Zofingen ist Hochburg des Powerman Duathlons http://www2.powerman.ch/. Auch am letzten Wochenende fand wieder dieses Rennen statt. Die Langstrecke, die dieses Jahr der Appenzeller Olivier Bernhard gewann, ist mit 10 km Laufen, 150 km Radfahren und anschließend 30 km Laufen wirklich hart. Und heute ist es wohl selbstverständlich, daß die Teilnehmer, selbst wenn sie aus Gegenden stammen, in denen das Barfußlaufen nicht allzu unüblich ist (und Appenzell gehört (oder gehörte?) dazu ebenso wie das Zürcher Oberland, das Emmental oder die Innerschweiz), geeignete Schuhe tragen. Selbst die Kurzdisziplin mit 50 km Velo und davor bzw. danach mit 5 km Säckeln ist auch nicht unbedingt ideal durchführbar für Leute, die lediglich dann barfuß laufen, wenn es Spaß bringt.
1989 fand diese Veranstaltung erstmalig statt. Auch die Firma, in der ich arbeite, fungierte als Sponsor, oder mit anderen Worten: Jeder Firmenmitarbeiter, der an der Kurzdisziplin teilnehmen wollte, durfte es tun und die Firma zahlte die Startgebühr. Ich selber nahm auch daran teil, insgesamt fünfmal. Gut war ich allerdings nie, immer so an der Grenze zwischen zweitem und letztem Drittel. Kein Wunder, als einziger Teilnehmer besaß ich kein Rennrad, sondern ich benutzte mein damaliges Tourenrad mit 3-Gang-Nabenschaltung. Es gab auch eine "Anzugsordnung": So mußte selbstverständlich ein Helm beim Radfahren (nicht beim Laufen) getragen werden, die Teilnahme mit nacktem Oberkörper war verboten. Aber vom Verbot einer barfüßigen Teilnahme war keine Rede. Was die Radstrecke anbelangt, so wäre für mich dieses zumindest unter Nicht-Wettkampfbedingungen kein Problem. Aber die Laufstrecke führt über geschotterte Wege. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es Barfüßer gibt, die die gesamte Strecke zurücklegen könnten und auch noch unter den zehn bestklassierten zu sein.
War barfuß wirklich ein Fremdwort bei allen Teilnehmern? Keineswegs! Da gab es nämlich die Wechselzone, wo die Velos abgestellt waren. Die Teilnehmer, die mit der ersten Laufstrecke fertig waren, liefen zu ihrem Velo, schoben das Velo aus der Wechselzone und fuhren dann los. In der Wechselzone durfte man noch nicht fahren! Im Gegensatz zu mir (ich trug normale Turnschuhe, im ersten Jahr sogar mit Socken, pfui!) trugen die "richtigen" Sportler für die Lauf- und die Radstrecke unterschiedliche Schuhe, diese wurden in der Zone gewechselt. Einige Sportler besaßen aber auch für die Radstrecke Spezialschuhe, die gleich an den Pedalen befestigt waren. Diese Leute waren also genötigt, das Fahrrad in der Wechselzone barfuß oder auf Socken zu schieben!
Und noch ein weiterer barfüßiger Teilnehmer: Als ich das letzte Mal an diesem Rennen teilnahm, war ich gerade im Ziel angekommen. Etwa zwei Minuten später kam ein weiterer Teilnehmer angelaufen. Etwa 100 Meter vor dem Ziel sprang ein barfüßiger Knabe aus der Zuschauerreihe und lief neben dem Läufer her, immer "Papi" rufend. Gemeinsam liefen sie durchs Ziel und der Sprecher, der jeweils die Namen derjenigen Teilnehmer nannte, die durchs Ziel kamen, konnte es nicht lassen, diesmal zu sagen: "Im Ziel Nummer XXX, YYYY ZZZ, und mit ihm sein Sohn, barfuß!" Das sind halt die netten Gesten, die bei aller Härte im Sport auch heute noch möglich sind!
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen