Barfuß im Sommerregen von Andi (Hobby? Barfuß! 2)

Franz (S) @, Stammposter, Sunday, 25.07.2004, 16:37 (vor 7371 Tagen)

Hi Markus!

Wieviele kleine Unternehmen wurden von den großen Konzernen verschluckt! Als gutes Beispiel gilt der Einzelhandel. Früher gab es die sogenannten "Tante Emma - Läden", wo man sich als Kunde fast wie daheim fühlen konnte.
Dann kamen die Supermärkte auf. Durch deren Billigprodukte mußten die meisten kleinen Händler aufgeben, da sie mit den "Großen" nicht mithalten konnten.

An die klassischen "Tante Emma- Läden" kann ich mich aus meiner frühen Kindheit nur noch ganz dunkel erinnern; auch damals gab es schon etliche Supermärkte. Durch die Supermärkte (in denen es ja wirklich so ziemlich alle Lebensmittel sowie andere nützliche Dinge des täglichen Bedarfs gibt) spart man sich aber viel Lauferei, zumal es kein Problem ist, barfuß darin einzukaufen. Aber auch die "Tante Emma- Läden" sind wieder da, freilich allermeist in Form türkischer Gemüseläden. Auch dort war ich schon problemlos barfuß (nur die Verständigung ist oft problematisch wegen mangelnder Deutschkenntnisse des Verkaufspersonals sowie mangelnder Türkischkenntnisse meinerseits).

Ich war auch noch ein ganz kleines Kind, als es diese "Tante Emma" - Läden gab. Allerdings gab es bis zu meiner frühesten Jugend drei derartige Läden gleich bei mir um die Ecke. Der Grund war wohl der, daß es in "meiner" Gegend nirgends ein Supermarkt gab und gegenwärtig auch nicht gibt. Einen Tengelmann gab es am Falbenhennenplatz, welchen man erreichen konnte, wenn man die ganze Etzelstraße und dann rechts das Stückchen "Neue Weinsteige" herunterging.
Dies war allerdings wesentlich weiter als die drei kleinen Läden, wo es alles viel persönlicher zuging. Leider mußten diese Läden auch bald schließen, weil sie die Konkurrenz der großen Einkaufsketten spürten und deren negativen Einfluß nicht mehr lange standhalten konnten. Schade.

Vor Reaktionen, mit denen ich vielleicht nicht zurechtkommen könnte, hatte ich nur bei meinen allerersten barfüßigen Gehversuchen Angst; deshalb verabredete ich mich dazu mit anderen Barfüßern aus dem Forum, bis ich dann im Dezember 2000 genügend Selbstvertrauen hatte, um auch alleine loszugehen. Meine Berichte aus jener Zeit stehen im "Best of" in der Rubrik "Barfuß durch die Jahreszeiten".

Muß ich mal ansehen, sobald ich einmal die nötige Zeit dazu aufbringen kann.
Mein allerallererster längerer Barfußspaziergang war vor mittlerweile gut zwölf Jahren, als ich einmal die Lust verspürte, barfuß zu gehen, wobei dies zunächst eine Ausnahme sein sollte. Ich weiß nicht, ob ich davon schon erzählt habe.

Nein, das hattest Du mir noch nicht erzählt.

Es war in Wernau. Ich hatte damals einen VW Passat, welcher in einer Werkstatt in Wendlingen wegen einer Reparatur war. Ich rief dann die Werkstatt an und fragte, ob das Auto fertig war. Man bejahte das und ich machte mich auf dem Weg. Ich ließ sogar die Schuhe daheim. Ich lief über die Feldwege nach Wendlingen. Es war eine recht lange Strecke.

Find' ich gut, daß Du den ganzen Weg barfuß gelaufen bist. Was hat Dich denn damals dazu gebracht, die Strekke nach Wendlingen barfuß zu laufen, obwohl Du ja damals üblicherweise mit Schuhen unterwegs warst? Und bist Du damals schon barfuß Auto gefahren?

