Barfuß 14 Stunden bei 12°C gewandert -zweimal Polizeikontrolle! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 11.10.2004, 16:26 (vor 7288 Tagen)

Es muß nicht immer Tessin sein! Am vergangenen Samstag (9.10.2004) war das Wetter sogar nördlich der Alpen besser; zwar trübe (die Sonne kam den ganzen Tag nicht zum Vorschein), aber wenigstens weitgehend trocken, nachdem es die Nacht zuvor heftig geregnet hat. Mit ca. 12°C war es gar nicht mal kalt für Oktober. Wer kann mich da noch hindern, morgens gegen 7 Uhr barfuß und ohne Jacke loszuziehen? Niemand!

Die Straßen Zofingens waren angenehm zu begehen, speziell dort, wo die Gartenbäume Laub oder gar Kätzchen abgeworfen haben. Barfuß über nasse Kätzchen wandeln (ich meine natürlich nicht unsere "Büsis", sondern Pflanzenkätzchen), ist eine wahre Wohltat. Die Stadt war zu Ende, durch den Wald ging es nach Safenwil, teilweise Asphalt, teilweise Schotterwege, die man aber seitlich umgehen konnte, teilweise matschige Wege, teilweise massiver Fels. In Safenwil beim Gang durch Quartiersstraßen ein paar ungläubige Blicke.

Es folgte ein großes Waldstück bis hin nach Aarau. Ich wich vom offiziellen Wanderweg ab um angenehmere Wege auszuprobieren, teilweise sehr matschig. Der Umweg hat sich gelohnt. Kurz nach 12 Uhr ca. 20 Minuten Verpflegungspause, dann weiter. Ekliger Schotterweg vorbei am Tierpark Roggenhausen, dann ein Weg am Jurahang. Trotz der spitzen Steine überraschend gut begehbar. Ein paar Fußgänger, mal ein Lächeln, kein böser Kommentar.

Die Stadt Aarau, hier kam ich gut voran. Etliche komische Blicke, speziell von Kindern, dabei sind die Straßen der Stadt wesentlich barfußfreundlicher als die vorher. Weiter am Aareufer, teilweise mehr, teilweise weniger angenehm. Durch den Bally-Park, über die Schwelli-Platte, dann über den Wiesenrand, dann Asphalt. Ein Blick auf die Uhr, ich mußte vom Uferweg abweichen, um nicht allzu spät zu Hause zu sein. Also den asphaltierten Radwanderweg weiter, der vor Obergösgen an der Kantonsstraße ändert.

Auf dem Trottoir (meist rauher Asphalt) weiter, Auto an Auto fuhr vorbei. Ein Fahrzeug der Solothurner Kantonspolizei kam mir entgegen, hielt an, Ausweiskontrolle. Man sagte mir, es wären reihenweise Anrufe eingegangen, da liefe einer barfuß. Man befürchtete, es wäre einer aus "Königsfelden" ausgebrochen. Die Beamten blieben höflich, da ich zwar etwas außergewöhnliches, jedoch nichts verbotenes tat. Einer fragte mich, ob ich mit Rüdiger Nehberg verwandt wäre, was ich verneinte.

Also weiter, ein Kind rief: "Der Mann ist barfuß." Pause (20 min.) am Aareufer. Wieder weiter. Das Trottoir führte direkt am Aareufer entlang, Bäume trennten es von der Straße ab. Vorteil: Autofahrer sahen mich weniger genau, die Bäume hielten den einsetzenden Regen ab. Nachteil: Die Baumwurzeln drückten teilweise den schon rauhen Asphalt nach oben, und die Bäume waren auch noch Buchen. Barfuß über Bucheckern und pieksige Außenschalen auf rauhem Asphalt ist alles andere als angenehm. Ich hätte schreien können. Wenn ich Schuhe dabeigehabt hätte, ich hätte sie angezogen. Zum Glück keine Maronis! Ich war kurz vor dem Aufgeben, am besten gleich zum Oltner Bahnhof und mit dem Zug weiter. Als ich die Trimbacher Brücke erreichte, wechselte ich das Ufer, hier blieb ich von Bucheckern verschont.

