher als barfüßige Menschen.
Jede/r sollte so leben wie er/sie es für richtig hält. Dazu ist Toleranz die wichtigste Voraussetzung. Ich hoffe auch, wie sicher viele andere auch, auf Toleranz gegenüber dem Barfüßigen. Genauso sollte aber auch unsereiner Toleranz üben, gegenüber denen die irgendwelche Kleiderordnungen bevorzugen. Auch wenn jemand an einem heißen Sommertag "fett beschuht" am Strand herumläuft ist mir das egal. Wenn der das will, ist es gut.
Mit der Kurze-Hosen-Toleranz in Kirchen habe ich nicht viel Erfahrung. Du scheinst ja mächtig herumgekommen zu sein. Ich weiß nur, dass ich im September im Bamberger Dom wohl mehrfach sehr böse angesehen wurde, aber es hat niemand etwas gesagt. Ich hatte es auch überhaupt nicht bemerkt. Nur Lothar, mit dem ich dort war, erzählte mir das hinterher. Dabei waren wir beide barfuß, aber er hatte lange Hosen an. Aus dieser Erfahrung heraus frage ich mich allerdings, ob ich auch anderswo schon in manch sakrales Fettnäpfchen trat und es nur nicht bemerkte, aber auch bei Kirchenführungen hat nie jemand etwas gesagt. Ich konnte mir bis dahin auch nicht vorstellen, dass kurze Hosen in Kirchen schlimmer sind, als die weitaus ungewöhnlicheren bloßen Füße. So hatte ich mich tatsächlich vor meinem Besuch in Bamberg nie barfuß in Kirchen gewagt, mit kurzen Hosen aber durchaus. Welch ein Fehler! Jetzt weiß ich aber, wie man es richtig macht und werde mich künftig (wahrscheinlich) daran halten. Vielleicht werde ich mir dann vor einer spontanen Kirchenbesichtigung mitten in der Fußgängerzone eine andere Hose anziehen, oder ich frage im benachbarten Pfarrhaus nach einem Umkleideraum. :-)

Viele Grüße und tolerante Füße

Ulrich

Klima und Kleidung: kurze Hosen und barfuß

Pedro, Stammposter, Tuesday, 30.11.2004, 08:40 (vor 7298 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich,

es steht mir völlig fern, Markus U. zum Tragen von kurzen Hosen zu überreden. So etwas würde ich als intolerant empfinden. Aber wer für andere (nicht nur für sich selbst) eine Kleiderordnung propagiert, darf auf die historischen Ursprünge dieser Kleiderordnung hingewiesen werden. Ein Blick in die Geschichte relativiert (entlarvt?) so manches.

In der Arbeit kann ich 90% der Zeit in kurzen Hosen verbringen. Aber gelegentlich gibt es ein paar Dinge, für die ich lange Hosen brauche. Deshalb trage ich im Sommer meistens Zip-Off-Hosen. Da zippe ich mir dann einfach die Hosenbeine an, wenn ich mich mal offiziell geben muss. Aber Socken ziehe ich keine an, auch keine geschossenen Schuhe, sondern nur Sandalen. Die Zip-Off-Hosen empfehle ich Dir, wenn Du denkst, dass Du sie beim nächsten Mal im Bamberger Dom brauchst. Wobei ich allderdings der Meinung bin, dass Du die Leute ruhig komisch schauen lassen kannst. So lange kein Domwächter daran Anstoß nimmt, sind die Kombination von kurzen Hosen und barfuß okay. Und wenn es nur eines von beidem ist, schaut sowieso niemand komisch.

Viele Grüße
Pedro

Klima und Kleidung: kurze Hosen und barfuß

Markus U., Stammposter, Tuesday, 30.11.2004, 18:02 (vor 7298 Tagen) @ Pedro

Hi Pedro!

es steht mir völlig fern, Markus U. zum Tragen von kurzen Hosen zu überreden. So etwas würde ich als intolerant empfinden. Aber wer für andere (nicht nur für sich selbst) eine Kleiderordnung propagiert, darf auf die historischen Ursprünge dieser Kleiderordnung hingewiesen werden. Ein Blick in die Geschichte relativiert (entlarvt?) so manches.