Ich denke, das war einfach Neugierde. Einerseits favorisierte ich das Schuhetragen bis hin zu den Tretern mit den megahohen Plateausohlen (ich habe sie Dir ja gezeigt), andererseits schlummerte wohl schon ein potentieller Barfüßer in mir, wobei ich es mir niemals erträumen ließ, daß ich mich zum gestanden Dauerbarfüßer mausern würde. Da meine zierlichen Fußis durch das permanente Schuhetragen noch zu verweichlicht waren, bekam ich das durch diese extremen Blasenbildungen an den Fußballen zu spüren. Der Weg war zwar schön zum Gehen, aber es war für einen Anfänger einfach zu viel. Wenn Du möchtest,könne wir diesen Weg einmal zusammen gehen.

Das barfüßige Autofahren praktizierte ich auch schon, wenngleich es für mich noch nicht grundsätzlich war. Sogar auf dem Motorrad bin ich ab und zu barfuß gefahren, obgleich das allerdings recht gefährlich war. Auch in meinem Motorradurlaub mit meinem Kumpel in der Normandie sind die Schuhe im Bereich des sogenannten "Pariser Beckens" in den Wohnwagen der Eltern meines Kumpels gelandet. Dazu trug ich (damals noch) meine weiße kurze Adidas - Shorts und ein T-Shirt, wobei ich aber niemals auf den Nierengurt verzichtete. Es war ein Traum!
Trotz 100 bis 120 km/h meinte man, daß uns ein riesengroßer Föhn warme Luft entgegenblies.

Ich sollte bald merken, daß ich meinen durch meine Treter verweichlichte Füße zuviel auf einmal zumutete. Als ich dann auf brennenden Sohlen (im wahrsten Sinne des Wortes) in der Autowerkstatt ankam, konnte ich schier nicht mehr laufen. Ich hatte mir im Bereich beider (!) Fußballen fette Blasen geholt. Ich hatte Probleme, barfuß und auch in Schuhen zu gehen. Ich schmierte mir daheim eine Brandsalbe auf die Blasen und wickelte die Füße ein. Außerdem legte ich mir Eisbeutel an die Sohlen, welche ich mit Verbandszeug fixierte. Wenn ich weggehen mußte, schlüpfte ich in ein paar Espadrillos. Es war die Hölle! Danach hatte ich lange die Schnauze bzgl. Barfuß voll.

Ja, das kann ich mir gut vorstellen, daß Du erstmal die Schnauze voll hattest. Ich kann mich erinnern, daß ich in meiner Gießener Zeit (welche sechs Jahre dauerte und mittlerweile zwölf bis achtzehn Jahre zurückliegt) im Sommer gelegentlich barfuß ging, allerdings auch mit meinen damals ziemlich verweichlichten Füßen nicht allzu weit kam. Blasen hatte ich mir zwar nicht gelaufen, aber ich kann mich erinnern, daß meine Fußsohlen nmach solchen Touren ebenfalls brannten und ich mich danach regelmäßig völlig schlapp und total k.o. fühlte. Erst am nächsten Tag ging's dann wieder (freilich nicht barfuß). Daß das Barfußlaufen einmal zum Normalzustand für mich werden und ich sogar viel längere Strekken problemlos barfuß bewältigen würde, hätte ich mir damals nicht träumen lassen.

Ebend! So war es auch bei mir. Ich meine, daß ich meinen sogenannten "Kick" durch meine Zeitungstouren bekommen hatte. Wer weiß, wie es sich ergeben hätte, wenn sich mein Espadrillo nicht aufgelöst hätte...

Als ich schließlich wieder damit anfing, ließ ich es etwas gemächlicher angehen. Den richtigen "Kick" bekam ich eines Nachts beim Zeitungen austragen, als ich Espadrillos anhatte, wobei sich einer davon in seine Bestandteile auflöste und mich somit zum Barfußlaufen zwang. Somit war der erste Schritt "auf freiem Fuße" vollzogen. Leider kannte ich damals noch kein derartiges Forum, zumal ich auch noch keinen Internetanschluß besaß. Der Zufall führte mich dann später zu diesem Forum.

Ich hatte meinen Internetanschluß im September 2000 bekommen und wollte eines Tages wissen, ob es vielleicht Leute gäbe, die ganzjährig barfuß laufen, denn ich hätte gerne so jemanden mal persönlich kennengelernt. Als ich dann Anfang Oktober 2000 das Wort "barfuß" in die Suchmaschine tippte, stieß ich auf dieses Forum, und seitdem laufe ich regelmäßig barfuß, habe meine Freiräume mehr und mehr ausgeweitet, Gleichgesinnte, die es in meiner Umgebung nicht gab, kennengelernt und schließlich sogar noch den besten Freund, den man sich vorstellen kann, gefunden.

Durch das Forum habe ich mein barfüßiges Dasein in der Form intensiviert, indem ich mich heute als Dauerbarfüßer bezeichnen kann. Die ganzen "Nebeneffekte" - wenn ich das so nennen darf - waren in der Regel alle positiv (abgesehen von einigen recht hitzigen Debatten *g*), und das Beste ist durch das Forum entstanden: eine wunderbare und unvergleichbare Freundschaft, welche ich mir niemals erträumen ließ.

Die nächsten Versuche in der Stadt waren mit meinen Einkäufen oder sonstigen Besorgungen verknüpft. Zunächst ging ich mit Schuhen aus dem Haus. Im Laden (oder wo auch immer) zog ich mir dann in einem unbeobachteten Moment die Schuhe aus und steckte diese in eine extra mitgebrachte Stofftasche. Nach und nach ließ ich die Schuhe dann ganz weg.

Diese Übergangsphase gab es bei mir nicht, da ich Schuhe nur an den Füßen oder überhaupt nicht trage. Die einzige Ausnahme, die ich insoweit mache, ist die, daß ich meistens (aber auch nicht immer) Sandalen im Auto habe. Mit diesen laufe ich meist beschuht hin und streife sie im Auto ab, bevor ich losfahre. Danach lasse ich sie im Auto und ziehe sie erst wieder an, wenn ich wieder zu Hause bin.

Hier warst Du zweifellos konsequenter als ich. Ich schaute leider immer auf die Leute und das war mein Fehler. Heute denke ich, daß man barfuß auch nicht komischer aussieht als in Schuhen.

das ist wahr. Ich hatte am Anfang auch noch Hemmungen, wenn ich alleine war, zumal es damals schon Spätherbst war. Um nicht angestarrt oder gar angesprochen zu werden, hielt ich die Augen zumeist geradeaus, um die Blikke nicht auf meine Füße zu lenken, und setzte oft auch eine grimmig- entschlossene Miene ("Komm mir ja nicht zu nahe und quatsch mich bloß nicht an") auf. Inzwischen habe ich es jedoch längst nicht mehr nötig, mich durch einen grimmig- entschlossenen Gesichtsausdruck zu schützen.

So ähnlich praktizierte ich als Barfußanfänger auch. Immer wieder dachte ich darüber nach, was denn die Leute sagen oder denken könnten, sobald sie mich barfuß sahen. Meinen anfänglich recht unsicherer Blick in richtung Leute versuchte ich zu kompensieren, indem ich z.B. ganz auffällig in meiner meistens mitgeführten Stofftasche herumkruschte, sobald mir Leute entgegenkamen, mit dem Gedanken, die Leute starrten nun auf meine Tasche. Später erwies sich das alles als purer Unsinn. Entweder achteten die Leute gar nicht auf mich oder sie schauten kurz auf die Füße - oft selbst recht unsicher, was sich wiederum für mich als erheiternd erwies. Ab und zu konnte man auch Kommentare hören wie "das ist gesund" oder so. Den Spruch, welchen ich zumeist zu hören bekam, war der standardisierte Spruch "tut es denn nicht weh?" oder noch besser: "ist es denn nicht zu kalt?", obwohl es gut 30°C (Plus *g*) hatte - habe ich erst neulich erlebt *g*. Ich meine, daß die Leute durch solche oberdoofen Sprüche mit einem ins Gespräch kommen wollen, was ihnen auch oft gelingt. Heute ist es mir total wurscht, was die Leute sagen und/oder denken, denn ich als selbständig denkendes Individuum brauche mich wohl nicht zu rechtfertigen, ob ich barfuß herumlaufe oder nicht. Ich denke, daß gerade das negative Denken für viele eine besonders hohe Hemmschwelle in puncto Barfüßigkeit darstellt. Wie ich auch schon oft sagte, merke oder denke ich heute gar nicht mehr, daß ich barfuß gehe, denn es ist für mich zum Bestandteil meines Lebens geworden.

