Gift und Galle? Nix da! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 31.08.2004, 10:50 (vor 7334 Tagen)

Das warme und recht sonnige Wetter vom Wochenende fand gestern keine Fortsetzung. Als ich gestern von der Arbeit nach Hause kam, regnete es, aber nicht stark. Es wehte ein frischer Wind. Als es wieder trocken wurde, fiel mir ein, daß ich ja noch Veloteile einkaufen mußte. Zwar mache ich viele Dinge an meinem Fahrrad selber (am liebsten barfuß, speziell wenn ich an schmierigen Teilen, z. B. Ketten arbeite. Hört sich seltsam an, ist es aber nicht: Wenn man mit dem nackten Fuß mal in ein Stück "Altfett" von der Kette tritt, dann geht es spätestens auf der Fußmatte vor der Wohnung wieder ab. In einer Gummisohle würde es drinbleiben und erst später in der Wohnung den Teppich verschmutzen), aber wenn eine Glühbirne durchgebrannt ist, dann bin ich machtlos (bei stationären Lampen hilft manchmal klopfen, bis die Glühdrähte wieder zusammen sind, aber die Fahrradbeleuchtung wird ja ständig erschüttert.
Also los zum Jumbo-Markt im Perry-Center bei Oftringen, wo ich immer derartige Teile besorge. Ich hatte etwa drei Viertel des Weges mit dem Fahrrad zurückgelegt, da hatte ich das Gefühl, das ich irgendetwas vergessen hatte, ich wußte nur nicht was. Etwa das Geld? Nein! Oder den Fahrradschlüssel? Zum Glück auch nicht! Aber was sonst? Ich blickte an mir herunter. Also ein T-Shirt hatte ich an, eine Hose auch. Ach ja! Ich mußte schon ziemlich tief blicken, bis ich merkte was fehlte; meine Schuhe. Sollte ich wirklich so in den Jumbo-Markt? Oder sollte ich zurückradeln, um mir Schuhe zu holen? Nein, ich hatte keine Lust dazu. Ich erinnerte mich, daß meine Mutter mal bei Jumbo eingekauft hatte und von einer alten Frau an der Kasse erzählt hatte, die ihr absolut unsympathisch war. Würde diese Frau auch heute an der Kasse sitzen und mir giftige Blicke zuwerfen. Oder gar von "ihrem" Hausrecht Gebrauch machen und mich so behandeln, wie der Pinakothek-Scherge den armen Jungen, der sich auf natürlichste Weise fortbewegt hat, wie einen Schwerverbrecher an die Luft befördert hat? Das interessierte mich schon. Also nichts wie hin! Als ich das Fahrrad im Veloständer anschloß, stellte ich bereits fest, daß der Untergrund auch für Anfänger barfuß gut zu begehen ist, alles sauber gefegt, kein bißchen rauh. Ich wundere mich fast, warum man hier so einen barfußtauglichen Untergrund verlegt hat. Da die überwiegende Mehrheit der Kunden Schuhe trägt, täte ein derart guter Untergrund doch gar nicht nötig. Und diejenigen, die barfuß in ein Einkaufszentrum gehen, sind in der Regel nicht diejenigen, die besonders empfindliche Füße haben. Oder hat man den Untergrund deswegen so gewählt, damit sogar Frauen mit den unbequemsten Schuhen sich dort bewegen können, ohne sich zu verletzen? Für den Innenraum und den Weg zum Autoparkplatz sehe ich das ja noch ein, aber für den Fahrradständer? Welche Frau, die gerne unbequeme Schuhe trägt, kommt denn mit dem Fahrrad angereist?
Ich aber schritt im (für mich) normalen Tempo durch den Eingang in die Haupthalle und dann zielstrebig auf den Jumbo-Markt zu, wo ich mir eine Einkaufskarre holte. Dann rollte ich diese auf die Regale mit Fahrradartikeln zu. Hier verweilte ich etwas länger. Während ich die Glühbirnen schnell fand, prüfte ich auch noch andere Gegenstände, die ich eigentlich nicht kaufen wollte. In Wirklichkeit war ich nur neugierig, ob andere Kunden mir giftige Blicke zuwarfen, was ich aber nicht feststellte. Bei der Gelegenheit legte ich tatsächlich noch ein Bremsseil in die Karre, da freut sich "Herr Jumbo". Dann ging es ans Bezahlen. Ich musterte die Schlangen vor den 3 offenen Kassen, wo war jene "hässige Zwetschge"? Aber ich hatte "Pech", diese Frau hatte wohl gerade keinen Kassendienst. Also schloß ich mich (nicht ganz unbeabsichtigt) in einer Schlange an, wo gerade vor mir eine Mutter mit einem kleinen Mädchen wartete. Das Kind starrte erst auf meine Füße, und rief dann: "Mami!" Während das Kind mit dem Finger auf mich zeigte, betrachtete die Mutter mich, lächelte und sagte: "Ja, ein Mann!" Das Kind starrte mich dann die ganze Zeit an, aber mein Gesicht, nicht meine Füße. Da konnte ich auch nur lächeln (oder war es grinsen?), schließlich lächelte das Kind auch. An der Kasse selbst saß eine junge Kassiererin. Sie behandelte mich freundlich, wie wenn ich ein "normaler" Kunde gewesen wäre. Vielleicht hat sie meine Schuhlosigkeit gar nicht einmal mitbekommen (eventuell kann man vom Kassensitz den Fußboden gar nicht überblicken). Ich gehöre ja schließlich nicht zu denjenigen Leuten, die ihre nackten Füße demonstrativ auf das Förderband der Kasse legen, um allen zu zeigen, wie schwarz die Fußsohlen sind. Für so was habe ich keinerlei Verständnis, selbstverständlich auch nicht für diejenigen, die das gleiche mit Schuhen machen. Und außerdem: Der Boden war so sauber, daß die Füße dort nicht schwarz werden, das ist halt die Schweiz.
Gut gelaunt radelte ich nach Hause. Nur eines frage ich mich: Wenn ich schon barfuß mit dem Velo unterwegs bin und das nicht mehr als etwas besonderes empfinde, wozu fahre ich dann noch barfuß? Bringt das dann noch was? Ich denke schon, daß es etwas bringt, zumindest solange ich Schuhe beim Radfahren als störend empfinde.

Mit freundlichen Grüßen

Michael aus Zofingen


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