Augustpresse, die dritte (Hobby? Barfuß! 2)

Georg, Stammposter, Saturday, 11.09.2004, 21:59 (vor 7322 Tagen)

Hallo zusammen,
wie versprochen hier nun der dritte Teil der Augustpresse:

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Kalte Güsse - kein Problem
Müchelner «Gänseblümchen» wird erste Naturkindertagesstätte im Oberen
Geiseltal
Mücheln/MZ. Am frühen Morgen barfuß durch den Tau auf der Wiese laufen,
kalte Güsse, Wassertreten, ohne Strümpfe im Schnee tapsen - für die Kinder
aus dem Müchelner "Gänseblümchen" ist das kein Problem. Seit Jahren leben
sie bewusst gesund, halten sich fit. [...]
In wenigen Tagen, so war von der Leiterin Petra Fischer zu erfahren, erhält die
Müchelner Einrichtung als erste im Landkreis und einzige im Geiseltal den
Titel "Naturkindertagesstätte". Viele feste Partner, unter anderem die
Baumschule Werther und auch die DAK hätten die Einrichtung auf diesem
mehrjährigen Weg bis zum Ziel unterstützt. Während die Mitarbeiterinnen sich
qualifizierten, ist in der Einrichtung ein Wasserbecken, gespeist von den
Apostelquellen, für die Kneipp-Anwendungen entstanden. Ein Kräutergarten
und ein Massageraum entstand. "Wohlfühlen und gesund sein - das leben
unsere Kinder", sagt Petra Fischer. Der Zulauf zur Einrichtung, vor allem aber,
dass die Mädchen und Jungen deutlich weniger wegen Krankheit fehlen,
spricht für das Konzept der Müchelner Einrichtung.
Weitere Informationen unter: www.naturkita-geiseltal.de
[Mitteldeutsche Zeitung, 19. 08. 2004]

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Olympische Spiele
Die Füße bluten, die Leber kocht
Der olympische Marathonlauf von Athen findet auf der historischen Route
statt. Ein Streckentest [...]
Die Strecke von dort, dem Beginn, wurde ausgebaut und blank gefegt bis
hinauf zum Rand von Athen und hinab durch Häuserschluchten der, meines
Wissens, hässlichsten Stadt der Welt, wo der Lauf im alten, einem
aufgeschnittenen Schiffsbug gleichenden, dem hübschen Panathinaikos-
Stadion endet. [...]
Tot fällt niemand um, wie früher prophezeit. Alle sind bestens trainiert und
kommen durch und, falls es regnen würde, ein schwüles, jedoch frohes
Ereignis, die Ergebniszeiten täten sich trotzdem wenig verbessern, da auf
dieser Buckelasphaltpiste kein Rekord zu erreichen ist.
Damals, 490 vor Christus, lief Philippides, nur Sandalen an, durch
Unwegsamkeiten, Disteln oder duftenden Salbei streifend, in die Polis, wo er
zusammengebrochen sein soll, noch hastig verkündend, dass Heerführer
Miltiades, der an Pusteln und kurzem Darm litt, wie einst Krebs bezeichnet
wurde, die Perser, welche fünfundzwanzigmal überlegen waren, geschlagen
habe.
Etwa zweieinhalbtausend Jahre später, nachdem Coubertin die Olympiade
wieder entfacht hatte, rannte Louis Spiridon, ebenfalls nur Sandalen an, von
Marathon nach Athen und siegte. [...]
In den Regionen des östlichen Rift Valleys Kenias, wo auch das Millionen
Jahre alte, 90 Zentimeter große Skelett von Luzy, einer unserer Urmütter,
ausgegraben wurde, gedeihen die besten Langstreckler. Sie vermögen
Erschöpfung besser zu widerstehen, da in unterversorgten Muskeln grässlich
brennende Milchsäure langsamer abgebaut wird. Dank eines Enzyms
verbrennt auch Fettsäure ungewöhnlich behände, weshalb die neuen Helden
zehn Prozent weniger Sauerstoff benötigen und, geradezu bürokratisch von
der Natur ausgestattet, fehlen an ihren Waden vierhundert Gramm Fleisch, so
dass sie Kilometer für Kilometer acht Prozent Energie sparen.
In Westafrika aber werden die Sprinter geboren: schmälere Hüften, längere
Beine, dreißig Prozent mehr Muskelmasse und siebenundsechzig Prozent so
genannter verschnellter Fasernfibrillen.
Der Marsch zum Homo sapiens begann also dort, und ausgerechnet in
Dänemark haben Untersuchungen über mindestens ein Jahrzehnt bei Kindern
bewiesen, ob sie nun auf Höhe gebracht wurden, zur Schule rannten und nur
Maisbrei aßen, alles wie in Kenia, die Weißen werden immer unterlegen sein.
Sie haben sich notwendigerweise zu Sitzriesen denaturiert. [...]
Eine Stunde danach konnte ich mich kaum mehr an einem Mann
vorbeischieben, der barfuß lief, keine Schuhe in der Hand hielt; sein
muskulöser Oberkörper war bloß. [...] »Wie viel Kilometer noch?«
»Twenty.«
Ob seine Füße bluteten?
Er laufe auch im Gebirge barfuß.
Und im Winter?
Gehe er schwimmen. [...]
[Die Zeit , 19. 08. 2004]