Ich erreichte die Bahnhofsbrücke. In einer Minute würde ein Schnellzug fahren, also nicht mehr erreichbar. Also in einer halben Stunde mit dem Regionalzug. Also blieb noch Zeit, einen Umweg durch die Oltner Altstadt zu machen. Die gedeckte Holzbrücke war wirklich eine Wohltat für die Füße. Wie im Traum bog ich dann nach rechts ab. Erst auf halbem Weg nach Aarburg bekam ich mit, daß ich den "falschen" Weg gegangen war, nämlich nicht den zum Bahnhof. Allerdings kam ich auf dem Trottoir der Kantonsstraße recht gut voran, ich überholte sogar beschuhte junge Leute.

Aarburg, da lag die Festung! Mir fiel die Polizeikontrolle ein, und die Stadtgeschichte: Von der Aarburger Festung war einst der "kleine Bandit" Bernhard Matter ausgebrochen. Er kam nicht so glimpflich davon wie ich, er wurde hingerichtet. Durch Quartiersstraßen ging es weiter, ich erreichte das Zofinger Industriequartier. Ein Kleinbus war mir nicht ganz geheuer. Erst überholte er mich schnell, wendete dann, kam mir entgegen, wendete wieder und hielt an. Vor einem Kreisverkehr überholte er wieder, fuhr in eine Straße, in die ich nicht wollte, fuhr dann in die Straße, in durch die ich ging, blieb aber hinter mir. Als ich schließlich in eine Straße einbog, die für Autos (nicht aber Radfahrer und Fußgänger) eine Sackgasse war, fuhr der Kleinbus an mich heran, der Fahrer fragte, ob alles in Ordnung sei, was ich bejahte, ich wäre nur noch 300 Meter von meiner Wohnung entfernt. Dann fuhr er davon. Eine Minute später hörte ich wieder ein Autogeräusch, diesmal aber mit hoher Geschwindigkeit, wieder ein Kleinbus. Was will der nun schon wieder, dachte ich. Aber es war nicht derselbe Kleinbus, sondern ein anderer, einer mit Blaulicht und Sirene, Kantonspolizei Aargau. Die Polizisten sprangen aus dem Fahrzeug, wieder das übliche. Als ein Beamter meine Personalien durchgab, tönte es aus dem Funkgerät, daß dieselbe Person schon zwischen Obergösgen und Winznau barfuß aufgefallen war, das hätten die Solothurner Kollegen durchgegeben. Darauf fragte ein Beamter, ob ich die ganze Strecke zu Fuß gegangen wäre oder teilweise die Bahn benutzt hätte, worauf ich die Wahrheit sagte. Somit war alles in Ordnung, ich war bald zu Hause. 14 Stunden war ich barfuß unterwegs, nur zweimal von einer ca. 20 minütigem Pause unterbrochen. Sonst nie gesessen, gelegen usw., immer gegangen oder gestanden. Solange habe ich noch nie durchgehalten, entsprechend müde war ich auch. Als ich ins Treppenhaus ging, kamen mir Besucher eines Nachbarn (Eltern, 2 Jungen) entgegen. Keiner sagte etwas zu meiner Barfüßigkeit, sie sahen mich schließlich nicht das erste Mal so.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Barfuß 14 Stunden bei 12°C gewandert -zweimal Polizeikontrolle!

RainerL @, Stammposter, Monday, 11.10.2004, 17:47 (vor 7288 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael,

Dank Dir für diesen Klasse Bericht und schön daß Du Dich nicht hast unterkriegen lassen durch Axels Posting. Aber eigentlich dachte ich daß in der Schweiz Barfußlaufen üblicher als in D ist, aber diese ständigen Polizeikontrollen belegen ja fast wieder das Gegenteil.

Einer fragte mich, ob ich mit Rüdiger Nehberg verwandt wäre, was ich verneinte.

Wäre mal interessant ob der auch barfuß unterwegs war oder siehst Du ihm ähnlich ?