Ich gebe Dir recht, daß Kleidung sehr viel mit Klima zu tun hat, und danke Dir für die Mühe, historische Bezüge aufzuzeigen. Dabei ist allerdings zu bedenken, daß Kleidung nicht nur mit dem jweiligen Klima zu tun hat. Das Christentum (nicht nur die Orthodoxe Kirche) hat seinen Ursprung im Vorderen Orient, wo man sich seit jeher durch weite, luftige und möglichst große Teile des Körpers bedekkende Kleidung vor der Sonne schützen mußte, aber die Orthodoxe Kirche hat sich auch in Gegenden mit gänzlich anderem Klima ausgebreitet, etwa nach Rußland mit seinem extrem kontinentalen Klima, oder nach Serbien, wo das Klima mit dem von Mitteleuropa durchaus vergleichbar ist. Umgekehrt ist die römisch- katholische Kirche vor allem in den westlichen Mittelmeerländern wie Spanien, Frankreich und Italien beheimatet, und auch da ist Schutz vor der Sonne vor allem im Sommer nicht verkehrt. Auch in einigen "traditionell katholischen" Ländern wie Italien wird man zumindest durfch Schilder an den Kirchentüren darauf hingewiesen, daß schulterfreie Bekleidung bei beiden Geschlechtern, kurze Hosen bei Männern und Minirökke bei Frauen oder gar Strandkleidung (Bikini) absolut fehl am Platze sind! Oft sind in diesen Kirchen, wie auch in allen Kirchen des Heiligen Landes (egal welcher Konfession) Leute zugegen, die aufpassen, daß niemand die Kirche in ungeziemender Kleidung betritt, und solche, die dies dennoch versuchen, eben wieder hinausweisen! Von einem Verbot, eine Kirche barfuß zu betreten, weiß ich hingegen nichts, und in einem alten katholischen Katechismus aus dem Jahre 1926 steht sogar ausdrücklich drin, daß arme Leute sich nicht zu schämen brauchen, barfuß am Gottesdienste teilzunehmen.

Daß man das in protestantischen Kirchen alles viel lokkerer sieht, bestreite ich hingegen nicht, und auch in Brasilien, wo ich noch nie war, scheinen lokkere Sitten zu herrrschen, aber auch die Religion ist dort sehr komisch, denn auch jene, die katholisch getauft sind, hängen oft gleichzeitig Religionen afrikanischen Ursprungs wie Macumba, Umbanda und Candomblé an.

Darüber hinaus hat sich die Kleidung der Menschen auch innerhalb eines bestimmten Landes im Laufe der Zeiten gewandelt, und in den meisten Ländern der Erde, auch hier in Deutschland, kleiden sich die Menschen heute ganz anders als vor Jahrhunderten. Im Mittelalter etwa gingen die Menschen auf dem Lande barfuß, weil Schuhe Luxusgegenstände waren, die sich nur reiche Leute leisten konnten.

Im übrigen hast Du richtig beobachtet, daß ich eine bestimmte Art, sich zu kleiden, als vorbildlich ansehe (und mich dementsprechend selber kleide), aber ich lasse jedem seinen Geschmack, und ich pflege die Kleidung eines Menschen, der mir begegnet, nicht zu kommentieren, solange ich nicht um meine Meinung gefragt werde. Das ist mein Verständnis von Toleranz.

Barfüßige Herbstgrüße,
Markus U.

Klima und Kleidung: kurze Hosen und barfuß

Pedro, Stammposter, Tuesday, 30.11.2004, 21:33 (vor 7298 Tagen) @ Markus U.

