unfreiwillige Barfusswanderung (Hobby? Barfuß! 2)

Lothar, Stammposter, Wednesday, 28.07.2004, 17:24 (vor 7368 Tagen)

Mit drei Freunden war ich dieses Wochenende unterwegs. Es ging Freitag ins Zillertal. Am Freitag war die erste Tour angesagt.
Zunächst ging es vom unteren Gasthof zur Berliner Hütte; ca. drei Stunden und 800 Höhenmeter. Da meine körperliche Verfassung ziemlich schlecht ist, war ausgemacht, dass ich nach der Rast auf der Berliner Hütte umkehren sollte, während die anderen drei weiter zur Schwarzensteinhütte wollten. Dort wollten sie nächtigen und am nächsten Tag über den über 3000 Meter hohen Schwarzenstein auf italienischer Seite nach Luttach absteigen, wo ich sie dann mit dem Auto wieder abholen sollte. Beim Bergablaufen hatte ich Probleme mit meinen Wanderschuhen. Es wurde an den Zehen immer schmerzhafter und ich war heilfroh als ich endlich unten war und mich der Schuhe entledigen konnte (Der Weg war so eine übliche geschotterte Wanderautobahn auf der man auch gut mit dem Auto fahren konnte, was einige Berechtigte auch bis etwa zur Hälfte der Wegstrecke taten wo dann eine Holzbrücke gebaut war, die man nur noch mit speziellen Fahrzeugen überwinden konnte; also ein für mich barfuss ungeeigneter Untergrund.
Auf Grund eines Wetterwechsels, der sich in wenigen Minuten vollzog, waren meine Kameraden wegen dichten Nebels (man sah selbst bei der nächsten Schutzhütte unterhalb der Berliner Hütte auf dem Weg nach unten keine 30 Meter mehr weit und es setzte dann auch noch heftiger Regen ein) gezwungen umzukehren.
Also fuhren wir am Samstag alle zusammen per Auto nach Luttach zum Kleinstahlhof wo die Übernachtungen gebucht waren.

Meine Füsse waren böse zugerichtet. Auf der Oberseite, glücklicherweise nicht auf der Trittfläche, meiner beiden kleinen Zehen hatten sich fette Blasen gebildet, die es völlig unmöglich machten die Wanderstiefel oder auch weiche Wanderlederhalbschuhe, die ich auch dabei hatte, anzuziehen. Es ging dann nur noch in den
Sandalen, die ich dabei hatte ,zu laufen, wenn ich die vorderen Riemen
ganz locker ließ. Und das waren keine Treckingsandalen sondern Sportsandalen von Puma, bei denen ich die nur leicht gerillte Sohle schon ziemlich abgelaufen hatte und die ich bevorzugt hatte, weil sie sehr leicht sind wenn sie im Rucksack verschwinden. So lief ich dann vom Kleinstahlhof zur Rotbachalm;
eine ganz kurze Tour ebenfalls über so eine Wanderautobahn; da war das kein Problem.