Ich sagte mir später immer wieder, daß Barfußlaufen das Natürlichste auf der Welt ist, und ich habe auch noch nie gehört oder gesehen, daß ein neugeborener Mensch bereits mit Schuhen ausgestattet war. Allerdings könnte man meinen, daß es auch Menschen gibt, welche schon Schuhe anhatten - mit Socken natürlich (Homo sapiens deichmannis).

Ja, das könnte man wirklich meinen. Als ich mir gestern in der Stadt zwei Pfund Kirschen kaufte, fragte die Frau am Stand, ob ich gar keine Schuhe dabei hätte. "Ich gehe am liebsten barfuß; das ist mir am angenehmsten", gab ich zur Antwort. "Wirklich? Tut das denn nicht weh?" "Wenn es wehtäte, tät ich es nicht machen. Probieren Sie es doch einfach aus!" "Ach nein, was sollen denn die Leut' denken!"

Bitte! Da haben wir die üblichen Phrasen der Leute: "...was die Leute denken". Was interessieren mich die Leute!? Als selbständiger Mensch sollte man doch darüber erhaben sein, was andere denken oder auch nicht. Diese Phrasen "tut es nicht weh" sind meiner Meinung nur vorgeschobene Aspekte, welche erst aus der Unsicherheit und fehlendem Selbstbewußtsein entstehen. Sicherlich erkenne ich mich hier in manchen Punkten wieder, als ich selbst noch nicht ans barfußlaufen dachte, aber das ist Schnee von gestern. Ich meine, wenn man es nicht versucht, dann kann man auch keine Meinung darüber äußern. Wenn diese Leute erst einmal den Versuch - trotz der Meinung der "Anderen" - gewagt haben, glaube ich, daß es ein gewisser Prozentsatz - sicherlich ein verschwindend kleiner - verstärkt ausüben will, aber wenigstens dieser kleine Prozentsatz hat sich dann dazu überwunden. So etwas kann man dann als Erfolg bezeichnen.

Wer es partout nicht will, ist auch nie um eine Ausrede verlegen.

Das ist wirklich ärgerlich, wenn man Schuhe mitnimmt und hinterher feststellt, daß man sie gar nicht gebraucht hat. Zum Glück dürfte uns so etwas heute äußerst selten passieren.

So ist es. Heute gehe ich wirklich überall hin, ohne mir darüber Gedanken zu machen. Ich finde es lächerlich, wenn man seine Schuhe irgendwo mitschleift und schließlich doch nicht gebraucht. Am Anfang meines Barfüßerdaseins machte ich dies ab und zu, da ich noch recht unsicher war, heute jedoch denke ich gar nicht mehr darüber nach, wenn ich das Haus verlasse und barfuß bin oder nicht - im Gegenteil: es ist mittlerweile etwas ungewohntes für mich, wenn ich Schuhe an die Füße montiere.

So geht es mir auch. In München bin ich derzeit den ganzen Tag immer nur barfuß, und es ist so selbstverständlich für mich, daß ich es kaum noch merke!

Genauso ist es. Das kann ich nur bestätigen, weil es eben das "Normalste" auf der Welt geworden ist.

Speziell bei "kleinen" Berichten - zumeist von Barfußanfängern verfaßt - gibt es immer wieder Punkte, über welche man seine eigene Meinung und Erfahrung preisgibt und somit auch gerne mit Ratschlägen hilft. So soll es auch sein, denn wir sind als Barfüßer leider in der Minderheit, darum ist es sehr bedauerlich, wenn es unter uns ab und an zum Streit kommt.

Das ist wahr. Solche Berichte erinnern einen immer wieder an die eigenen Anfänge, und ich freue mich auch immer, wenn ich jemandem mit meinem Rat weiterhelfen kann. Außerdem denke ich, daß irgendwann vielleicht mal eine Gelegenheit kommen könnte, den Betreffenden persönlich kennenzulernen, woraus sich dann möglicherweise eine Freundschaft ergibt.

