Zeitungsbericht über Barfußwanderung (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Stammposter, Friday, 09.07.2004, 15:55 (vor 7387 Tagen)

Hallo zusammen,
kurz vor der nächsten Barfußwanderung in der Wahner Heide am kommenden Sonntag, 11. 07. 2004 (Treffpunkt 14:00 Uhr Aggerstadion) erschien jetzt der Bericht von der Juni - Wanderung.
Die nächste Tour wird - neben drei Fotos - in einem Extra - Kasten angekündigt. Schade, dass das Wetter bei soviel Werbung nicht mitspielt!
Gruß Georg

Durch den Matsch zurück in die Kindheit

TROISDORF. Anfangs sind die Füße blind. Die Augen suchen Stock und Stein, vorsichtig tasten sich die Gehwerkzeuge voran. Die Erwachsenen lassen eine blubbernde Pfütze links liegen, verziehen im kühlen Matsch das Gesicht. Die Kinder kennen kein "Igitt". Sie waten durch wadenhohes, bräunlich-gelbes Brackwasser. Ihre Zehen bohren sich lustvoll in Sand und Schlamm, greifen Steine und Zapfen und schleudern sie hoch. Eine Spaziergängerin schaut verwundert an jedem herab: "Was machen Sie denn hier?" Einen Ausflug in vergangene Zeiten, könnten die 22 Älteren antworten, als es noch weniger Straßen und mehr Natur gab. Oder einen Gesundheitsgang, der Herz und Kreislauf und andere Körperfunktionen anregen soll. Oder, ganz schlicht: eine Barfußwanderung durch die Wahner Heide. [...]

24,7 Grad zeigt das Thermometer. [...] Maria Itzek schaut skeptisch. Sie wandere viel, doch auf bloßen Sohlen "nur auf dem Teppichboden", sagt die 61-Jährige. "Aber es soll ja gesund sein." Enkelin Nina Angermann, zweieinhalb, lässt sich zwischendurch von Papa tragen. Zu anstrengend ist der rund acht Kilometer lange Rundgang durch die Wiesen der Aggerauen, über die Dünen der Fliegenbergheide und den schmalen Waldpfad entlang zur Eremitage - und für den Bollerwagen ungeeignet.

Die Barhäuptigen in der Gruppe atmen auf unter den Schatten spendenden Baumkronen nach dem Sonnenbad auf den hohen Dünen, von denen sich ein prächtiger Ausblick eröffnete über die Aggersenke auf den Siegburger Michaelsberg. Die Kinder, die Sandburgen schaufelten und klopften, lassen sich nur murrend weiterziehen.

Spitze Steinchen stören längst nicht mehr, nur den harten Fichtenzapfen geht der nun Fortgeschrittene doch lieber aus dem Weg. Ein Fußbad im Bachlauf erfrischt und entfernt die schwarzen Schlammspuren. Der glatte Untergrund auf dem Weg zum Aggerstadion zurück scheint erheblich wärmer zu sein als noch vor dreieinhalb Stunden - dank der intensiven Sohlenmassage durch Gräser und Moos, durch Sandkörner, Fichtennadeln und Matsch prickelt es noch Stunden später bis hinauf in die Waden. Maria Itzek strahlt: "Heute Abend habe ich keine kalten Füße."

[Kölnische Rundschau, Rhein - Sieg - Rundschau, 08. 07. 2004]


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