14 Stunden war ich barfuß unterwegs

Klasse Leistung. Schafft man ja selten mal.

Barfüßige Grüße
Rainer L.

Barfuß 14 Stunden bei 12°C gewandert -zweimal Polizeikontrolle!

KaiL, Monday, 11.10.2004, 18:42 (vor 7288 Tagen) @ RainerL

Dank Dir für diesen Klasse Bericht und schön daß Du Dich nicht hast unterkriegen lassen durch Axels Posting. Aber eigentlich dachte ich daß in der Schweiz Barfußlaufen üblicher als in D ist, aber diese ständigen Polizeikontrollen belegen ja fast wieder das Gegenteil.

naja, bei 12°C?

Barfuß 14 Stunden bei 12°C gewandert -zweimal Polizeikontrolle!

RainerL @, Stammposter, Tuesday, 12.10.2004, 15:24 (vor 7287 Tagen) @ KaiL

Hallo Kai,

Dank Dir für diesen Klasse Bericht und schön daß Du Dich nicht hast unterkriegen lassen durch Axels Posting. Aber eigentlich dachte ich daß in der Schweiz Barfußlaufen üblicher als in D ist, aber diese ständigen Polizeikontrollen belegen ja fast wieder das Gegenteil.

naja, bei 12°C?

Ich finde 12 Grad eigentlich nicht zu kalt zum Barfußlaufen aber die restliche Bevölkerung wohl schon :-( (s.auch Michaels Antwort an Markus U.)

Barfüßige Grüße
Rainer L.

Barfuß 14 Stunden bei 12°C gewandert -zweimal Polizeikontrolle!

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 12.10.2004, 07:12 (vor 7288 Tagen) @ RainerL

Hallo Rainer!

"Dank Dir für diesen Klasse Bericht und schön daß Du Dich nicht hast unterkriegen lassen durch Axels Posting."

Das sind doch Peanuts gegenüber den Kontrollen!

"Aber eigentlich dachte ich daß in der Schweiz Barfußlaufen üblicher als in D ist, aber diese ständigen Polizeikontrollen belegen ja fast wieder das Gegenteil."

Habe ich in Antwort an Markus U. versucht zu interpretieren.

"Wäre mal interessant ob der auch barfuß unterwegs war oder siehst Du ihm ähnlich ?"

Rüdiger Nehberg http://www.perlentaucher.de/autoren/6364.html ist ein Überlebenskünstler. Sicher unternimmt er auch einiges barfuß, jedoch nicht aus Prinzip. Vielleicht hat der Polizist geglaubt, daß auch ich ein Überlebenskünstler bin (oder sein will). Abbildungen vom Hamburger Bäckermeister Rüdiger Nehberg habe ich zuletzt gesehen, als ich noch in Deutschland lebte. Ich habe ihn als gedrungen, braunhaarig, mit Bart und ohne Brille in Erinnerung. Vielleicht hat sich aber auch bei ihm einiges in den letzten mehr als 15 Jahren geändert.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Barfuß 14 Stunden bei 12°C gewandert -zweimal Polizeikontrolle!

RainerL @, Stammposter, Tuesday, 12.10.2004, 12:52 (vor 7287 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael,

Hallo Rainer!
"Dank Dir für diesen Klasse Bericht und schön daß Du Dich nicht hast unterkriegen lassen durch Axels Posting."
Das sind doch Peanuts gegenüber den Kontrollen!

Kann ich mir auch vorstellen !

"Aber eigentlich dachte ich daß in der Schweiz Barfußlaufen üblicher als in D ist, aber diese ständigen Polizeikontrollen belegen ja fast wieder das Gegenteil."
Habe ich in Antwort an Markus U. versucht zu interpretieren.

Habe die Antwort an Markus gelesen. Vielleicht ist es so wie Du schreibst. Wenn die Schweizer gegenüber Barfüßern bei schönem Wetter gegenüber tolerant sind dann ist es wohl bei "kühlem" Wetter aus Sorge um die Person daß sie die Polizei rufen.