Hi Markus,

danke für Deinen interessanten Beitrag. Unsere Ansichten über die historischen Wurzeln der Kleidernormen sowie ihre gegenwärtige Verbreitung in verschiedenen Kirchen liegen nahe beieinander. Völlig identisch sind sie, was die Beurteilung von barfuß in Kirchen betrifft. Nur in der Frage, was Toleranz ist, sehe ich größere Meinungsverschiedenheiten. Toleranz ist für mich nicht, dass man sein negatives Urteil nicht äußert. Toleranz ist für mich, wenn man sagen kann: Gefällt mir nicht, nichts für mich - aber nicht an sich schlecht.

Viele Grüße
Pedro

Klima und Kleidung: kurze Hosen und barfuß

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Tuesday, 30.11.2004, 21:47 (vor 7298 Tagen) @ Pedro

Hallo Pedro

es steht mir völlig fern, Markus U. zum Tragen von kurzen Hosen zu überreden

Das hatte ich auch nicht angenommen.

In der Arbeit kann ich 90% der Zeit in kurzen Hosen verbringen.

Da würde mich interessieren, ob Du auch barfuß sein kannst, ich kann es nämlich nicht, und ich beneide jeden dem das möglich ist.

Die Zip-Off-Hosen empfehle ich Dir, wenn Du denkst, dass Du sie beim nächsten Mal im Bamberger Dom brauchst. Wobei ich allderdings der Meinung bin, dass Du die Leute ruhig komisch schauen lassen kannst. So lange kein Domwächter daran Anstoß nimmt, sind die Kombination von kurzen Hosen und barfuß okay. Und wenn es nur eines von beidem ist, schaut sowieso niemand komisch.

Die Zip-Off-Hosen habe ich zwar nicht, aber ich denke ich brauche sie auch nicht. Ich war ja auch nicht zum Gottesdienst im Bamberger Dom, sondern nur zur Besichtigung. Beim Gottesdienst wäre es etwas anderes. Da hätte ich auch keine Probleme mir Schuhe anzuziehen. Auch wenn das nicht wirklich nötig wäre, gibt es bestimmt immer Leute, denen das lieber wäre.
Wenn ich mir aber im Urlaub schöne Kirchen ansehe möchte ich dafür nicht extra lange Hosen tragen, egal ob gerade verlängert oder immer lang, sondern möchte in erster Linie meinen Urlaub genießen, und wenn kurze Hosen oder barfuß in einer Kirche verboten sein sollten, gehe ich halt nicht rein. Bisher hatte ich aber nie Probleme deshalb und werde auch in Zukunft nicht davor zurückschrecken, wenn es nicht ausdrücklich verboten ist.

Viele Grüße zurück

Ulrich

Kleiderordnung in Kirchen

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Wednesday, 01.12.2004, 08:05 (vor 7297 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich,

"Ich war ja auch nicht zum Gottesdienst im Bamberger Dom, sondern nur zur Besichtigung. Beim Gottesdienst wäre es etwas anderes. Da hätte ich auch keine Probleme mir Schuhe anzuziehen. Auch wenn das nicht wirklich nötig wäre, gibt es bestimmt immer Leute, denen das lieber wäre."

Ich war bisher erst einmal barfuß in einer Kirche (zum Besichtigen), und das war im März 2004 in Beromünster. Eine streng katholische Gegend. Da aber die Stiftskirche unbewacht war und auch sonst niemand drin war, hatte ich keine Probleme. Nur der liebe Gott hat es gesehen, aber er petzt nicht!

Zum Besichtigen von Kirchen bzl. Kleidung habe ich mir meist keine Gedanken gemacht. Kurze Hosen waren für mich nie ein Hinderungsgrund. Rausgeflogen bin ich noch nie, weder aus dem Kölner Dom, noch aus dem Freiburger Münster, noch aus dem Hamburger Michel, noch aus dem Straßburger Münster, noch aus dem Dom zu Speyer, noch aus dem Münster in York und schon gar nicht aus irgendeiner Schweizer Kirche. In italienischen Kirchen war ich noch nie. Falls es irgendwelche Vorschriften gibt, die eine Anzugsordnung verlangt, die mir nicht zusagt, dann kann ich gut und gerne auf die Besichtigung verzichten. Mit nacktem Oberkörper würde ich aber kein Gotteshaus betreten. Wenn ich also bei hohen Temperaturen mit dem Fahrrad unterwegs bin und an einer Kirche vorbeikomme, die ich besichtigen möchte, dann würde ich mir extra ein T-Shirt überziehen, es kann auch schulterfrei sein (oder auf die Besichtigung verzichten, wenn ich kein T-Shirt dabei habe). Demnächst in Düsseldorf werde ich wohl nicht extra ein T-shirt überziehen müssen, wenn wir die Kirchen besuchen. Trotz Palmen wird es wohl nicht einmal in Düsseldorf im Dezember so heiß, daß man sich beim Tragen eines T-Shirts zu Tode schwitzt.

