Eine barfüßige Begegnung - dank Forum (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 23.08.2004, 13:22 (vor 7342 Tagen)

Sonntag, 22.8.2004. Ich erwartete Besuch, um 12.31 Uhr sollte er mit dem Zug am Zofinger Bahnhof eintreffen. Am Morgen war ich bereits aufgeregt. Dabei war es kein unangenehmer Besuch, etwa von den Eltern, dem Gerichtsvollzieher usw. Nein! Zu diesem Besuch wäre es nie gekommen, wenn es dieses Forum nicht gegeben hätte. Ich erwartete nämlich jemanden, der bereits in diesem Forum interessante Beiträge gebracht hat. PetervonWald aus dem Zürcher Oberland. Nicht nur in Deutschland, auch in der Schweiz lernen sich Leute durch dieses Forum kennen. Grund der Aufregung: wir haben uns vorher noch nie gesehen, würden wir uns erkennen? Auch war das Wetter recht bewölkt, würde die versprochene Sonne kommen. Vor lauter Aufregung viel mir nichts besseres ein als mit dem Velo herumzufahren, durch die Zofinger Altstadt, nach Olten. Selbstverständlich fuhr ich auch zum Bahnhof. War das abgestellte Velo noch da? War die Luft noch drin? Aber es bestand kein Handlungsbedarf. Wie sollte ich es am besten managen, daß wir uns nicht verpassen? Eine Möglichkeit wäre, daß ich das unter den Füßen trage, was ich schon seit Freitag nach der Arbeit ohne Unterbruch trug und das diesem Forum gerecht werden würde, nämlich gar nichts. Zum anderen wäre es sicher sinnvoll, die Barfüßigkeit nicht verschämt unter überweiten Schlaghosen zu verstecken. Ich ging zum Wagenstandsanzeiger, um zu sehen, wo welche Wagenklasse auf dem Bahnsteig zu stehen kam und wartete dort auf dem Bahnsteig, wo ich an Peters Stelle meinen Sitzplatz gehabt hätte. Meine Aufmachung wurde kaum registriert auf dem Bahnhof, vielleicht glaubte man, ich wollte ins Tessin reisen. Zum "Glück" waren aber keine anderen Barfüßer dort, wen hätte Peter sonst ansprechen sollen? Der Zug kam pünktlich eingerollt, wurde langsamer, da sah ich in der Tür einen Menschen stehen, der es hätte sein können. Der Zug rollte noch etwa 10 Meter weiter und kam dann zum Stehen. Ich hatte mich nicht getäuscht, es war Peter. Er kam zielstrebig auf mich zu. So schnell kann es gehen, wen man sich vorher nie gesehen hat!

Wir gingen zum Veloständer, wo sich Peter seiner Sandalen entledigte. Gemeinsam fuhren wir über Brittnau (Storchenkolonie) und Nebikon, den Flußläufen von Wigger und Rot folgend, zum Biotop in Ettiswil, wo wir die Räder abstellten. Dann wanderten wir los, "selbstverständlich" barfuß. Für andere Besucher des Biotops war es nicht selbstverständlich, aber Reaktionen beobachtete ich nicht. Das Schöpfrad lief wieder nicht. Beim Versuch, es wieder in Gang zu bringen, mußte ich feststellen, daß nicht etwa Äste das Rad blockierten, sondern einfach zu wenig Wasser in der Rot floß. Da in der Nacht Regen fiel, war das Biotop recht feucht. Die Frösche sonnten sich auf dem feuchten Moos, und ein Frosch nach dem anderen hüpfte ins Wasser als wir uns näherten. Es folgte ein angenehm barfuß zu begehender Weg über eine noch feuchte Wiese. Angenehm für die Füße, unangenehm für die Bienen, wovon wir auch wiederum profitierten (und die Bienen natürlich auch, da für sie ja jeder Stich ein einem Selbstmord gleichkommt). Es folgte eine üble Schotterpassage über einen Bauernhof, wo auch noch einige Hunde herumkläfften, ohne uns aber weiter zu stören. An einem Graben ging der Weg weiter, dann ein schattiges Waldstück, eine Wiese, ein mit Gras bewachsener Weg. Als dieser Weg endete und in eine Asphaltstraße überging, kehrten wir um und machten Rast auf einer Bank. Der Rückweg verlief streckenweise anders, so an der Kirche von Großwangen vorbei (der grabsteinartige Belag an der Kirche ist angenehm begehbar), über den Sportplatz und durchs Dorf zurück in die Natur. Im Dorf Großwangen habe ich schon früher erstaunlich viele barfüßige Kinder auf der Straße gesehen, dieses Mal waren kaum Kinder auf der Straße. Auf einigen Grundstücken waren aber auch jetzt einige wenige Kinder ohne Schuhe zu sehen. Der Weg zurück zum Biotop führte zwar über einen steinigen Weg, meist waren Wiesen auf einer, wenn nicht gar beiden Seiten. Diesmal wanderten wir über den "Oberen Weg" durchs Biotop, von wo wir einen herrlichen Ausblick auf das Biotop selbst, auf Schloß Wyher, die Kirchen von Ettiswil, Großwangen, Schötz und Wauwil hatten. Auch die Alpen waren zu erkennen, allerdings waren die Gipfel in Wolken verhüllt.

