Barfuß ist gesund, solange man nicht übertreibt! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 30.08.2004, 09:54 (vor 7335 Tagen)

Und das habe ich wohl (wieder einmal) getan! Für den gestrigen Sonntag (29.8.2004) hat der Wetterbericht wolkiges Wetter mit wenig Sonne und nur wenig Regen bei 20-22°C angekündigt. Daß mich bei einer derartigen Situation nichts in den vier Wänden hält, überrascht wohl nicht. Und daß ich bei eben jener Situation kein allzu riesiges Verlangen nach Schuhen habe, das überrascht - eigentlich auch nicht. Morgens kurz nach 7 Uhr war es mit 13°C noch derart "frostig", daß ich zwar nicht gerade Handschuhe und Mütze (hätte zu kurzen Hosen und barfuß auch wenig gepaßt), aber immerhin ein T-Shirt benötigte. Asphalt und das Kopfsteinpflaster der Zofinger Altstadt waren angenehm kühl, ich erntete auch keine bösen Worte. Warum auch? Immerhin war Sonntag, die Leute konnten noch schlafen, erst in drei Stunden würde die Kirche beginnen. Durch den Wald wanderte ich nach Küngoldingen, teilweise waren die Wege geschottert. Angenehmer war es, entlang des Tannbachgrabens Richtung Gasthof "Bad Lauterbach" zu wandern. Ein Gast schien etwas überrascht dreinzublicken, sagte aber nichts. Aufpassen mußte ich auch, als ich einen weg benutzte, auf dem Fallobst lag. Wespen tummelten sich dort. Aber einiges Obst und etliche Wespen waren auch von Autos überfahren worden. Das Gift von überfahrenen Wespen kann auch noch wirken! Dann ging es bergauf, hoch zum Engelberg. Ich kam derart ins Schwitzen, daß mein T-Shirt völlig durchnäßt war, also zog ich es aus - für den Rest des Tages. Einige aufgelassene Wanderwege ließen sich gut barfuß begehen, dagegen waren die offiziellen Wege eher mühsam, da überreichlich geschottert. Ich gelangte zur Ruine Wartburg, wo ich aufpassen mußte. Das alte Gemäuer wird gerne als Grillplatz benutzt, und manch eine Flasche geht dort zu Bruch. Zwischen Wartburg und Sälischlößli erlebte ich das einzig WIRKLICH düstere Kapitel auf der Wanderung, ich werde darauf gesondert eingehen. Unterhalb des Sälischlößli führte der Weg durch ein Brennnesselfeld, einige dieser fiesen Pflanzen hatte der Regen der Nacht plattgemacht, sie lagen über den Weg. Ich kam aber mit einem einzigen Stich davon, jedoch nicht am Fuß, sondern am Ellenbogen. Aber fragt nicht, wie komisch es aussah, wie ich mich bemühte, die Brennnesseln einzeln zur Seite zu biegen. Ferner war der Untergrund steinig und es setzte auch noch Regen ein. Zum Glück kam kein Gegenverkehr. Auf dem Weg zum Tierpark "Mülitäli" wich ich teilweise vom geschotterten Wanderweg ab und watete direkt durch den Bach, wobei ich mich an Bäumen festhalten mußte, da der felsige Untergrund sehr schlüpfrig war.

Nach einer Pause am Tierpark begab ich mich über Asphaltstraßen zum Oltner Hauptbahnhof. In der Bahnhofsunterführung registrierte mich keiner. Es lag vielleicht daran, daß die Leute glaubten, ich wollte zum Baden. Immerhin fließt die Aare direkt am Bahnhof vorbei. In der Altstadt war kaum Fußgängerverkehr, dafür hinter der Altstadt wegen eines Radrennens. Ich mußte den Platz überqueren, wo Betreuer des Rennens waren. Ob die mich etwa für einen Teilnehmer hielten? Weniger schön war der Weg entlang der Gleise am Bahnhof Olten-Hammer, teilweise lagen auf dem Wanderweg Schlackenreste, als ob hier noch vor kurzem Dampfzüge verkehrten. Dann wechselten sich Grasflächen und Wege entlang von Industrieanlagen ab. Endlich folgte ein angenehmer matschiger Weg entlang des Flusses Dünnern bis nach Kappel. Im Ort wurde ich von Streckenposten des Radrennens beobachtet, ab und zu hörte ich einen Lautsprecherwagen. Dann aber ging es bergauf. Ich wich auf einen Trampelpfad aus, der gut begehbar war. Leider endete er an einer Schotterpiste, und war obendrein noch mit Gestrüpp verrammelt. Mit Mühe gelang es mir, dieses Gestrüpp zu umgehen, konnte jedoch nicht verhindern, daß ich in eine Brombeerranke trat. Dann folgte die Schotterpiste, links und rechts Brennnessel. Endlich erreichte ich die Treppe zum Bornchrüz. Ich ging jedoch nicht die geschotterte Treppe hoch, sondern parallel dazu durch das nasse Gras in der prallen Sonne. Oben spielte eine junge Frau mit ihren Hunden auf der Rasenfläche. Als sie mich sah, schien sie zu bemerken, daß sie zu warm angezogen war. Sie streifte ihren Wollpullover vom Leib (ja, sie hatte was drunter, was sie anbehielt), krempelte die Hose hoch, zog Turnschuhe und Socken aus und tat ein paar Schritte. Dann zog sich die Schuhe (aber nicht mehr) wieder an. Das Gras war ihr wohl doch zu pieksig!

Ich ging hinunter nach Boningen und dann am Aareufer entlang. Hier mußte ich auf eine Wiese aus hohem Gras ausweichen. Am Ruppoldinger Kraftwerk wechselte ich das Aareufer, es folgte eine Strecke aus Feinschotter. Endlich erreichte ich Aarburg, Asphalt stand bevor. Im Städtchen schien sich keiner an meiner Aufmachung zu stören. In einer Siedlung spielten Kinder auf der Straße oder im Garten, die meisten jedoch nicht barfuß. Ausgerechnet ein Mädchen, das mit Wollpullover und langen Jeans eher "winterlich" gekleidet war, lief ohne Schuhe. Diese Mädchen tat es häufig, und immer winterlicher gekleidet als andere Kinder. Als das Mädchen mich sah, sprach es zum Vater: "Der Mann fährt hier manchmal mit dem Velo längs". Also bin ich doch kein Unbekannter mehr! Auf dem Weg nach Hause überholte mich ein früherer Arbeitskollege auf dem Fahrrad, er schien auch nicht überrascht zu sein. Kurz vor dem Erreichen der Zofinger Altstadt setzte ein kurzer Regenschauer ein, was für die Füße angenehm war. Überall Pfützen auf einer ansonsten nicht allzu barfußtauglichen Asphaltstraße durch ein Industriegebiet. In der Altstadt empfand ich die Pflastersteine doch deutlich unangenehmer als am Morgen, ein Zeichen dafür, daß ich meine Füße wieder einmal zu stark beansprucht habe. Aber auch den letzten Kilometer schaffte ich ohne Schuhe. Ich mußte es auch schaffen, da ich keine Schuhe mitgenommen hatte. Bilanz: Eine Schnittwunde, vermutlich von der Brombeerranke und zwei Fersen, die schmerzen, wenn ich den Fuß schräg aufsetze. Aber das sind doch Peanuts.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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