Genauso ist es. Es ist doch schön, wenn man jemanden helfen konnte (und kann) und sich daraus eine Freundschaft entwickelt. So soll es ja auch sein. Außerdem sehe ich das als eine Selbstbestätigung an, wenn man mit seiner Hilfe und Ratschlägen Erfolg hatte.

Genauso sehe ich das auch. Wenn ich bemerke, daß meine Ratschläge gefruchtet haben, ist das der schönste Dank. An dieser Stelle darf ich Dir auch sicher sagen, daß ich gerade von Dir stets wertvolle Anregungen bekommen habe.

Freut mich, daß ich etwas für Dich tun konnte. Im Gegenzug muß ich Dir mit absoluter Sicherheit sagen, daß Du mein Selbstbewußtsein derart aufgebaut hattest und heute noch für dessen Stabilität sorgst, so daß ich mich wirklich selbstbewußt und barfuß auf diesem Planeten bewegen kann, ohne auf irgendwelche dummen Kommentare wahrscheinlich neidvoller Leute zu hören oder mich dadurch sogar beeinflussen zu lassen. Auch neulich beim China - Imbiß, als ich mir dort etwas holte, kam es zu einer netten Unterhaltung zwischen der Inhaberin dieses Imbisses und Asia - Shops (nicht jener, welchen Du kennst). Sie sagte mir, sie fände es toll, daß ich immer barfuß gehe. Sie sagte auch immer, daß es ja sehr gesund sei, aber selbst möchte sie lieber doch nicht barfuß gehen. "Das muß doch weh tun!" lautete ihre Begründung contra Barfuß. Ich sagte, daß ich auch im Winter barfuß laufe, natürlich nicht, wenn es so kalt ist, daß man schier am Boden anfriert. Das konnte sie kaum glauben. Ich meinte dann, sie solle es doch auch probieren, jeden Tag ein bißchen und dies täglich ein wenig steigern. Allerdings habe ich Zweifel daran, daß sie es mir nachmacht. Schade darum.

Auf solche Reaktionen trifft man immer wieder. Die Gesprächspartner finden es angblich toll, möchten es selbst aber auf keinen fall machen, weil es ja angeblich weh tut, oder welche Ausreden ihnen auch immer einfallen. Es ist ja tatsächlich einfacher, die eigene Sehnsucht auf jemanden, der es tut, zu projizieren, als selbst einmal den gewohnten Horizont zu verlassen und sich damit erstmal auch ein Stückweit schutzlos zu geben. Eine Frau sagte mir einmal, barfuß fühle sie sich, als sei sie nackt unter lauter Bekleideten. Es ist schon sonderbar, was so alles in die Barfüßigkeit hineininterpretiert und hineinprojiziert wird. Daß die Hände und das Gesicht nackt sind, erregt die Gemüter doch auch nicht, und gerade das Gesicht und besonders die Augen sagen doch viel mehr über einen Menschen aus, als Füße das jemals könnten!

Das ist wirklich kurios. Daß sich jemand "nackt unter lauter Bekleideten" fühlt, habe ich selbst noch nicht erlebt, aber ich kann es mir durchaus vorstellen.
Erst neulich holte ich wieder etwas vom Chinesen und die Chefin kam wieder ins Gespräch mit mir. Ich schlug ihr sogar vor, daß wir zusammen ein bißchen barfuß durch die Stadt gehen könnten, aber sie lehnte es dankend ab, mit der Begründung, sie würde das niemals schaffen, da es ja bekanntlich sehr weh tut *ggg*.
Dabei spiegelt sich enorm viel Unsicherheit in deren Argumente wider, aber anstatt dagegen anzukämpfen unterliegt man lieber seiner Unsicherheit. Wirklich schade.

Am besten ist es, wenn Mißverständnisse beitzeiten ausgeräumt werden, was aber halt nur möglich ist, wenn die Bereitschaft dazu von beiden Seiten besteht.

