(weil es die Mode so vorschreibt?)
Mein Freitagsstammtisch wurde gestern abend anlässlich "Kerwa" in den Hof einer Brauerei verlegt. Zum Fahrradfahren benutzte ich Flip Flops auf dem Hinweg weil die Pedale nicht besonders barfussfreundlich sind; die verschwanden dann aber in einem Leinbeutel wo sich auch ein Sweatshirt für die nachtkühle Rückfahrt befand, so dass das nicht auffiel. Der 88jährige Vater einer Stammtischschwester sass am Nebentisch und ich löste bei dessen achtzigjähriger Freundin ein heftiges Kopfschütteln aus als sie meine nackten Füsse bemerkte. Gut, dass ich durch die laute Musik nicht verstand was sie sagte.

Mir wurde erklärt, dass man auf dem Kopfsteinpflaster nicht barfuss laufen könne, dass spitze Steine weh täten, dass ich ein völlig unnötiges Verletzungsrisiko einginge und warum ich das tun würde und das man schon fröre, wenn meine nackten Füsse sähe; worauhin ich erklärte, dass es keinen großen Unterschied mache ob die nackten Füsse auf dem Boden stünden oder in Sandalen wären.
Was sonst noch gelästert wurde habe ich nicht mitbekommen.
Der Hammer kam dann, als ich den Brauereihof verließ um mir etwas zu essen zu besorgen.
Zunächst wollte ich auf die Toilette und ich muss zugeben, dass das Überwindung kostete, über die nassen und glatten und mit schwarzer Schmiere überdeckten Fliesen zu laufen.
Dann schaute ich mal kurz in die gegenüberliegende Brauerei und da traf ich die 16jährige Tochter meines Bruders, die gerade auf ihren sich in der Toilette befindlichen Freund wartete, den ich nicht kannte.
Nach "Hallo Lothar" fiel ihr Blick auf meine Füße und sie fuhr mich an: "Kannst du dir denn keine Schuhe leisten?" Rückfrage: "Wieso"?
Und dann: "Ist das etwa Absicht?" Antwort: "Natürlich ist das Absicht."
"Man muss Schuhe tragen, auch wenn Sie unbequem sind!" erklärte sie mir und sie führte mir stolz ihre topaktuellen hochhackigen (unbequemen?) Stiefel mit Pfennigabsatz vor, mit denen sie unterwegs war". Dann kam ihr Freund zurück und sie hakte sich sofort bei ihm ein und verschwand mit ihm durch den Hinterausgang um nicht an mir vorbei zu müssen und damit er mich nicht sehen konnte. Ich glaube, sie wollte in diesem Moment nicht mit mir verwandt sein.

Lothar