Verfolgungswahn? (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Thursday, 15.07.2004, 07:28 (vor 7381 Tagen) @ Gerhard Z

Hallo Gerhard!

"versetz Dich doch mal in die Lage eines Polizisten. Ein angetrunkener Jugendlicher ist wohl nicht unbedingt der seltenste Anblick."

Das stimmt! Und angetrunkene Personen sind nicht selten unberechenbar. Das trifft für einen (nüchternen) Barfüßer in der Regel nicht zu. Sollte der Lohn eines Polizisten von der Erfolgsquote abhängig sein, in diesem Fall von der Anzahl der kontrollierten Personen, so geht er bei der Kontrolle eines wehrlosen Barfüßers das geringere Risiko ein, selber verletzt zu werden, als bei der Kontrolle einer besoffenen Person.

"Aber ein barfüssiger, erwachsener Mann, mitten in der Nacht ist mit Sicherheit ein dermaßen seltener Anblick für einen Polizisten, daß der ihn wohl schon aus Neugier anspricht."

Das mit der Neugier stimmt wohl. Ich bin mal an einem Tag gleich zweimal von verschiedenen Polizeistreifen kontrolliert worden (mit Ausweiskontrolle), als ich mit dem Fahrrad von Zürich zurück nach Hause fuhr. Dabei war es aber noch nicht "mitten in der Nacht", sondern Mitte November nach Einbruch der Dunkelheit. Die Polizisten blieben höflich.

"Aber letztendlich ist es dch nichts Schlimmes, mit einem Polizisten reden zu müssen. Man wird ja nicht angehalten, weil man wie ein Verbrecher aussieht."

Die "richtigen" Verbrecher sind meistens so intelligent, daß sie sich so verhalten, daß sie nicht gleich auffallen (nicht barfuß, kein aufffälliges Auto, keine Verkehrsregeln mißachten).

"ich versteh prinzipiell nicht, warum sich manche Leute aufregen von der Polizei angesprochen oder kontrolliert zu werden. Wenn alles i.O. ist, passiert einem doch nichts. Oder habt ihr alle ein schlechtes Gewissen wegen irgendwas? Von mir aus können die mich jeden Tag dreimal kontrollieren."

Ich weiß nicht, woher es kommt, daß ich jedes Mal ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich ein Polizeiauto sehe. Wenn ich im Auto unterwegs bin (was selten vorkommt, da ich kein eigenes besitze), dann frage ich mich, ob ich vielleicht zu schnell wäre (was durchaus vorkommen kann). Auf dem Fahrrad im Dunkeln glaube ich gleich, mit der Beleuchtung wäre etwas nicht in Ordnung (die geht ja ziemlich schnell kaputt). Und wenn ich barfuß unterwegs bin, speziell bei eher tiefen Temperaturen, dann habe ich gleich einen "bösen" Zeitgenossen, für den barfuß gleichbedeutend ist mit verwirrt oder Verbrecher, in Verdacht, er hätte mich verpfiffen. Grundsätzlich ist es wirklich nichts schlimmes, von der Polizei angesprochen zu werden. Aber das kostet Zeit, die ich in dem Augenblick nicht unbedingt habe. Es kann durchaus möglich sein, daß ich dadurch einen Zug oder ein Flugzeug verpasse. Wer ersetzt mir dann den Schaden? Muß ich, wenn etwa immer noch eine Zeitreserve für eine allfällige Polizeikontrolle einplanen?
Was die Anzahl von Polizeikontrollen anbelangt: Innerhalb der letzten 20 Jahre wurde geriet ich einmal in eine Routinekontrolle, wo ALLE Fahrräder kontrolliert wurde. Dreimal war eine Polizeikontrolle berechtigt, weil ich mich verkehrswidrig verhielt. Alle übrigen Male (ca. 20) hatte ich dagegen mit gegen das Gesetz verstoßen, wenn man davon absieht, daß ich in allen Fällen nicht allzu winterlich gekleidet war. Solche Kontrollen fanden auch meistens in der kälteren Jahreszeit statt oder im Sommer, wenn es mal weniger warm war. Zöllner scheinen bei Kontrollen auch nach dem "Kleider-machen-Leute-Prinzip" zu selektieren. Aber soll ich, wenn ich unterwegs bin, immer nur Anzug und Krawatte, selbstverständlcih in Kombination mit geschlossenen Schuhen und Socken tragen, um unbehelligt voranzukommen? Nein! Ich lasse mir den Spaß am Barfußlaufen nicht verderben, weder von Polizisten, noch von Zöllnern, noch von Denunzianten.
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen


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