Dann ging es wieder mit den Rädern weiter. Während Peter frei entscheiden konnte, ob er mit oder ohne Schuhe radeln wollte, "mußte" ich barfuß radeln, da ich vergessen hatte, meine Schuhe mitzunehmen (und nicht nach dem Motto: echt oder nicht echt, das ist hier die Frage). Der Rückweg führte vorbei am Fuße der Burgruine Kastellen, wo uns eine barfüßige Radfahrerin entgegenkam (oder trug sie kaum sichtbare Sandalen?). Ab Gettnau folgten wir dem Tal der Luthern. An der Einfahrt zu einem Feld standen ordnungsgemäß abgestellt ein paar Arbeitsschuhe. Wollte der Bauer etwa barfuß arbeiten? Weswegen ist er dann überhaupt mit Schuhen gekommen? Vielleicht hat ihn seine Frau (oder Mutter?) mit Schuhen losgejagt. Auf dem Feld konnten ich jedoch nur beschuhte Personen erblicken. Auch die Kinder, die sich auf einem Kornfeld befanden, das gerade abgeerntet wurde (das staubte enorm) trugen Schuhe. Dann folgten wir direkt den Ufern von Luthern und Wigger. Bei Altishofen machten wir noch eine kurze Pause, dann kam der Endspurt nach Zofingen. Wir fuhren aber nicht direkt zum Bahnhof, sondern erst noch zu meiner Wohnung, wo wir uns auf dem Balkon mit Bier erfrischten, während der temperamentvolle "Chüngel" des Hausmeisters "den Rasen mähte". Ausgerechnet vor meiner Wohnung gab es die einzige "außergewöhnliche" Reaktion. Während ich auf den Hof einbog, war ein kleines Kind derart erstaunt, daß es mit dem Finger auf mich zeigte und dieses den Eltern mitteilen wollte. Nachdem wir uns ausgeruht hatten, ging es weiter zum Bahnhof. Um 19.27 Uhr sollte der planmäßige Zug fahren. Ich war erstaunt, daß etwa 3 Minuten eher ein Doppeldeckerzug einfuhr. Erst als Peter bereits eingestiegen war, bemerkte ich, daß es doch nicht der planmäßige Zug war, sondern ein Sonderzug nach Zürich. Vermutlich wurde er wegen des Schwingfestes in Luzern eingesetzt. Somit entfiel das Umsteigen in Olten.

Ich war wieder allein. Auf dem Zofinger Bahnhof gab es auch diemal keine Reaktion wegen mir. Ich radelte mit einem meiner Velos nach Hause. Dann machte ich mich zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof, um das andere Velo zu holen. In der Nachbarschaft gingen eine Mutter und ihr Sohn barfuß auf der Straße. Nichts außergewöhnliches, die machen es öfters. Genauso wenig waren sie überrascht, mich so anzutreffen. Ich ging nicht auf dem schnellsten Weg zum Bahnhof, und ich radelte nicht auf dem schnellsten Weg nach Hause.

Ein schöner Sonntag, ziemlich sonnig, aber nicht allzu heiß, ging zu Ende. Ohne dieses Forum wäre er zumindest für zwei Personen anders verlaufen. Und Dir, lieber Peter, herzlichen Dank für Deinen Besuch.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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