Hi Barfußjan!

Es mag ja sein, dass das Feuerlaufen in verschiedenen Kulturkreisen üblich ist und auch seine entsprechend rituelle Bedeutung hat, aber für Mitteleuropa gilt das meines Wissens nicht.

Ich sehe weniger eine rituelle Bedeutung sondern viel mehr den schleichend vorangehenden Verlust des Bezuges zu den natürlichen Ursprüngen allen Lebens in den Industrienationen. Feuer ist nichts anderes als die Sonne selber, die in umgewandelter Form als Feuer z.B. in fossilen Brennstoffen ihren Ausdruck findet. Ob es wissenschaftlich beweisbar oder bewiesen ist kann ich nicht sagen, kann es gefühlsmäßig aber auf jeden Fall verstehen.

Dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen, und gelegentlich verbrenne ich auch einige persönliche Papiere oder Aufzeichnungen, die ich nicht mehr benötige (sie auf andere Weise zu entsorgen, wäre mir zu banal)zusammen mit Reisig, aber ich käme nie auf die Idee, hinterher durch die heiße Asche wandeln zu wollen. Ich laufe zwar gerne bei allen möglichen Temperaturen von -5° aufwärts über alle möglichen Böden einschließlich Grobschotter (auch wenn ich es auf letzterem nicht lange aushalte), aber das sind vorgefundene, wenn auch nicht unbedingt natürliche Böden, aber während meine Füße vom biologischen oder evolutionären Ursprung her zum Laufen auf diesen Böden geeignet bzw. konzipiert sind, ist das beim Feuerlauf nicht der Fall. Dieser gehört für mich vielmehr zu den "besonderen Leistungen", vergleichbar etwa mit dem Zerschlagen von Ziegelsteinen mit den nackten Zehenspitzen beim Kung Fu (und bei entsprechenden Darbietungen im Fernsehen fehlt aus gutem Grund auch niemels die eindringliche Warnung vor häuslichen Nachahmungsversuchen), welche entsprechende, unter Umständen möglicherweise sogar jahrelange mentale Vorbereitung erfordern. Mir wäre der barfüßige Feuerlauf einfach zu gefährlich; er gehört auch nicht zu meinen Zielen hinsichtlich eines barfüßigen Lebennsstils.

Das will ich nicht ausgeschlossen haben, die Beweggründe für's durch Feuer gehen können sicherlich unterschiedlich sein, m.E. sollte man sich auch nur dann mit dem Feuer einlassen, wenn man begriffen hat was es ist und damit auch versteht, dass es >niemals!< etwas anderes machen wird als in heisser Leidenschaft sich selbst zu sein. Das ist auch der Unterschied zwischen Achtung vor dem Feuer und Angst vor dem Feuer, ich habe Ersteres.

Das ist zwar eine sehr interessante Sichtweise, die meine Bedenken jedoch nicht auszuräumen vermag. Vor etwa zwei Jahren kam sogar einmal ein Bericht über einen Feuerlauf in Portugal (ob er im Rahmen eines Motivationsseminars angeboten wurde, weiß ich nicht mehr, aber letztlich spielt das auch keine Rolle), bei dem die Teilnehmer sich ganz üble und äußerst schwere Brandwunden an den Fußsohlen zugezogen haben. Solche Berichte schrekken mich wirksam ab.

Sommerliche, aber nicht feuerfeste Barfußgrüße,
Markus U.