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Marimekko-Mädchen tanzen barfuß
Eine Ausstellung im Felleshus präsentiert die Geschichte des finnischen
Designhauses [...]
Ein munter zusammen gestoppelter Werbefilm aus den 60er-Jahren zeigt
heitere Menschen, die an steiniger Küste eine rot-blau-weiß gestreifte Flagge
hissen, die die Manteltaschen auf dem Rücken tragen (darin, so ist es dann
auch zu sehen, kann wunderbar ein Wiesenblumenstrauß transportiert werden
und die Hände bleiben frei) - und die sich auf Parties fröhlicher als die anderen
gebärden: Denn Marimekko-Mädchen tanzen barfuß.
Zur Eröffnung der Berliner Marimekko-Ausstellung im Felleshus der
Nordischen Botschaften wurde das Video jüngst vorgeführt. Sie sei geradezu
"verliebt" darin, sagte Kirsti Paakkanen, seit 1991 die Geschäftsführerin und
Besitzerin des finnischen Textil-Unternehmens; es repräsentiere perfekt die
Idee von Marimekko, die darin besteht, dem Kunden mit "Freude und
Authentizität" einen schönen Alltag zu gestalten. Wer es heute sieht, lernt
noch etwas anderes kennen: nämlich den hohen Wiedererkennungswert [...]
[Berliner Zeitung, 20. 08. 2004]

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Die Buhlschaft lebt gefährlich-beschwerlich - - Veronica Ferres nimmt mit
leiser Wehmut Abschied vom"Familientreffen" beim "Sterben des reichen
Mannes" [...]
Das neuerliche Zusammentreffen mit dem Jedermann-Ensemble sei "wie nach
Hause kommen, wie eine Großfamilie" gewesen, schwärmt Ferres. [...] Die
Buhlschaft auf dem Domplatz zu geben, sei allerdings nicht nur ein
Vergnügen. Bei Hitze wird der Boden, den das Ensemble teils barfuß zu
bespielen hat, 50 Grad heiß. Und ihr mit Bleibändern verstärktes Kleid wiegt
samt Unterröcken und Korsage rund 15 Kilogramm. "Leider gibt es auch
immer wieder Unfälle. Bisher zum Glück aber nichts Ernstes", berichtet Ferres.
Wenn der "Tod" auftaucht und dabei die Bühne auseinander bricht, wird jedes
Mal Obst von der Festtafel über den Boden verstreut. Die Darsteller müssten
dann höllisch aufpassen, nicht auf Trauben oder Zwetschken auszurutschen.
Auch die drei Meter tiefe Schlucht, die sich als Höllenschlund auftut, ist nicht
ungefährlich. Trotzdem spielt sie die Buhlschaft mit Leib und Seele: "Mein
Beruf ist kein Stress, mein Beruf ist eine Gnade und ein Geschenk", betonte
Ferres [...]
[Neues Volksblatt, 20. 08. 2004]

