Ballon lockte Barfüßer aus den Verstecken! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Thursday, 15.07.2004, 14:13 (vor 7381 Tagen)

Gestern (14.7.2004) konnte sich der Sommer mit Temperaturen über 20°C endlich wieder durchsetzen. Als ich nach der Arbeit noch barfuß an der Wigger entlang radelte, hatte ich fast den Eindruck, als ob viele Leute gar nicht mitbekommen haben, daß der Sommer wiedergekommen war, so hoch war der Anteil an Leuten, die mit Jacken, Wollpullovern und langen Hosen am Flußufer spazierengingen oder radelten. Von den Kindern (nicht nur Mädchen) trugen jedoch erstaunlich viele Sandalen ohne Socken. Ob deren Eltern Socken und festes Schuhzeug bereits eingemottet haben, die übrige Winterkleidung jedoch noch nicht? Als ich auf einer Bank am Ufer eine Pause machte, setzte sich ein 72-jähriger Nachbar zu mir. Ich kann nicht sagen, ob er speziell meine Barfüßigkeit registrierte, jedoch war er erstaunt, daß ich auch sonst sehr leicht bekleidet war. Dabei gehört er selber nicht etwa zu denjenigen, die auch im Sommer lange Unterhosen und Hüte tragen, im Gegenteil: Ich habe ihn schon öfter zwar nicht gerade barfuß, aber immerhin in Sandalen ohne Socken, kurzen Hosen und weißem Träger-T-Shirt radfahren gesehen. Diesmal war aber auch er mit Jacke auf dem Rad unterwegs. Später radelte ich noch weiter Richtung Reiden, wo mir ein barfüßiger, ansonsten mit Wollpullover und langer Hose bekleideter Knabe auf dem Velo entgegen kam. Allzu sicher fuhr er nicht, jedoch weiß ich nicht, ob es an seiner Barfüßigkeit lag oder an anderen. Neben(!) ihm fuhr ein etwas jüngeres Mädchen, vielleicht sein Schwester. Ich hörte den Jungen noch sagen: "Siehst du, der Mann fährt auch barfuß. Nicht mal ein Libli hat er an. Und du willst unbedingt die Schuhe anbehalten!"
Ich hatte bereits Zofingen erreicht, als ich plötzlich sah, wie 6 beschuhte Mädchen von einem Grundstück herunterliefen und nach oben schauten. Da sah auch ich, daß ein Heißluftballon dicht über die Bäume am Wiggerufer hinwegflog - pardon: hinwegfuhr (Ballone und Zeppeline fliegen nicht im Gegensatz zu Flugzeugen, Helikoptern und Raketen, sie fahren)! Der Ballon überquerte knapp die Einfamilienhäuser, die Mädchen riefen: "Zugabe!" Aus allen Fenstern winkten Leute, die Ballonbesatzung winkte zurück. Auch in den Gärten standen Leute, einige liefen auch auf die Straße, nicht nur Kinder, auch Erwachsene. Aus allen Seitenstraßen der Siedlung kamen Leute gelaufen, um den Ballon zu verfolgen. Plötzlich sah ich, daß recht viele Leute barfuß waren. Und was mir besonders auffiel: Prozentual kamen mehr barfüßige Kinder und Erwachsene von denjenigen Grundstücken, die man von der Straße wegen dichter Hecken nicht einsehen konnten, als von Grundstücken mit niedriger Hecke. Laufen die Leute etwa gerne im Garten und auf der Terrasse barfuß, mögen aber von andersdenkenden Zeitgenossen nicht dabei beobachtet werden. Oder dienen die Hecken etwa dazu, daß man unbemerkt auch ganz andere Dinge außer Schuhen abstreifen kann? Nun, wo der Ballon über den Häusern kurvte und niemand das seltene Schauspiel versäumen wollte, taten sie wohl das, von dem sie glaubten, daß "man" so etwas nicht tut: Sie verließen barfuß ihre Gärten! Der Ballon fuhr weiter, gab noch mal "Gas", um die an Höhe zu gewinnen, damit er nicht die höheren Wohnblocks berührte. Zwei Kinder, der Junge barfuß, fuhren mit Rädern dem Ballon hinterher, auch ich tat es. Alle Siedlungen, die der Ballon überquerte, waren voll von Leuten, die am Fenster, in den Gärten und auf den Straßen standen. Aus einer Siedlung radelte ein Vater dem Ballon hinterher, seine Tochter barfuß, aber mit Velohelm folgte ihm. Der Ballon überquerte haarscharf die Oberleitung der Eisenbahn, die Leute am Boden mußten die Bahnlinie in einem Fußgängertunnel unterqueren. So kam es, daß in dem Augenblick, als der Ballon die Bahn überquerte, gerade 5 Velofahrer gleichzeitig in diesem Fußgängertunnel waren, 60 % barfuß (das kleine Mädchen, der Junge und ich) und nur 40 % beschuht (der Vater und das größer Mädchen). Wenn das immer so wäre! Der Ballon fuhr parallel zur Bahnlinie in Richtung Straßentunnel, die Straße führt in einer Senke unter der Bahn durch. Wir Radfahrer hatten einen weiteren Weg zu dem Straßentunnel. Nur ich war schnell genug geradelt, um gerade auf der Straße unter dem Ballon zu sein. Der Korb hing glitt nur knapp neben einer Straßenlampe vorbei und berührte fast noch einen Weidezaun, dann landete der Ballon. Etliche froh gelaunte Leute hatten sich am Rande der Wiese versammelt, nicht nur die Radfahrer, die dem Ballon gefolgt waren. Viele waren auch aus dem benachbarten Wohnblock gekommen, darunter auch vier kleine Kinder, vermutlich Geschwister. Bei diesen mußte man schon genauer hinsehen um deren Barfüßigkeit zu erkennen, weil die Hosen die Füße weitgehend verhüllten und sie auch noch dicke Wollpullover trugen. Man könnte meinen, daß sie ohne Erlaubnis der Eltern sich ihrer Schuhe entledigt haben, aber dem war nicht so, denn zumindest die fett beschuhte Mutter war auch dort. Oder hat sie es lediglich nicht mitbekommen, weil auch sie der Ballon abgelenkt hat? Was so ein Ballon nicht alles bewirkt hat. Lauter fröhliche Leute unweit der Landestelle, davon 7 Leute barfuß, 6 Kinder und ein Erwachsener (oder gelte ich auch als Kind, da meine Hose eher "knabenhaft" war?). Sollten nicht häufiger Ballons über die Siedlungen fahren, um die Barfüßer aus ihren Verstecken zu locken? Das würde vielleicht eine Zeitlang gut gehen, dann aber würden die Leute einen Ballon für genauso selbstverständlich halten wie heute ein Auto oder ein Fahrrad.
Wie dem auch sei, trotzdem kann ich nur sagen: Danke, Herr Ballon-Kapitän!

Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen


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