Traditionelle Barfuß-Tätigkeiten in Rumänien (Hobby? Barfuß! 2)

dr.barfuss, Stammposter, Sunday, 28.11.2004, 15:01 (vor 7244 Tagen)

Einige landwirtschaftliche Arbeiten werden (besser gesagt wurden) traditionell barfuß erledigt (vor allem von den Frauen).
1. Weinlese und (vor allem) die Trauben mit den Füßen stampfen. Es werden unverheiratete Frauen bevorzugt. Der Wein enthält so wenigere unerwünschte Stoffe, die in den "Schwänzchen" oder Kerne enthalten sind.
2. Weizenernte.
3. Teig kneten. (In einigen Gegenden ist es nicht als unhygienisch betrachtet wenn mal eine Frau mit den Füßen in den Teig steigt, um schneller vorankommen - vor allem bei Hochzeiten, wo große Mengen Teig verarbeitet werden.
4. Herstellen der Ziegel: eine Mischung Erde, Stallmist und Wasser wird mit den Füßen zu einer Paste geknetet, aus der man die Ziegel formt und in die Sonne trocknet.
5. Schweineschlachten (in einigen Gegenden): die Männer töten das Schwein, und nachdem der Blut verflossen ist und das Schwein "verbrannt" (man zündet Stroh an, welcher über das Schwein gestreut wird) kommen die Frauen mit warmen Wasser und waschen gründlich den Ruß von den Schwein ab. Meine Frau sagt es ist sehr prickelnd barfuß abwechselnd durch den Schnee und auf den noch ein bisschen glimmernden Stroh zu treten. Alles dauert 15-20 Minuten, dann ab in die warme Küche!
6. Geflügel und/oder Schafe füttern.

Traditionelle Barfuß-Tätigkeiten in Rumänien

Andi35, Stammposter, Monday, 29.11.2004, 12:37 (vor 7243 Tagen) @ dr.barfuss

Hallo Dr.Barfuss! ;-)

Dr.B.:

Einige landwirtschaftliche Arbeiten werden (besser gesagt wurden) traditionell barfuß erledigt (vor allem von den Frauen).
1. Weinlese und (vor allem) die Trauben mit den Füßen stampfen. Es werden unverheiratete Frauen bevorzugt. Der Wein enthält so wenigere unerwünschte Stoffe, die in den "Schwänzchen" oder Kerne enthalten sind.

Andi:
Ja, das mit der Traubenernte, oder überhaupt der Ernte wusste ich, auch mit dem stampfen der Trauben, aber neu ist mir, dass es nur Frauen taten! Und warum ausgerechnet unverheiratete Frauen? Was hat das damit zu tun?

Dr.B.:

2. Weizenernte.
3. Teig kneten. (In einigen Gegenden ist es nicht als unhygienisch betrachtet wenn mal eine Frau mit den Füßen in den Teig steigt, um schneller vorankommen - vor allem bei Hochzeiten, wo große Mengen Teig verarbeitet werden.

Andi:
Das allerdings war mir neu. Und das wird heute noch teilweise so betrieben?

Dr.B.:

4. Herstellen der Ziegel: eine Mischung Erde, Stallmist und Wasser wird mit den Füßen zu einer Paste geknetet, aus der man die Ziegel formt und in die Sonne trocknet.

Andi:
Auch das kannte ich nicht, muss aber auch schon sehr lange zurück liegen, da Ziegel ja heute nicht mehr so hergestellt werden, oder vielleicht in armen Ländern?

Dr.B.:

5. Schweineschlachten (in einigen Gegenden): die Männer töten das Schwein, und nachdem der Blut verflossen ist und das Schwein "verbrannt" (man zündet Stroh an, welcher über das Schwein gestreut wird) kommen die Frauen mit warmen Wasser und waschen gründlich den Ruß von den Schwein ab. Meine Frau sagt es ist sehr prickelnd barfuß abwechselnd durch den Schnee und auf den noch ein bisschen glimmernden Stroh zu treten. Alles dauert 15-20 Minuten, dann ab in die warme Küche!

Andi:
Wie "Deine Frau"? Tut sie das und lebt Ihr in einer Gegend, in der das noch üblich ist und wo ist das?
Und wieso immer im Schnee? Ist das eine besondere Zeremonie, wie z.B. in Badem-Würtemberg die "Hexenverbrennung" an Faschingsende? (Ist eine Strohpuppe an einem Galgen).

