"Nagel-Asphalt" und herzige Hunde (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Wednesday, 28.07.2004, 10:51 (vor 7368 Tagen)

Als ich gestern nach der Arbeit noch barfuß mit dem Fahrrad unterwegs war, war ich nicht der einzige barfüßige Radfahrer. Während ich in Nebikon Himbeeren "für den sofortigen Gebrauch" erntete (war etwas mühsam, da auch Brennnessel dort wuchsen), fuhren drei Knaben, wie sie unterschiedlicher gar nicht sein konnten, auf Rädern vorbei, sie kamen aus der nahen Badeanstalt, der erste mit Wollpullover, langen Hosen und Flipflops, der zweite mit nacktem Oberkörper, kurzen Hosen, Turnschuhen und Socken, der dritte Sportkleidung und barfuß.

Gegen 20.30 Uhr wollte ich noch einen barfüßigen Spaziergang unternehmen, wobei ich diesmal Wege benutze, die ich bisher nicht kannte. Anfangs ging es gut auf "normalem" Asphalt. Dann folgte aber ein Feldweg, der mit einem extrem rauhen Asphalt belegt war. Vermutlich soll dieser "Nagel-Asphalt" bewirken, daß im Winter landwirtschaftliche Fahrzeuge nicht ins Schleudern geraten. Auf einem Teilstück konnte ich auf eine gemähte Wiese ausweichen, aber zu einem Ausweichen auf ein Stoppelfeld konnte ich mich nicht entschließen. Auch sah ich davon ab, die parallel zum Feldweg verlaufende Autobahn zu bebarfüßern. Endlich war der Weg vorbei, es ging auf einer Straße weiter. 2 Frauen mit Hunden nahmen von meiner Barfüßigkeit keine Notiz (die Hunde vielleicht).

Relativ nahe bei meiner Wohnung befinden sich Sportanlagen mit einem riesigen Parkplatz. Dort hat sich seit ca. 2 Monaten "Fahrendes Volk" (wahrscheinlich mit Genehmigung der Stadt) niedergelassen. Selbstverständlich machen sie auf dem Parkplatz kein Lagerfeuer mehr, es gibt ja Elektrogrills. Und auch die Planwagen haben längst modernen Wohnwagen und Wohnmobilen Platz gemacht. Dem Autokennzeichen nach kommen sie aus den Kantonen der Westschweiz, aber ihre Sprache ist nicht französisch. Früher hätte man solche Leute als "Zigeuner" bezeichnet, aber dieser Ausdruck ist ja diskriminierend. Früher lief das fahrende Volk ja häufig barfuß, speziell die Kinder, und zwar aus Armut. Heute kann angesichts der dicken Autos von Armut nicht mehr die Rede sein. Und ich kann mir nicht vorstellen, daß wegen der Autos für Schuhe kein Geld mehr da ist. Aber offensichtlich legen fahrende auf teures Schuhwerk keinen Wert, die billigsten Schlarpen tun es auch. Also reine Zweckgegenstände! Als ich gestern an diesem Parkplatz vorbeikam (es war schon dunkel und auf 16°C abgekühlt), führten gerade zwei erwachsene Frauen, ein Knabe und ein Mädchen einen kleinen Hund aus. Ein Schweizer hätte unter diesen Bedingungen sicher eine Jacke und langen Hosen angezogen, diese Leute aber waren sommerlich gekleidet, und zwar in Kleidung, wie sie zu meiner Jugend normal war, nur halt Flipflops statt normaler Schuhe. Die Leute störten sich auch nicht an meiner Barfüßigkeit, lediglich der Hund folgte mir, und schnüffelte an meinen Füßen. Richtig verspielt war er. Auf Rufen kehrte der Hund nicht um. Aber dem Mädchen gelang es, mit einem Flipflop das Hündchen von mir wegzulocken. Sofort schnappte der Hund nach dem Schuh und kaute darauf rum. Der Hund wollte "seinen" Schuh nicht mehr herausrücken. Da blieb dem Mädchen nichts anderes übrig als den anderen übrigens auch schon stark zerkauten Schuh auszuziehen und barfuß weiterzugehen. Auch wenn ich kein spezieller Hundefreund bin (Katzen mag ich lieber) bin, so fand ich diesen jungen Hund doch ausgesprochen sympathisch.

Mit freundlichen Grüßen

Michael aus Zofingen


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