Barfuß im Regen (Hobby? Barfuß! 2)

Andi35 @, Stammposter, Monday, 26.07.2004, 21:09 (vor 7370 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Das war auch ein Schlager, mit dem der Sänger Michael Holm in den frühen Siebzigerjahren die Hitparaden erstürmte. Am letzten Samstagvormittag hat es geregnet, ziemlich heftig sogar, aber gegen Mittag hörte es auf. Trotz des Regens war die Temperatur relativ hoch geblieben, über 20°C. Nur mit dem nötigsten bekleidet (und Schuhe waren nicht nötig) radelte ich Richtung Winznau an der Aare. Als ich das Haus verließ, war ich nicht einmal der einzige Barfüßer. Es waren aber auch keine regulären Hausbewohner, sondern "nur" Besucher, ein Vater, sein Sohn und seine Tochter. Sie verließen gerade die Wohnung ihrer Gastgeberin, um zur Badeanstalt zu gehen, nur die Tochter trug Schuhe. Der Vater lief aber nur bis zum Auto barfuß, dort holte er sich Sandalen aus dem Kofferraum. Der Sohn benötigte dergleichen nicht. Der Platz, wo ich mein Fahrrad abstellte, wäre ideal gewesen, um dort unter Bäumen über matschige Trampelpfade zu wandern. Weniger ideal war allerdings die Tatsche, daß sich dort unzählige Mücken tummelten. Also hielt ich mich auf der Sandinsel auf, wo mich statt der Mücken nur ab und zu mal eine Brähme belästigte. Später kam auch noch ein portugiesisches Ehepaar in die Nähe, sie wollten dort grillen. Während er die ganze Zeit über Sandalen trug, entledigte sie sich als alleeerstes ihrer Schuhe, obwohl sie noch mehrere Male zum Auto zurückging, um Sachen zu holen. Während der Mann Holz fürs Feuer suchte (der ärmste wird wohl unter den Mücken gelitten haben), legte sie schon Papier und Pappe auf der Feuerstelle aus, was natürlich wesentlich schneller ging. Mit sportlichen Übungen versuchte sie die Wartezeit zu überbrücken, wobei sie über Holzstücke balancierte. Ein verkohltes Stück Holz, was beim Grillen vom Vorgänger (natürlich wurde nicht der Vorgänger gegrillt, so weit sind wir in der Schweiz doch noch nicht) übrig geblieben war, schien ihr besonders geeignet zu sein. Daß ihre Füße dabei kohlrabenschwarz wurde, störte sie nicht im geringsten (und ihren Mann auch nicht).
Es kam, wie es kommen mußte: Plötzlich schüttete es wie aus Kübeln, so daß ich die Insel verließ und unter den Bäumen Schutz fand, die Portugiesen flüchteten ins Auto. Unter den Bäumen spürte ich den Regen weniger. Die Mücken flogen auch nicht mehr, sie hielten sich sicher unter den Blättern auf, um nicht von Regentropfen erschlagen zu werden, oder wurden sie bereits erschlagen? Der Regen war jedoch recht kalt, also brauchte ich Bewegung. Zufällig trat ich auf einen im Weg liegenden Baumstamm. Er war bereits derart vermodert, daß er unter meinen Füßen nachgab. es war ein angenehmes Gefühl, sich mit den Zehen in den Stamm zu bohren, Einzelteile herauszubrechen und dann zu einem Holzmehlteppich zu zerstampfen. Wenn alles so einfach wäre, dann wären Hände überflüssig! Dabei fiel mir auch das Lied vom "anderen Michael" ein, nur hätten man statt "und wir tanzen und tanzen und tanzen" singen müssen: "und wir stampfen und stampfen und stampfen". Als der Regen aufhörte, ging ich nicht direkt zur Insel zurück, sondern ich machte einen Umweg über einen frische aufgepflügten Acker, auf dem die Furchen matschig waren, oder gar vollgelaufen waren. Wer da nicht barfuß läuft, hat selber Schuld! Auf Wegen bevorzugte ich die Pfützen. Ca. 2 Stunden verweilte ich noch auf der Insel, dann erwischte mich abermals eine Gewitterklatsch, so daß ich unter die Bäume flüchtete. Als es wieder trocken war, ging ich zurück zum Fahrrad. Obwohl das Radeln auf dem Feldweg nicht verboten war und auch der Zustand dieses zuließe, zog ich es vor, durch die mit angenehm warmen Wasser gefüllte Rinne zwischen Wiesenrand und Weg zu waten. Erst als ich wieder auf der Straße war, schwang ich mich auf Fahrrad. Diese war voller Pfützen und glücklicherweise kaum befahren. So konnte ich mir es erlauben, die Straßenverkehrsordnung, speziell das Rechtsfahrgebot zumindest für mich außer Kraft zu setzen und jede Pfütze anzusteuern, egal ob sie recht, links oder in der Mitte war. In verhielt mich mit den Pfützen wie Helmut Kohl mit den Fettnäpfchen: Ja nichts auslassen! Erst in der Stadt Olten sah ich mich genötigt, meine Fahrweise den Gesetzen anzupassen. Einmal war dort mehr Verkehr, zum anderen war dort das Pfützenwasser bereits abgelaufen oder verdunstet.
Barfüßer sah ich übrigens nirgendwo in der Stadt, obwohl die Zeit nach einem Gewitter einen doch gerade dazu nötigt. Einen Tag später, als es nicht regnete, hatte ich etwas mehr "Glück". Nachdem ich von einer barfüßigen Velotour zum Hallwiler See zurückkam, sah ich außer den Badegästen und einigen Barfüßern in Gärten immerhin eine ca. 25-jährige schuhlose Radfahrerin in den Ausläufern der Stadt Lenzburg. Sie trug lange Jeans und ein Top mit nicht übermäßig hohem Bedeckungsgrad schien und schien etwas irritiert zu sein, daß sie nicht die einzige war, den "Mut" besaß, sich barfuß aufs Rad zu schwingen. Oder ärgerte sie sich, daß in Sachen "ordentlicher" Kleidung eine Frau wenig zugeknöpft am Arbeitsplatz, im Theater usw. erscheinen darf, in Sachen "gesetzlich gerade eben nicht verbotener Minimalkleidung" der Mann doch mit weniger auskommt. Dabei hob sie ihr Top an, um zu zeigen, daß sie wenigstens keinen BH drunter hatte. Wer wird denn gleich so reagieren. Nicht mit mir! In Kölliken kam mir noch eine noch jüngere Frau entgegen, sie führte gerade ihren Hund spazieren. Auch diese Frau trug keine Schuhe, ansonsten "schlichte sommerliche Wanderkleidung". Sie lächelte nur, als sie mich sah. Gefällt mir schon besser.
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen

Hallo Michael!
Ja, dieses Mädchen hatte es wohl wirklich nötig, wenn sie auf diese Art mit ihren "Reizen spielte"! Die Zweite reagierte da besser!
Ich finde es bloß schade, dass ich so etwas bei uns noch nicht erlebt habe, dass gleich zwei Barfüßerinnen hintereinander kamen und das eben nicht an einem Badesee, sondern, wo es nicht jeder tut!
Es grüßt Dich Andi!


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