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Barfuß, voller Sand, aber mit Rieseneinsatz
Am Wochenende fand in Niklasdorf das erste "Riesenwutzlerturnier" statt. Besucher, Spieler
und Veranstalter waren trotz Regens begeistert [...]
Biegt man in Niklasdorf in die Fabriksgasse ein, hört man schon von weitem
Anfeuerungsrufe: "Weiter so! Nimm du den Ball!" Am Freizeitgelände wird an diesem Tag
der Beachvolleyballplatz zweckentfremdet. Ein Ungetüm, mit Luft gefüllt und merkwürdigen
Stangen, zieht dort alle Blicke auf sich. Bei näherer Betrachtung ist es als "Riesenwutzler" -
ein überdimensionales Tischfußball - zu erkennen.
Die Spieler sind barfüßig und mit Hüftgurten an den Stangen befestigt. Sie werden nicht, wie
im Original, durch andere Spieler bewegt, sondern können mit den Hüftgurten an den Stangen
selbst hin- und herrutschen. Nahezu jeder Besucher hier spielt in einem Team mit.
Schon seit dem Vormittag färben sich die Füße der Mitspieler durch den Sand weiß, und der
erstaunliche Körpereinsatz jedes Mitspielers lässt den Sand im hohen Bogen weit übers
Spielfeld hinaus fliegen und trifft schon mal einen Zuseher. [...]
"Eine Veranstaltung in dieser Form findet zum ersten Mal in Niklasdorf statt. Insgesamt 16
Mannschaften spielen gegeneinander. Wir haben gezielt nur Niklasdorfer Teilnehmer aller
Altersklassen zum Spielen aufgefordert, und prompt hat unsere Idee großen Anklang
gefunden." [...]
[Kleine Zeitung, 24. 08. 2004]

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"Erst der Hirte macht aus den Schafen eine Herde"
Schäferfest in Hungen rückt einen traditionsreichen Beruf mit fraglicher Zukunft in den Blickpunkt - Vierbeiner
als Landschaftspfleger und Fleischlieferant [...]
Seit Monaten "strickt" die Mitarbeiterin des Kulturamtsleiter Erhard Eller an dem Programm
des Schäferfestes. Dabei plagte sie der Gedanke, wie man das traditionsschwere Fest am
besten "verkaufen" kann. Bereits vor zwei Jahren stand sie vor dem diesem Problem, das sie
mit einem wagemutigen Schritt löste. Gemeinsam mit ihrem Chef und den Schäfern hat man
dem Fest eine publikumswirksame Note mit entsprechendem Beiprogramm gegeben. Auch
dieses Jahr ist es wieder gelungen, Tradition und moderne Ansprüche geschickt zu
verknüpfen. [...]
"Wer will heute noch Schäfer werden?", fragt ein erfahrener Hüter aus dem Vogelsberg. Nach
der dritten Generation fehlt ihm ein Nachfolger. Auch anderswo sieht es ähnlich aus. Das
idyllische Bild vom Schäfer mit dem breitrandigen Filzhut, der auf den Holzstock gestützt,
seine Hunde zu Füßen auf ein Meer von wolligen Köpfen und Rücken blickt, ist nur die eine
Seite dieses Berufs, der sehr wenig staatliche Förderung erfährt.
Regen und Sturm, brennende Hitze, feuchtnasse Kälte gehören zum Alltag, ebenso wie die
Arbeit, bei der nur Hunde oder die blökenden Vierbeiner Ansprechpartner sind. Wie es
weitergehen soll, wenn der Beruf ausstirbt, weiß keiner. Eines ist sicher: Wenn die Tiere im
Pferch gehalten werden müssen, fallen sie zumindest als Landschaftspfleger aus. [...]
Als die Schäfer 1922 in Hungen das 1. Hessische Schäferfest "erfanden", stand auf der einen
Seite die Pflege alter Traditionen, auf der anderen aber war es der Erfahrungsaustausch, das
gesellige Treffen mit Kollegen und deren Familien.
Heute hat sich der Charakter gewandelt. Der Erhalt alter Sitten und Gebräuche steht im
Mittelpunkt. [...]
Am Sonntag steht nach dem ökumenischen Gottesdienst der Schäferlauf an. Auf dem
Sportplatz geht es barfuß über 200 Meter. Siegerin und Siegerin werden zum
Schäferkönigspaar erklärt, geschmückt und mit einem ausgewachsenen Lamm beschenkt. Ab
14 Uhr beginnt der Festzug, zu dem sich 60 Teilnehmergruppen gemeldet haben [...]
[Giessener Anzeiger, 25. 08. 2004]