"Wäre mal interessant ob der auch barfuß unterwegs war oder siehst Du ihm ähnlich ?"
Rüdiger Nehberg http://www.perlentaucher.de/autoren/6364.html ist ein Überlebenskünstler. Sicher unternimmt er auch einiges barfuß, jedoch nicht aus Prinzip. Vielleicht hat der Polizist geglaubt, daß auch ich ein Überlebenskünstler bin (oder sein will). Abbildungen vom Hamburger Bäckermeister Rüdiger Nehberg habe ich zuletzt gesehen, als ich noch in Deutschland lebte. Ich habe ihn als gedrungen, braunhaarig, mit Bart und ohne Brille in Erinnerung. Vielleicht hat sich aber auch bei ihm einiges in den letzten mehr als 15 Jahren geändert.

Kannte Rüdiger Nehberg schon vom Hörensagen, nur die Frage der Polizei, vielleicht siehst Du ihm ja ähnlich. Vielleicht solltest Du auch mal ein Buch über Abhärtung und Barfußwandern in der Schweiz schreiben, dann bist Du bekannt bei der Bevölkerung und der Polizei und wirst nicht mehr so oft kontrolliert und schreiben kannst Du ja wie wir hier alle wissen :-)


Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

dito
Rainer L.

Kartei und Steckbrief bei Barfüßern?

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 12.10.2004, 18:15 (vor 7287 Tagen) @ RainerL

Hallo Rainer!

"Kannte Rüdiger Nehberg schon vom Hörensagen, nur die Frage der Polizei, vielleicht siehst Du ihm ja ähnlich. Vielleicht solltest Du auch mal ein Buch über Abhärtung und Barfußwandern in der Schweiz schreiben, dann bist Du bekannt bei der Bevölkerung und der Polizei und wirst nicht mehr so oft kontrolliert und schreiben kannst Du ja wie wir hier alle wissen :-)"

Vielleicht sollte die Polizei auch eine Kartei anlegen für Barfüßer, so wie es eine für "richtige" Verbrecher gibt. Beide haben eines gemeinsam: Sie sind eine Minderheit! Im ersten Fall leider, im zweiten zum Glück.
Weiterhin sollten Plakete (Steckbriefe) mit einem Bild des Barfüßers an neuralgischen Punkten aufgestellt werden, etwa mit dem Text:

Achtung! Dieser Mensch läuft leidenschaftlich gerne barfuß!
Er macht von seiner Leidenschaft RÜCKSICHTSLOS Gebrauch!

Dann wissen alle, mit wem sie es zu tun haben und die Polizei muß sich nicht über Anrufe ärgern, daß irgendwo jemand barfuß läuft, sondern kann ihre ganze Energie darin aufwenden, den "richtigen" Verbrechern das Handwerk zu legen. Das Nachsehen haben höchstens die Anbieter von Telekommunikationsleistungen, wegen entgangener Telefongebühren.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Kartei und Steckbrief bei Barfüßern?

RainerL @, Stammposter, Tuesday, 12.10.2004, 18:33 (vor 7287 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Rainer!
"Kannte Rüdiger Nehberg schon vom Hörensagen, nur die Frage der Polizei, vielleicht siehst Du ihm ja ähnlich. Vielleicht solltest Du auch mal ein Buch über Abhärtung und Barfußwandern in der Schweiz schreiben, dann bist Du bekannt bei der Bevölkerung und der Polizei und wirst nicht mehr so oft kontrolliert und schreiben kannst Du ja wie wir hier alle wissen :-)"
Vielleicht sollte die Polizei auch eine Kartei anlegen für Barfüßer, so wie es eine für "richtige" Verbrecher gibt. Beide haben eines gemeinsam: Sie sind eine Minderheit! Im ersten Fall leider, im zweiten zum Glück.
Weiterhin sollten Plakete (Steckbriefe) mit einem Bild des Barfüßers an neuralgischen Punkten aufgestellt werden, etwa mit dem Text:
Achtung! Dieser Mensch läuft leidenschaftlich gerne barfuß!
Er macht von seiner Leidenschaft RÜCKSICHTSLOS Gebrauch!
Dann wissen alle, mit wem sie es zu tun haben und die Polizei muß sich nicht über Anrufe ärgern, daß irgendwo jemand barfuß läuft, sondern kann ihre ganze Energie darin aufwenden, den "richtigen" Verbrechern das Handwerk zu legen. Das Nachsehen haben höchstens die Anbieter von Telekommunikationsleistungen, wegen entgangener Telefongebühren.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Hallo Michael,

