Barfuss = Armut oder Verwirrtheit?? (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 21.09.2004, 10:15 (vor 7313 Tagen) @ Tiziana

"Das stimmt, aber nur in Bezug auf die Vergangenheit, und zwar auf die Zeit bis zur 2. Nachkriegszeit, d.h. die Zeit, als viele Leute in Italien wie in Europa barfuß liefen, um die Schuhe zu schonen. Heutzutage kann sich jeder hierzulande Kleider und Schuhe leisten. Selbst Sinti und Roma laufen beschuht rum.
Ich gehöre zu den wenigen Ausnahmen, die zu "unten ohne" stehen, aber noch nie ist jemand auf die Idee gekommen, ich könnte arm sein, denn man kann an meinen Klamotten eindeutig merken, dass das nicht der Fall ist."

Hallo Tiziana,
in Europa gibt es wohl kaum eine Gegend, wo man derart arm ist, daß man sich keine Schuhe leisten kann, eine Ausnahme könnten die früheren Warschauer-Pakt-Staaten, das ehemalige Jugoslawien und Albanien darstellen. Überall anders gibt es soziale Einrichtungen, die dafür sorgen, daß man weder verhungert, noch erfriert, selbst dann, wenn man jahrelang keine Arbeit hat. Mir ist auch kein Fall bekannt, daß in diesen Ländern Leute zwar theoretisch Schuhe haben könnten, aber aus reinem Geiz ihre Kinder zwingen, barfuß zu gehen. Oder gibt es Familien, wo das Geld restlos versoffen wird, so daß für Schuhe nichts mehr übrig bleibt.
Wer heute also barfuß läuft, macht es in der Regel freiwillig, aus welchen Gründen auch immer. Eher selten sind wohl die Fälle, daß jemand aus nicht aus "permanenter", sondern aus "temporärer Not" barfuß läuft. Das wäre etwa dann der Fall, wenn man sich beim Wandern Blasen gelaufen hat, die Schuhe kaputt gegangen sind, man sie verloren hat (etwa beim hastigen Einsteigen in eine U-Bahn), sie gestohlen wurden (etwa in der Badeanstalt, ist einer Arbeitskollegin mal passiert), man den Ort nicht mehr finden kann, wo man sie deponiert hat (ist mir schon passiert wegen einbrechender Dunkelheit, zusammen mit meinem Fahrrad).

Weiterhin kann auch übermäßiger Alkoholkonsum oder geistige Verwirrtheit Ursache dafür sein, daß man ohne Schuhe (oder auch andere Kleidungsstücke) weggeht, ohne es zu merken. Da nicht nur arme Leute in diese Kategorie fallen, kann es durchaus vorkommen, daß jemand zwar barfuß, ansonsten aber mit teuren Kleidungsstücken unterwegs ist. Wie will dann ein Außenstehender erkennen, ob eine Person freiwillig barfuß läuft oder unbewußt? Im Sommer würde niemand eine barfüßige Frau für verwirrt halten, egal, welche Kleidung sie sonst trägt. Bei Männern sieht es etwas anders aus. Sollte ein Mann im Sommer bei Tage in sportlicher Kleidung barfuß laufen, wird er kaum von der Polizei angehalten, wohl aber, wenn er im teuren Anzug mit Krawatte barfuß läuft. Schon ganz anders sieht die Sache aus, wenn es zwar Sommer ist, das Wetter aber kühl und naß. Ganz zu schweigen im Winter. Ich habe nie den Eindruck gehabt, daß ernst zu nehmende Leute mich für einen Menschen gehalten haben, der kein Geld für Schuhe und Kleidung hat, obwohl ich auf Wanderungen und beim Radfahren keine teure Kleidung trage, und vor allem nicht unnötig viel. Vielleicht eher für eine verwirrte Person. So ist es schon mehrfach vorgekommen, daß ich außerhalb der Sommerzeit von der Polizei belästigt wurde, weil ich etwa barfuß Fahrrad fuhr oder auch nur in Sandalen ohne Socken oder ohne Jacke. In der Schweiz blieben die Polizisten in solchen Fällen ohne Ausnahme höflich, was in Deutschland eher die Ausnahme war. Mit Beamten vom Bundesgrenzschutz habe ich glücklicherweise noch nie etwas zu tun gehabt, und ich wünsche keinem Barfüßer, daß er jemals mit den Idioten in Kontakt kommen. Wie man in diesem Forum lesen konnte, bedeutet für diese engstirnigen Beamten folgendes:
barfuß = Drögeler = Schwarzfahrer = Arbeitsscheuer = Vorbestrafter = Ausbrecher aus Irrenanstalt
Meines Erachtens hat eine Institution wie der BGS keinerlei Existenzberechtigung mehr. Die Schweiz leistet sich zum Glück nicht einen solchen teuren und nichtsnutzen Beamtenapparat!

Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen


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