Ja, das ist leider immer wieder ein besonderer Knackpunkt, weil jede Partei auf seine Meinung beharrt und seien diese Meinungen auch noch so beknackt. Als absolut beste Lösung käme in Frage, wenn beide Parteien den berühmten Schritt aufeinander zugehen, vergleichbar mit einer Waage, welche man in der waagrechten Stellung halten möchte. So etwas funktioniert aber nur, wenn beide Zugeständnisse einräumen und es wollen, daß wieder Frieden herrscht.

Eine echte Verständigung kann nur dann zustande kommen, wenn auf beiden Seiten der aufrichtige Wille dazu vorhanden ist. Leider ist es oft so, daß zumindest eine Seite unbedingt "siegen" will, was natürlich die Aussichten auf einen dauerhaften Frieden unmöglich macht und "im besten Falle" heimliche Animositäten hinterläßt. Leider kommt so etwas auch unter Barfußläufern vor, was daran liegt, daß eine gewisse Vorliebe für das Barfußlaufen wohl als gemeinsame Grundlage nicht ausreicht und sogar die Intensität des barfußlaufens verschieden ausgeprägt ist - so gibt es ja auch überzeugte Sommerbarfüßer, die im Winter auf keine Fall barfuß übern Weihnachtsmarkt oder durch den Schnee laufen täten.

Das sehe ich ebenso. Ich finde es nur schade, daß sie es nicht wenigstens einmal versuchen möchten, wobei sie doch zur Not ihre Treter mitnehmen können.

Das stimmt. Aber das Blödeste, das mir in diesem Zusamenhange jemals untergekommen ist, war jener Mensch, der die ganze Zeit beschuht auf dem Barfußtreffen, das im Mai in Hamm stattfand, herumgelaufen ist - am ersten Tag sokkenlos in Sandalen und am zweiten Tag fett beschuht mit Sokken.

Da war er wohl total fehl am Platze. Wenn er dann wenigstens Flip-Flops o.ä. auf die Füße gesteckt hätte, aber so war das schon recht albern.

Sie wissen wohl gar nicht, was sie in ihrem Leben verpassen. Ich hatte es mir vor ein paar Jahren auch nicht zugetraut, aber gerade durch Dich überwand ich meine Zweifel, so etwas durchstehen zu können. Der wunderschöne Barfußspaziergang im Schurwald mit Dir zusammen im Schnee war eine so wunderbare Erfahrung für mich.

Für mich war es das auch. Zwar laufe ich im Winter gerade in München ab und zu barfuß durch den schnee, aber einen richtigen Spaziergang, etwa durch den Englischen Garten, habe ich im Schnee noch nicht alleine unternommen. Meist habe ich einfach keine Lust. Gemeinsam ist das etwas anderes, besonders dann, wenn ich mit Dir zusammen bin.

Einen echten barfüßigen Schneespaziergang in München würde ich auch sehr gerne mit Dir unternehmen. Es gibt ja so viele Möglichkeiten in München. Mal sehen, wie der nächste Winter wird. Dann können wir ja so etwas machen. Das wäre bestimmt eine Bereicherung für mich.

Wie ich ja anfangs in diesem Forum schrieb, hatte ich bereits früher schon das Verlangen, barfuß durch den Schnee zu gehen, was ich einmal auch tat. Ich fuhr mit meinem Auto auf einen Parkplatz außerhalb vom Eßlinger Stadtkern. Dort fielen abends gute 20 cm Neuschnee. Ich parkte mein Auto, zog mir Schuhe und Socken aus (trug ich damals noch regelmäßig), öffnete die Tür und stellte mich auf die Schwelle. Ich zögerte erst noch etwas und dann sprang ich mit beiden Füßen zugleich in den Schnee. Es fühlte sich angenehm an, obwohl ich
natürlich alles andere als trainiert war. Dann schloß ich die Tür ab und ging ruhigen Schrittes gut zwei Kilometer spazieren. Es war herrlich, wenngleich die Zehen bei meiner Ankunft am Auto etwas kribbelten. Ich dachte nicht, daß ich so etwas fertig brächte und war auf meine Leistung richtig stolz. Ein paar Tage später wollte ich das Gleiche noch einmal versuchen. Mittlerweile handelte es sich bei dem Schnee um Altschnee, denn es ist seither kein Neuschnee mehr hinzugekommen. Der Ablauf mit Schuhe ausziehen usw. war der Gleiche wie das erste Mal. Als ich dann in den Schnee hineinsprang, merkte ich schon, daß es nicht das Gleiche war wie das erste Mal im Neuschnee. Ich wollte dann die gleiche Runde drehen wie das letzte Mal, mußte aber vorzeitig abbrechen, da mir der Schnee zu unangenehm war. Es lag nicht an seiner Beschaffenheit, aber ich hatte das Gefühl, daß dieser Schnee kälter war als der Neuschnee. Ich kann mir aber gut vorstellen, woran das lag.