Mir gefällt am Besten der zweite Vorschlag *rofl*

Und wenn Dich alle Polizisten in deinem Wirkungsumfeld kontrolliert haben dürftest Du ja dann auch hinreichend bekannt sein. Da Du gerne T-Shirt trägst: Vielleicht wäre für Dich eins der T-Shirts die hier über HBF vetrieben werden (www.hobby-barfuss.de -> Shop) ja was (oder selbermachen) dann kann jeder sehen daß Du nicht "versehentlich" barfuß läufst ;-) Übrigens: Hochachtung vor deiner Abhärtung! Bei 12 Grad stundenlang nur im T-Shirt und kurzer Hose unterwegs: Das macht Dir wohl so schnell keiner nach (ich jedenfalls nicht!)

Barfüßige Grüße und viel Spaß noch bei deinen barfüßigen Ausflügen !
Rainer L.

Barfuß 14 Stunden bei 12°C gewandert -zweimal Polizeikontrolle!

Markus U., Stammposter, Monday, 11.10.2004, 23:57 (vor 7288 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hi Michael!

Auf dem Trottoir (meist rauher Asphalt) weiter, Auto an Auto fuhr vorbei. Ein Fahrzeug der Solothurner Kantonspolizei kam mir entgegen, hielt an, Ausweiskontrolle. Man sagte mir, es wären reihenweise Anrufe eingegangen, da liefe einer barfuß. Man befürchtete, es wäre einer aus "Königsfelden" ausgebrochen. Die Beamten blieben höflich, da ich zwar etwas außergewöhnliches, jedoch nichts verbotenes tat.
Barfuß über Bucheckern und pieksige Außenschalen auf rauhem Asphalt ist alles andere als angenehm. Ich hätte schreien können. Wenn ich Schuhe dabeigehabt hätte, ich hätte sie angezogen. Zum Glück keine Maronis! Ich war kurz vor dem Aufgeben, am besten gleich zum Oltner Bahnhof und mit dem Zug weiter. Als ich die Trimbacher Brücke erreichte, wechselte ich das Ufer, hier blieb ich von Bucheckern verschont.

Schön, daß Du durchgehalten hast! Das ist der unschätzbare Vorteil, wenn man keine Schuhe dabeihat: Erstens ist man nur dann "wirklich barfuß" (alles andere ist [Selbst-] Täuschung), und zweitens kommt man auf diese Weise nicht in Versuchung, doch noch "schwach" zu werden. Gerade bei der Bewältigung "schwieriger" und "unangenehmer" Wegstrekken ist der Trainingseffekt enorm, und wie schön ist nachher das Bewußtsein, solche Strekken "mit Bravour" gemeistert zu haben!

Aarburg, da lag die Festung! Mir fiel die Polizeikontrolle ein, und die Stadtgeschichte: Von der Aarburger Festung war einst der "kleine Bandit" Bernhard Matter ausgebrochen. Er kam nicht so glimpflich davon wie ich, er wurde hingerichtet.

Aber doch wohl nicht etwa, weil er barfuß lief?

