Gestern abend hat mich ein freundlicher Mitbarfüsser aus dem Taunus angerufen. Neben anderem fragte er mich auch, warum ich meine Bergwanderungen nicht nur barfuss, sondern bloss in Shorts unternehme. Meine vordergründige Antwort war: Ich habe nicht gerne schweissnasses Zeug am Leib und will keine Ersatzwäsche zum Wechseln mitschleppen. Das ist aber sicher nicht die einzige Begründung. Wie das Barfussgehen vermittelt das Wandern mit einem Minimum an Bekleidung ein Gefühl der Freiheit, der Naturunmittelbarkeit, ein sinnliches Erlebnis auch, wenn die Sonne auf den Rücken brennt und der kühle Wind um den von der Anstrengung erhitzten Körper streicht. Das Shirt ziehe ich aus, wenn ich warmgelaufen, aber noch nicht schweissnass bin. Besonders im Herbst, wenn die Temperaturen nicht mehr so hoch sind, zieht man sich bei der Gipfelrast und beim Abstieg mitunter gerne wieder etwas über.

Heute wird oft vor langer Sonnenexposition gewarnt, da dadurch das gefürchtete Melanom hervorgerufen werden könne. Ich möchte diese Gefahr beileibe nicht wegreden. Wer sonnenbrandgefährdet ist, sollte sich wirklich nicht längere Zeit der Sonne ungeschützt aussetzen (und wahrscheinlich tue auch ich des Guten eher etwas zu viel). Auf dem Kopf trage ich stets einen Sonnenschutz, denn infolge meiner spärlichen Haare rächt sich das unbedeckte Haupt nach einem Tag an der Sonne durch entsprechende Kopfschmerzen. Also auch hier: Naturnähe und sinnliches Vergnügen in Ehren, aber einen Rest von Vernunft sollte man schon walten lassen!

Und noch etwas: Selbstverständlich unternehme ich Wanderungen nur in Shorts (und einem T-Shirt um den Bauch zur Wahrung des Anstandes in öffentlichen Verkehrsmitteln), wenn die Wetterlage absolut sicher ist, bzw. wenn ich weiss, dass ich vor einem allfälligen Abendgewitter wieder unter Dach bin! Verunglückte und wegen mangelhafter Kleidung unterkühlte Wanderer werden von den Rettungskolonnen nicht besonders geschätzt!

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