Außerdem hat man nicht immer die gleiche Tagesform. Ich kann mir auch vorstellen, daß Du an dem Tage, als Du deinen ersten Barfußspaziergang im Neuschnee unternommen hattest, besonders "gut drauf" warst, während das beim zweiten Male vielleicht niicht der Fal war. Dann hattest Du auch noch gespürt, daß der Altschnee sich ganz anders anfühlt als Neuschnee => es war also nicht möglich, das erste Erlebnis zu wiederholen, was eine Enttäuschung war - und das subjektive Empfinden, daß der Altschnee kälter sei als der Neuschnee, ließ Dich den Spaziergang vorzeitig abbrechen.

Zu diesem Schluß bin ich auch gekommen. Ein Tag gleicht niemals dem anderen und so dürfte dies auch in puncto Empfindsamkeit zu sehen sein. Allerdings war ich schon mächtig stolz auf mich, daß ich eine im Prinzip recht lange Strecke so bravourös meisterte. Daß ich dieses Erlebnis nicht wiederholen konnte, war in der Tat eine Enttäuschung für mich.

Schade ist es vor allem, wenn es wirklich Banalitäten sind, welche dann so richtig schön aufgebauscht werden - vgl. den Spruch mit der Mücke, die man zum Elefanten macht. Die andere Variante hierzu sind Mißverständnisse, weil man irgendwelche Beiträge "überfliegt" und sie dadurch letztendlich falsch versteht, dies aber partout nicht zugeben will.

Diese letzte Variante ist besonders ärgerlich. Ich kann mich an eine meiner Lehrerinnen erinnern, die immer zu sagen pflegte: "Wer lesen kann, ist klar im Vorteil." Wieviel Unheil könnte vermieden werden, wenn die Menschen sich die Mühe machten, die Texte genau durchzulesen und sich die Antwort reiflich zu überlegen - wenn ich einen Text nicht sofort, sondern erst nach einigen Tagen beantworte, dann hat das nicht selten seinen Grund darin, daß ich mir die Antwort sorgfältig überlegt habe. Des weiteren könnte mancher Streit vermieden werden, wenn die Beteiligten ihre Standpunkte in sachlich begründeter und höflicher Form darlegten, statt sich persönlich zu beharken. Mit Formulierungen wie "Du Depp" bringt man den anderen erst recht auf die Palme. Leider passiert sowas immer wieder.

Das finde ich auch und was besonders bedauerlich ist: diese Leute wollen sich nicht belehren lassen und reagieren meistens recht überhitzt und aggressiv. Dies hatte ich damals leider mit meiner SAT1 - Geschichte erfahren müssen, und ich kann es heute immer noch nicht verstehen, wie so mancher Forumschreiber hier so befremdend reagiert hatte.
Seitdem habe ich keine Lust mehr, irgendetwas in puncto Barfußreportage in den Medien o.ä. zu berichten, wenn man dies nicht verstehen kann oder will und dann keine Einsicht zeigen will, wenn man sie auf ihren Irrtum hinweist. Das finde ich wirklich sehr bedauerlich, aber notorische Rechthaber wird es leider immer wieder geben. Anstatt daß wir alle zusammen als Minderheit dafür Sorge tragen, daß das Barfußgehen publik gemacht wird, wurde damals lieber gestritten. Dabei beziehe ich mich auf den Beitrag bzgl. Barfußparade. Konstruktives kam hierbei nicht zustande, dafür wurde lieber gestritten. Was für eine durchdringende Logik.