Bei Gottesdiensten war ich häufiger in kurzen Hosen, nämlich als Kind beim Kindergottesdienst. Selbstverständlich nur im Sommer, und selbstverständlich nie barfuß, sondern immer mit geschlossenen Schuhen und Socken oder Kniestrümpfen. In Sandalen durfte ich nicht zur Kirche, auch mußte es eine Hose aus Stoff sein. Sandalen und die kurze Lederhose waren für Werktage, also zur Schule bestimmt. Schuhe ohne Socken durfte ich nur auf dem Weg vom Schlafzimmer ins Badezimmer benutzen, also morgens nach dem Aufstehen, abend vor dem Ins-Bett-gehen oder nachts auf die Toilette. Als Erwachsener ging ich eigentlich nie mehr zum Gottesdienst, außer zu Weihnachten mit meinen Eltern (womit es zum Thema Kleidung nichts mehr zu sagen gibt). Ein Sonderfall: Ich war im Mai auf einer Fahrradtour und besuchte dabei einen befreundeten Mennonitenpfarrer in Sinsheim. Es war noch vor meiner "Barfußkarriere". Da mein Gastgeber es mit Kleidung selber nicht sehr eng sieht und ich nicht vorhatte, einen Gottesdienst zu besuchen, hatte ich lediglich "zweckmäßige" Kleidung dabei. Es kam aber anders: Statt wie geplant am Samstag abzureisen, um gegen Sonntagabend wieder in Zofingen zu sein, bot er mir an, mich und mein Fahrrad am Sonntag nach Freiburg mitzunehmen, da er dort als "Gastpfarrer" predigen mußte. Beim Abladen des Fahrrades im strömenden Regen, wurden wir von dem Menschen, der meinen Freund zur Gastpredigt eingeladen hatte, erwischt. Dieser Mensch sagte spontan, ich solle doch auch den Gottesdienst besuchen, obwohl ich lediglich eine Regenjacke über dem T-Shirt, kurze Hosen und Turnschuhe ohne Socken trug, und das bei 10°C. Auch von den Gottesdienstbesuchern hat mich keiner schief angesehen. Nett fand ich auch, daß der Pfarrer, der die einleitenden Worte sprach, mich vor versammelter Gemeinde als "Gasthörer" willkommen hieß und mir eine angenehme Heimfahrt wünschte. Seine Worte hatten gewirkt. Als der Gottesdienst vorbei war, hatte es aufgehört zu regnen. Ich bin davon überzeugt, daß ich dort auch ohne Schuhe nicht schief angesehen worden wäre. Kirche ist also nicht gleich Kirche.

"Wenn ich mir aber im Urlaub schöne Kirchen ansehe möchte ich dafür nicht extra lange Hosen tragen, egal ob gerade verlängert oder immer lang, sondern möchte in erster Linie meinen Urlaub genießen, und wenn kurze Hosen oder barfuß in einer Kirche verboten sein sollten, gehe ich halt nicht rein. Bisher hatte ich aber nie Probleme deshalb und werde auch in Zukunft nicht davor zurückschrecken, wenn es nicht ausdrücklich verboten ist."