Dr.B.:

6. Geflügel und/oder Schafe füttern.

Andi:
Auch davon habe ich noch nichts gehört, was ganz, ganz früher aber sicherlich völlig normal war.

Einen lieben Gruß von Andi!

Traditionelle Barfuß-Tätigkeiten in Rumänien

Markus U., Stammposter, Monday, 29.11.2004, 14:48 (vor 7243 Tagen) @ Andi35

Hi Andi!

Dr.B.:

Einige landwirtschaftliche Arbeiten werden (besser gesagt wurden) traditionell barfuß erledigt (vor allem von den Frauen).
1. Weinlese und (vor allem) die Trauben mit den Füßen stampfen. Es werden unverheiratete Frauen bevorzugt. Der Wein enthält so wenigere unerwünschte Stoffe, die in den "Schwänzchen" oder Kerne enthalten sind.


Andi:
Ja, das mit der Traubenernte, oder überhaupt der Ernte wusste ich, auch mit dem stampfen der Trauben, aber neu ist mir, dass es nur Frauen taten! Und warum ausgerechnet unverheiratete Frauen? Was hat das damit zu tun?

Markus:
Wahrscheinlich hat es mit einem alten Volksaberglauben zu tun, daß der Wein besser werde, wenn unverheiratete junge Frauen die Trauben keltern. So manch ein Wein heißt ja auch "Mädchentraube" oder so.

Dr.B.:

2. Weizenernte.
3. Teig kneten. (In einigen Gegenden ist es nicht als unhygienisch betrachtet wenn mal eine Frau mit den Füßen in den Teig steigt, um schneller vorankommen - vor allem bei Hochzeiten, wo große Mengen Teig verarbeitet werden.

Markus:
Das muß ich unbedingt Ute erzählen, die ja leidenschaftlich gern bakken tut. Vielleicht habe ich dann das Vergnügen, ihr zuzusehen, wie sie mit ihren bezaubernden nackten Füßchen im Teig rumstampft!

Andi:
Das allerdings war mir neu. Und das wird heute noch teilweise so betrieben?

Markus:
Da Dr. B. mit seiner Frau in Rumänien lebt, kann ich mir sehr gut vorstellen, daß manch liebenswerter Brauch aus guten alten Zeiten dort bis heute erhalten geblieben ist.

Barfüßige Herbstgrüße,
Markus U.

Traditionelle Barfuß-Tätigkeiten in Rumänien

Andi35 @, Stammposter, Monday, 29.11.2004, 23:33 (vor 7243 Tagen) @ Markus U.

Hi Andi!

Hallo Markus!

Andi:
Ja, das mit der Traubenernte, oder überhaupt der Ernte wusste ich, auch mit dem stampfen der Trauben, aber neu ist mir, dass es nur Frauen taten! Und warum ausgerechnet unverheiratete Frauen? Was hat das damit zu tun?


Markus:
Wahrscheinlich hat es mit einem alten Volksaberglauben zu tun, daß der Wein besser werde, wenn unverheiratete junge Frauen die Trauben keltern. So manch ein Wein heißt ja auch "Mädchentraube" oder so.

Andi:
Ja, das ist gut möglich.

Dr.B.:

2. Weizenernte.
3. Teig kneten. (In einigen Gegenden ist es nicht als unhygienisch betrachtet wenn mal eine Frau mit den Füßen in den Teig steigt, um schneller vorankommen - vor allem bei Hochzeiten, wo große Mengen Teig verarbeitet werden.


Markus:
Das muß ich unbedingt Ute erzählen, die ja leidenschaftlich gern bakken tut. Vielleicht habe ich dann das Vergnügen, ihr zuzusehen, wie sie mit ihren bezaubernden nackten Füßchen im Teig rumstampft!

Andi:
Ja, Du kannst es ja mal versuchen, aber ob sie es wirklich tut? Sie trägt, wie Du schriebst, ja immer Schuhe, sie soll sich schön die Füße waschen, dass der Teig nicht sauer wird! ;-)) War ein Spaß meinerseits, nicht ernst gemeint! ;-)

Andi:
Das allerdings war mir neu. Und das wird heute noch teilweise so betrieben?


Markus:
Da Dr. B. mit seiner Frau in Rumänien lebt, kann ich mir sehr gut vorstellen, daß manch liebenswerter Brauch aus guten alten Zeiten dort bis heute erhalten geblieben ist.

