Barfuß in Basel an Allerheiligen (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Wednesday, 03.11.2004, 12:04 (vor 7269 Tagen)

Montag, 1.11.2004, Allerheiligen. Mein Intercity hatte die katholische Hochburg Köln "selbstverständlich" mit Verspätung verlassen. Böse Reaktion zu meiner Barfüßigkeit gab es nicht, höchstens erstaunte Blicke. Ich erreichte Basel, mein Anschlußzug war weg, in etwa einer halben Stunde würde der nächste fahren. Da ich nicht nur stehen wollte, verließ ich den Bahnhof SBB über eine steile Treppe. Draußen spürte ich, daß es doch wärmer war als in Köln zur Zeit der Abreise Ich fühlte mich also "normal" für die Jahreszeit angezogen. Die Leute waren teilweise in Hektik, denn hier war kein arbeitsfreier Tag. Doch was mußte ich feststellen? Wintermäntel waren Trumpf, Handschuhe bei etlichen Frauen, Mützen bei Kindern. Als ich die Elisabethenkirche erreichte, sagte eine alte Frau nur "Oje". Am Barfüßerplatz mogelte ich mich zwischen einem Gewirr aus Straßenbahnen hindurch und überquerte die "Mittlere Brücke". In Basel schien die Firma "Glotz GmbH & Co KG" eine noch größere Niederlassung zu haben als in Köln. Ich folgte der Rheinpromenade Richtung Osten. Dieses war der einzige Ort, an dem ich zwei Personen erblickte, die von der "normalen" Kleidung für Allerheiligen abwichen: eine Joggerin in kurzer Sporthose sowie den "Ferima" der Münsterfähre wie üblich mit Wollpullover und Sandalen ohne Socken (ich habe ihn an einem Adventssonntag schon mal barfuß gesehen). Auf der Wettsteinbrücke überquerte ich abermals den Rhein, dann schlug ich den Weg zum Münster ein. Vor dem Münster waren Karussells und ähnliches aufgestellt. Andauernd vernahm ich aus einem Kindermund: "Lueg, dr Ma, bluttfues!" Über derartige Bemerkungen konnte ich nur freundlich grinsen.

Ich erreichte das Rathaus, plötzlich hörte ich eine Frauenstimme, die sich mit jemanden unterhielt und plötzlich mit "Das ist doch Doktor..." meinen Namen erwähnte. Ich drehte mich um und sah, wie eine Frau mich anstarrte, aber ich kannte sie nicht. War vielleicht Zufall. Die Stimme erkannte ich nicht, vermutlich war es eine Mitarbeiterin in der Firma, in der ich arbeite, es wohnen etliche im Raum Basel. Was soll's. Über schmale Gassen durchquerte ich die Altstadt, ich vernahm das Gebrummel eines griesgrämigen Sieches: "Birreweich!". Am Barfüßerplatz waren rund um die ehemalige Barfüßerkirche (heute Museum) Buden aufgestellt, auch hier mußte ich "selbstverständlich" vorbeigehen, wobei ich etliche Köpfe zum Schütteln brachte. Dabei war ich der einzige der die "Fußbekleidung" dem Namen des Platzes angepaßt hatte. In der Freienstraße fragte mich ein Terre-des-Hommes-Vertreter, ob ich ein Pilger sei. Als ich ihm erzählte, daß ich in Köln war und daß es dort nicht unüblich sei, barfuß zu wandern, da fand er die Idee gut. Ich ging wieder zurück zum Bahnhof SBB. Anstatt nur eine halbe Stunde die Zeit bis zum Anschluß des Zuges zu überbrücken, war ich 1,5 Stunden durch die Stadt gezogen. Ein Abstecher, der sich wirklich gelohnt hat. Ein krönender Abschluß einer Barfußwanderung in Köln.

Pünktlich verließ mein Schnellzug Basel, um 18.30 Uhr war ich in meiner Heimatstadt. Hier schien keiner erstaunt zu blicken, bei 8°C und bedecktem Himmel. Ich fand mein Fahrrad unversehrt am Bahnhof, barfuß radelte ich nach Hause. Kaum war ich dort, da fing es an zu regnen. Die ganze Zeit war Petrus mir (uns) gnädig, jetzt durfte er wieder seine Schleusen öffnen.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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