Erlebnis contra Barfuß (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Tuesday, 20.07.2004, 22:55 (vor 7376 Tagen) @ Franz (S)

Hi Franz!

Endlich komme auch ich dazu, auf Deinen interessanten Bericht zu antworten. Hatte es heute in der Früh schon versucht, aber der PC "hing", und der ganze Beitrag war somit im Eimer :-(((

Hallo zusammen!
Heute hatte ich ein recht denkwürdiges Erlebnis im Zusammenhang mit meiner Barfüßigkeit:
Wie Ihr ja wahrscheinlich wißt, stelle ich nachts Zeitungen zu und tue dies grundsätzlich barfuß. Nun ergab es sich, daß ich eine Urlaubsvertretung in einem für mich völlig unbekannten Bezirk auf den Fildern übernommen hatte. Ich fuhr also dort hin, stellte mein Auto ab und begab mich mit Abolisten, Schreibwerkzeug, Stadtplan und barfuß in dieses Gebiet, da ich bei Tageslicht schauen wollte, wie ich das Gebiet nachts am Besten gehe und wo es Besonderheiten wie Zeitungsrohre, Ablagen und dergleichen gibt. Eine eigentlich ganz normale und eigentlich logische Angelegenheit, welche ich grundsätzlich in jedem neuen Bezirk anwende.
Ich rannte bereits gute vier Stunden durch das Gebiet, weil ich immer wieder die Route meines künftigen Zustellganges umstellen und optimieren mußte. Ich stand dann vor einem Briefkasten und machte mir Notitzen, als plötzlich ein Streifenwagen neben mir anhielt, die beiden freundlichen Herren ihre Dienstmütze aufsetzten und schließlich auf mich zukamen, mit der Frage, was ich denn hier suche und aufschreibe. Ich war etwas verwundert, in der Annahme, daß das öffentliche Schreiben und Schauen neuerdings eine Straftat sein könnte. Auf die Frage der Polizisten sagte ich, daß ich ihnen gerne erkläre, was ich hier mache, da ich als neuer Zusteller schließlich wissen müßte, wie das Gebiet aussieht, denn nachts sieht das alles wesentlich schwieriger aus. Dies haben sie sogleich verstanden und die Handschellen blieben zum Glück weg. Einer der Beamten sagte, daß ein Anwohner mich gesehen und sogleich die Polizei angerufen hätte.
Diese Person hatte wohl Angst, ich sei ein Einbrecher oder sonstwer und bin gerade dabei, die Gegend auszukundschaften. Außerdem wäre ich barfuß und das macht halt einen schlechten Eindruck.

Der Verdsacht, daß ein Einbrecher die Gegend auskundschaften könnte, ist leider Gottes gar nicht so abwegig. Allerdings würde ein wirklicher Einbrecher seine Erkundungen wohl "geschickter", d. h. unauffälliger durchführen. Er würde also seine Notizen nicht deutlich sichtbar vor den Häusern stehend, sondern im Auto sitzend machen und würde vielleicht die Gegend die ganze Zeit über im Auto sitzend beobachten oder er würde wie ein scheinbar harmloser Spaziergänger durch die Gegend schlendernund seine Notizen später machen, wenn es keiner sieht, und barfuß wäre er schon gleich gar nicht, weil das viel zu auffällig wäre.

Es spricht allerdings gegen den Anwohner, daß er sogleich die Polizei rief, statt zuerst einmal Dich anzusprechen und Dich zu fragen, was Du da machst. Diese Person war aber zu feige, um sich aus der Dekkung zu trauen, sondern rief lieber die Polizei und blieb selbst anonym.

Die Aussage des Polizisten, daß es einen schlechten Eindruck mache, daß Du barfuß bist, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Es ist zwar möglich, daß der Anrufer auf deine Barfüßigkeit hingewiesen hat, damit die Polizei den vermeintlichen Bösewicht besser erkennt, aber ich meine, daß der Polizist entweder seine eigene Meinung zum Barfußgehen geäußert hat oder aus der Tatsache, daß er letztlich unnötig herbeigerufen worden war, den Schluß zog, daß sich jemand, der barfuß geht, verdächtig macht.

Ich meinte nur: "Wieso, ich gehe immer barfuß, das ist doch wohl keine Straftat!?" Der Beamte verneinte das gleich und meinte nur, daß die Leute so denken: erstens bin ich dort unbekannt und dann noch so ein Auftritt. Da bekommen es die Leute in der Gegend schnell mit der Angst zu tun.

Sind wir jetzt schon so weit, daß die nackten Füße eines unbekannten Mannes Angst erzeugen? Und außerdem siehst Du doch auch ansonsten mit Deinem gutmütigen und vertrauenerwekkenden Gesichtsausdruck (der ja auch Deinem Wesen entspricht) alles andere als schrekkenerregend aus.

Ich konnte mein Lachen darüber gerade noch verkneifen, aber ein Grinsen zog sich dennoch durch mein Gesicht, als ich abschließend meinte, ich könnte mich ja auf etwas gefaßt machen, wenn ich nachts mit der Taschenlampe herumlaufe, da es dort zum größten Teil ganz dunkel ist. Zum Glück sieht dann keiner meine nackten Füße *g*. Die Beamten meinten, daß das schon sein könnte und daß ich evtl. ein paar Mal Besuch von ihnen bekäme. Bin mal gespannt ;-))
Sie verabschiedeten sich dann freundlich von mir, nachdem sie meine Personalien aufgenommen hatten und fuhren weg.

Die Begebenheit mit Humor und Gelassenheit zu nehmen, war vermutlich das Vernünftigste, und die normale Schutzpolizei verhält sich ja auch im allgemeinen einigermaßen höflich, und in Deinem Falle gab es ja auch einen Anlaß, Dich zu kontrollieren (nämlich den Anruf des Denunzianten). Zivilfahnder vom Bundesgrenzschutz, die sich wahllos auf anständige Menschen stürzen und diese grundlos durchsuchen, sind weitaus unangenehmer, wie ich aus leidvoller Erfahrung weiß :-(((

Ich glaube allerdings nicht, daß Du nächtlichen "Besuch" von der Polizei zu gewärtigen hast. Erstens ist die Wahrscheinlichkeit, nachts beobachtet zu werden, geringer, und zweitens sieht jeder, der aus dem Fenster schaut oder Dir begegnet, was Du machst, wenn Du mit Deinem Zeitungswagen von Haus zu Haus eilst und die Zeitungen in die Briefkästen oder Zeitungsrohre bugsierst. Und drittens werden Deine nackten Füße im Dunkeln nur demjenigen auffallen, der genau hinsieht ;-))

Fazit: Scheinbar wird man als Barfüßer in manchen Gegenden schnell als kriminell oder auch assozial betrachtet. Welch kleine Horizonte manche Menschen haben...

Das ist anscheinend leider so. :-(((

Kopfschüttelnd und trotzdem weiterhin barfuß
Franz

Gottlobs läßt Du ich durch sowas nicht beirren!

Solidarische Barfußgrüße,
Markus U.


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