Barfuß in Lugano (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 05.10.2004, 13:27 (vor 7298 Tagen)

Am vergangenen Wochenende (2.-10.-3.10. 2004) hatte ich mal wieder das Tessin unsicher gemacht. Das Swiss Miniatur in Melide hatte ich besichtigt und per Bahn Lugano http://www.lugano.ch/de/welcome.cfm?language=de erreicht. Es war gegen Mittag und mittlerweile brannte die Sonne vom Himmel. Als erster ging ich barfuß zum nahen Park am Wasserturm. Von hier hatte ich einen prächtigen Ausblick über die Bahnanlagen und die Dächer der Altstadt hinweg zum See. Im Dunst war die "italienische Konkurrenzstadt" von Lugano, Campione zu sehen. Und über dem "Armeleuteviertel" von Paradiso erhob sich majestetisch der San Salvatore. Die Wasserfontänen von Campione und Paradiso plätscherten um die Wette. Und erstmalig an diesem Wochenende im Tessin sah ich hier auch Leute ohne Schuhe, allerdings nur solche, die sich hier ihrer Sandalen entledigten und sie im Gegensatz zu mir beim Weitergehen wieder anzogen: Eine ältere Frau, etwa 5 jüngere Frauen, ein kleines Mädchen und nur ein junger Mann. (Andi, Deine Beobachtungen kann ich bestätigen!). Als ich den Park verließ, verließ gerade auch das zeitweilig barfüßige Mädchen zusammen mit der Schwester und dem Vater den Park. Beide Kinder starrten erstaunt auf meine Füße. Dürfen Männer denn nicht barfuß laufen?

Nachdem ich beim Bahnhof die Gleise unterquert hatte, ging ich parallel zur Standseilbahn den Weg hinunter zur Altstadt. Bergab ist es nicht allzu angenehm, hier barfuß zu gehen, obwohl das Pflaster weder zu rund, noch zu alt ist. Es war auch viel Betrieb hier. Ohne Schuhe war außer mir keiner hier unterwegs, aber neben einigen schon winterlich gekleideten Leuten (überwiegend Tessiner) waren auch einige mit kurzen Hosen, Sandalen ohne Socken usw. relativ sommerlich gekleidet (überwiegend deutschschweizer Touristen). Ich aber wollte zum See. Erst ging ich die Uferstraße entlang. Ich freute mich schon, die Planken des hölzernen Kirchenmodells im See unter den nackten Füßen zu spüren, aber ich wurde enttäuscht: Das Ding existierte nicht mehr. Da merkt man, wie lang ich nicht mehr in Lugano war! Also ging ich weiter in den Park am See, der auch voll von Leuten war. Bis zur Mündung des Cassarate-Flusse ging ich, dort ließ ich mich nieder. Hier waren viele Barfüßer allen Alters und Geschlechts, aber auch hier nur die sogenannten "unechten" Barfüßer, also die, die beschuht ankamen. Kinder wateten ins Wasser mit aufgekrempelten Hosen oder hochgehobenen Röcken, manches mal wurden aber auch Kleidungsstücke durchnäßt, weil ein Schiff vorbeifuhr und plötzlich Wellen auftraten. Es gab auch Leute, die im noch reltiv warmen Wasser des Luganer Sees ein Bad nahmen, ich übrigens auch.

Nach einigen Stunden wurde es kühler, wer jetzt Schuhe dabei hatte, der trug sie auch, und zwar an den Füßen. Nur die "armen Sieche", die ohne Schuhe waren, mußten den Weg barfuß fortsetzen. So kam es, daß sich lediglich 2 nackte schwarz "besohlte" Füße den Weg durch den Park, die Seeuferstraße, einen Umweg durch die immer noch menschenvolle Altstadt, der Berg hoch, vorbei an der Kathedrale bis hin zum Bahnhof bahnten. Und nur selten boten sie einen Grund, Köpfe nach unten zu beugen. Und ich war zufrieden.

Ein Tessinabenteuer geht zu Ende, und mein letzter Beitrag dazu. Aber die Barfußsaison noch lange nicht. Und nicht nur meine. Als ich gestern nach der Arbeit noch mal mein Fahrrad benutzte, spielte ein Junge aus dem Wohnblock schräg gegenüber barfuß im Garten. Und in Brittnau hielt sich eine Gruppe von 5 Kindern auf einem Bauernhof auf. Ohne Ausnahme gönnten sie ihren Füßen noch ungehinderten Zutritt der letzten Spätsommertage. Erwachsene ohne Schuhe sah ich im Zofinger Raum zwar nicht mehr. Aber immerhin haben sogar Männer mitbekommen, daß das Tragen von Schuhen nicht gleichzeitig zum Tragen von Socken verpflichtet. Und das von namhaften Rechtsgelehrten formulierte "Ratinger Gesetz", das männlichen Wesen oberhalb des Konfirmationsalters das Tragen von kurzen Hosen verbietet, scheint in der Schweiz keine Gültigkeit zu besitzen, oder es wird mißachtet. Wie lange dauert noch dieser Sommer? Für nächstes Wochenende ist "Mohrwetter" angekündigt. Aber vielleicht geschieht noch ein Wunder. Und wenn nicht jetzt, dann später.

Mit freundlichen Grüßen

Michael aus Zofingen


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