Ich kann mich auch noch gut an jene unerfreulichen Begebenheiten erinnern und ich weiß noch, welche sonderbaren Reaktionen auf den SAT1- Beitrag erfolgt waren. Am Ende war zwar doch noch ein sehr ansehnlicher thread entstanden, aber leider nicht so, wie wir das beabsichtigt hatten. Ich kann daher verstehen, daß Du seitdem keine Lust mehr hast, irgendetwas in puncto Barfußreportage in den Medien zu schreiben, obwohl ich das sehr bedauerlich finde, denn ich finde es schon interessant, was es dazu zu sagen gibt, wenngleich ich auch nicht auf jeden diesbezüglichen Beitrag reagiere.

Das ist gewiß wahr. Der Thread war wirklich sehr beachtlich. Komisch eigentlich, daß bei wirklich schönen Berichten (nicht nur bei meinen) wesentlich weniger Reaktionen kommen.
Was mein "SAT1 - Beitrag angeht, verstehe ich bis heute nicht, daß man diesen Beitrag derart falsch verstehen kann, dann aber beharrlich auf seine Meinung pocht. Daß ich dann recht sauer reagierte, war wohl eine logische Folge. Du hattest mir ja den Rücken gestärkt und dafür bin ich Dir sehr dankbar.

Beim Thema Barfußparade war ich derjenige, der die seltsamen Reaktionen abkriegte. Ich mache mir aber nichts daraus, denn es war ja nur so eine Idee von mir, und ob etwas daraus wird, hängt schließlich nicht nur von einem ab, sondern von der Reaktion der Allgemeinheit, und wenn nichts draus wird, dann ist das zwar bedauerlich, aber ich habe es nicht zu verantworten. Außerdem habe ich weder die Zeit noch das Geld noch die Lust, irgendetwas Großartiges vorzubereiten, und am Ende kommt keiner.

Genau das meinte ich bereits oben. Anstatt daß man zusammen etwas für so eine gute Idee tut, kam nur Schmarrn heraus und dann der immens wichtige Gedanke, man könnte die Barfußparade in "dirty sole parade" umtaufen. Erstens bin ich ein unerbittlicher Verfechter der deutschen Sprache, welche schließlich ein Kulturgut der deutschen Bevölkerung ist, und der Begriff "multikulti" ist schlicht und einfach Blödsinn und zweitens ist diese Sprach- bzw. Kulturverunglimpfung absolut untragbar. Wahrscheinlich tippen sich manche hier im Forum an die Stirn, wenn sie dies lesen, aber ich bleibe dabei, daß leider viele "Dengländer" hier das Zugrundegehen einer Kultur tolerieren und sogar noch fördern.
Im Übrigen ist rein garnichts konstruktives aus der wirklich schönen und interessanten Idee entstanden, obgleich es doch für uns in der Minderheit befindlichen Barfüßer nur wünschenswert wäre, das Barfußlaufen publik zu machen und somit nahezu sämtliche Vorurteile durch so eine Veranstaltung aus dem Wege zu räumen. Stattdessen stellte man dieses Vorhaben u.a. mit der "Loveparade" gleich, wobei ich hier keinen Zusammenhang erkennen kann.

Gerade jetzt kann man beobachten, wie jemand ein Barfußtreffen in Essen (was für mich, von Ratingen aus betrachtet, gleich um die Ekke liegt) zustande bringen möchte, aber da ich just an dem besagten Wochenende bereits etwas anderes vorhabe, kann ich kein Interesse bekunden.

Wenn Essen nicht so weit weg wäre und ich vor allem Zeit hätte, würde ich gerne einmal Essen kennenlernen. Da es dort auch eine (oder mehrere?) Barfußdiscos gibt, wäre dies sicherlich eine ganz neue Erfahrung für mich, da ich noch nie in einer derartigen Einrichtung gewesen bin - abgesehen in Tunesien in einer Diskothek. Na ja, vielleicht klappt das irgendwann.

heute bis jetzt regenfreie, aber bewölkte und zu kühle, jedoch ganz herzliche Barfußgrüße
Franz

Ebenso bewölkte und kühle, aber ganz herzliche Barfußgrüße,
Markus U.

Derzeit alles andere als kühle Sommer - Barfußgrüße
Franz


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