Kleidung/Schuhe der Geschwister nachtragen (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Wednesday, 20.10.2004, 17:45 (vor 7283 Tagen) @ Markus U.

"Heutzutage braucht zwar kein Kind mehr die Schuhe (oder sonstigen Kleidungsstükke) der älteren Geschwister aufzutragen, aber der heutige Schuhwahn richtet, wenn man bedenkt, daß schon die Füße von Neugeborenen in Schuhe gezwängt werden, keine geringeren Schäden an als der damalige Mangel, so daß es mich nicht wundert, daß Hallux valgus heute wie damals in eerster Linie von falschem Schuhwerk verursacht wird."

Hallo Markus,
wenn Du in Sachen "Nachtragen von Kleidung" lediglich zivilisierte Länder meinst, so trifft zweifellos zu, was Du sagst. Ob das für ärmere Länder auch zutrifft, sei mal dahingestellt.

Vor 40 Jahren war es noch üblich, daß Klamotten und Schuhe von Geschwistern aufgetragen wurden. Mein Bruder und ich mußten auch darunter leiden, vor allem natürlich mein Bruder als der 2 Jahre jüngere, da er als Kind nie neue Kleidung tragen durfte. Aber auch ich, weil ich genötigt war, meine Sachen zu schonen. Meinen Eltern ging es zwar nicht so dreckig, aber sie hatten noch die schlechte Zeit nach dem 2. Weltkrieg in Erinnerung. Ihre Einstellung war, das man Kleidung nicht mutwillig kaputt macht (was eigentlich nachvollziehbar ist). Andererseits brachten sie es nicht übers Herz, noch heile, aber zu klein gewordene Sachen fortzurühren. Also mußte mein Bruder die Dinge auftragen.

Mit Klamotten ging die Rechnung auf: Wenn mein Bruder auch da herausgewachsen war, waren sie reif für den Abfall. Nicht aber mit Schuhen. Diese wurden nämlich nicht im Laden gekauft, sondern von meinem Vater hergestellt, er war gelernter Schuhmacher. Die Schuhe, die er machte, waren meines Erachtens immer zu eng und zu steif, aber in Sachen Verarbeitung und Haltbarkeit waren sie vorzüglich. So kam es, daß es auch meinem Bruder nicht gelang, sie kaputt zu tragen. Da ein weiterer Bruder fehlte, hätte mein Vater diese am liebsten einem seiner Neffen, der 5 Jahre jünger ist als ich, überlassen, aber seine Schwägerin wollte davon nichts wissen. Lieber kaufte sie im Laden moderne, aber wenig haltbare und noch ungesündere Schuhe.

Durch das jahrelange Tragen von zu engen Schuhen litt ich häufig an kalten Füßen. Das wurde leicht besser, als ich nicht mehr bei meinen Eltern lebte und somit "heimlich" das Tragen von Sandalen (ursprünglich mit, später immer öfter auch ohne Socken) bis Anfang Oktober ausdehnen konnte. Deutlich weniger Probleme mit kalten Füßen hatte ich aber erst, als ich mir angewöhnte, auch außerhalb von Freibädern mal "ganz" barfuß zu laufen.

Was mein Vater wohl gesagt hätte, wenn ich als Kind nur in der Schule, beim Kindergottesdienst und wenn es wirklich kalt war, Schuhe getragen hätte? Und mein Bruder genauso? Vermutlich hätte er bereut, daß er Schuhmacher gelernt hatte. Auch wenn er im Gegensatz zu meiner Mutter kein "Barfußgegner aus Prinzip" ist, so bin ich mir nicht sicher, ob er wirklich glaubt, daß ich aus gesundlichen Gründen öfter barfuß laufe oder ob ich diese nur vortäusche und in Wirklichkeit nur "aus Protest" barfuß laufe.

Mit freundlichen Grüßen

Michael aus Zofingen


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