Durch Quartiersstraßen ging es weiter, ich erreichte das Zofinger Industriequartier. Ein Kleinbus war mir nicht ganz geheuer. Erst überholte er mich schnell, wendete dann, kam mir entgegen, wendete wieder und hielt an. Vor einem Kreisverkehr überholte er wieder, fuhr in eine Straße, in die ich nicht wollte, fuhr dann in die Straße, in durch die ich ging, blieb aber hinter mir. Als ich schließlich in eine Straße einbog, die für Autos (nicht aber Radfahrer und Fußgänger) eine Sackgasse war, fuhr der Kleinbus an mich heran, der Fahrer fragte, ob alles in Ordnung sei, was ich bejahte, ich wäre nur noch 300 Meter von meiner Wohnung entfernt. Dann fuhr er davon. Eine Minute später hörte ich wieder ein Autogeräusch, diesmal aber mit hoher Geschwindigkeit, wieder ein Kleinbus. Was will der nun schon wieder, dachte ich. Aber es war nicht derselbe Kleinbus, sondern ein anderer, einer mit Blaulicht und Sirene, Kantonspolizei Aargau. Die Polizisten sprangen aus dem Fahrzeug, wieder das übliche. Als ein Beamter meine Personalien durchgab, tönte es aus dem Funkgerät, daß dieselbe Person schon zwischen Obergösgen und Winznau barfuß aufgefallen war, das hätten die Solothurner Kollegen durchgegeben. Darauf fragte ein Beamter, ob ich die ganze Strecke zu Fuß gegangen wäre oder teilweise die Bahn benutzt hätte, worauf ich die Wahrheit sagte. Somit war alles in Ordnung, ich war bald zu Hause.

Ich habe mich schon gefragt, warum Du öfter als die meisten hier von der Polizei kontrolliert wirst, wenn Du barfuß unterwegs bist, und bin zu dem Schlusse gekommen, daß es nicht an der Barfüßigkeit liegen kann (ich bin höchstens einmal deswegen kontrolliert worden, aber nicht, weil jemand den BGS, der die übrigens sehr schikanöse Kontrolle durchführte, herbeigerufen hätte, sondern im Rahmen einer "Stichprobenkontrolle" im Zuge - d. h. daß ich nicht kontrolliert worden wäre, wenn ich nicht gerade in jenem Zuge gesessen hätte). Wahrscheinlich bist Du, wenn Du in kurzen Hosen und womöglich sogar noch mit nacktem Oberkörper im Herbst unterwegs bist, einfach ganz allgemein auffallend spärlich bekleidet und ziehst so die öffentliche Aufmerksamkeit auf Dich (ich tät auch bei einem solchen Anblick sehr erstaunt dreinschaun, wenn ich auch gewiß nicht die Polizei riefe).
Zwar wird oft gesagt, daß die Schweizer Barfußläufern gegenüber sehr tolerant seien, aber andererseits ist die Schweiz auch für ihre Solidität, Ordnung und Sauberkeit "berühmt". Und Dich stelle ich mir, um ganz ehrlich zu sein, etwas "abgerissen" vor, wenn Du nicht gerade Deine"Dienstkleidung" trägst, zumal Du ja auch "auf Reisen" vorzugsweise im Freien nächtigst, was ich in Europa (auf einer geführten Kamelexpedition durch den Sinai ist das was anderes) auf gar keinen Fall wollen tät!
Wenn ich barfuß unterwegs bin, zumal im Winter, möchte ich auf keinen Fall für einen "Penner" oder jemanden, der wegen seines Geisteszustandes sicher beigetan ist, gehalten werden, weshalb ich mich immer sauber und möglichst "vollständig" kleide, so daß der Körper mit Ausnahme des Kopfes sowie der Hände und Füße bedeckt ist. Außerdem würde ich mich in schmutziger Kleidung sehr unwohl fühlen.

14 Stunden war ich barfuß unterwegs, nur zweimal von einer ca. 20 minütigem Pause unterbrochen. Sonst nie gesessen, gelegen usw., immer gegangen oder gestanden. Solange habe ich noch nie durchgehalten, entsprechend müde war ich auch. Als ich ins Treppenhaus ging, kamen mir Besucher eines Nachbarn (Eltern, 2 Jungen) entgegen. Keiner sagte etwas zu meiner Barfüßigkeit, sie sahen mich schließlich nicht das erste Mal so.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Na ja, dann hast Du ja wieder eine Menge erlebt. Ich freue mich schon auf Deine Barfußabenteuer im Winter!

Barfüßige Herbstgrüße,
Markus U.