Genauso sehe ich es auch. Im Urlaub möchte ich mich nicht mit unzweckmäßiger Kleidung belasten. Niemals würde ich etwa eine Krawatte mitnehmen für den Fall, daß ich sie benötige. Auch könnte es mich nicht im geringsten reizen, im Sommer Gebiete aufzusuchen (etwa auf der Südhalbkugel), wo es derart kalt ist, daß man Handschuhe, Mütze, lange Unterhosen und fette Schuhe benötigt. Aus dem gleichen Grund reizt mich auch Motorradfahren nicht, weil man dort fast "genötigt" ist, sich deutlich winterlicher anzuziehen als man es sonst müßte. Das fängt mit dem Helm an, geht über die Lederkombi und hört mit den Schuhen auf.

Viele Grüße zurück
Michael aus Zofingen

Kleiderordnung in Kirchen

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Wednesday, 01.12.2004, 23:22 (vor 7296 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael

Vielen Dank für deine Reaktion, wie ich sehe sind wir uns völlig einig. Auch ich habe nicht viel Erfahrung mit barfüßigen Kirchenbesichtigungen. Das war in Bamberg, wie ich schon geschrieben habe, das erste Mal, allerdings in mehreren Kirchen. Auf der gleichen Reise besichtigte ich dann noch die Kirche in Thurnau (bei Kulmbach), aber da war genau wie bei dir nur Gott Zeuge, der auch mich nicht verriet. :-)
Später ergab sich keine Gelegenheit mehr zu barfüßigen Kirchenbesuchen.

Ein Sonderfall: Ich war im Mai auf einer Fahrradtour und besuchte dabei einen befreundeten Mennonitenpfarrer in Sinsheim. Es war noch vor meiner "Barfußkarriere". Da mein Gastgeber es mit Kleidung selber nicht sehr eng sieht und ich nicht vorhatte, einen Gottesdienst zu besuchen, hatte ich lediglich "zweckmäßige" Kleidung dabei. Es kam aber anders: Statt wie geplant am Samstag abzureisen, um gegen Sonntagabend wieder in Zofingen zu sein, bot er mir an, mich und mein Fahrrad am Sonntag nach Freiburg mitzunehmen, da er dort als "Gastpfarrer" predigen mußte. Beim Abladen des Fahrrades im strömenden Regen, wurden wir von dem Menschen, der meinen Freund zur Gastpredigt eingeladen hatte, erwischt. Dieser Mensch sagte spontan, ich solle doch auch den Gottesdienst besuchen, obwohl ich lediglich eine Regenjacke über dem T-Shirt, kurze Hosen und Turnschuhe ohne Socken trug, und das bei 10°C. Auch von den Gottesdienstbesuchern hat mich keiner schief angesehen. Nett fand ich auch, daß der Pfarrer, der die einleitenden Worte sprach, mich vor versammelter Gemeinde als "Gasthörer" willkommen hieß und mir eine angenehme Heimfahrt wünschte. Seine Worte hatten gewirkt. Als der Gottesdienst vorbei war, hatte es aufgehört zu regnen. Ich bin davon überzeugt, daß ich dort auch ohne Schuhe nicht schief angesehen worden wäre. Kirche ist also nicht gleich Kirche.

Es ist schon erstaunlich, was es alles für Reaktionen in Kirchen geben kann, aber ob das alles genauso gelaufen wäre, wenn Du barfuß gewesen wärst? Auf jeden Fall eine schöne Geschichte.

Aus dem gleichen Grund reizt mich auch Motorradfahren nicht, weil man dort fast "genötigt" ist, sich deutlich winterlicher anzuziehen als man es sonst müßte. Das fängt mit dem Helm an, geht über die Lederkombi und hört mit den Schuhen auf.

Ich habe zwar keinen Motorradführerschein, aber so weit ich weiß ist da nur der Helm vorgeschrieben. Ansonsten gibt es da wohl keine Kleidungsvorschriften. Ich gebe allerdings zu, dass eine gewisse Sicherheit nie falsch ist.

Viele Grüße zurück nach Zofingen

Ulrich

Klima und Kleidung: kurze Hosen und barfuß

Pedro, Stammposter, Wednesday, 01.12.2004, 08:32 (vor 7297 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich!

In der Arbeit kann ich 90% der Zeit in kurzen Hosen verbringen.