Andi:
Ja, das kann gut sein.

Barfüßige Herbstgrüße,
Markus U.

Liebe Grüße nach Ratingen von Andi! ;-)

Traditionelle Barfuß-Tätigkeiten in Rumänien

dr.barfuss, Stammposter, Wednesday, 01.12.2004, 21:53 (vor 7241 Tagen) @ Andi35

Andi:
Ja, das mit der Traubenernte, oder überhaupt der Ernte wusste ich, auch mit dem stampfen der Trauben, aber neu ist mir, dass es nur Frauen taten! Und warum ausgerechnet unverheiratete Frauen? Was hat das damit zu tun?

Ich weiss es auch nicht. Die Männer sind auf jedem Fall mit anderen Arbeiten beschäftigt, und barfuß gehen sie auch nicht ("wir sind doch keine barfuß-lieseln!")

3. Teig kneten. (In einigen Gegenden ist es nicht als unhygienisch betrachtet wenn mal eine Frau mit den Füßen in den Teig steigt, um schneller vorankommen - vor allem bei Hochzeiten, wo große Mengen Teig verarbeitet werden.
Andi:
Das allerdings war mir neu. Und das wird heute noch teilweise so betrieben?

Darüber hat uns ein Professor in die Hochschule erzählt. Gesehen habe ich es nicht.

4. Herstellen der Ziegel: eine Mischung Erde, Stallmist und Wasser wird mit den Füßen zu einer Paste geknetet, aus der man die Ziegel formt und in die Sonne trocknet.
Andi:
Auch das kannte ich nicht, muss aber auch schon sehr lange zurück liegen, da Ziegel ja heute nicht mehr so hergestellt werden, oder vielleicht in armen Ländern?

Wie z.B. in die Moldau, Osten und Süden Rumäniens.

5. Schweineschlachten
Andi:
Wie "Deine Frau"? Tut sie das und lebt Ihr in einer Gegend, in der das noch üblich ist und wo ist das?

Wir leben jetzt in Bukarest, aber meine Frau ist im Nord-Osten unseres Landes aufgewachsen.

Und wieso immer im Schnee?

In Rumänien schlachtet man 90% der Schweine vor den Weihnachten ("St. Ignatius - 20.Dezember)

6. Geflügel und/oder Schafe füttern.
Auch davon habe ich noch nichts gehört, was ganz, ganz früher aber sicherlich völlig normal war.

Kühe, Schweine oder Pferde füttern wäre es schwerer für die Frauen, auch weil sie barfuß laufen (die Männer tragen Gummistiefel)

Einen lieben Gruß von Andi!

Traditionsreste in Italien

Tiziana, Stammposter, Tuesday, 30.11.2004, 09:54 (vor 7242 Tagen) @ dr.barfuss

3. Teig kneten. (In einigen Gegenden ist es nicht als unhygienisch betrachtet wenn mal eine Frau mit den Füßen in den Teig steigt, um schneller vorankommen - vor allem bei Hochzeiten, wo große Mengen Teig verarbeitet werden.

Ich backe mein Brot immer selber und knete dabei den Teig zwar barfuss, aber natürlich mit den Händen.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass sich größere Mengen Teig mit den Füßen leichter verarbeiten lassen: Wenn ich Brot für eine ganze Partygesellschaft zu backen habe - ich werde immer wieder darum gebeten -, dauert es sehr lange, denn ich verknete die ganzen Zutaten in mehreren Phasen, und da habe ich manchmal bis 7 kg Mehl zu verarbeiten!
Eine tierische Arbeit, die ich aber sehr gerne mache.
Schön ist aber auch der begeisterte Beifall von den Leuten, der fast immer losgeht, wenn im Türrahmen des Partyraums der riesengrosse Korb voll mit duftendem frischem Brot erscheint, der "von zwei nackten Füßen" fortbewegt wird und dessen Inhalt in Null Komma Nichts verschwindet, auf jedem Fall viel schneller als dessen Zubereitung.

Apropos: Besonders beliebt sind bei meinen Verwandten, Freunden und Bekannten eure phantastischen Brezeln, die die meisten hier einfach als "pane tedesco" (deutsches Brot) bezeichnen.
Sie freuen sich immer auf die barfüßige Hobbybäckerin und darüber, dass sie ihren Teig mit den Händen verknetet :-)))))

Liebe Grüße aus Italien nach Norden und Südosten
Tiziana

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