Barfuß 14 Stunden bei 12°C gewandert -zweimal Polizeikontrolle!

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 12.10.2004, 07:01 (vor 7288 Tagen) @ Markus U.

Hallo Markus!

">Aarburg, da lag die Festung! Mir fiel die Polizeikontrolle ein, und die Stadtgeschichte: Von der Aarburger Festung war einst der "kleine Bandit" Bernhard Matter ausgebrochen. Er kam nicht so glimpflich davon wie ich, er wurde hingerichtet.

Aber doch wohl nicht etwa, weil er barfuß lief?"

Mir ist nicht bekannt, ob der Gaunerkönig Bernhart Matter barfuß lief oder nicht. Da er aus ärmlichen Verhältnissen stammte, gehe ich davon aus, daß er als Kind barfuß gehen MUSSTE. In Theaterstücken wurde er immer mit Schuhen dargestellt. Vielleicht hat er auch die Schuhe nur ergaunert.

"Ich habe mich schon gefragt, warum Du öfter als die meisten hier von der Polizei kontrolliert wirst, wenn Du barfuß unterwegs bist, und bin zu dem Schlusse gekommen, daß es nicht an der Barfüßigkeit liegen kann. Wahrscheinlich bist Du, wenn Du in kurzen Hosen und womöglich sogar noch mit nacktem Oberkörper im Herbst unterwegs bist, einfach ganz allgemein auffallend spärlich bekleidet und ziehst so die öffentliche Aufmerksamkeit auf Dich (ich tät auch bei einem solchen Anblick sehr erstaunt dreinschaun, wenn ich auch gewiß nicht die Polizei riefe)."

Da ist sicher was dran. Ich kann mir zwar vorstellen, daß ein "verweichlichter" Mensch ähnlich reagiert, egal, ob er einen Barfüßer in langen Hosen, einen Barfüßer in kurzen Hosen oder einen Beschuhten in kurzen Hosen vergleichsweise niedriger Temperatur bewußt registriert. Wenn ein Autofahrer im Herbst einen Wanderer mit Jacke und langen Hosen sieht, dann achtet er aber meistens nicht auf die Füße, und fährt vorbei. Einen im leichten T-Shirt und kurzen Hosen erkennt man dagegen schon auf Entfernung, man wird langsamer, sieht die nackten Füße und denkt: "Auch das noch!" Bei 12
°C und trübem Wetter bin ich übrigens NICHT mit nacktem Oberkörper unterwegs, ich will mich doch nicht erkälten! Die Wahrscheinlichkeit, daß jemand bei einer leicht bekleideten Person zum Handy greift, ist je nach Ort bei ansonsten gleichen klimatischen Bedingungen unterschiedlich. In Wandergebieten wird man sowas als "Überlebenstraining" interpretiert, ferner sind die Leute, die wandern, selber nicht so empfindlich, es passiert also nichts. In Wohngebieten glaubt der Durchfahrende, ob man nur zum Ascheimer usw. geht, es passiert nichts. Aber abseits jeglicher Bebauung auf vielbefahrenen Straßen fällt das auf. Einerseits muß man schon einige Zeit unterwegs gewesen sein, wenn das nächste Haus, die nächste Haltestelle usw. weit entfernt ist. Und wer wandern will, der macht das halt nicht auf Hauptverkehrsstraßen. Also ist man "ausgebrochen" oder man wurde bestohlen oder wie auch immer. Ich benutze als Fußgänger zwar nicht gerne Hauptverkehrsstraßen, aber nicht immer läßt sich das vermeiden (Zeitdruck, versehentlich einen falschen Weg gegangen, gesperrte Wege). Im Gegensatz zu anderen Forumsteilnehmern bin ich wohl auch längere Strecken ohne Unterbruch unterwegs. Andere steigen dann mal ins Auto (wo sie als Barfüßer nicht auffallen) und fahren ganz woanders hin, wo sie dann wieder aussteigen. Sicher ist nur, daß ich weder das Tragen von Schuhen, noch das Tragen anderer Kleidungsstücke abändere, nur damit ich weniger leicht in die Fänge der Polizei gerate.

