Guten Morgen!
Ich schreib ja selten etwas, aber ich möchte doch nach dem ganzen Pinakothekenstress und Werbung für Uselessnet ein par Eindrücke schildern, die ich kaleidoskopartig zusammenfüge, damit es mal wider was Nettes zu berichten gibt, oder allgemein was zum Thema:
Ich fahre barfuß mit dem Rad über eine Brücke in einem Stadtteil, das hauptsächlich von Freaks bewohnt wird, so eine Art Miniaturausgabe von Kreuzberg. Eine hübsche junge Dame kommt mir mit dem Fahrrad entgegen. Sie sieht mich, wirft einen Blick auf meine Füße und lächelt.
Ich gehe barfuß zur Bank, am Sonnabend. Ziehe Geld, gehe raus und muss über die Ampel. Eine ältere Frau sieht mich, strahlt mich an und sagt: "Das ist gesund. Zuhause lauf ich auch nur barfuß."
Arbeitsstelle. Ein Sandplatz. Mehrere Hortkinder üben für einen Wettkampf mit einem anderen Hort. Ein Mädchen stolpert über die Piste in ihren Flip-Flops. Ich rufe ihm zu: "He, damit kannst du doch nicht richtig laufen. Lauf lieber barfuß." Der Vorschlag schlägt ein. Alle Mädchen sind auf einmal barfuß, nur die Jungs behalten ihre Mauken an. Als dann die anderen Hortkinder kommen, nehmen sie sich gleich ein Beispiel. Die Mädchen machen barfuß mit, bis auf eins, und die jungs behalten ihre Mauken an. Die Mädchengruppe gewinnt übrigens, und einige bleiben auch danach noch unbeschuht.
Ich komme von der Arbeit, trage aber Sandalen. Es liegen viele Glassplitter auf dem Heimweg rum, was mich sehr ärgert. Ein Nachbar trifft mich und feixt: "Na, heut gar nicht barfuß?"
Ich treffe mich mit zwei Freundinnen in einem Straßencafé. Während wir zusammen sitzen und das Wetter genießen, geht eine blonde Frau in den Zwanzigern über die Straße, schick angezogen, weiße Sachen, barfuß, an uns vorbei. Eine andere Frau, ähnliches Alter, dunkelhaarig, ebenfalls barfuß, kommt mit einer Freundin, unterhält sich mit Leuten an einem anderen Tisch und geht wieder.
Ich gehe barfuß über eine Brücke. Mir kommen zwei Radfahrer entgegen. Einer sieht mich ungläubig an und baut beinahe einen Unfall mit dem Geländer. Geschätzter Abstand zum Wasserspiegel ca. 15 Meter.
Selbe Brücke ein paar Tage vorher. Auf der anderen Brückenseite geht eine Türkin mit kopftuch entlang, schiebt einen Kinderwagen, neben sich den kleinen Sohn, etwa 3 oder 4. Sieht ziemlich genervt aus. Der Sohnemann schreit: "Will Schuhe ausziehen!" und macht Mordstheater. Türkin schiebt weiter die Karre, Junior plärrt und nervt bis außer Hörweite.
Ich stehe an der Ampel. Neben mir Mutter mit kleiner Tochter. Kleine sieht mich an. "Warum bist du barfuß?" "Weil es Spaß macht, gesund ist und schön warm." "Tut das nicht weh?" "Nein, man muss nur aufpassen, wo man hintritt." Große Kulleräuglein als Antwort. Mama lächelt etwas verlegen, aber freundlich.
Ich fahre an einer Haltestelle vorbei, da steht entspannt ein barfüßiger Punk und wartet auf den Bus.
Ein Punkpärchen sitzt in der Nähe einer Eisdiele. Er hat seine Springerstiefel an, sie läuft barfuß.
Der Hippie

Hallo Hippie!
Ein schöner Bericht, eben mal ganz anders zusammengefasst als üblich, Der ist auch gut, denn er ist sehr übersichtlich und bringt es sofort auf den Punkt und auch das Schreiben strengt nicht so an, nicht wahr?
Diese kreuzbergähnlichen Viertel finde ich allerdings zum kreischen! Es ist doch erstaunlich, dass bei Euch so viele Barfüßer zu sehen sind, bei uns ist das leider ganz anders im Saarland! Dein Bericht bestätigt auch mal wieder, dass Frauen und Mädchen öfter und eher barfuß gehen als Männer und Jungs, wie z.B. bei dem Sport. Ich finde es echt "schlimm", dass die Jungs immer ihre Schuhe anbehalten. Das mit dem Glas ist auch wirklich ärgerlich, aber ansonsten waren es ja eigentlich nur positive Erlebnisse, was mich in einer "Kreuzbergkante" schon sehr verwundert!
Einen lieben Gruß von Andi!