Halleluja am Stauwehr (Hobby? Barfuß! 2)

Andi35 @, Stammposter, Tuesday, 10.08.2004, 03:33 (vor 7355 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Das letzte Wochenende war in der Schweiz mal wieder so heiß, daß für T-Shirt und Schuhe kein Platz war. Mein Aufenthaltsort war beim Stauwehr in Schönenwerd, also eigentlich ein Ort, wo man barfuß laufen "darf", und wo es auch viele tun, zumindest jetzt (zu Zeiten, wo es "zu kalt zum Barfußlaufen ist", war ich schon häufiger dort, barfuß "natürlich"). An beiden Tagen war ich dort, wobei ich jedoch nicht dort übernachtete, sondern jeweils heimradelte. An heißen Sommertagen war hier schon immer viel los, aber seitdem hier ein Verkaufswagen steht, ist der Zuwachs exponentiell gestiegen. Eigentlich schade, denn die Infrastruktur reicht nicht. Die Zufahrstraßen sind nur schmal, er kleine Parkplatz reicht nicht, so daß Leute ihre Autos einfach auf der Wiese abstellen. Da die Liegeplätze in unmittelbarer Nähe der Wege rasch besetzt sind, fahren einige Autofahrer auch direkt über die Wiese etwa 500 Meter weiter, um näher am Liegeplatz zu sein. Manche Leute machen auch Feuer, sogar mitten auf dem Weg. Die Wege am Ufer sind eigentlich ideal zum Barfußlaufen, aber wenn man andauernd um Feuerstellen herumgehen muß bzw. um Müllhaufen oder zerschlagene Flaschen, dann vergeht einem die Lust. Aber nur wenige Hundert Meter weiter ist noch fast unberührte Natur, denn dort kann man keine Autos mehr abstellen, und zum Gehen längerer Strecken ist die Menschheit einfach zu faul. Abseits des Touristenrummels findet man nur noch Leute mit Hunden, ab und zu ein Mountainbike, Wanderer, und ganz selten mal einen Barfüßer, z. B. mich.
Letzten Sonntag war aber auch besonders viel los, da am Morgen noch eine Laufveranstaltung stattfand und beim Wehr ein Verpflegungsposten war (dieser Platz wurde ordentlich hinterlassen). Die Läufer trugen ohne Ausnahme Sportschuhe, was bei den Bodenverhältnissen nicht überrascht. Unter den Teilnehmern war auch eine Arbeitskollegin, die mir gerade entgegen kann, als ich mit dem Velo die Aarebrücke überquerte. Als ich im Aarekanal schwamm, glaubte ich, daß einer der Läufer meinen Namen rief, als ich unter einer Brücke durchschwamm, über die die Strecke führte. Ich konnte ihn aber nicht erkennen, da ich beim Schwimmen keine Brille trug.
Nicht nur Läufer waren am Stauwehr, auch eine "religiöse Gruppe" war dort, und das bereit gegen 8.30 Uhr, als ich ankam. Ich bekam die Gruppe nicht sofort mit, da ich als erstes auf einer Insel Quartier bezog. Ich war überrascht, dort bereits Menschen anzutreffen, und nicht etwa solche, die dort campiert haben, sondern ein Vater mit seiner ca. 8-jährigen Tochter und einem Hund. Zwar waren beide barfuß (die Schuhe standen jedoch auf einem Haufen), jedoch glaubte ich, daß die Kleidung der beiden (Vater helles Hemd, aufgekrempelte schwarze Hose; Tochter dunkles Sonntagskleid) eher in eine Kirche paßt als auf eine Aareinsel. Als ich jedoch den Gesang vom gegenüberliegenden Ufer vernahm, wußte ich, daß ich es auf der Insel um "Abtrünnige" handelte. Sie drückten sich vor dem "Frohlocken und Hosianna Singen". Oder wurden sie verbannt, weil der Hund immer dazwischenkläffte? Die Gottesdienstteilnehmer waren aber längst nicht alle "kirchlich" gekleidet, ein Zeichen dafür, daß es sich um eine freie Kirchengemeinde handelte, nicht um eine dieser ach so konservativen Staatskirchen. Zwar waren etliche ältere Herrschaften so gekleidet, wie es sich für einen Gottesdienst gehört, aber etliche junge Erwachsene waren durchaus in kurzen Hosen und Sandalen erschien, auch Männer. Einige trugen die Sandalen nicht einmal an den Füßen, sondern in der Hand! Es war halt eine "Freikirche". Als der Gottesdienst vorbei war, entfernten sich einige der Teilnehmer, die meisten aber bleiben bis zum späten Nachmittag dort, während sich das "normale gottlose" Volk unter sie mischte. Die Kinder konnten es nicht abwarten, endlich ins Wasser zu dürfen, es waren halt auch normale Kinder, nur daß sie Namen wie Noah, Aaron und Josua trugen statt Beat, Ruedi, Ueli, Köbi, Hausi usw.
Einige der Kinder wurden später von einem Kleinbus abgeholt, offensichtlich viel zu früh, denn die meisten fanden nicht einmal Zeit, sich anzuziehen, sondern sie gingen barfuß und in Badekleidung zum Auto. Bei der Gelegenheit stellte ich fest, daß auch der Fahrer barfuß war und nur mit Unterhemd und Shorts bekleidet. Obwohl ich selber zwar brav meine Kirchensteuer bezahle, jedoch kein religiöser Typ bin, empfand ich die Anwesenheit der Kirchengruppe am Stauwehr nicht als störend, im Gegenteil. Durch deren Anwesenheit, war das sonst im Laufe des Nachmittags erscheinende "Gesocks", das immer Abfälle liegen läßt, genötigt, andere Plätze an der Aare aufzusuchen. Die Kirchenleute hinterließen den Ort sauber und ordentlich, so wie Gott es von ihnen verlangt.
Dagegen stört es mich, daß am Wehr der Imbißwagen steht. Nicht daß ich dem Chinesen das Geschäft mißgönne. Aber durch seine Anwesenheit erfreuen sich nicht nur Wanderer, Radfahrer usw, sondern es wird auch zwielichtiges Volk angelockt. Dieses führt zum wilden Abstellen von Autos, da nicht genügend Parkplätze vorhanden sind und zum wilden Entsorgen von Abfällen, da zu wenig Papierkörbe vorhanden sind. Und vor allem, und darunter müssen Barfüßer leiden: Der Wagen steht direkt am Wehr, auch sind einige Sitzplätze darum. So passiert es, daß Flaschen direkt vom Sitzplatz auf die Treppe, die direkt an den Strand führt und auf die Betonfläche direkt vor den Stautoren geworfen werden. An warmen Sommertagen ist es herrlich, sich direkt vor die Stautore zu setzen. Ein wenig Wasser rinnt immer durch. Auch bringt es Spaß, sich barfuß auf dem veralgten, ziemlich rutschigen Beton vorzutasten, solange keine Scherben dort liegen. Selbstverständlich ist es gefährlich, sich direkt vor den Stautoren aufzuhalten. Nicht auszudenken, wenn sie sich plötzlich öffnen und das Wasser mit aller Gewalt sich über einen ergießt. Dann wird man selbst fortgerissen, der Strand wird überflutet und die Abfällt werden ebenfalls fortgeschwemmt, bis zum nächsten Rechen eines Wasserkraftwerks.
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen

Hallo Michael!
Die Glasgeschichten liegen mir wirklich auch sehr im Magen! Da müssten Kontrolleure herum laufen, so eine Art Hilfspolizisten, die anstatt Strafzettel für falsches parken, was keinem direkt weh tut, lieber mal solchen Randalierern das Handwerk legt!
Einen lieben Gruß von Andi!


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