Da würde mich interessieren, ob Du auch barfuß sein kannst, ich kann es nämlich nicht, und ich beneide jeden dem das möglich ist.

Ich bin nur in meinem eigenen Büro barfuß, Sandalen unter dem Schreibtisch. Wenn ich das Büro verlasse, ziehe ich sie mir an. Ich beneide auch diejenigen, die in der Arbeit ganz barfuß sein können. Kurze Hosen trage ich aber in der Regel auch außerhalb meines Büros. Es gibt nur wenige Anlässe, zu denen ich meine Hosenbeine brauche. (Und damit auch keine anderen Missverständnisse aufkommen: Ich rede natürlich nur vom Sommer.) Dass Du in der Arbeit nicht barfuß sein kannst, hast Du schon geschrieben. Kannst Du wenigstens in kurzen Hosen sein?

Die Zip-Off-Hosen empfehle ich Dir, wenn Du denkst, dass Du sie beim nächsten Mal im Bamberger Dom brauchst. Wobei ich allderdings der Meinung bin, dass Du die Leute ruhig komisch schauen lassen kannst. So lange kein Domwächter daran Anstoß nimmt, sind die Kombination von kurzen Hosen und barfuß okay. Und wenn es nur eines von beidem ist, schaut sowieso niemand komisch.

Die Zip-Off-Hosen habe ich zwar nicht, aber ich denke ich brauche sie auch nicht. Ich war ja auch nicht zum Gottesdienst im Bamberger Dom, sondern nur zur Besichtigung. Beim Gottesdienst wäre es etwas anderes. Da hätte ich auch keine Probleme mir Schuhe anzuziehen. Auch wenn das nicht wirklich nötig wäre, gibt es bestimmt immer Leute, denen das lieber wäre.
Wenn ich mir aber im Urlaub schöne Kirchen ansehe möchte ich dafür nicht extra lange Hosen tragen, egal ob gerade verlängert oder immer lang, sondern möchte in erster Linie meinen Urlaub genießen, und wenn kurze Hosen oder barfuß in einer Kirche verboten sein sollten, gehe ich halt nicht rein. Bisher hatte ich aber nie Probleme deshalb und werde auch in Zukunft nicht davor zurückschrecken, wenn es nicht ausdrücklich verboten ist.

Dann sind wir ja einer Meinung. Ich wollte Dir die Zip-Off-Hosen nur als Möglichkeit aufzeigen, falls Du der Meinung bist, dass Du zum Besichtigen einer Kirche lange Hosen brauchst. Dass ich meine, dass man (jedenfalls hier in Mitteleuropa) Kirchen auch in kurzen Hosen und barfuß besichtigen kann, habe ich Dir ja schon geschrieben. Ich habe auch schon alle Varianten gemacht: Kurze Hosen und Sandalen -> keine Blicke, lange Hosen und barfuß -> ein paar Blicke, kurze Hosen und barfuß -> mehr Blicke. Aber nie Kommentare.

Zu Gottesdiensten bin ich eigentlich immer in Schuhen, aber nur aus Rücksicht auf dei anderen Gottesdienstbesucher. Gelegentlich bin ich in kurzen Hosen, aber nicht häufig, denn unsere alte gotische Kirche ist mir meist zu kalt.

Viele Grüße
Pedro

Klima und Kleidung: kurze Hosen und barfuß

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Wednesday, 01.12.2004, 22:59 (vor 7296 Tagen) @ Pedro

Hallo Pedro

Dass Du in der Arbeit nicht barfuß sein kannst, hast Du schon geschrieben. Kannst Du wenigstens in kurzen Hosen sein?

Ja, das geht.

Ich habe auch schon alle Varianten gemacht: Kurze Hosen und Sandalen -> keine Blicke, lange Hosen und barfuß -> ein paar Blicke, kurze Hosen und barfuß -> mehr Blicke. Aber nie Kommentare.

Kommentare habe ich in Kirchen auch noch nicht erlebt.