"Zwar wird oft gesagt, daß die Schweizer Barfußläufern gegenüber sehr tolerant seien, aber andererseits ist die Schweiz auch für ihre Solidität, Ordnung und Sauberkeit "berühmt". Und Dich stelle ich mir, um ganz ehrlich zu sein, etwas "abgerissen" vor, wenn Du nicht gerade Deine "Dienstkleidung" trägst, zumal Du ja auch "auf Reisen" vorzugsweise im Freien nächtigst, was ich in Europa (auf einer geführten Kamelexpedition durch den Sinai ist das was anderes) auf gar keinen Fall wollen tät!"

Das mit Ordnung und Sauberkeit stimmt. In Sachen Straßenreinigung, Abwasserreinigung usw. ist die Schweiz dem Ausland voraus. Wenn man sagte, daß Deutschland diesbezüglich 100% ist, dann wäre die Schweiz 150%. Was Toleranz gegenüber Barfüßern anbelangt: Wenn Wetter ist, daß jeder "Anfänger" barfuß laufen kann, ohne zu frieren, dann wird man in der Schweiz auch dann nicht schief angesehen, wenn man so in Innenstädten, Eisenbahnen, Museen und vielleicht auch Kirchen herumläuft, während einen anderswo die "Wächter" zurückpfeifen. Wenn man aber bei tiefer Temperatur barfuß unterwegs ist, dann reagieren Schweizer eher als andere. Vermutlich geht es dabei nicht um die Barfüßigkeit an sich. Vermutlich stört die Schweizer die Barfüßigkeit gar nicht. Sie glauben nur, daß irgendetwas nicht in Ordnung sein muß. Entweder wurde man bestohlen, dem muß man doch helfen. Oder der ist betrunken, verwirrt usw., den darf man doch auch nicht erfrieren lassen. Oder der ist irgendwo ausgebrochen und muß sofort wieder hinter Schloß und Riegel. Oder der ist ein Triebtäter, der sofort für immer in Verwahrung gehört. Da man selber nicht weiß, ob der Barfüßer gefährlich ist oder nicht, ruft man lieber die Polizei als das man eignehändig zur Tat schreitet. In anderen Ländern steht man Winterbarfüßern gleichgültiger gegenüber nach dem Motto: Soll der doch erfrieren, was soll ich mich darum kümmern!

"Wenn ich barfuß unterwegs bin, zumal im Winter, möchte ich auf keinen Fall für einen "Penner" oder jemanden, der wegen seines Geisteszustandes sicher beigetan ist, gehalten werden, weshalb ich mich immer sauber und möglichst "vollständig" kleide, so daß der Körper mit Ausnahme des Kopfes sowie der Hände und Füße bedeckt ist. Außerdem würde ich mich in schmutziger Kleidung sehr unwohl fühlen."

Ich dagegen fühle mich nur in Kleidung wohl, die mit meiner Dienstkleidung möglichst wenig gemeinsam hat. Schließlich soll die Freizeit eine Abwechselung von der Arbeit sein!

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Barfuß 14 Stunden bei 12°C gewandert -zweimal Polizeikontrolle!

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Tuesday, 12.10.2004, 13:11 (vor 7287 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael!

Wie immer ein wunderbarer Bericht von Dir.
Mich würde jetzt aber noch interessieren wieviele Kilometer Du an diesem Tag zurückgelegt hast. Ich rechne bei meinen Wanderungen im Sommer mit einem Tempo von 3 km/h, da sind dann die Pausen mit drin. Im Winter ist es mir zu kalt für Pausen, da schaff ich dann oft mehr als 4 km/h, halte aber nicht so lange durch. Nach 14 Stunden wären aber selbst bei sommerlichem Tempo theoretisch 42 Kilometer machbar, die ich aber noch nie am Stück geschafft habe, egal ob mit oder ohne Schuhe.
Aber selbst, wenn du nicht so weit gekommen bist ist es schon eine schöne Leistung so lange auf den Beinen zu sein.

Viele Grüße

Ulrich

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