Am nächsten TAg, war dann Tour auf die 1740 Meter hohe Schöllbergalm geplant. Zunächst ging es wieder über die Wanderautobahn; die anderen drei mit Bergstiefeln; ich in Sandalen. Dann meinte derjenige, der sich da unten auskennt, man könnte mal einen anderen Weg nehmen, der schöner sei. Und wir folgten. Der Untergrund war jetzt auch ein geschotterter Weg, der aber weitestgehend schon mit Gras zugewachsen war; hier merkte ich schon, dass es manchmal ganz schön unangenehm war mit einer Kniebundhose ohne Socken und barfuss in Sandalen zu laufen, weil da eben auch viel Gestrüpp stand und immer wieder über die Beine streifte und teilweise auch Kratzer verursachte.
Dann war der Weg versperrt und wir mussten am Rand über die Steine eines Baches der von oben herab kam und teilweise ein kleiner Wasserfall war. Hier spülte dann Wasser in meine Sandalen und ich hatte keinerlei Halt mehr. Und wir mussten umkehren, denn der Weg ging nicht mehr weiter.
Also zog ich die Sandalen aus und kletterte dann barfuss wieder zurück über die Steine am Bachufer. Auf dem überwachsenen Weg ging es dann ganz gut barfuss weiter, bis auf eine Stelle, wo ein kleines Stück betoniert war und auf dem unzählige Steinchen lagen, aber auch die konnte ich barfuss überqueren.
Nun ging rechts ein schmaler Trampelpfad durch den Wald relativ steil bergauf. Und das wäre mit Sandalen unmöglich gewesen zu laufen.
So war es dann barfuss relativ angenehm. Es lagen verdorrte Nadeln, ein paar Ästchen und ab und zu ein paar Mockele herum. Die Strecke war dann relativ abwechslungsreich; mal ging es über Gras, mal über einen Fahrweg, der aber naturbelassen war, dann über Gestein, dann glänzte der Gesteinsboden silbern und als ich die Stelle passiert hatte, merkte ich, dass auch auf meinen Füssen eine ganze Reihe von kleinen Punkten silbern in der Sonne glänzten. Dann warnte mich einer meiner Kameraden vor Dornen. Da hatte sich so ein Dornbusch so ausgebreitet, dass er auch den Weg blockierte. Und obwohl ich fast kroch, verfingen sich die Dornen in meinem Rucksack und es war nicht einfach den Rucksack von den Dornen wieder loszubekommen. Auf dem Boden lag glücklicherweise nur ein dorniger Ast, über den ich steigen konnte.
Irgendwann fand ich einen schönen Stock, den ich als Wanderstab benutzte und auch dringend brauchte. Irgendwann kamen wir dann auf den ursprünglichen Weg zurück, den ich eigentlich von der Rotbachalm an schon immer mal barfuss probieren wollte; allerdings mit der Option geeignete Schuhe anziehen zu können.
Ich musste mehrmals warten, um entgegenkommende Wanderer passieren zu lassen. Es wurde freundlich gegrüsst aber niemand machte irgendwelche Bermerkungen darüber,dass ich barfuss war; entweder es ist niemandem aufgefallen oder es dort normal; ich bin die Strecke allerdings mit Schuhen schon mehrmals gelaufen und nie einem Barfüssigen begegnet.

Auf dem letzten Stück hatte ich dann gewaltige Konditionsprobleme und mein rechtes Bein schmerzte von der Wade bis zur Innenseite des Oberschenkels. Ich hatte das Gefühl, das die Belastung barfuss vor allem der Waden und der Achillessehnen wesentlich größer war als mit Wanderstiefeln. Meine drei Freunde waren schon längst am Ziel.
Wahrscheinlich wegen meiner Erschöpfung war ich mal einen Moment unaufmerksam und stieß mit den drei mittleren Zehen des rechten Fusses recht heftig gegen die Kante eines Steines auf den ich eigentlich treten wollte, das war ziemlich schmerzhaft und eine Zehe begann zu bluten und da dachte ich, dass Schuhe schon von Vorteil wären.
Kurz vor dem Ziel musste ich dann ein Stück auf der Wanderautobahn laufen da der schmale Fussweg hier diesem Fahrweg geopfert wurde, damit man bequem die Schöllbergalm auch per Auto erreichen kann. Vor zwei Jahren endete der Weg hier; jetzt hat man ihn noch bis zur nächsten Hütte, der Daimeralm verlängert. Dort zu laufen war unangenehm, aber ich wollte jetzt keine Schuhe mehr anziehen und so nach 100 Metern ging dann der alte Fussweg weiter; es ging dann noch über eine Holzbrücke, die aus ungeschälten Baumstämmen gebaut ist und dann war ich endlich am Ziel.

Nach sehr langem Aufenthalt, der dadurch bedingt war, dass zwei meiner Freunde dabei halfen, Gras in die Hütte zu schaffen, das mit einem Seilzug von höher gelegenen Wiesen herunterbefördert wurde, ging es wieder zurück. Und auf dem Rückweg benutzten wir den Fahrweg und damit ich mit dem TEmpo meiner Freunde halbwegs mithalten konne, benutzte ich dann wieder die Sandalen. Erstaunlicherweise ging das sehr gut. Ich konnte gut mithalten und obwohl ich barfuss in den Sandalen bergab lief hatte ich danach im Gegensatz zu den Wanderstiefeln keinerlei weitere Blessuren an den Füssen.
Außerdem wurden meine Füsse beim Abstieg so richtig heiß, als ob sie in dicken Socken in warmen Schuhen stecken würden. Wir sassen oben vor der Hütte im Freien und meine nackten Füsse waren doch etwas kalt geworden denn die Sonne war verschwunden und es wurde kälter und Wind begann zu blasen und als wir aufbrachen begann es zu regnen.