Viele Grüße

Ulrich

Klima und Kleidung: kurze Hosen und barfuß

der Joe, Stammposter, Wednesday, 01.12.2004, 17:52 (vor 7297 Tagen) @ Pedro

In der Arbeit kann ich 90% der Zeit in kurzen Hosen verbringen.

*seufz*
SO einen Job hätte ich auch gern...

"Neidische" Grüße vom
JOE

Zofinger Kleiderordnung im 17. Jahrhundert

Michael aus Zofingen, Stammposter, Thursday, 02.12.2004, 16:36 (vor 7296 Tagen) @ Pedro

Meine gegenwärtige Lektüre ist gerade folgender Wälzer:

Zofingen vom Mittelalter bis 1798 : Eine selbstbewußte Landschaft unter Habsburg und Bern

Autoren: E. Hunziker, B. Meier, A. Roth, D. Sauerländer, erschienen 2004 bei hier + jetzt, Baden, ISBN 3-906419-83-5.

Ich mußte an die Diskussion in diesem Forum denken, als ich folgenden Text las:

"Die Kleidermandate schrieben vor, daß sich die Leute ihrem Stand gemäß zu kleiden hatten, keine langen Schuhe, keine breiten Kragen, keine kurzen Hosen oder goldene Ketten, nicht Samt und Seide zur Schau stellen sollten."

Wie streng waren doch damals die Sitten. Ein Trost: Barfuß laufen war schon damals nicht explizit verboten. Oder doch? War es in gewissen Schichten "standesgemäß", barfuß zu laufen? Sicher nicht bei den Chorherren, den Patriziern und Schultheißen. Und sicher auch nicht bei den Bediensteten, denn mögen die Bediensteten noch soviel arbeiten müssen, keine "Herrschaft" hätte es gewagt, die Bediensteten in Lumpen oder barfuß arbeiten zu lassen, denn dann hätten Fremde geglaubt, daß es der "Herrschaft" auch dreckig ging. Und arme Leute, die sich keine Schuhe leisten konnten, wurden wohl gar nicht in die ehrenwerte Stadt gelassen, sondern wurden von den gestrengen Torwächtern fortgejagt, so wie es heute die Türsteher vor vielen Diskotheken noch machen.

Zum Glück ist auch Zofingen nicht auf dem pränapoleonischem Stand stehen geblieben, auch wenn etliche Gebäude noch aus der Zeit stammen. Heute stehen die Stadttore (leider) nicht mehr, jeder kommt zu jeder Tages- und Nachtzeit rein, egal ob fett beschuht oder barfuß, mit breitem, schmalem oder gar keinem Kragen, mit oder ohne Ketten, in langen oder kurzen Hosen, und das ist gut so.

Gibt es überhaupt noch Leute, die heute mit dem "alten" Gesetz bzl. Kleidermandat keine Schwierigkeiten hätten? Ich kenne keinen, zumindest (noch) nicht persönlich. Zwar hätte ich mit den meisten Forderungen keine Probleme, aber bezüglich einer bin ich total anderer Meinung.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Zofinger Kleiderordnung im 17. Jahrhundert

Pedro, Stammposter, Thursday, 02.12.2004, 16:53 (vor 7296 Tagen) @ Michael aus Zofingen

"Die Kleidermandate schrieben vor, daß sich die Leute ihrem Stand gemäß zu kleiden hatten, keine langen Schuhe, keine breiten Kragen, keine kurzen Hosen oder goldene Ketten, nicht Samt und Seide zur Schau stellen sollten."

Hallo Michael!

Das liest sich doch so, als würde hier den Angehörigen der niedrigen Stände verboten, sich so zu kleiden wie die höheren Stände. Denn lange Schuhe, breite Kragen, goldene Ketten, Samt und Seide sind eindeutig Kennzeichen der höheren Stände. Aber demnach wäre es das Privileg der höheren Stände gewesen, kurze Hosen zu tragen! Ha, das gefällt mir! Ich empfand es schon immer als Privileg, kurze Hosen zu tragen. Aber gut, dass wir heute alle dieses Privileg haben.

Viele Grüße
Pedro

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