Barfüßige Velotour am Wochenende (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 07.09.2004, 08:54 (vor 7327 Tagen)

Am vergangenen Wochenende war gutes Wetter. Tagsüber sonnig und warm, auch nachts sollte es nicht allzu kalt werden. Also mal wieder ein Wochenende, an dem Schuhe überflüssig sind, soweit die übrigen Rahmenbedingungen stimmen. Am Samstag radelte ich kurz nach 7 Uhr los, ausgerüstet mit Schlafsack, Werkzeug, Verpflegung usw. Für Badekleidung war natürlich auch noch Platz, nicht aber für Schuhe. Genauer gesagt: Für Schuhe hatte kein Platz zu sein! Meine Fahrt ging von Zofingen über Langenthal, Burgdorf, Krauchthal zunächst nach Worb, also dorthin, wo bekanntlich kein Omnibus fährt, aber das "Blaue Bahnli". Ich folgte dem Trassee dieses Überlandtrams nach Bern. Niemand schien sich an meiner Barfüßigkeit zu stören, nur einmal auf einer abschüssigen Strecke, als ich versuchte, mit einem Tram um die Wette zu fahren, schienen einige Fahrgäste aus dem Fenster auf mich zu blicken. Vermutlich hätten sie es aber auch getan, wenn ich in Schuhen und "angemessener kirchen(feld?)konformer" Kleidung vorbeigefahren wäre. Vor der Kirchenfeldbrücke fuhr ich dann aber zur Aare, um dieser bis zum Badestrand beim Campingplatz Eichholz zu folgen. Hier wollte ich bleiben. Doch halt! Ich mußte doch irgendwo einen barfuß erreichbaren Schlafplatz haben, ein offizieller Campingplatz ist nichts für mich. Ich radelte noch weiter die Aare entlang, bis der Wald zu Ende war. Ein Seitenweg führte zu einem Holzlagerplatz im "Jordiland". Neben einem Holzstapel befand sich eine Grasfläche, ohne Brennnessel und eben. Also ein idealer Schlafplatz, den ich auch abends im Dunkeln finden würde, ohne daß ich in Dornen, Glas usw. treten würde. Zufrieden radelte ich zum Badestrand.

Daß hier viele Leute barfuß liefen, versteht sich wohl von selbst. Leute, die auf dem Campingplatz logierten, kamen vielfach ohne Schuhe an den Strand, die meisten gleich in Badekleidung. Aber auch Campingplatzbesucher, die nur ihren Hund spazieren führen wollten und "richtige" Kleidung an hatten, kamen manchmal ohne Schuhe, oder in Sandalen ohne Socken. Wer jedoch aus dem Ort an den Strand ging/fuhr, war in der Regel beschuht, mit drei Ausnahmen: Zwei Kinder verließen mit den Eltern den Strand und wollten nach Hause. Sie weigerten sich, die Schuhe anzuziehen und durften schließlich über den heißen Asphalt in den Ort gehen. Eine junge Frau kam barfuß, die Schuhe in der Hand tragend, aus dem Ort an den Strand. Eine andere Frau kam öfters angeradelt, nur im Badeanzug gekleidet. Dann schwamm sie eine gewisse Strecke in der Aare und fuhr schließlich zurück in den Ort. Sie schien keine Probleme mit barfüßigem Radeln zu haben, immerhin war der Weg ziemlich steil.

Vom Eichholz ist es möglich, in der Aare bis zum Marzilibad in Bern zu schwimmen. Weiter sollte man es nicht tun, denn unmittelbar hinter der Kirchenfeldbrücke ist ein gefährliches Wehr. Viele Leute schwammen diese Strecke oder Teile davon. Auch mir gefiel es, mich im 18°C warmen Wasser der schnellfließenden Aare treiben zu lassen. Überall am Ufer waren Treppen, so daß man hinauskonnte. Wer die Strecke geschwommen war, der mußte irgendwie wieder zurück zum Liegeplatz. Der Weg dorthin ist asphaltiert. Ich merkte aber, daß das barfüßige Gehen von Mal zu Mal schwieriger wurde. Zwar gab es auch Leute, die mit Schuhen schwammen bzw. den Weg zurückgingen, aber diese waren in der Minderheit. Am Samstag schwamm ich viermal die Strecke, am Sonntag dreimal. Überanstrengen wollte ich mich nicht, ich mußte doch noch wieder nach Hause kommen. Am Samstagabend radelte ich direkt nach Bern, um die Stadt barfuß zu ergründen, was ich bereits geschildert habe.Nach dem Stadtbummel mußte ich den Schlafplatz finden. Dieses war doch mühsamer als gedacht. Die Wege waren dunkel und ungesichert. Allzu langsam durfte ich nicht fahren, da sonst die Beleuchtung am Rad nicht ausgereicht hätte, um den Schotterweg auszuleuchten. Ein hastiges Absteigen wollte ich in jedem Fall vermeiden. Aber es ging gut. Ich bereite mein Lager vor. Bevor ich mich aber im Schlafplatz verkroch, ging ich noch sicher eine Viertelstunde im feuchten Gras auf und ab. Daß dabei die in der Berner Altstadt schwarz gewordenen Fußsohlen wieder "weiß" wurden, habe ich erst am nächsten Morgen registriert.

Am Sonntag verließ ich die Stadt Bern gegen 17 Uhr mit dem Velo, ich radelte über Zollikofen, Mattstetten, Kirchberg, Herzogenbuchsee und Langenthal nach Hause. Barfüßer sah ich nur wenige, meistens Kinder im Garten, auf Kleinvelos vor dem Haus oder bei Dorffesten. Um 20.15 Uhr erreichte ich meine Wohnung. Einen Tag später erfuhr ich, daß mich ein Arbeitskollege in Kirchberg auf dem Velo "ertappt" hatte. Zu meiner Aufmachung sagte er jedoch nichts, außer, daß ich ohne Helm unterwegs war.
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen


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