Barfüßiger Spätsommertag in Luzern (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 25.10.2004, 14:43 (vor 7278 Tagen)

Nach einem barfüßigen Samstag in Bern wollte ich auch den Sonntag ohne Schuhe verbringen. Um nicht abermals als "schräger Siech" tituliert zu werden, ließ ich die Schuhe gleich zu Hause und radelte gegen 7.30 Uhr bei 8°C im Nebel los, nur mit T-Shirt und Hose bekleidet. Das war vielleicht ein bißchen wenig, denn überall mohrten Wassertropfen aus. Meine Zehen schmerzten, aber sie färbten sich rot, nicht weiß. Also keine Erfrierungsgefahr! Nach Reiden löste sich der Nebel auf, und hinter Dagmersellen erschien auch die Sonne am Himmel, die den ganzen Tag scheinen sollte und mich anfangs stark blendete. Aber erst in Emmenbrücke spürte ich, welche Macht noch in der Sonne steckte. Mein Ziel war Luzern, ich radelte ohne Umschweife zum Schiffsanleger beim Verkehrshaus und kettete mein Velo an einen Maschendrahtzaun.

Nur ging die barfüßige Wanderung los, erst am Seeufer zur Altstadt, über die hölzerne Kapellbrücke http://www.picswiss.ch/01-LU/s-LU-03/sLU-23-08.html. Es war angenehm, barfuß über diese Brücke zu gehen. Ob vor dem Brand vor einigen Jahren sie ebenso angenehm zu begehen war, entzieht sich meiner Kenntnis. Falls nein, dann soll dieses selbstverständlich nicht als Aufforderung verstanden werden, gedeckte Holzbrücken in Brand, damit sie in barfußfreundlicherer Form wieder aufgebaut werden. Es folgten drei weitere Brücken über die Reuß, dann war die Museggmauer http://www.picswiss.ch/Luzern/LU-14-05.html fällig. Es war sehr angenehm die knarrenden Treppen in den Türmen unter den nackten Füßen zu spüren. Einige Leute, speziell Japaner, blickten ganz erstaunt, aber keine bösen Bemerkungen, höchstens bewundernde. Im Uhrturm befand ich mich gerade neben der Glocke als es 11 Uhr schlug. Der Schirmerturm (der übrigens auch einmal ausbrannte) war der letzte begehbare Turm der Stadtmauer, dann ging ich hinunter in die Stadt. Eine Stadtführerin erklärte den Stadtbesuchern vor dem Rathaus http://www.picswiss.ch/01-LU/s-LU-03/sLU-23-24.html das wichtigste. Als ich dort vorbeiging, brachte ich sie glatt zum Schweigen! Wieder überquerte ich dei Reuß, ging an der Jesuitenkirche http://www.picswiss.ch/01-LU/s-LU-03/sLU-23-03.html vorbei, dann über die Spreuerbrücke http://www.picswiss.ch/01-LU/s-LU-03/sLU-23-23.html . Dann ging ich zurück zum Velo.

Jetzt nach Hause? Weit gefehlt! Das Wetter war wirklich zu schön, um den Platz am Seeufer zu verlassen. Ich ging auch noch kurz ins Wasser, aber zum Schwimmen war es hier zu flach. Außer mir hielt sich keiner in Badekleidung auf, aber einige entledigten sich wenigstens ihrer Schuhe und Strümpfe, darunter auch zwei junge Frauen. Eine radelte sogar kurz barfuß weg, um Zigaretten zu holen. Auch wenn es Leute gibt, die Barfußlaufen und Rauchen als "Widerspruch in sich" sehen, so möchte ich doch nicht den Leuten, die das Rauchen nicht lassen können, das Barfußlaufen verbieten. Es gibt ja auch Ärzte, die rauchen, auch ein Widerspruch in sich!

Auch trafen sich 2 Familien am Seeufer, sie waren mit Fahrrädern unterwegs. 3 Mädchen zogen sofort Schuhe und Socken aus, während der Junge und die Erwachsenen die Schuhe anbehielten. Ihnen schien der Feinschotter nichts auszumachen. Als ein Mädchen zur öffentlichen Toilette mußte und mit dem Velo dorthin wollte, mußte es auf Sattelbefehl der Mutter Schuhe anziehen, barfuß radfahren wäre gefährlich. Das tat es auch (und zog auch die Socken gleich mit an, ein Automatismus?). Ich mischte mich nicht ein, obwohl ich aus eigener Erfahrung weiß, daß barfuß Radfahren gesund ist, solange man keine "gezinkten" Pedalen am Rad hat. Das Mädchenfahrrad hatte aber glatte Pedalen. Kaum war das Mädchen wieder zurück, da zog es die Turnschuhe wieder aus.

Gegen 17 Uhr erhob ich mich und schob das Velo am Seeufer Richtung Stadt. Ab und zu noch ein sogenannter "unechter" Barfüßer, dann war es vorbei. Die Blicke wurden immer erstaunter, obwohl es deutlich wärmer war als noch am Morgen. Ich ließ es mir auch nicht nehmen, das Velo barfuß über die Kapellbrücke und die Spreuerbrücke zu schieben, man gönnt sich ja sonst nichts. Dann aber rauf aufs Velo und los. Ab und zu noch ein Velofahrer in sommerlicher Kleidung oder ein paar Kinder in Flipflops, jedoch mit Wollpullover und langen Hosen. Zwischen Neuenkirch und Nottwil verabschiedete sich die Sonne hinter dem Horizont, ich mußte mein T-Shirt überziehen, da es kühler wurde. Aber nach Schuhen hatte ich nicht das geringste Verlangen. Ein barfüßiges Sommerwochenende näherte sich dem Ende, und das im Oktober.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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