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Dübendorf / 241 Kinder am 39. «Schnellsten Dübendorfer» auf der Sportanlage
Eichstock
«Barfuss-Liga» gegen «Socken-Fraktion» [...]
Bei den Schulkindern waren es weniger die Eltern als vielmehr die Athleten selbst, die mit der
Nervosität kämpften. Die Starter mussten immer wieder allzu ungeduldige Füsse hinter die
Startlinie zurückbeordern, und die Aufregung forderte manchen Fehlstart. Über 50 und 60
Meter zählte jede Hundertstelsekunde, und nicht selten musste die Zielkamera über die
Finalqualifikation entscheiden.

Schwierige Materialfrage

Je mehr Erfahrung die jungen Sprinter mitbrachten, desto heftiger wurde die Materialfrage
diskutiert. Die Verhältnisse waren schwieriger als im Vorjahr: Regen und Wind zu Beginn,
Sonne zum Schluss. Die Vertreter der «Barfuss-Liga» schwörten auf die Leichtigkeit des
unbeschuhten Laufens, während die «Turnschuh-Athleten» auf mehr Bodenhaftung hofften.
Bei den Teenagern bildete sich eine starke «Socken-Fraktion», die Leichtigkeit mit Anti-
Rutschwirkung zu kombinieren suchte. [...]
[Glattaler, 27. 08. 2004]

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"Insel des kleinen Mannes" erhalten
Biebrichs Ortsvorsteher Hahn: Rettbergsau gehört nicht zur Konkursmasse [...]

"Es ist nicht vorstellbar, dass jemand Hand an diese ,Insel des kleinen Mannes´ legt": Biebrichs
Ortsvorsteher Kuno Hahn (SPD) kann nur den Kopf schütteln, wenn er von Überlegungen der
verantwortlichen Dezernenten hört, alle städtischen Freizeiteinrichtungen auf den Prüfstand zu stellen.
"Die Rettbergsau gehört nicht in die Konkursmasse der Landeshauptstadt", erteilt Hahn möglichen
Absichten eine klare Absage [...] Die Freizeiteinrichtungen in Biebrich und Schierstein seien solche
Magnete, die, so Hahn, "inmitten einer lauten, reizüberfluteten und eventgestressten Welt eine
einzigartige Ruhe und Erholung in der Kulturlandschaft Mittelrhein bieten".
Hahn gerät geradezu ins Schwärmen: "Wenn Besucher barfuß im feinen Rheinsand oder auf Gras
laufen können, wenn sie Geräuschen am, vom oder im Fluss zuhören, dann sind das unbezahlbare
natürliche Sinneserfahrungen, die woanders künstlich und aufgezwungen geschaffen werden
müssen." Die Stadt, so Hahn weiter, habe die Pflicht, diese Kleinode der Erholung der Bevölkerung zu
erhalten. Nicht nur denen, die sich keinen Urlaub leisten könnten, sondern allen, die wohnortnah und
in natürlicher Umgebung ihre Freizeit verbringen wollen. [...]
[Main-Rheiner, 28. 08. 2004]

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Das war der August.
Belesene Füße
Georg

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