Auf den Aufstieg am Montag früh vor Sonnenaufgang auf den etwa 2000 Meter hohen Hausberg, den Wolfskogel musste ich aber dann verzichten.
In der Dunkelheit am frühen Morgen war mir das ohne geeignetes Schuhwerk zu gefährlich; außerdem schmerzte mein rechtes Bein immer noch und meine Freunde waren in 90 Minuten oben und pünktlich um 8,00 h zum Frühstück zurück; ich hätte auch mit Schuhen sehr viel länger gebraucht.

Lothar

Alpenrose

malo @, Stammposter, Wednesday, 28.07.2004, 20:31 (vor 7368 Tagen) @ Lothar

Hallo Lothar,

in diesem Gebiet war ich vor gut 20 Jahren! zum letzten mal Urlaub machen. Vater suchte oben am Schwarzenstein-Kees, Schwarzenstein-See nach allerlei Mineralien. Quartier hatten wir aber in der "Alpenrose", knapp unterhalb der Berliner Hütte des DAV. Obwohl Alpenvereinsmitglieder, nächtigten wir nicht in diesem BAHNHOF. Den Wirt kannst Du gut ärgern, indem Du Dich in die Eingangshalle! stellst und pfeifst und dazu rufst "Abfahren bitte!". Und das auf über 2000 Meter Höhe in einer "Hütte". Als ich ca. 1988 das letzte mal im sogenannten Zemmgrund war, ausgehend vom "Breitlahner", war der Weg nur bis zu einer Unterwegshütte (Name entfallen) fahrbar. Dort begann dann für die Wirte von Alpenrose und Berliner Hütte der Weitertransport der Waren mit Maultier und Pferd. Ca. 1989 muß dann der Wirt der Alpenrose mit dem Sprengen des Felses für seinen Straße begonnen haben. Der Wirt der Berliner Hütte machte dann zu sich weiter. Das Recht zu Sprengen haben glaub ich in Österreich alle Wirte auf solchen Hütten. Damals jedenfalls war der Weg ab der Unterwegshütte zwar eher naturbelassen, aber dennoch größtenteils barfußuntauglich. Damals dachte ich auch nie im Leben daran, mal ein Barfüßer zu werden.
Das Zillertal kennen die meisten nur von unten, wo sich all die Touris herum quälen, wo der Verkehr bebt. Aber da oben im Zemmgrund, Floite, Gungl,... und wie all die kleinen Seitentäler heißen, da war mal einst mit meinen damaligen 15-20 Jahren meine Urlaubsregion! Ruhe und Natur vom feinsten. Und solch Wetter mit 10 Meter Sichtweite erlebte ich auch. Meist gab es noch Schnee, dann hieß es absteigen und heim fahren. Begangen wurden von mir noch die Diopsidrinne oberhalb der Berliner Hütte, Grasige Wand, Schwarzenstein-Joch (zu Italien). Und das mit steigeisenfesten "Kastinger"-Wanderstiefeln. Später war ich noch einmal mit Vater auf der Dominikushütte am Stausee. Da kann man mit dem Postbus hin fahren. Gern würde ich wieder mal da runter. Doch ist es mir zu teuer. Seit 14 Jahren heißt es bei mir: Ungarn, Tschechien, Slowakei, Polen, Baltikum. Das ist noch erschwinglich.

Gruß,
Markus

Alpenrose

Lothar, Stammposter, Wednesday, 28.07.2004, 21:34 (vor 7368 Tagen) @ malo

Zumindest die Übernachtungspreise im Breitlahner fand ich nicht zu teuer für die exponierte Lage die die da haben. Habe für ein Einzelzimmer 19,00 Euro inkl. Frühstück bezahlt; das Matratzenlager kostete 7,00 Euro pro Person + 7,00 Euro für Frühstück + 1,00 Euro für Dusche. Wenn man dazu noch bedenkt, dass das Ferienhochsaison ist und dann noch das 125jährige Jubiläum der Berliner Hütte an dem Wochenende war, wodurch auch ringsum ziemlich alles ausgebucht war, kann man da eigentlich nicht meckern.

Lothar

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